Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
|
: Mittwoch, 22. Jun. 2005 15:08 Titel: Zum Geßlerhut |
|
|
Den Geßler-Hut von der Stange schießen
Aus der Antwort von MdB Gerald Häfner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) für Staatsminister Dr. Hans-Joachim Meyer (Sachsen):
„Nehmen Sie doch diesen Geßler-Hut von der Stange, ehe die Leute ihn herunterschießen. Es gibt im ganzen Land Prozesse über diese Frage; es gibt Volksbegehren über diese Frage. Ihrer eigenen Kommission laufen die vernünftigen Sachverständigen davon.“
Deutscher Bundestag - Plenarprotokoll der 224. Sitzung am 26.03.98 - Rechtschreibung in der Bundesrepublik Deutschland
Zum Schweizer „Geßlerhut“
In Schillers Volksdrama „Wilhelm Tell“ (1802-1804) kommen einige Elemente vor, die auch in den Volksinitiativen und Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform zum Ausdruck kommen, u.a. die Auflehnung dagegen, den Hut des Landvogts Geßler zu grüßen. Hermann Geßler, Geßler v. Bruneck, ist der Sage nach ein tyrannischer Landvogt in Uri, der angeblich von Wilhelm Tell getötet wurde.
Dazu ein Auszug aus einem Interview von Moritz Schwarz, Junge Freiheit (JF) mit Theodor Icker
JF: Was halten Sie von den Zeitungen, die gar nicht erst auf die Neuschreibung umgestellt haben?
Ickler: Außer der bedeutenden österreichischen Zeitung <i>Die Presse</i> haben einige kleinere deutsche Zeitungen sich geweigert, vor diesem Geßlerhut das Knie zu beugen, übrigens auf allen Seiten des politischen Spektrums. Aber das zeigt nur, es ist keine ideologische, sondern einfach eine Frage der Eigenständigkeit. Man traut sich bei den Großen, Konzerngebundenen eben einfach nicht, eine unabhängige Linie zu fahren. Nehmen sie zum Beispiel den <i>Spiegel</i>: anfangs hatte man lauthals getönt, man werde nie umstellen, aber dann hat man sich einfach angepaßt. Zuletzt hat noch Geo umgestellt, weil Gruner & Jahr, also Bertelsmann, es so befahl. Das Medienkartell hält eben zusammen, und nur unter dieser Voraussetzung konnten und können die Zeitungen den klaren Wunsch ihrer Leser nach der herkömmlichen Orthographie derart mit Füßen treten. Deshalb jetzt auch dieser Aufschrei wegen der „verantwortungslosen“ <i>FAZ</i>.
Aus: Theodor Ickler: „Das ist ein Dammbruch“. Der Rechtschreibreformkritiker Theodor Ickler über die Rückkehr der FAZ zur alten Rechtschreibung und die politischen Hintergründe der Reform. In: Junge Freiheit 33/00 vom 11.8.2000
Aus einem Leserbrief von Sigmar Salzburg
Die Verdrängung des ß läßt das Schriftbild und eine gute deutsche Kulturtradition verkümmern. Sie ist der Geßlerhut, an dessen Betrachtung der Staat die Willfährigkeit seiner Bürger erkennen und disziplinieren kann, geradezu eine Verletzung des Datenschutzes. Sie ist das Denkmal für die Mißachtung der Demokratie, die Geiselnahme der Schüler durch die Kultusminister, die Niederschlagung des Willens des Volkes durch seine Volksvertreter und das Signal für die mediale Zwangsmissionierung der Bürger.
Sigmar Salzburg: Denkmal für die Mißachtung der Demokratie. In: Frankfurter Rundschau vom 5.9.2000 zu ,Es tut mir leid: ein Kompromiß“ (FR vom 28. August 2000) |
|