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Ulrich Brosinsky
Registriert seit: 09.08.2004 Beiträge: 155 Wohnort: Weinstadt
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: Samstag, 18. März. 2006 00:33 Titel: Weder Kompromiß noch Rechtschreibfriede |
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P R E S S E S P I E G E L
Suche nach Rechtschreib-Frieden
Berlin - Im jahrelangen Streit um die Rechtschreibreform erhoffen sich die Kultusminister durch eine Fülle von Korrekturen nun einen neuen "deutschen Rechtschreibfrieden". Dies erklärte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Ute Erdsiek-Rave (SPD/Schleswig-Holstein), bei der Entgegennahme der vom Rat für deutsche Rechtschreibung erstellten Änderungsempfehlungen.
Die Kultusminister wollen darüber am Donnerstag in Berlin offiziell entscheiden. Erdsiek-Rave wollte dem Votum nicht vorgreifen, sagte aber: "Voraussehbar wird es Zustimmung geben."
Der mit Experten aus dem gesamten deutschsprachigen Bereich besetzte Rat unter Vorsitz des früheren bayerischen Kultusministers Hans Zehetmair (CSU) hatte in einjähriger Arbeit Korrekturvorschläge für die besonders strittigen Bereiche der 1996 beschlossenen Reform erstellt. Dazu zählen Teile der Getrennt- und Zusammenschreibung, der Groß- und Kleinschreibung, Zeichensetzung und Silbentrennung.
So soll nach den Empfehlungen wieder mehr zusammengeschrieben werden - vor allem dann, wenn ein einheitlicher Wortakzent vorliegt wie "abwärtsfahren", "aufeinanderstapeln" oder "querlesen". Bei feststehenden Begriffen wie "der Blaue Brief", "der Runde Tisch", "das Schwarze Brett" soll wieder "dem allgemeinen Schreibgebrauch" gefolgt und groß geschrieben werden. Verbindlichere Komma-Regeln sollen wieder für ein besseres Leseverständnis sorgen, sagte Zehetmair.
Die KMK-Präsidentin hofft, dass es mit den Korrekturen jetzt wieder eine "verbindliche Grundlage für eine einheitliche Rechtschreibung in allen deutschen Schulen ab dem neuen Schuljahr 2006/2007 gibt". Während in den Schulen von 14 Bundesländern die unstrittigen Teile der Rechtschreibreform bereits seit dem 1. August 2005 verbindlich sind, hatten Bayern und Nordrhein-Westfalen die Umsetzung der Reform zunächst ausgesetzt. Für die Übernahme der erneuten Änderungen soll in den Schulen wieder eine einjährige Toleranzfrist gelten, bei der Fehler vom Lehrer zwar kenntlich gemacht, aber nicht gewertet werden sollen.
Erdsiek-Rave sprach von insgesamt "moderaten Änderungen". Ein völliger Austausch der Schulbücher sei nicht nötig. Sie sollten im üblichen Turnus erneuert werden.
Zehetmair sagte, der Rat für deutsche Rechtschreibung sei bei seinen Vorschlägen "keinen leichten Weg" gegangen. Man habe dabei Auseinandersetzungen mit "den Puristen" der verschiedenen Lager führen müssen. Während die eine Seite den alten Zustand vor der Reform wiederherstellen wollte, habe die andere Seite an jeder Neuerung der Reform festhalten wollen. Doch weder die eine noch die andere Auffassung sei mehrheitsfähig.
Während die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, die zuvor zu den entschiedenen Reformkritikern zählte, die Korrekturvorschläge begrüßte, signalisierten die in der Forschungsgruppe Deutsche Sprache versammelten Reformgegner erneut Ablehnung. "Von hundert reformierten Wörtern blieben ungefähr 97 bis 99 von der Zehetmair-Reform unberührt." Auch der "Rechtschreibrebell" Friedrich Denk aus Weilheim, der zahlreiche Autorenproteste gegen die Rechtschreibreform organisiert hatte, bleib bei seiner Kritik. "Von Kompromiss und Rechtschreibfriede kann keine Rede sein, eine halbwegs brauchbare und stabile Reformschreibung ist nicht in Sicht", sagte Denk.
[Hervorhebungen UB]
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Diese dpa-Meldung erschien am 27. Februar 2006 u. a. auf den Netzseiten folgender Zeitungen: Heilbronner Stimme, Mittelbayerische, Merkur Online, Oberbayerisches Volksblatt.
Der Tagesspiegel und die Märkische Oderzeitung fügen hinzu:
Der Germanist und prominente Reformkritiker Peter Eisenberg, der die Akademie für Sprache und Dichtung im Rat vertreten hatte, sagte dagegen der dpa: "Das läuft wieder auf die alte Rechtschreibung zu." Es gebe "substanzielle Schritte in die richtige Richtung."
Als völlig offen bezeichnete Eisenberg die Frage, wie der Rat seine künftige Aufgabe einer permanenten Sprachbeobachtung erfüllen solle. "Der Rat, so wie er ist, kann das nicht", sagte er. Dies liege vor allem daran, dass ihn die Kultusminister mit keinerlei Ressourcen ausgestattet habe. "Da muss unbedingt ganz schnell eine Lösung gefunden werden." Der Rat ist von den Kultusministern zunächst für sechs Jahre eingesetzt worden und soll die Entwicklung der Rechtschreibung auch weiterhin verfolgen.
Zuletzt bearbeitet von Ulrich Brosinsky am Donnerstag, 23. März. 2006 11:21, insgesamt 1mal bearbeitet |
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Ulrich Brosinsky
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: Samstag, 18. März. 2006 01:49 Titel: Lammert: Debatte noch nicht vom Tisch |
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P R E S S E S P I E G E L
Debatte um Rechtschreibung geht weiter
Bundestagspräsident Lammert rüffelt die Politik - Elternvertreter zeigen sich erleichtert
Die Schüler sind die Opfer: Sie lernen ab dem nächsten Schuljahr auf Basis der Reform der Reform [Bildunterschrift - Anm. UB]
Berlin - Die Korrektur der Rechtschreibreform war aus Sicht von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) überfällig. Für ihn sei das Verfahren "ein famoses Beispiel dafür, wie mühsam die Politik gelegentlich Lösungen für Probleme sucht, die sie selbst ohne Not geschaffen hat", sagte Lammert dem 3Sat-Magazin "Kulturzeit". Die Kultusminister hatten am Donnerstag Änderungen an der Rechtschreibreform beschlossen.
Die Uneinigkeit sei besonders für die Schulen eine Zumutung, sagte Lammert. Er glaube nicht, daß mit der Entscheidung der Kultusminister die Debatte über die Rechtschreibung endgültig vom Tisch sei.
Die Minister hatten die Empfehlungen des Rates für Deutsche Rechtschreibung zur Nachbesserung der seit dem vergangenen Jahr verbindlichen Reform zuvor gebilligt. Die neuen Regeln sollen ab dem 1. August in allen deutschen Schulen eingeführt werden.
Der Bundeselternrat zeigte sich zufrieden mit der Korrektur der Rechtschreibreform. Die von der Kultusministerkonferenz verabschiedeten Regeln ließen erkennen, daß das Regelwerk mit Sorgfalt und Zurückhaltung weiter entwickelt worden sei, erklärte die Arbeitsgemeinschaft der Landeselternvertretungen am Freitag.
Sprache sei ein lebendiger Prozeß und der Rat für deutsche Rechtschreibung sollte die Weiterentwicklung der deutschen Sprache weiter begleiten und steuern. Der Bundeselternrat appellierte an die Ministerpräsidenten, die Entscheidung der Fachminister zu bestätigen und damit die Diskussion abzuschließen.
Die Gewerkschaft Bildung und Wissenschaft (GEW) meinte, die Rechtschreibung werde zwar nicht leichter und eindeutiger, aber die Schulen hätten so viele andere Probleme, daß die Reform beendet werden sollte. Sie hoffe, daß nun ein Schlußstrich gezogen sei, sagte GEW-Vizechefin Marianne Demmer im Deutschlandradio Kultur. Sie kündigte an, die GEW werde ihr Vorhaben zurückstellen, für eine gemäßigte Kleinschreibung nach angelsächsischem Vorbild einzutreten. "Im Moment haben wir keine Lust, diesen Streit aufzugreifen", sagte sie.
Österreich will sich unterdessen dem deutschen Zeitdruck zur Übernahme der Änderungen nicht beugen. Für die Umsetzung will Wien "mehrere Jahre" beanspruchen. Das kündigte gestern das österreichische Bildungsministerium an. Im Gespräch seien "mindestens drei Jahre". Zuvor sollen sämtliche Schulbücher in geänderter Schreibweise neu gedruckt werden. Heftige Kritik fanden die Änderungen bei Sozialdemokraten, Grünen und und dem Freiheitlichen Parlamentsklub BZÖ. Der Bildungssprecher der SPÖ Niederwieser verlangte sogar, einen "österreichischen Sonderweg" in der Rechtschreibreform einzuschlagen. Das Thema müsse "schleunigst auf die Tagesordnuzng des parlamentarischen Unterrichtsausschusses gesetzt werden". DW/dg.
DIE WELT, Artikel erschienen am Sa, 4. März 2006
www.welt.de/data/2006/03/04/854743.html
Zuletzt bearbeitet von Ulrich Brosinsky am Donnerstag, 23. März. 2006 11:19, insgesamt 1mal bearbeitet |
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Ulrich Brosinsky
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: Samstag, 18. März. 2006 02:35 Titel: Olbertz: Nie wieder |
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Olbertz: Politik soll sich künftig aus Rechtschreibung heraushalten Beschlussvorschlag für KMK: "Wir machen sowas nie wieder."
Berlin (AP) Sachsen-Anhalts Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz hat dafür plädiert, dass sich die Politik künftig aus der deutschen Rechtschreibung heraushält. In einem Deutschlandfunk-Interview sagte der parteilose Minister am Donnerstag, er werde in der Kultusministerkonferenz am Abend der nachgebesserten Rechtschreibreform auch deswegen zustimmen, "weil damit der gordische Knoten durchschlagen und vielleicht auch das Elend beendet ist".
Der Rat für deutsche Rechtschreibung habe mit seinen Korrekturempfehlungen "eine ganze Menge Unsinn zurückgenommen", der vorher dort hineingeraten sei, sagte Olbertz. Jetzt könne man vielleicht die Lehre ziehen, "aus der Politik heraus eine solche Geschichte nicht nochmal zu machen". Er habe schon immer kritisiert, "dass sich die Politik daran macht, die Muttersprache zu normieren". Das sei ein Fehler gewesen, der aber jetzt weitgehend behoben sei. Ansonsten würde er der KMK einen Beschluss empfehlen, der laute: "Wir machen sowas nie wieder."
Als intelligentere und angemessenere Lösung bezeichnete Olbertz das früher übliche Verfahren, bei dem die Dudenredaktion die Entwicklung der Sprache beobachtet und ab und zu vorsichtige Anpassungen jeweils mit den Neuauflagen des Dudens vorgenommen hatte. Wenn künftig der Rechtschreibrat ähnlich vorgehe, sei das in Ordnung. "Aber wenn wir jetzt jedes Jahr einen Riesenbeschlusskatalog vorgelegt bekämen, der sozusagen ständig in die Entwicklung der Sprache hinein interveniert, dann würde ich mich mit Verve dagegen stellen."
Gefunden bei www.finanzen.de/ am 2. März 2006 |
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Ulrich Brosinsky
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: Mittwoch, 29. März. 2006 16:39 Titel: Prominente Autoren: Kein "Rechtschreibfrieden" |
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RECHTSCHREIBREFORM
Es wird weiter gestritten: Hier die Erklärung prominenter Autoren wie Kehlmann, Kracht, Zaimoglu, Hermann, Hanika: Unsere Bücher erscheinen in bisheriger Schreibweise
Von "Rechtschreibfrieden" kann keine Rede sein, im Gegenteil: Kurz vor der Entscheidung der Ministerpräsidentenkonferenz über die Vorschläge des Rates für deutsche Rechtschreibung an diesem Donnerstag haben Schriftsteller und Rechtswissenschaftler, sowie die Bayerische Akademie der Schönen Künste an die Ministerpräsidenten appelliert, an der bisherigen Rechtschreibung festzuhalten. In einer gemeinsamen Erklärung der Schriftsteller, die von Daniel Kehlmann, Christian Kracht, Feridun Zaimoglu, Judith Hermann, Iris Hanika und anderen unterzeichnet ist, bekräftigen die Dichter, ihre Bücher weiter in der bisherigen Schreibweise drucken zu lassen.
Wortlaut des Schriftstelleraufrufes
Neuerdings ist von einem "Rechtschreibfrieden" die Rede und von einem "Kompromiß", der ihn ermöglicht haben soll. Wir fragen gar nicht, wer denn den dazugehörigen Krieg vom Zaun gebrochen hat. Aber wer will da mit wem worüber einen Kompromiß geschlossen haben? Die Sprache kennt keine Kompromisse, jedenfalls nicht solche, wie sie in nichtöffentlichen Sitzungen seit über zwanzig Jahren zwischen ein paar Dutzend Didaktikern, Linguisten und Ministerialbeamten sowie Verbands- und Wirtschaftsvertretern ausgehandelt werden.
"Es geht nicht darum, ob irgendein Schriftsteller eine kreative Sprachschöpfung findet, das soll er, sondern es geht darum, dass er nicht provokativ wirkend vom ,dass' beginnend bis zum ,Leid tun' das bewusst anders schreibt, als es gängig ist. Darum haben wir ja auch versucht, diese Korrekturen vorzunehmen." So äußerte sich unlängst Hans Zehetmair über die von ihm betriebene Reform der Rechtschreibreform.
Wir werden diese - allemal diffusen - Erwartungen enttäuschen. Der Staat gehört nicht zu den Instanzen, denen Literatur sich unterwirft. Sie wird sich um dessen Vorgaben um so weniger scheren, als diese die Intelligenz des Lesers beleidigen und die Tradition obsolet machen. Rechenschaft sind wir nur unseren Lesern schuldig, denen wir es leicht oder schwer machen können, der Tradition, in die wir uns einbetten oder von der wir uns absetzen, und letztlich dem eigenen Anspruch gegenüber, vor dem das Wort Bestand hat oder nicht.
Der Staat hat selbst ohne Not eine Situation hergestellt, in der er sich von der überlegenen Orthographie der gewachsenen und vitalen Schriftkultur provoziert fühlen muß. Die Literatur wird ihm aus dieser Lage nicht heraushelfen. Wir jedenfalls werden unsere Bücher weiter in der Schreibweise drucken lassen, die wir für richtig halten.
Klaus Böldl, Ralf Bönt, Ulrike Draesner, Julia Franck, Ines Geipel, Iris Hanika, Judith Hermann, Daniel Kehlmann, Jan Koneffke, Christian Kracht, Helmut Krausser, Björn Kuhligk, Eckhart Nickel, Norbert Niemann, Thomas Palzer, Antje Rávic Strubel, Lutz Seiler, Jens Sparschuh, Tim Staffel, Tina Uebel, Feridun Zaimoglu
Dazu auch der Bericht in der FAZ: Weiterlesen in der FAZ
Quelle: www.buchmarkt.de/index.php?mod=news&page=20959 vom 29.März 2006 |
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Ulrich Brosinsky
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: Donnerstag, 30. März. 2006 04:03 Titel: Zustimmung der Ministerpräsidenten (?) |
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P R E S S E S P I E G E L
Ministerpräsidenten stimmen über Rechtschreibreform ab
Zustimmung gilt als sicher
Düsseldorf/Berlin (ddp). Die Ministerpräsidenten der Länder werden sich auf ihrer Konferenz am Donnerstag in Berlin abschließend mit der reformierten Rechtschreibreform befassen. Es gilt als sicher, dass die Regierungschefs zustimmen, da zuvor die Kultusminister einstimmig für die Änderungen votiert hatten. Wie eine Sprecherin der nordrhein-westfälischen Landesregierung in Düsseldorf am Mittwoch auf ddp-Anfrage sagte, wird auf der Sitzung in der NRW-Landesvertretung in Berlin unter anderem auch über das Sportwetten-Urteil des Bundesverfassungsgerichts und die Föderalismusreform beraten. Nordrhein-Westfalen hat gegenwärtig den Vorsitz in der Konferenz.
Die Kultusministerkonferenz (KMK) hatte Anfang März den Änderungsvorschlägen des Rates für deutsche Rechtschreibung zugestimmt. Die Empfehlungen hatte der Rat unter Vorsitz des ehemaligen bayerischen Kultusministers Hans Zehetmair (CSU) in einem Zeitraum von rund einem Jahr ausgearbeitet.
Damit die Änderungen am 1. August in Kraft treten können, müssen die Länder noch entsprechende Verordnungen erlassen. Nachdem Bayern und Nordrhein-Westfalen als letzte Bundesländer angekündigt hatten, die neue Rechtschreibung verbindlich einzuführen, gäbe es dann erstmals seit der Reform von 1996 eine deutschlandweit einheitliche Rechtschreibung.
Einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Mittwochausgabe) zufolge, fordern unterdessen Schriftsteller, Rechtswissenschaftler und die Bayerische Akademie der schönen Künste in einer gemeinsamen Erklärung von der Ministerpräsidentenkonferenz, an der bisherigen Rechtschreibung festzuhalten. Die Änderungen an der deutschen Rechtschreibung beleidigten die Intelligenz des Lesers und machten die Tradition obsolet. Von einem Rechtschreibfrieden könne keine Rede sein.
www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/KULTUR/507645.html |
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Ulrich Brosinsky
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: Donnerstag, 30. März. 2006 11:53 Titel: VRS-Pressemitteilung zur Ministerpräsidentenentscheidung |
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Ministerpräsidentenentscheidung zugunsten des "Kompromisses" löst Probleme nicht - Rechtschreibfriede erst nach Beseitigung der Mängel möglich
Voraussichtlich werden die Ministerpräsidenten auf ihrer heutigen Konferenz die Reform der Rechtschreibreform einfach durchwinken. Der Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege (VRS) weist darauf hin, daß mit diesem angeblichen Kompromiß kein Rechtschreibfriede erreicht werden kann. Hans Zehetmair, Leiter des Rates für deutsche Rechtschreibung, hat diesen Kompromiß als politisch einzig mögliche Lösung verteidigt. Dies mag für die Verhältnisse im Rat zutreffen. Grammatikverstöße, Sinnentstellungen, willkürliche Unsystematik und erhöhte Fehlerzahlen an den Schulen erfordern eine andere Lösung: Rückkehr zu den bewährten Schreibweisen.
Wenn die Politik darauf besteht, etwas für richtig zu erklären, was nach der Grammatik falsch ist, beweist dies, daß es falsch war, die Politik mit dieser Aufgabe zu betrauen.
In der deutschen Sprachgemeinschaft lehnt eine überwältigende Mehrheit die Rechtschreibreform ab. Der Kompromiß im Rat, in dem Reformbefürworter die Mehrheit haben, ist demokratisch bedeutungslos. Die Unterschriftensammlung des Deutschen Elternvereins e. V., der Aufruf der 22 Bürgerinitiativen und der gestrige Appell von Schriftstellern, Rechtswissenschaftlern sowie die Bayerische Akademie der Schönen Künste an die Ministerpräsidenten bestätigen dies.
Ein weiterer Aspekt sind die auch nach der Reform der Reform verbliebenen inneren Widersprüche, diese erfordern umfassende Korrekturen, schon deshalb kann die heutige Fassung nicht als Abschluß des Reformwerkes angesehen werden.
Die Ministerpräsidenten haben es in der Hand, ob der Reformneubau weiterhin ein Sanierungsfall bleibt, oder ob mit der Rückkehr ins vertraute und vor allem funktionsfähige Heim der bewährten Schreibweisen Probleme und Widersprüche auf einen Schlag beseitigt werden.
Was hindert die Ministerpräsidenten, das Volk zu vertreten, anstatt der Minderheit von unter 10% der Reformbefürworter willfährig zu sein?
Der VRS wendet sich entschieden gegen Manipulationen an der Sprache aus ideologischen Gründen oder wirtschaftlichen Interessen. Es ist einer Sprachkultur unwürdig, ständig künstlich Neuerungen einzuführen, nur um diese vermarkten zu können.
Wer sich mit dem Gedanken an die Rückkehr zur klassischen Rechtschreibung nicht anfreunden mag und weiterhin meint, wir benötigten eine Aufsicht über die Entwicklung unserer Sprache, könnte doch mit uns zumindest darin übereinstimmen, daß diese Aufgabe in unabhängige Hände gelegt werden sollte, damit alle theoretischen und praktischen Aspekte Gehör und Berücksichtigung finden, sowie Entscheidungen ohne vorherrschenden Einfluß von Ideologie und Kommerz möglich werden.
Pressemitteilung des Vereins für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e. V. (VRS)
Abdruck honorarfrei - Beleg erbeten!
Pressekontakt:
Elke Philburn, Pressesprecherin des VRS
www.vrs-ev.de/vorstand.php#philburn
pressesprecher@vrs-ev.de |
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