Manfred Riebe
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: Montag, 23. Okt. 2006 22:02 Titel: Wilhelm Emanuel Süskind, Sprachkritiker und Sprachpfleger |
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Wilhelm Emanuel Süskind
Wilhelm Emanuel Süskind (* 1901 in Weilheim; † 1970 in Tutzing) war ein Publizist, Romancier, Übersetzer, Herausgeber und Journalist. Er war in der Nachkriegszeit als leitender Redakteur der „Süddeutschen Zeitung“ tätig und übte zugleich als Sprachkritiker großen Einfluß auf die literarische Öffentlichkeit aus.
Leben und Wirken
Berufliche Laufbahn
Süskind war im Lektorat der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart tätig und veröffentlichte 1930 seinen ersten Roman „Jugend“.
Seit den zwanziger Jahren übertrug er Werke aus dem Englischen (u. a. von Robert Louis Stevenson, Tanja Blixen, Herman Melville und William M. Thackeray).
Süskind machte sich bereits Ende der 20er Jahre als Literaturkritiker einen Namen, vor allem durch seine Rezensionen für die Zeitschrift „Die Literatur“, deren Herausgeber er dann zum 1. Juli 1933 wurde.
Als Herausgeber mußte sich Süskind notwendigerweise anpassen, seine eigene Literaturkritik zeigt jedoch keine Nähe zur Literaturpolitik des Dritten Reiches. Süskind war auch Mitarbeiter der „Frankfurter Zeitung“, deren Literaturblatt er von Mai bis zum Verbot der Zeitung im August 1943 leitete.
Schon zu Beginn der 40er Jahre fand er als Sprachkritiker /-pfleger Beachtung („Vom ABC zum Sprachkunstwerk“, 1940).
Von November 1943 bis Februar 1945 redigierte Süskind das Literaturblatt der „Krakauer Zeitung“.
Nach 1945 stieß Süskind zur neu gegründeten „Süddeutschen Zeitung“, für die er zuerst als Sonderberichterstatter über die Nürnberger Prozessen berichtete (Die Mächtigen vor Gericht, 1963).
Ab 1949 war er leitender politischer Redakteur der Süddeutschen Zeitung.
Zusammen mit Dolf Sternberger und Gerhard Storz gab er „Aus dem Wörterbuch des Unmenschen“ (1957) heraus.
Sprachkritiker und Sprachpfleger
Süskind: „Man kann nicht ‚gut‘ schreiben und sprechen, wenn man vor jeder geläufigen, modisch aufgeschossenen Sprechweise katzbuckelt und Neubildungen ohne Widerstand und ohne Prüfung übernimmt. Der Mensch mit eigener Sprache wird Neubildungen gegenüber immer zurückhaltend und konservativ sein.“ (Wilhelm E. Süskind: Vom ABC zum Sprachkunstwerk, S. 175 f.)
Süskind stoppte 1954 die schon damals geplante sogenannte Rechtschreibreform mit seinem Artikel: „Die Hofräte sind für ,di libe‘. Von der Arbeit der Sprachpfleger“. In: Süddeutsche Zeitung vom 22. Mai 1954, S. 22.
Süskind, durch seinen Anteil am sprachkritischen Gemeinschaftswerk ‚Aus dem Wörterbuch des Unmenschen‘ bekannt, wußte vermutlich nicht, daß er damit einen Reformplan zu Fall gebracht hatte, der dem von 1941 und 1996 sehr ähnlich sah. (vgl. Birken-Bertsch, Hanno und Markner, Reinhard: Rechtschreibreform und Nationalsozialismus, S. 116). W. E. Süskind verhinderte damals Schreibweisen wie „Schlossstraße“ und rettete das Eszett als einzigartigen deutschen Buchstaben und als Silbenschlußzeichen: „Schloßstraße“.
Werke (Auswahl)
* Wilhelm E. Süskind: Abziehbilder. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt
* Wilhelm E. Süskind: Jugend. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt
* Wilhelm E. Süskind: Vom A-B-C zum Sprachkunstwerk. Eine deutsche Sprachlehre für Erwachsene. Stuttgart; Berlin: Deutsche Verlags- Anstalt, 1940, 247 S.
* Wilhelm E. Süskind: Vom ABC zum Sprachkunstwerk. Eine deutsche Sprachlehre für Erwachsene. Stuttgart: DVA, 1953, 229 S.
* Wilhelm E. Süskind: „Die Hofräte sind für ,di libe‘. Von der Arbeit der Sprachpfleger“. In: Süddeutsche Zeitung vom 22. Mai 1954, S. 22
* Dolf Sternberger, Gerhard Storz, W. E. Süskind: Aus dem Wörterbuch des Unmenschen. Hamburg: Claassen, 1957, 134 S.
* W. E. Süskind: Die Mächtigen vor Gericht. Nürnberg 1945/1946 an Ort und Stelle erlebt. München: List, 1963, 185 S. (List Büche ; 238)
* Wilhelm Emanual Süskind: Gedanken zur Sprachpflege. In: Sprache der Gegenwart, Band 2: Sprachnorm, Sprachpflege, Sprachkritik. Jahrbuch 1966/1967. Düsseldorf: Pädagogischer Verlag Schwann, 1968, 286 S., Hier: S. 191-203
* W. E. Süskind: Dagegen hab' ich was. Sprachstolpereien. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1969, 214 S.; München, DTV 1973, Paperback, 214 S., dtv 902
Literatur
* Hanno Birken-Bertsch und Reinhard Markner: Rechtschreibreform und Nationalsozialismus. Ein Kapitel aus der politischen Geschichte der deutschen Sprache. Göttingen: Wallstein-Verlag, 2000, 134 S.
* Gottfried Fischer: Wilhelm Emanuel Süskind. Dichter und Sprachpfleger. In: Wiener Sprachblätter, Zeitschrift für gutes Deutsch, Heft 4, 2002, S. 111-113
* Hartwig Wiedow: Wilhelm E. Süskind. Studien. Hagen: Ardenkuverlag, 2004, 197 S., ISBN 3-932070-58-5
Netzverweise
* Wilhelm Emanuel Süskind - http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Emanuel_Süskind |
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