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André Jochim



Registriert seit: 05.03.2004
Beiträge: 8
Wohnort: 35305 Grünberg

Beitrag: Mittwoch, 27. Jul. 2005 14:04    Titel: e oder ä Antworten mit Zitat

Hallo,

ich bin letztens über etwas gestolpert, wovon ich hoffe, daß mir hier jemand eine Auskunft geben kann:

Viele Worte sind nach der Rechtschreibreform dem Wortstamm, der der Wortbildung zugrunde (zu Grunde) liegt, angepaßt worden.

So heißt es ja nicht mehr 'aufwendig', sondern 'aufwändig', weil es von 'Aufwand' kommt.

Wie ist es denn eigentlich mit 'belegt'?

Wenn es von 'Belegung' kommt (z.B. ein Termin ist belegt), dann ist es ja eindeutig. Aber was ist mit dem Brötchen? Oder der Zunge? Wenn hier etwas belegt ist, dann kommt es ja von Belag...!

Konsequenterweise müßte hier die korrekte Schreibweise ja dann 'belägtes Brötchen' oder 'belägte Zunge' heißen...?!?

Dies habe ich im Duden jedoch nicht gefunden. Hat man hier wieder mal vergessen, neue Regelungen konsequent umzusetzen? Oder gibt es dies nach den neueren Übereinkünften inzwischen sogar und ich habe es nur in meiner Ausgabe noch nicht finden können?

Danke für jede kurze Hilfe und Stellungnahme

Viele Grüße

André
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Peter Lüber



Registriert seit: 01.06.2004
Beiträge: 72

Beitrag: Mittwoch, 27. Jul. 2005 17:20    Titel: Re: e oder ä; „aufwendig“ oder „aufwändig“? Antworten mit Zitat

„aufwenden“, „Aufwendung“ (Unkosten)

Peter Lüber
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Gast






Beitrag: Mittwoch, 27. Jul. 2005 17:37    Titel: Re: e oder ä; „aufwendig“ oder „aufwändig“? Antworten mit Zitat

Hallo,

> „aufwenden“, „Aufwendung“ (Unkosten)

Ja, das sieht mir vom Wortbild, so wie ich es gelernt habe, auch viel vertrauter aus. Ich stolpere jedesmal darüber, wenn ich in einer Zeitschrift die Schreibweise mit 'ä' sehe.

Aber meine Neffen bekommen z.B. in der Schule die in vielen Fällen sicherlich richtig, in vielen anderen Fällen aber auch inkonsequent und nicht nachvollziehbar umgesetzte neue Rechtschreibdiktatur vorgesetzt.

Meine Frau ist Lehrerin und muß in Ihrer Funktion als Staatsdienerin den Kindern ebenso nicht mehr die Sprachevolution, sondern diese Sprachrevolution beibringen.

Und da heißt es nun mal: aufwänden, Aufwändung, aufwändig, Aufwand, ...


André
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Mittwoch, 27. Jul. 2005 19:22    Titel: Die „aufwändige“ Rechtschreibdiktatur Antworten mit Zitat

Die „aufwändige“ Rechtschreibdiktatur

Sehr geehrter Herr Jochim,

Ihr Begriff „neue Rechtschreibdiktatur“ erinnert an die Rechtschreibreform des Dritten Reiches, die auch sehr „aufwändig“ war. Es besteht eine personelle und sachliche Kontinuität zwischen der Rechtschreibreform von 1944 und der von 1996 ... Siehe:

* Rechtschreibreform und Nationalsozialismus - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=793#793
* Sollen wir schreiben wie die Nationalsozialisten? - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=794#794

Davon, daß sie nach NS-Vorbild eine neue Rechtschreibdiktatur für die Schulen errichten, wollen die Kultusminister nichts hören.

Sie schreiben: „Meine Frau ist Lehrerin und muß in Ihrer Funktion als Staatsdienerin den Kindern ebenso nicht mehr die Sprachevolution, sondern diese Sprachrevolution beibringen. Und da heißt es nun mal: aufwänden, Aufwändung, aufwändig, Aufwand, .."

Wenn Ihre Frau Volksschullehrerin ist, dann besitzt sie sicher einige Duden-Ausgaben.

1. Im Duden 2000 heißt es z.B. nicht „aufwänden, Aufwändung“, sondern weiterhin „aufwenden, Aufwendung“.
2. In der „Vergleichenden Gegenüberstellung ‚alter’ und neuer Schreibungen“ steht im Duden: „aufwendig – auch: „aufwändig“. Die Reformer nennen zuerst als Hauptform die bewährte Schreibweise „aufwendig“ und dann als Variante bzw. Nebenform eine neue Schreibweise: „aufwändig“. Damit wollen sie schreibschwachen Schülern entgegenkommen, aber stiften damit nur Verwirrung. ...

Im Praxis-Duden - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=578 - gibt es nur die Schreibweise „aufwendig“ und „Aufwendung“.

Aufwand: aufwänden?
Belag: warum nicht „belägtes Brötchen“?
Aufsatz: warum nicht „aufsätzen“?
Alt: warum nicht „Ältern“ statt „Eltern“?

Siehe auch das Gedicht von Eva Maria von Nerling: Warum nicht Weizenmähl? http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=616#616

Kaum jemand kann der verqueren Logik der Reformer bzw. deren Marotten folgen. Die Hauptwörter sind aus den Tätigkeitswörtern entstanden. Folglich muß es richtig heißen: Aufwenden, belegen, aufsetzen.

Theodor Ickler kommentiert: „Auch könnte man angesichts der Beispiele in § 13 fragen, warum nicht auch aufwenden wegen Aufwand gleich mit ä geschrieben wird usw. [...] Der Paragraph 15 beweist noch mehr als andere Stellen des Regelwerks, daß von einem ‚konsequent angewandten Stammprinzip’ überhaupt keine Rede sein kann.“

Ickler, Theodor: Kritischer Kommentar zur „Neuregelung der deutschen Rechtschreibung“: mit einem Anhang zur „Mannheimer Anhörung“, 2. durchgesehene u. erw. Auflage, Erlangen und Jena: Verlag Palm & Enke, 1999 (Erlanger Studien, Band 116), Umlautschreibung bei „e“, S. 44 f.

Obwohl es kein Rechtschreibgesetz gibt - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=252 - und daher laut Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 14. Juli 1998 außerhalb der Schulen jedermann so weiterschreiben kann wie bisher, gibt es immer Leute, die aus Unwissenheit oder in vorauseilendem Gehorsam das Neue aufgreifen, um als fortschrittlich zu gelten.

Sie verwenden die Schlüsselbegriffe „neue Rechtschreibdiktatur“, „Sprachevolution“ und „Sprachrevolution“. Mit dieser Gegenüberstellung machen Sie auf das Hauptproblem aufmerksam, mit dem sich weder die Reformer noch die Kultusminister auseinandergesetzt haben. Welches Prinzip soll für die Orthographie gelten?

* Präskription oder Deskription? - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=577#577

Das Prinzip der Präskription wandte man bei der Rechtschreibreform des Dritten Reiches an ...

Tatsächlich gibt es nun in den Schulen einen Mischmasch beider Prinzipien, der noch dadurch verstärkt wird, daß manche Lehrer sich völlig unnötig auf Varianten versteifen. Die einheitliche Orthographie Konrad Dudens wird dadurch zerstört.

* Einheitliche Rechtschreibung oder Beliebigkeitsschreibung? - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=3871#3871

Für eine einheitliche und eindeutige Orthographie und für Deskription treten der VRS und Theodor Ickler ein:
http://www.vrs-ev.de/satzung.php#par_2 - http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Ickler

* Ickler, Theodor: Deutsche Einheitsorthographie - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=558#558
* Ickler, Theodor: Normale deutsche Rechtschreibung, 2004 - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=2592#2592

Überhaupt nicht beachten die Politiker, daß die Reform sehr „aufwändig“ ist. Zu den Kosten der Rechtschreibreform - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=1445#1445.

Anmerkungen:

Bei diesen Volksetymologien handelt sich um das Steckenpferd des Rechtschreibreformers Gerhard Augst. Siehe: Die Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=155

Professor Gerhard Augst, der uns solch einen Unsinn einbrockte, soll Legastheniker sein. Aus dem Strang „Legasthenie und Rechtschreibung“:
* Hat Augst eine Lese-Rechtschreibschwäche? -
http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=2063#2063
* Der Rechtschreibreformer Gerhard Augst -
http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=1612#1612

Siehe zu den Augstschen Volksetymologien auch die Aufkleber „NEIN zur Schlechtschreibreform“ und „Keine Rechtschreib-Deform“ mit jeweils einer weinenden „Gämse“ bzw. „Gemse“ - www.vrs-ev.de/vorstand.php#brosinsky -.
Es liegt nahe, derartige merkwürdige Schreibweisen als legastheniebedingt zu betrachten.

Manfred Riebe http://en.wikipedia.org/wiki/User:Manfred_Riebe


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Mittwoch, 24. Aug. 2005 12:04, insgesamt 3mal bearbeitet
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Ulrich Brosinsky



Registriert seit: 09.08.2004
Beiträge: 155
Wohnort: Weinstadt

Beitrag: Donnerstag, 28. Jul. 2005 02:15    Titel: "aufwändig" Antworten mit Zitat

Sehr geehrter Herr Jochim,

"aufwändig" paßt in folgendes Schema:
gehen, gegangen, Gang, gängig / stehen, gestanden, Stand, ständig / denken, gedacht, Andacht, andächtig / usw.

In Ihrem Beispiel "belegen" lautet das Partizip Perfekt "belegt", außerdem gibt es den Ausdruck "belagig" bzw. "belägig" nicht. Die Ableitung vom Substantiv ist vermutlich nur eine irreführende Kurzfassung für die Schule, ähnlich wie die falsche Regel "doppeltes s nach kurzem Vokal".
Wäre schon immer "aufwändig" geschrieben worden, gäbe es daran nichts auszusetzen. Aber angesichts der vielen Wörter, in denen wenden vorkommt (sogar wendig und auswendig!) war es höchst überflüssig, hier eine Sonderregelung mit Abweichung vom gewohnten Schriftbild zu schaffen.
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Gast






Beitrag: Donnerstag, 28. Jul. 2005 10:52    Titel: Danke Antworten mit Zitat

Danke für die ausführlichen und hilfreichen Antworten.

Mir gefällt aufwenden ja auch viel besser und das ist auch mein gewohntes Schriftbild. Deshalb stolpere ich beim lesen ja auch immer über die Schreibweise mit 'ä', die man in vielen Zeitschriften findet.

~wendig kommt als Endsilbe ja häufig vor.


Viele Grüße

André

PS: Ich wollte mit mit dem Begriff der Diktatur keinesfalls eine Verbindung zum III. Reich herstellen, sondern lediglich zum Ausdruck bringen, daß hier viele Korrekturen angebracht werden, die ohne eine Entwicklung (Evolution) der Sprache einfach von oben herunter definiert werden. Sicher ist eine Vereinheitlichung in vielen Bereichen sinnvoll und notwendig (notwändig bestimmt nicht...), aber hier erscheint mir vieles überstürzt.

Warum man z.B. radfahren und Auto fahren bisher immer anders geschrieben hat, war mir nie verständlich. Solche Sachen sind sicherlich ein Fall für Korrekturen. Auch daß man gängige Schriftbilder irgendwann im Laufe der Generationen übernimmt, ist ja immer mehr zu sehen. Meine Oma z.B. findet die Schreibweise Foto immer noch komisch - sie hat immer Photo geschrieben...
Sprache ist lebendig und ändert sich. Und dem muß sicherlich Rechnung getragen werden. Wir sprechen und schreiben heute schließlich auch nicht mehr so wie die mittelalterlichen Minnesänger;-)

Trotzdem sollte hier nicht mit überstürzten, der Sprachentwicklung vorgreifenden 'Revolutionen' das Sprachgefühl und das Gefühl für Schriftbilder einer Minderheit von Legasthenikern angepaßt werden, indem lauter unklare Doppelschreibweisen mit möglichen Andersschreibungen inauguriert werden.
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Montag, 01. Aug. 2005 06:19    Titel: Sozialistische Räteherrschaft Antworten mit Zitat

Hinsichtlich der jüngsten Rechtschreib-Diktatur kann man nicht nur auf die NS-Diktatur, sondern auch auf die DDR-Diktatur zurückgreifen, wie es Dr. jur. Johannes Wasmuth, der Lektoratsleiter des Beck-Verlages, München, der Koordinator der Initiative der Rechtsprofessoren gegen die Rechtschreibreform in der FAZ vom 29. Juli 2005 macht. Siehe:

Sozialistische Räteherrschaft - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=3942#3942
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