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Zur Rolle der Medien
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
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Beitrag: Freitag, 18. Jun. 2004 18:32    Titel: Zur Rolle der Medien Antworten mit Zitat

Die Medien tragen eine gravierende Mitschuld
Das sollte einmal eingehend zum Thema gemacht werden

Die Medien, allen voran die Deutsche Presse-Agentur und die Tages- und Wochenzeitungen, tragen eine gravierende Mitschuld an der mißlichen Entwicklung nach Einführung der Rechtschreibreform. Sie unterschlagen jetzt bereitwillig, daß ihre Ausgaben nur so vor Fehlern strotzen, die meistens in einer Art übertriebener Generalisierung der neuen Regeln entstehen. Im Zweifelsfalle wird nur noch auseinandergeschrieben. „Damit keine lange Weile aufkommt“, ist wahrscheinlich das beste Beispiel für die allgemeine Verunsicherung immerhin unter Profis, die täglich schreiben. Wie sehr die neuen „Regeln“ dem natürlich entwickelten Sprachgefühl widersprechen, wird jeder, ganz sicher jeder Redakteur einer Tageszeitung bestätigen können, wenn er zum tausendsten Male im Duden nach den roten Eintragungen suchen muß.
Es ist schade, denn eine wichtige Chance wurde verpaßt: Eine Situation war zuletzt denkbar, die hätte der Rechtschreibreform auf Anhieb das Genick gebrochen: wenn dpa und zumindest am Anfang vereinzelt mutige Zeitungsverlage in einer Art Welle zur bewährten Rechtschreibung zurückgefunden hätten. Aber wahrscheinlich hat die wirtschaftliche Medienmisere auch hier dazu beigetragen, daß solche richtungsweisenden Entscheidungen gar nicht erst angedacht worden sind.
Mittlerweile hat es doch jeder Praktiker bei einigem Nachdenken mitbekommen: Die Orthographie wird eben nicht in der Schule geregelt. Mag sein, daß über die Rechtschreibung in der Schule zwangsläufig am häufigsten reflektiert wird, doch die Schule steht in der Reihe der Instanzen, die sie regeln, am untersten Ende. Die Medien, dort wo täglich geschrieben wird, die sind entscheidend. Es ist ein Armutszeugnis, daß sich die Zeitungen – wahrscheinlich schlecht beraten und allzu unterwürfig - buchstäblich das sprachliche Heft haben aus der Hand nehmen lassen.
Ich finde, die absolut peinliche und ätzend amateurhafte Rolle der deutschen Medien sollte endlich einmal zum Thema dieser Geschichte gemacht werden!

09.06.2004, Eckhard Hoog

www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?WedJun922:31:29CEST2004
__________________________________________________________________

Redakteur Eckhard Hoog (eho)
Aachener Zeitung, Redaktion Kultur
Dresdener Straße 3
52068 Aachen
e.hoog@zeitungsverlag-aachen.de
www.aachener-zeitung.de
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=265

Was sind „die Medien“?
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutscher_Zeitungen
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutscher_Zeitschriften (noch nicht vorhanden)
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutscher_Rundfunkanstalten (noch nicht vorhanden)
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutscher_Fernsehanstalten (noch nicht vorhanden)
http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Periodikum_in_alter_Rechtschreibung
* Liste der reformfreien Zeitungen und Zeitschriften - www.gutes-deutsch.de

Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Samstag, 14. Jan. 2006 18:48, insgesamt 10mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Freitag, 18. Jun. 2004 18:51    Titel: „Orthographie wird ... nicht in der Schule geregelt“ Antworten mit Zitat

„Orthographie wird ... nicht in der Schule geregelt“

Herr Hoog bringt es auf den Punkt; seinem Beitrag kann ich nichts Weiterführendes mehr hinzufügen. Nur so viel: Als im Jahr der allgemeinen Umstellung der Agenturen auf Neuschrieb die Karlsruher Sonntagszeitung stolz ihren Übergang zu den „modernen Regeln“ publizierte, erfand sie sogar gleich ZWEI Hausorthograohien: Eine abgeschwächte (denn nicht alles am Neuschrieb war ja so besonders nützlich) und eine vollständig am Neuschreib orientierte, und zwar für die Kinderseite! Begründung: Damit die Kinder beim Lesen nicht irritiert werden. Geht’s noch kurioser? Soweit zu den Medien ...

Auch wenn die Regeln Unsinn sind,
sind sie gut genug fürs Sonntagskind :)

9.6.2004, J. Langhans, Karlsruhe
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?WedJun923:17:25CEST2004
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Manfred Riebe



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Beitrag: Freitag, 18. Jun. 2004 18:59    Titel: Mehr davon Antworten mit Zitat

Mehr davon
Ich sammle alles


Als ob ich es nicht geahnt hätte, bitte mehr von solch schönen Beispielen, die viel mehr und sehr viel lebhafter und anschaulicher als alle sachlichen Aufsätze den Unsinn der ganzen Geschichte dokumentieren können.

9.6.2004, Eckhard Hoog
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?WedJun923:32:41CEST2004

Sie erreichen mich unter e.hoog@zeitungsverlag-aachen.de
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?ThuJun1023:31:46CEST2004
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Manfred Riebe



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Beitrag: Dienstag, 22. Jun. 2004 16:07    Titel: Warum stellten die Nachrichtenagenturen um? Antworten mit Zitat

Warum stellten die Nachrichtenagenturen um?
„Die bisherige Rechtschreibung war klar, lesbar und verunsicherte niemanden“
___________________________________________________________________

Zeitungsleser


Der 1.8.1999, und damit der Tag, an dem die meisten Zeitungen auf die neue Rechtschreibung umstellen, ist da. Es bleibt unerfindlich, warum die 11 Nachrichtenagenturen: AFP, AP, dpa, ddpADN, epd, KNA, Reuters, sid, vwd, APA (Österreich) und SDA (Schweiz) den Beschluß zur Umstellung gefaßt haben - sehr wohl wissend, daß bei der Neuregelung so manches im argen liegt. Daher übernehmen sie auch die Neuregelung nicht blind, sondern haben eine eigene Hausorthographie geschaffen, nach der sich der Einfachheit halber auch die Zeitungen richten - mit einigen löblichen Ausnahmen. Es sind dies in Deutschland alle 14 Zeitungen des schleswig-holsteinischen Zeitungsverlages (geschätzte Auflage 500.000) sowie die Neue Bildpost, in Österreich sind es: Die Presse, Die Ganze Woche, News, täglich Alles, tv-Media und Format. Darüber hinaus haben Gruner+Jahr sowie DIE ZEIT wiederum eigene Hausorthographien kreiert.
Begründungen für die Einführung der Hausorthographie der Nachrichtenagenturen kann man zur Zeit allenthalben lesen: „Teilweise weichen die Vereinbarungen auch von den offiziellen Regeln ab, um die Lesbarkeit sicherzustellen” (Stuttgarter Nachrichten, 28.7.99). „Wir wollten den Leser nicht verunsichern, ... . Und man wich, der Klarheit wegen, bei feststehenden Begriffen aus Adjektiv und Substantiv sogar von der offiziellen Neuregelung ab” (Sindelfinger Zeitung, 28.7.99). Die bisherige Rechtschreibung war also klar, lesbar und verunsicherte niemanden. Warum hat man sie dann umgestellt? Es ging offenbar gar nicht um die häufig angeführte sogenannte „Vereinfachung” für die Schüler. Karl Blüml, der Vertreter Österreichs in der Zwischenstaatlichen Kommission, klärt die Bevölkerung darüber auf (Ruta/Ahrens: Der nackte Kaiser. St. Goar: Leibniz Verlag, 1998, S. 50, DM 6.-): „Das Ziel der Reform waren gar nicht die Neuerungen. Das Ziel war, die Rechtschreibregelung aus der Kompetenz eines deutschen Privatverlages in die staatliche Kompetenz zurückzuholen.” Hierzu erübrigt sich jeder Kommentar.
Die Hersteller von Computerprogrammen wittern ebenfalls das große Geschäft. Der Duden-Konverter überläßt dem Benutzer die Wahl bei mehreren Varianten. Andere Programme erlauben gleichzeitig alte und neue Schreibweise, wobei man daran arbeitet, daß der Computer die alte oder die neue Schreibweise erkennt. Allerdings haben die Programme zum Teil große Probleme mit kontextabhängigen Regeln, vor allem im Bereich Groß- und Kleinschreibung - was nach Aussagen der Firma SoftEX ein derzeit „noch nicht gelöstes Problem” darstellt. „Eine Korrektur nach den speziellen Regeln der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen ... sieht allerdings keines der bislang erhältlichen Produkte vor” (Frankfurter Neue Presse, 28.7.99).
Eine Befragung der Unternehmen zeigt, daß die Ablehnung gegen die Reform eher noch gestiegen ist. Eine Umfrage der Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer unter 350 Mitgliedsfirmen Ende 1998 hat ergeben, „daß über 91 Prozent der Betriebe die Übergangsfrist bis 2005 voll ausschöpfen wollen, 46 Prozent der Betriebe verweigern die Umstellung sogar völlig” (Dräger, 17.7.1999). Eine Befragung von 1000 Österreichern zur Rechtschreibreform durch das Meinungsforschungsinstitut spectra vom Februar 1999 ergab, daß von den „14 Prozent Anwendern der Reform” 4 von 10 dies gegen ihre Überzeugung tun. Bei einer TED-Umfrage des Berliner Senders 106,7 am 9.7.1999 sprachen sich von den über 3000 Anrufern 91,6 Prozent gegen die Reform aus. Eine Umfrage des „Nordbayerischen Kurier” hat gezeigt (28.7.99), daß bei Firmen und Behörden zum Teil eine Mischform aus alt und neu praktiziert wird, daß man sich im übrigen Zeit läßt bis 2005 und daß man speziell den Richtern beim Amtsgericht die Anwendung der Neuregelung „im Moment nicht vorschreiben” könne. In bezug auf die Zeit der Übergangsregelung von Mitte 1996 - Mitte 2005 wird bedauernd festgestellt, daß „die lange umkämpfte Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung ... für diese acht Jahre wieder verloren” ist (es sind 9 Jahre).
Auch wenn im einzelnen Artikel einer Zeitung die Anzahl der Änderungen gering sein mag - auf eine ganze Zeitungsseite und erst recht auf eine ganze Zeitung von 60 oder mehr Seiten bemessen, sind es über tausend. Aber auf die Anzahl kommt es nicht an. Jedes Wort, das aufgrund der Neuregelung schwer lesbar bzw. von der Bedeutung her falsch geschrieben ist und daher auch falsch verstanden wird, schafft Verwirrung und stört die Zufriedenheit des Lesers mit seiner ihm ansonsten liebgewordenen Zeitung. Der Beschluß der Nachrichtenagenturen ist von vornherein nicht auf Endgültigkeit angelegt, sondern auf Änderung. Heißt es doch, daß man die Entwicklung „beobachten” und ggf. „reagieren” wolle. Da die meisten Neuschreibungen schlichtweg falsch sind, weil sie gegen Semantik und Grammatik der Sprache verstoßen, ist eine Beobachtungsphase nicht vonnöten, man kann gleich „reagieren”.
Die Nachrichtenagenturen und die Zeitungen könnten also sehr schnell den Beschluß fassen, den Zeitungslesern ihr Vergnügen am Zeitungslesen durch Rückkehr zur bisherigen Schreibweise zurückzugeben. Die Bevölkerung hat sich eindeutig gegen die Reform ausgesprochen. Jetzt sind die Zuständigen an der Reihe, dem Unsinn der Reform nicht nachzugeben, sondern den Zeitungs”leser” zufriedenzustellen; denn die Schrift ist zum Lesen da. Einmal Geschriebenes wird tausendfach gelesen.

Dr. Maria Theresia Rolland, Bonn, den 1.8.1999

www.rechtschreibreform.com/Seiten2/ Wissenschaft/985RollandLeser.html
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Manfred Riebe



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Beitrag: Mittwoch, 23. Jun. 2004 09:38    Titel: Zur Meinungsmache der „vierten Gewalt“ Antworten mit Zitat

Zur Meinungsmache der „vierten Gewalt“
Gegenmaßnahmen der Reformkritiker


Weil die meisten Zeitungen auf Betreiben der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen unter Führung der dpa am 1. August 1999 auf den Neuschrieb umstellten und seitdem sogar die Leserbriefe nicht mehr authentisch abdrucken, sondern ebenfalls in die neue Primitiv- und Beliebigkeitsschreibung - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=105 - umwandeln, half der Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (VRS), eine neue Sprachzeitung, die DEUTSCHE SPRACHWELT - www.deutsche-sprachwelt.de - aus der Taufe zu heben, die ein kleiner Trägerverein „Verein für Sprachpflege“ (VfS) in der bewährten traditionellen Rechtschreibung herausgibt.

Die Nummer 1 erschien im Mai 2000 u.a. mit Artikeln von Professor Theodor Ickler und Hans Krieger. Die DEUTSCHE SPRACHWELT enthält neben anderen Themen aus der Welt der deutschen Sprache auch solche Informationen, die das Medienkartell und die staatlich finanzierten Sprachpflegevereine, die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=290 - und das Institut für deutsche Sprache (IDS), inklusive der Sprach-Nachrichten des VWDS/VDS, seit dem 1. August 1999 weitgehend unterdrückten und der Bevölkerung vorenthielten.

Die Betreiber der Rechtschreibreform, die staatlich finanzierten Sprachvereine, die GfdS und das IDS, verschweigen im Handbuch „Förderung der Sprachkultur in Deutschland. Eine Bestandsaufnahme“, 1999, die Existenz des VRS. Dieses Unterschlagen des VRS als eines oppositionellen unabhängigen Sprachpflegevereins ist recht aufschlußreich: Man hat Angst vor der Wahrheit, d.h. vor der Information und Aufklärung durch den VRS. Professor Christian Gizewski, TU Berlin, hat deshalb meinen aufklärenden Aufsatz „Was bedeuten 'Wahrung' und 'Förderung' der Sprache und der Sprachkultur?“, der das Verhalten der GfdS und des IDS darstellt und daher eine Schlüsselfunktion hat, in seine Internetseite hineingestellt:
www.tu-berlin.de/fb1/AGiW/Cricetus/SOzuC1/SOVsRSR/ArchivSO/MRiebe1.htm

Das Erscheinen der DEUTSCHEN SPRACHWELT trug mit dazu bei, daß die FAZ zur herkömmlichen Rechtschreibung zurückkehrte - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=123 -. Weil ein großer Teil der Presse seit August 1999 Nachrichten und Leserbriefe über die Rechtschreibreform weitgehend unterdrückte oder in den Neuschrieb umfälschte, richteten Reformkritiker Netzseiten ein - www.vrs-ev.de/links.php -, so daß die Diskussion über die Rechtschreibreform zunehmend im Internet stattfand. Um völlig unabhängig und vor jedweder Zensur fremder Seitenbetreiber sicher zu sein, richtete der VRS am 8. Januar 2002 eine eigene VRS-Netzseite ein: www.vrs-ev.de . In einem Leserbrief an gleichgeschaltete Zeitungen schreibe ich nach dem Betreff: Authentischer Abdruck gemäß Urheberrecht erbeten! - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=131 -. Meinem Wunsch wird meist stillschweigend entsprochen. Aber es gibt auch negative Ausnahmen bis hin zur Nötigung, so wie Verlage es mit abhängigen Autoren treiben. So schrieb mir der Chefredakteur der Nürnberger Zeitung:
„Wie die meist überwiegende Mehrheit der deutschen Tageszeitungen haben auch wir uns für die Anwendung der neuen Rechtschreibung entschieden. Unter der Voraussetzung, dass auch Sie unsere Entscheidung akzeptieren, sind wir gerne bereit, Ihren Leserbrief zu veröffentlichen. Sollte dies nicht der Fall sein, sehen wir uns dazu außer Stande.“ - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=138

Der Neuschrieb wurde leider auch von den Zeitschriften großer Sprachpflegevereine übernommen, z.B. von den Zeitschriften der GfdS und des IDS und zunächst auch von den „Sprach-Nachrichten“ des VDS/VWDS. Dagegen blieben „Die deutsche Schrift“ des „Bundes für deutsche Schrift und Sprache“ (BfdS) und die „Wiener Sprachblätter“ des Vereins „Muttersprache“ standhaft. Die Neuerscheinungen von Sprachzeitungen in traditioneller Rechtschreibung, die DEUTSCHE SPRACHWELT und die „Wengersche Allgemeine“, zeigen, daß man mit der Vorreiterrolle und der Selbstgleichschaltung der Sprachpflegevereine nicht einverstanden ist.

Nach der Umstellung vieler Medien auf den Neuschrieb sammelten wir seit Herbst 1999 in einer Liste reformfreie Medien. Ein Mitglied fand sich bereit, unsere Liste der reformfreien Zeitungen und Zeitschriften ins Netz zu stellen: www.gutes-deutsch.de. Wir zeigen mit bisher über 300 gesammelten Titeln, daß die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, die am 1. August 2000 zur traditionellen Rechtschreibung zurückkehrte, keineswegs alleine steht - www.vrs-ev.de/pm130903.php -. Wenn jemand reformfreie Zeitungen und Zeitschriften findet, dann wären wir dankbar, wenn er deren Impressum mit der Internetadresse hier einträgt.

Ich hatte auch versucht, in einer Presseserie die Rolle der deutschen Medien zu thematisieren. Zentral war folgende VRS-Pressemitteilung vom 28. August 2003: Gleichgeschaltete Presse verharmlost Rechtschreibreform - Totschlagargumente der Reformer und Kultusminister werden verbreitet - www.vrs-ev.de/pm280803.php -. Aber auch die anderen Folgen der Serie kreisten um das Thema.

Wir hatten während des Berliner Volksbegehrens gegen die Rechtschreibreform vom 10. Mai bis 9. Juli 1999 eine kostspielige 20teilige Anzeigenserie im Nachrichtenteil der Berliner Zeitung jeweils auf Seite 2 gebracht - www.rechtschreibvolk.de/riebeanz.htm -. Die Berliner Zeitung brachte aber drei enthüllende Anzeigen nicht, d.h. weigerte sich, diese zu veröffentlichen. Auch unsere Radiospots mit Manfred Krug wurden gestoppt!

Das Problem ist, daß die Agenturen und Zeitungen, die unsere Pressemitteilungen erhielten, fast nichts brachten. Deshalb sind Reformkritiker auch in Diskussionsforen und Gästebüchern einiger Zeitungen aktiv - vgl. die Rechtschreibreform-Foren in Online-Zeitungen - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=291 -, siehe z.B. das Forum der Süddeutschen Zeitung. Aber bestimmte Online-Redaktionen, die unabhängig von den Zeitungsredaktionen sind, löschen reformkritische Foren und Stränge. Das Löschen des SZ-Rechtschreib-Forums habe ich hier offengelegt: www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=153 -.

Ein anderes Beispiel ist das Forum des Münchner Merkur - www.merkur-online.de/forum/index.html?mode=th_liste&bo_id=12&fCMS=171816a788ca69342edad867969f8999 -, in dem die reformkritischen Beiträge einige Male schon am nächsten Tag gelöscht waren. Ich beschwerte mich kürzlich und bin neugierig, ob meine neuen Einträge wieder gelöscht werden. Im Forum des Nordbayerischen Kurier dagegen wurden die reformkritischen Stränge zwar für weitere Einträge gesperrt, aber man kann sie noch lesen. Diese Zensur habe ich hier dokumentiert: www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=315

Die Hannoversche Allgemeine Zeitung - http://alt.hazforum.de/index.php?s=1e991da81c08d52837cbd9008b14b1d4&act=ST&f=16&t=96&st=0&hl=riebe
http://alt.hazforum.de/index.php?s=1e991da81c08d52837cbd9008b14b1d4&act=ST&f=16&t=132&st=0&hl=
- sperrte mich unter einem Vorwand aus ihrem Forum aus, damit ich den Strang „PISA und die Rechtschreibreform“ nicht fortführen und weiterbedienen konnte. Aber der Strang wurde nicht gelöscht. Man kann ihn ebenfalls nachlesen und feststellen, daß sich darin auch anonym HAZ-Moderatoren und ihr anonymer blödelnder Anhang tummeln. In der Hochburg des ehemaligen niedersächsischen Kultusministers und Präsidenten der Kultusministerkonferenz Rolf Wernstedt - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=187 - und seiner Kultusbürokraten ist das eigentlich kein Wunder. Gerd Sader schrieb am 20.06.2004 über den jetzigen Kultusminister von Niedersachsen, Bernd Busemann, ins Gästebuch des Kultusministeriums in Hannover: „Jeder weiß doch, dass der KM beratungsresistent ist. Und wenn seine Leute hier auf den Seiten die neue Schreibweise ignorieren, dann geben sie beredt Zeugnis ab, welches Niveau auf allen Ebenen und Gebieten hier herrscht.“ Siehe: „Der Kultusminister ist beratungsresistent“ - 22. Jun. 2004 18:00 in http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=1252#1252

Als Vorwand für meine Sperrung bzw. Verletzung meiner Meinungsfreiheit diente, daß ich in einem HAZ-Strang über den Irak-Krieg das gegen die USA gerichtete Gedicht Erich Kästners: „Das letzte Kapitel” (1930) zitierte. Das ist nur ein weiteres Beispiel für den Machtmißbrauch einiger Journalisten, die das Grundrecht der Meinungs- und Pressefreiheit nur für sich in Anspruch nehmen. Womöglich tun sie das auf Anweisung von oben als Mann für’s Grobe, um unbequeme Meinungsäußerungen zu unterdrücken.

In gleicher Weise wie die SZ löschten die CDU, CDU-NRW und die SPD in ihren Foren die gutbesuchten Stränge über „PISA und die Rechtschreibreform“. Dagegen steht dieser Strang noch heute im moderierten CSU-Forum: www.csu.de/home/Display/Forum/disp_forum?&op=show_posting&posting_id=811&forum_id=37

„Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!“ (VRS)
___________________________________________________________________________

Wer ist denn die angebliche Mehrheit der Experten, die über den angeblichen Erfolg der sogenannten Rechtschreibreform urteilten und worüber die Zeitungen brav berichteten? Siehe: Keine offizielle unabhängige Begutachtung - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=254 -.

Siehe auch:

- Gleichgeschaltete Presse verharmlost Rechtschreibreform - www.vrs-ev.de/pm280803.php
- Orthographische Gleichschaltung - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=197
- Desinformation - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=120
- Zensur - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=178

Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Freitag, 03. März. 2006 22:38, insgesamt 7mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Freitag, 10. Sep. 2004 13:48    Titel: Medienmacht bewiesen Antworten mit Zitat

Medienmacht bewiesen
„freiwillig in vorauseilendem Gehorsam den Staatsvorgaben gefolgt“
Lesern die neue Schreibung aufgezwungen, die niemand wollte

_______________________________________________________________________________

@Mr_Stephen
In Antwort auf:
_______________________________________________________________________________

Genauso könnten die Zeitungen in kyrillisch drucken, alle Leser dazu nötigen Schweitzer oder Österreichische Zeitungen zu kaufen und auf eine Feststellung einer Verfassungswidrigkeit der gelehrten lateinischen Schrift hoffen.

Was sollte denn das für eine Demokratie sein, in der die Verlage (=jusristische Personen ohne Wahlberechtigung) das Volk wider einer festgelegten Rechtschreibung zu einer anderen Schreibweise nötigen? Soll nach Ihrer Meinung das geltendes Recht sein, nur weil sie mit Millionen-Auflagen ganz Deutschland erreichen? Ich denke, Sie verkennen, dass die Verlage keine Repräsentative Mehrheit darstellen und auch den Begriff „Kompetenz“ nicht für sich alleine gepachtet haben.
______________________________________________________________________________________

Verzeihung, Mr._Stephen, ich weiß nicht, ob ich Sie richtig verstehe. Es ist nun so, daß der Staat NIEMANDEN zwingen kann, in einer bestimmten Weise zu schreiben, abgesehen von den Schülern. Auch bei Beamten ist die neue Schreibung nur eine Soll-Vorschrift (was natürlich nur rein theoretisch zur Schreibfreiheit für Beamte führt.) Die Schrift und Orthographie gehört nicht in staatliche Befugnis. Es kann also keine Rede davon sein, daß umkehrwillige Verlage irgendwelche Verfassungswidrigkeiten begehen - sie könnten tatsächlich in Kyrillisch schreiben, wenn sie wollten, und hätten die pekuniären Folgen mangelnder Akzeptanz ausschließlich selber zu tragen, aber DÜRFEN dürften sie ganz selbstverständlich.

Man könnte umgekehrt fragen, was die Verlage eigentlich damals dazu berechtigt hat, über Nacht der gesamten Leserschaft ungefragt die neue Schreibung aufzuzwingen, die von niemandem gewollt war. Da haben die Verlage ja nun ebenfalls ihre Medienmacht bewiesen und sind freiwillig in vorauseilendem Gehorsam den Staatsvorgaben gefolgt, die ausdrücklich nur für die Schule gelten - bis die erste Zeitung, die FAZ, merkte, auf welchem Holzweg die Sache war und so mutig war, den Rückweg anzutreten. (Zur Ehrenrettung der Verlage sei gesagt, daß sie natürlich vernünftigerweise die Einheitlichkeit der Schreibung wahren wollten. Das hat sich nun aber schnell als Illusion herausgestellt.)
Wie das Bundesverfassungsgericht ausdrücklich dargelegt hat, hatte der Staat nur die Berechtigung, für den Bereich der Schule eine Neuregelung zu schaffen; jeder andere habe das vollkommene Recht, so zu schreiben, wie er wolle - und somit auch natürlich die Zeitungen.

KeinGuru

SZ-Rechtschreib-Forum im Bereich „Kultur“
„Rechtschreibung – die deutscheste aller Dampfschif(f)fahrten“
KeinGuru: Re: Wie geht die Chose aus ? #25493 - 02.09.2004 19:32

www.sueddeutsche.de/app/service/forum/
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Beitrag: Dienstag, 14. Sep. 2004 15:00    Titel: »beispiellose Medienkampagne« Antworten mit Zitat

»beispiellose Medienkampagne«
_____________________________

Medien auf Kriegspfad


Von Stephan Russ-Mohl

Alle Jahre wieder entdecken die Medien im Sommerloch Themen und blasen sie auf. Doch in diesem Jahr hatte die Suche nach der sommerlichen Sensation eine neue Qualität. Gleich zweimal hintereinander verhalfen die Journalisten aus eigener Betroffenheit heraus Themen zu Prominenz. Erst ging es um die Rechtschreibreform, gegen die große, einflussreiche Verlage eine beispiellose Medienkampagne inszenierten. Und dann, gleich darauf, das da capo beim Gerichtsurteil zu Caroline von Monaco und dem Persönlichkeitsschutz: Quer durch die Sender und den Blätterwald abenteuerliche Spekulationen über das Ende der Pressefreiheit.

Gewiss, die Rechtschreibreform ist überflüssig, ein Werk regelungswütiger Bürokraten. Und Presse- und Meinungsfreiheit sind überaus kostbar; es gilt, sie mit Wachsamkeit zu verteidigen. Dennoch ist in beiden Fällen ärgerlich, wie hemdsärmelig Journalisten von der Macht der veröffentlichten Meinung Gebrauch machen, wenn ihre Eigeninteressen berührt sind. Statt sich auf ihre Rolle als Wächter zu konzentrieren, machen Journalisten an Parlamenten vorbei in eigener Sache Politik.

Höchste Zeit also, an ein geflügeltes Wort des verstorbenen Tagesthemen-Moderators Hajo Friedrichs zu erinnern: „Ein guter Journalist macht sich mit keiner Sache gemein, auch nicht mit einer guten.“

HANDELSBLATT, Dienstag, 14. September 2004, 07:12 Uhr

www.handelsblatt.com/pshb/fn/relhbi/sfn/buildhbi/cn/GoArt!200104,204018,790088/SH/0/depot/0/
_________________________________________________

Anmerkung:

Stephan Ruß-Mohl ist Professor der Publizistik an der FU Berlin.

HANDELSBLATT / PANORAMA: Forum
www.handelsblatt.com/pshb/fn/relhbi/sfn/buildhbi/GoPage/204455,205579/SH/0/depot/0/index.html


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Dienstag, 14. Sep. 2004 16:13, insgesamt 1mal bearbeitet
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Beitrag: Dienstag, 14. Sep. 2004 15:14    Titel: Journalistische Irrtümer Antworten mit Zitat

Leserbrief an das Handelsblatt
Journalistische Irrtümer


Werte Geschäftsführung des Handelsblatts,
werte Redaktion,

in der heutigen Ausgabe des Handelsblatts äußert sich Stephan Russ-Mohl zu den Vorgängen um die Rechtschreibreform:

<i>„Gewiss, die Rechtschreibreform ist überflüssig, ein Werk regelungswütiger Bürokraten. Und Presse- und Meinungsfreiheit sind überaus kostbar; es gilt, sie mit Wachsamkeit zu verteidigen.“</i>

Dem ist uneingeschränkt zuzustimmen. Doch wird weiter unten im Text eine Art der Hilflosigkeit sichtbar, die diese Äußerung Lügen straft.
Stephan Russ-Mohl erkennt, daß die Journalisten „sich auf ihre Rolle als Wächter ... konzentrieren“ sollten, schilt sie aber gleichzeitig dafür, daß sie seiner Meinung nach „an Parlamenten vorbei in eigener Sache Politik“ machten. So sitzt er gleich zwei Irrtümern auf:

Erstens haben die Journalisten in ihrer Rolle als Wächter bereits kläglich versagt - im Jahr 1999. Dieses eigene Versagen mißverkennend bzw. überspielend, schlägt er vor, jetzt mit den Dieben unserer Sprache gemeinsame Sache zu machen. Die Journalisten als Hehler?

Zweitens wird mit der Wahl der besseren Orthographie nicht an den „Parlamenten vorbei“ entschieden. Das Bundesverfassungsgericht billigt jeder Person und Institution außerhalb der Schulen zu, weiterhin die Orthographie eigener Wahl zu benutzen. Das Rechtschreibdiktat ist nicht im Parlament verhandelt worden und schon gar nicht „Gesetz“, es ist ein willkürlicher Verwaltungsakt der KMK, der den Willen eines Millionensprachvolks mit Füßen tritt. Gerade, weil es um unsere Sprache geht - die Sprache der Presse: Muß nicht gerade und vor allem die Presse sich einer solchen Willkür widersetzen?

Der Journalist Stephan Russ-Mohl sollte nicht die moralische Keule schwingen in einer Angelegenheit, deren Tragweite ihm offensichtlich nicht aufgegangen ist. Man muß sich immer wieder fassungslos fragen, wie es um das Verhältnis vieler Journalisten gegenüber ihrer Muttersprache steht, wenn sie leichtfertig und untertänigst nickend bereit sind, sich ihr „Arbeitswerkzeug“ verderben zu lassen.

Karin Pfeiffer-Stolz
-Autorin-

14.9.2004
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Beitrag: Dienstag, 14. Sep. 2004 15:32    Titel: Rabulistik statt Journalismus Antworten mit Zitat

Armer Hajo Friedrichs
Rabulistik statt Journalismus


Ein guter Journalist recherchiert sorgfältig, bevor er schreibt. Sich nicht gemein zu machen bedeutet nicht, daß man nach Abwägung der Fakten keine prononcierte Meinung vertreten und keine Schlüsse für sein Handeln ziehen dürfe. Hajo Friedrichs würde sich wohl im Grabe umdrehen, wenn er läse, wie seine Worte hier rabulistisch vereinnahmt werden. Einen journalistisch sauberen, sachlich wohlbegründeten Artikel pro Rechtschreibreform habe ich übrigens bisher nie gelesen. Vermutlich weil die Fakten nicht danach sind.

14.9.2004 Jürgen Sterzenbach

www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?TueSep1409:45:20CEST2004
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Manfred Riebe



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Beitrag: Dienstag, 14. Sep. 2004 15:41    Titel: Enthüllungsjournalismus Antworten mit Zitat

tua res agitur (lat. Deine Sache wird (hier) verhandelt.)

Enthüllungsjournalismus

Die öffentliche Debatte um die Rechtschreibreform hat ja manche Illusion zerstört. So auch die, Journalisten seien kritische, unbestechliche Sachwalter der Wahrheit und einem gewissen Mindestethos verpflichtet. Wir mußten lernen, daß viele, allzuviele sich nur als Sprachrohr der Mächtigen verstehen. Aber während Lügen zum politischen Geschäft gehört, erweist sich das Zurechtlügen als eine Spezialität der schreibenden Zunft. Um auch weiterhin die Brosamen vom Tisch der Herrschenden picken zu dürfen, verleugnen sie ihr wohl doch oft vorhandenes besseres Wissen und ihre Überzeugung. Es sollte für Journalisten, wie für jeden Handwerksberuf, eine staatliche Ausbildungs- und Prüfungsordnung geben. So ließe sich vielleicht das Schlimmste an Speichelleckerei, und Dummschwätzerei verhüten.

14.9.2004 serpiano
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?TueSep1409:57:17CEST2004
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Klaus Eicheler



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Beitrag: Dienstag, 14. Sep. 2004 16:41    Titel: Re: Journalistische Irrtümer Antworten mit Zitat

Karin Pfeiffer-Stolz hat folgendes geschrieben:
... Man muß sich immer wieder fassungslos fragen, wie es um das Verhältnis vieler Journalisten gegenüber ihrer Muttersprache steht, wenn sie leichtfertig und untertänigst nickend bereit sind, sich ihr „Arbeitswerkzeug“ verderben zu lassen. ...

„Mit leerem Kopf nickt es sich leichter.“ – Zarko Petan
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Manfred Riebe



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Beitrag: Freitag, 17. Dez. 2004 11:55    Titel: Am liebsten nur Hofberichte Antworten mit Zitat

Gängelung von Journalisten häuft sich
Am liebsten nur Hofberichte

Die Deutsche Bahn verbietet Journalisten schon mal, in den Bahnhöfen Fahrgäste zu interviewen. Theaterindendanten erteilen Kritikern nach Verrissen Hausverbot. Musiker untersagen bei Konzerten den Journalisten das Fotografieren oder legen vertraglich fest, dass sie nur von der linken äußeren Ecke der Bühne aus geknipst werden. Manche nennen das: sein Hausrecht wahrnehmen. Andere halten es schlicht für eine Gängelung von Journalisten.

Seit einigen Jahren nutzen Großveranstalter den harten Wettbewerb der Medien mehr und mehr dazu aus, für eine ihnen angenehme Berichterstattung zu sorgen. Stars wie Robbie Williams diktieren Fernsehsendern wie dem Zweiten Deutschen Fernsehen ihre Bedingungen, und die geben das Recht der Pressefreiheit schnell und kampflos auf. Oder lassen sogar von ihrem Sicherheitsdienst die Tore einer Kirche absperren, wie jetzt in Nürnberg geschehen.

Für die Journalisten ist das eine sehr ärgerliche Entwicklung. Zwar sind sie für die Promis lebensnotwendig, um für Aufmerksamkeit und damit Umsatz zu sorgen. Aber sie sollen gleichzeitig nicht die Möglichkeit geboten bekommen, frei und damit möglicherweise auch negativ zu berichten.

Wenn ein öffentlich-rechtlicher Sender wie das ZDF sich von Stars knebeln lässt, ist dadurch noch nicht die Demokratie in Gefahr. Man muss sich allerdings fragen, wer in Deutschland für eine freie und kritische Berichterstattung sorgen soll, wenn sogar einer unserer gebührenfinanzierten Sender derart vor Popmusikern und Moderatoren zu Kreuze kriecht.

Ausgerechnet ein Privatsender, der sonst nicht für das investigativste Programm steht, war es, der vor Gericht einen wichtigen Sieg für die Freiheit der Medien erstritt. Vor vier Jahren wollte Bundestagspräsident Wolfgang Thierse zwei Reportern von SAT.1 ein Hausverbot erteilen, weil diese auf den Toiletten des Parlaments ihre offenbar erfolgreichen Kokain-Recherchen gefilmt hatten. Das Berliner Verwaltungsgericht erklärte das Hausverbot für rechtswidrig.

Überhaupt werden Zutrittsverbote zu öffentlichen und auch privaten Veranstaltungen öffentlichen Interesses von den Gerichten meist schnell wieder gekippt. Denn die Pressefreiheit würde doch allzu sehr ausgehöhlt, wenn sich jedes Unternehmen, jede Behörde und jeder Promi die Journalisten auswählen dürfte.

Ein Informationsboykott für Medienvertreter hat allerdings nicht nur den Nachteil, dass er rechtlich nicht lange Bestand hat. Er wirkt sich auch sehr kontraproduktiv auf das Verhältnis zur Presse aus. Journalisten sind zwar in der Regel Einzelkämpfer und haben ein kurzes Gedächtnis. Wenn aber jemand die Kollegen zu reinen Hofberichterstattern degradieren möchte, die bitteschön tolle Starporträts bringen, aber kein Doppelkinn zeigen dürfen, dann kommt doch so etwas wie Solidarität auf.

Die Bahn hat mit ihren Verboten schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht — mit dem Aussperren der Journalisten kann man eben die kritische Berichterstattung auch verstärken. Andere greifen jetzt zu ähnlichen Mitteln. Mit tollen Jubelberichten sollte man dann allerdings nicht gerade rechnen. STEFAN BRUNN

Nürnberger Zeitung Nr. 293 vom 17. Dezember 2004, S. 2
_________________________________________________

Anmerkungen:

Journalisten sollen erst einmal im eigenen Hause kehren. Im Zusammenhang mit der Rechtschreibreform nehmen Zeitungsverleger ihr „Hausrecht“ wahr und fordern von den Journalisten die Einhaltung der neuen Rechtschreibung. „Tendenzschutz“ des Verlegers nennt man das. Der Journalist Ulrich Schacht bezeichnete daher die Zeitungen als „‚Sturmgeschütze der Demokratie' - mit von den eigenen Kanonieren vernagelten Rohren!“ Man könnte auch von Untertanengeist sprechen, wenn an die Stelle der Pressefreiheit der Tendenzschutz der Verleger tritt.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Sonntag, 20. Nov. 2005 21:21, insgesamt 1mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Donnerstag, 06. Jan. 2005 22:10    Titel: DER SPIEGEL gemütlich in der Etappe Antworten mit Zitat

Das „Sturmgeschütz der Demokratie“ gemütlich in der Etappe
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Rechtschreibreform
Das perfekte Chaos

Dieter Stein

Das Tauziehen um die deutsche Rechtschreibung geht in die nächste Runde. In der vergangenen Woche haben die deutschen Länderchefs auf einer Konferenz der Ministerpräsidenten die verbindliche Einführung der reformierten Rechtschreibung ab 1. August 2005 beschlossen. Zusatz: Sofern ein neu eingesetzter „Rat für deutsche Rechtschreibung“ zu einer Einigung über Änderungen der reformierten Rechtschreibung kommt.

Damit sieht es momentan ganz danach aus, daß die von der Bürokratie erzwungene Neuschreibung im vom Staat kontrollierten Raum nicht mehr aufzuhalten ist. Den Reformgegnern Mut gemacht hatte im Sommer die Ankündigung des Springer-Verlages, des Spiegel und der Süddeutschen Zeitung, auf eigene Faust zur bewährten Rechtschreibung zurückzukehren. Wahr gemacht haben dies seit dem 3. Oktober tatsächlich nur die Blätter des Springer-Verlages. Still und heimlich ist indessen die Süddeutsche zurückgerudert, die von einer Rückkehr plötzlich nichts mehr wissen will. Am chaotischsten und für die Leser des „Sturmgeschützes der Demokratie“ (der Spiegel über den Spiegel) am verlogensten verhält sich das Hamburger Nachrichtenmagazin: Von einer Wiedereinführung der bewährten Rechtschreibung ist auf einmal keine Rede mehr. Statt dessen heißt es nun in verquastem Politikerdeutsch, das Blatt werde „sein weiteres Vorgehen“ in dieser Sache „von der Besetzung des Gremiums (des Rates für deutsche Rechtschreibung) sowie vom Verlauf und dem Ergebnis der Beratungen“ abhängig zu machen. Auf gut deutsch: Der Spiegel hat im August lauthals zum Angriff auf die Rechtschreibreform geblasen, losgerannt sind aber nur die Springer-Zeitungen, während Aust & Co. es sich in der Etappe wieder gemütlich machen und „April, April!“ rufen.

Das Chaos ist damit perfekt. Annähernd die Hälfte der Zeitungen erscheint nun in der alten, die andere Hälfte in der neuen Rechtschreibung. [Hervorhebung, MR] Die Karawane der Bürokraten trottet eselsgleich weiter und exekutiert den Schwachsinn der von weltfremden Kulturtechnokraten ausgebrüteten Schreibreform.

Deutschland blamiert sich damit bis auf die Knochen. Ein solches Desaster kann nur eine politische Klasse anrichten, der sämtliche Zielmarken abhanden gekommen sind, die dieses Volk groß gemacht haben. Daß Deutschland - ob bei Pisa oder wirtschaftlich - ins Hintertreffen gerät, hat auch etwas mit der grassierenden Bequemlichkeit zu tun, dem Versagen, zu Anstrengung und Leistung herauszufordern. Die komplexe, facettenreiche deutsche Sprache hat das Land nicht von ungefähr zu dem der „Dichter und Denker“ gemacht. Diese Sprache zu erlernen, ist mit Anstrengung verbunden. Wenn wir diese nicht mehr aufzubringen bereit sind, dann haben wir den Abstieg verdient.


Die JUNGE FREIHEIT wird an der bewährten Rechtschreibung festhalten - egal, ob es einen „Rat für deutsche Rechtschreibung“ gibt oder nicht und egal, was dieser oder die Kultusministerkonferenz beschließt. Die Sprache gehört dem Volk und nicht einer unfähigen Regierung. [Hervorhebung, MR]

JUNGE FREIHEIT Nr. 43/04, 15. Oktober 2004, S. 1
www.jf-archiv.de/archiv04/434yy02.htm
____________________________________________

Anmerkungen:

Am 1. August 1999 hatten sich schon über 300 Zeitungen und Zeitschriften geweigert, sich von den Nachrichtenagenturen auf den Neuschrieb gleichschalten zu lassen: www.gutes-deutsch.de -. Seitdem aber der Springer-Konzern im Oktober 2004 auf die herkömmliche Orthographie rückumstellte, erscheint nun annähernd die Hälfte der Zeitungen und Zeitschriften in der traditionellen Rechtschreibung.

- Rückkehr zur ursprünglichen Schreibung bei Springer AG - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=474

- SPIEGEL-Verlag und Axel Springer AG kehren zur klassischen Rechtschreibung zurück - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=1768#1768

- Die künftige Rechtschreibung in der SZ - „Die Entscheidung, was wir ändern, wird erst fallen“ - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=1846#1846

- „Retter der deutschen Sprache“ - BILD-Orden an drei Medien-Männer - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=2355#2355

JF-Chefredakteur Dieter Stein gab im Oktober einen Sammelband mit Beiträgen zum Kampf gegen Rechtschreibreform heraus:
Dieter Stein (Hrsg.): Rettet die deutsche Sprache. Beiträge, Interviews und Materialien zum Kampf gegen Rechtschreibreform und Anglizismen, Edition JF – Dokumentation, Band 9, Berlin 2004, siehe: www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=3018#3018

- Zur Sprach-Gleichschaltung der vierten Gewalt: Die ‚Sturmgeschütze der Demokratie‘ – mit von den eigenen Kanonieren vernagelten Rohren! - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=501#501

Anmerkung II:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Donnerstag, 18. Aug. 2005 17:41, insgesamt 1mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Sonntag, 09. Jan. 2005 10:40    Titel: Verband Junger Journalisten Berlin-Brandenburg Antworten mit Zitat

Verband Junger Journalisten Berlin-Brandenburg (VJJ)

Danke! - VJJ begrüßt Rücknahme der „Rechtschreibreform“ bei Spiegel und Springer


Berlin, 7. August 2004 – „Durch die Gesetzwerdung der ‚Rechtschreibreform’ ist in Deutschland das Sprachchaos ausgebrochen“, erklärte Jörg Wachsmuth, Stellvertretender Vorsitzender des Verbandes Junger Journalisten Berlin-Brandenburg. Der VJJ begrüßt deswegen die Entscheidung des Axel-Springer- sowie des Spiegel-Verlages, künftig wieder auf die Regeln und Schreibweisen der klassischen Rechtschreibung zurückzugreifen.

Neben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die bereits nach kurzer Zeit wieder zu den klassischen Regeln zurückgekehrt war, haben viele namhafte Autoren von Anbeginn an auf die neuen Rechtschreibregeln verzichtet.

„Eltern, die schon mit einer Rechtschreibung Kummer haben, sind durch die zweite Schreibform oft schlicht überfordert“, so Wachsmuth weiter. „Und zahlreiche Schüler in Deutschland, die das Lesen noch zu ihren Hobbys zählen, werden zwangsweise mit Literatur versorgt, deren Inhalte älter sind als das vor sechs Jahren eingeführte Regelwerk. Die Benutzung des so Erlernten führt dann durch die „Rechtschreibreform“ zwangsläufig zu Fehlern in der Schule.“

Der Verband Junger Journalisten vertritt die Auffassung, daß es prinzipiell erst einmal nicht verkehrt sein kann, Wörter und Satzgebilde in einer Schreibweise zu formulieren, die den Leser in die Lage versetzen, das geschriebene Wort und den Satzkontext auch zu verstehen.

Wenn es allgemeinverbindliche Regeln gibt, so sollten diese durch die Anwendung der Sprache in Wort und Schrift gebildet werden - und nicht durch am grünen Tisch gebildete, zentralistisch auferlegte „Reformen“. Stellt sich heraus, daß Änderungen über einen bestimmten Zeitraum nicht die nötige Akzeptanz erreichen, sollte man sich von ihnen schnell wieder lösen.

„Auch die jüngste Forsa-Umfrage zeigt deutlich: Diese Reform wird im Volke weder verstanden noch gewollt“, so Wachsmuth. „Der verwirrten Beliebigkeit der letzten Jahre muß wieder ein klares Regelwerk entgegengesetzt werden - auch wenn es mühselig ist“.

Der Verband Junger Journalisten fordert die Kultusminister der Länder auf, die „Rechtsschreibreform“ unverzüglich zurückzunehmen.

Der Verband Junger Journalisten Berlin-Brandenburg (VJJ) e.V. wurde 1984 in Berlin gegründet. Dem VJJ gehören rund 1.500 Mitglieder aus ganz Deutschland an, die meisten in der Region Berlin-Brandenburg. Einen Schwerpunkt der Verbandsarbeit bildet die Förderung des journalistischen Nachwuchses.

Pressemitteilung vom 7.8.2004 als PDF-Dokument: http://www.vjj.de/pdf/pr-040807.pdf

Kontakt: Verband Junger Journalisten Berlin-Brandenburg (VJJ) e.V.
Knesebeckstraße 76 - 10623 Berlin - www.vjj.de
Telefon 030 / 8859 79-0 - Telefax 030 / 8859 79-99 - presse@vjj.de
Ansprechpartner: Björn Hensel (Mitglied des Vorstandes)
www.vjj.de/news/news.php?news_ID=81
____________________________________________________________

Anmerkungen:

Falsch ist: „Durch die Gesetzwerdung der ‚Rechtschreibreform’ ist in Deutschland das Sprachchaos ausgebrochen“, erklärte Jörg Wachsmuth, Stellvertretender Vorsitzender des Verbandes Junger Journalisten Berlin-Brandenburg.

Richtig ist: Es gibt kein Rechtschreibgesetz -
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=252 - und damit auch keine Allgemeinverbindlichkeit - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=251 -.

Anmerkung II:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Donnerstag, 18. Aug. 2005 17:42, insgesamt 1mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Donnerstag, 20. Jan. 2005 14:02    Titel: Zur Schere im Kopf der Journalisten Antworten mit Zitat

Zur Schere im Kopf der Journalisten
Zum Recht auf Information: Durch Angst bedingte Selbstzensur
Lenkung des Informationsflusses mit ökonomischen Mitteln

___________________________________________________________________________

Riskante Pressearbeit in Russland

Vergifteter Tee und die Schere im Kopf

NÜRNBERG - „Der durchschnittliche Warenkorb enthält viele Güter, die einem Bürger zustehen sollten. Das Recht auf Information gehört in Russland nicht dazu“, beschreibt der Petersburger Journalist Grigorij Tschernikov die momentane Lage der Medien in der russischen Gesellschaft.

„Die meiste Freiheit genossen die Medien unter Jelzin“, erinnert er sich. Für das Volk war es jedoch nur schwer zu begreifen: „Wenn früher jemand in der Zeitung kritisiert wurde, dann hatte es Folgen für diese Person. Nun gab es zwar viel Kritik, allerdings ohne Konsequenzen. Damit konnten die Menschen nicht umgehen. Die Presse wurde frei, aber machtlos.“ Vor der Wiederwahl Jelzins wurden die Medien dann allerdings bereits gezielt für die Imagepflege des Kandidaten eingesetzt.

„Daraus hat Putin viel gelernt. Überwiegend mit ökonomischen Mitteln versucht er, den Informationsfluss zu lenken“, konstatiert Tschernikov. So habe der Fernsehsender NTV, der viel über Tschetschenien berichtete, wahrscheinlich „die Grenze des Erlaubten überschritten“: NTV konnte die plötzlichen Zahlungsforderungen der Kreditgeber nicht schnell genug erfüllen - und verschwand von den Bildschirmen. Doch die Zensur kommt nicht nur von oben. Sehr stark sei die durch die Angst bedingte Selbstzensur der Journalisten, die so genannte Schere im Kopf.

Nach der Geiselnahme in Beslan nahm der Druck auf Journalisten noch mehr zu. Zwei bekannte Reporter wollten über die Tragödie berichten. Daran waren nicht alle interessiert und wussten es zu verhindern. Anna Politkowskaja musste ins Krankenhaus eingeliefert werden, nachdem sie im Zug nach Beslan Tee getrunken hatte. Andrej Bobitzkij wurde am Flughafen in eine Schlägerei verwickelt und musste für eine Woche ins Gefängnis.

„Russland ist zum Glück nicht Weißrussland“

Doch nicht alles sei so negativ. Es sind laut Tschernikov vor allem Zeitungen, in denen sich kritische Stimmen zu Wort melden. „Russland ist zum Glück nicht Weißrussland, wo die Opposition im Ausland drucken muss. Es ist nicht einfach, aber wer sich informieren will, kann dies über Oppositionszeitungen oder das Internet tun“, sagt Tschernikov und sieht die Medien als Spiegel der Stimmung in Russland: „Einerseits herrscht die Enttäuschung über die seit 15 Jahren unerfüllten Hoffnungen auf Demokratie. Andererseits ist man zufrieden mit der Stabilität, die jedoch in Stagnation münden könnte.“ Ella Schindler, NZ

Nürnberger Zeitung Nr. 15, Donnerstag, 20. Januar 2005, S. 5
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