Günter Schmickler
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: Dienstag, 19. Apr. 2005 16:53 Titel: Irrt Zwiebelfisch? |
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Es geht hier um die Adverbien, die durch Anhängen von „-weise“ an ein Substantiv gebildet werden, zum Beispiel etappenweise, probeweise, ruckweise, schrittweise oder teilweise. Die grammatische Logik verbietet es eigentlich, solche Wörter als attributive Adjektive zu gebrauchen, aber täglich lesen oder hören wir doch Nachrichten und Berichte über den „etappenweisen Vormarsch“ von Kampftruppen, die „schrittweise Rücknahme“ von Privilegien oder die „teilweise Erneuerung“ einer Rathausfassade.
Der „Duden“ gibt sich gegenüber solchen Wendungen tolerant: In Band 9 (Die Zweifelsfälle der deutschen Sprache) bezeichnet er den attributiven Gebrauch der aus Substantiv und „-weise“ gebildeten Adverbien als korrekt, wenn sie vor Substantiven stehen, die ein Geschehen ausdrücken, sogenannten „Nomina actionis“. Demnach sind zum Beispiel eine „ruckweise Bewegung“ und eine „probeweise Anstellung“ erlaubt, nicht aber eine „auszugsweise Urkunde“ oder ein „stückweiser Preis“.
„Zwiebelfisch-Autor“ Bastian Sick ist da ganz anderer Meinung. Der attributweise Gebrauch von Adverbien kommt für ihn prinzipiell und ausnahmslos nicht in Frage. In seinem Buch „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ bläst er Managern, Politikern und Journalisten, die ohne Skrupel die „illegale Adjektivierung von Umstandswörtern“ betreiben, gehörig den Marsch. Der „schrittweise Abbau“ von Subventionen ist ihm ebenso ein Greuel wie die „teilweise Zunahme“ von Gewinnen oder ein „zeitweiser Rückgang“ der Zinsen.
Wem sollen wir nun glauben, Duden oder Zwiebelfisch? Sicherlich wäre es für viele Besucher dieses Forums interessant, zu erfahren, was andere Sprachfreunde, vor allem die Experten unter ihnen, zu dieser Frage zu sagen haben. Das Korrekturprogramm von Windows scheint Zwiebelfisch recht zu geben: Beim Eintippen der deklinierten Formen von „etappenweise“ und „zeitweise“ rief es mich durch rote Kringel zur Ordnung.
Günter Schmickler |
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