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Konrad-Duden-Biographien

 
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
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Beitrag: Mittwoch, 02. Feb. 2005 19:57    Titel: Konrad-Duden-Biographien Antworten mit Zitat

Dr. phil. Konrad Duden

Ein Buch, das seinen Siegeszug im gesamten deutschsprachigen Raum antrat und noch heute ein Begriff für den korrekten Umgang mit unserer Schriftsprache ist, wurde in Schleiz geboren: der „Duden“.

Wenn man ihn zur Hand nimmt, um wieder einmal nachzuschlagen, kommt es einem oftmals nicht in den Sinn, daß dieses Buch nach seinem Verfasser benannt ist, der in Schleiz zu seinem Reformwerk inspiriert wurde:

Am 3. Januar des Jahres 1829 wurde in Boßigt bei Wesel Konrad Duden geboren. Er besuchte das Gymnasium in Wesel, promovierte in Marburg und entschied sich für die Lehrerlaufbahn. Zunächst nahm er eine Erzieherstelle in Genua an und arbeitete dann in Soest als erster Oberlehrer und Prorektor. 1869 wurde die Stelle eines Rektors am altehrwürdigen, bereits 1656 gegründeten Fürstlich Reußischen Gymnasium in Schleiz ausgeschrieben, das vom neuen Rektor auf den modernsten Stand der Erziehungswissenschaften gebracht werden sollte. Dr. Konrad Duden bewarb sich und wurde angenommen. Am 19. April 1869 trat er sein Amt in Schleiz an. Die Bildung lag den Reußen schon seit langer Zeit am Herzen. Andere Fürstenhäuser hielten sich große Armeen oder umgaben sich mit spektakulären Kunstsammlungen, Theatern oder Prachtbauten. Das gab das kleine doch recht effektiv regierte Fürstentum wirtschaftlich nicht her und so lautete die Devise hier:
„Der Reuße schmückt Kirchen und Schulen, die wahren Gaben des Himmels.
Alles andere ist Schatten, Rauch, ein Nichts.“

Die Schleizer Rektorenstelle war zwar gewiß nicht so hoch dotiert wie in größeren Ländern und Städten, doch hier gab es sehr gute Möglichkeiten, sich als Rektor bei der Reform der Lehrpläne zu bewähren.

Schleiz lag und liegt jedoch in einem Einzugsgebiet, welches durch das Aufeinandertreffen und die Durchmischung mehrerer Sprachräume gekennzeichnet ist. Das Sächsische, Thüringische und Fränkische beeinflußte die Ortschaften des Reußenlandes in unterschiedlichem Maße und so mußte der Rektor, der aus einem mehr einheitlichen Sprachraum kam, bemerken, daß seine Schüler die deutsche Sprache recht unterschiedlich benutzten - je nach dem, woher sie kamen.

Was richtig geschrieben war, entschied der Lehrer, und der stand mit seiner Meinung hier gewiß oftmals allein vor der Klasse. In ein kleines Büchlein auf dem Pult notierte sich Dr. Duden interessante sprachliche Besonderheiten und kam im Laufe seiner Tätigkeit zu der Erkenntnis, daß es ratsam sei, eine einheitliche und verbindliche Regelung in der Schreibung zu finden, damit auch in kommenden Zeiten die Süddeutschen verstehen, was die Norddeutschen schreiben und umgekehrt.

Die Durchsetzung dieser Erkenntnis fiel auf politisch und wirtschaftlich reifen Boden. Das Deutsche Reich war 1871 entstanden und auf dem Wege zu einer wirtschaftlich, politischen und kulturellen Macht in Europa. Obwohl es aus „Bundesstaaten“ mit einer relativen kultusministeriellen Eigenständigkeit bestand, war eine Angleichung der Bildungsinhalte eine logische Forderung der Zeit. Dr. Duden war ein sehr engagierter Pädagoge, dessen Horizont nicht an der Schultür endete, und so setzte er sich führend für die Reform der deutschen Schriftsprache ein. Nebenbei gründete er in Schleiz einen gut besuchten Bildungsverein und engagierte sich auch für die Errichtung der Freiwilligen Feuerwehr, zu deren Gründungsmitgliedern er gehörte.

Sein Hauptinteresse gehörte jedoch seiner Schule und seiner Muttersprache. Das Schleizer Gymnasium bekam einen ausgezeichneten Ruf und somit einen unwahrscheinlichen Zulauf von Schülern. 1872 erschien in Schleiz mit seiner Schrift „Die deutsche Rechtschreibung“ die Geburtsurkunde des uns heute bekannten „Duden“.

Trotz einiger Kämpfe gelang es Dr. Konrad Duden und seinen wissenschaftlichen Anhängern, die deutsche Schrift in ein Regelwerk zu packen, das sich durchsetzen konnte. Es genügt eben nicht, Gesetze nur zu entwickeln, sie müssen auch so sinnvoll, wohltuend und anwendbar sein, daß sie sich im Alltag durchsetzen.

Am 22.September 1876 nahm Dr. Konrad Duden zum Bedauern der Schleizer seinen Abschied von unserer Stadt und folgte dem Ruf an das Königliche Gymnasium in Bad Hersfeld. Als Rektor dieser Schule wurde er 1902 „Geheimer Regierungsrat“. Nach seiner Emeritierung 1905 lebte er in Sonnenburg bei Wiesbaden. Dort vollendete sich das Leben dieses großen Pädagogen und Germanisten am 1. August 1911.
Sein Andenken wurde an den Schleizer Schulen in der Folge ununterbrochen hoch gehalten und seine Person damit geehrt.


Dr. Konrad Duden und Schleiz

Hat man ein Problem im Bereich der Rechtschreibung, so greift man auch im Zeitalter der Computer öfters guten Mutes zum „Duden“, um darin dessen Lösung zu finden. Der Begriff „Duden“ ist jedenfalls vielen Zeitgenossen durchaus noch geläufig. Was hat es aber mit der Verbindung Duden und Schleiz auf sich?

An den Anfang der Betrachtung sei deshalb die These gestellt: Ohne den Aufenthalt Dudens in Schleiz wäre der „Duden“ in der uns heute bekannten Form vielleicht nie entstanden.

Biographischer Abriß

Betrachten wir uns aber zunächst den Lebensweg des „Vaters“ des Dudens.

Konrad Duden wurde an 3. Januar 1829 auf Gut Bossigt bei Wesel am Niederrhein geboren. Er besuchte von 1837 bis 1846 das Gymnasium in Wesel und studierte von 1846 bis 1848 in Bonn. Dann trat er eine Stelle als Hauslehrer an und promovierte schließlich 1854 in Marburg. Eine Verwendung im Staatsdienst scheint sich nicht sofort gefunden zu haben, und so trat er 1854 abermals eine Hauslehrerstellung bei einer Familie Gruber in Genua an. 1858 fand er eine Anstellung in Soest und brachte es hier bis zum stellvertretenden Rektor im Jahre 1869. Bereits 1861 hatte er Adeline Jacob geheiratet, die er in Genua kennen gelernt hatte. Aus dieser Ehe gingen von 1862 bis 1875 insgesamt 8 Kinder hervor. Diese Kinder wollten natürlich auch ernährt werden, und der befähigte Pädagoge und Germanist sah sich nach einer Möglichkeit des weiteren beruflichen Aufstiegs um.

1869 suchte man in Schleiz einen neuen, befähigten Rektor für das Gymnasium, der hier einige komplizierte Aufgaben zu lösen hatte. Das althergebrachte Bildungswesen im Fürstentum Reuß war in dieser alten Form nicht mehr zu halten und bedurfte um 1860 einer grundlegenden Reform. Der reußische Landtag zog aus Effektivitätsgründen daher die Auflösung des Schleizer Gymnasiums in Betracht. Die Schleizer Schüler sollten das Gymnasium zu Gera im „Unterland“ besuchen, dem „Oberland“ hingegen sollte die seminaristische Lehrerbildung in Schleiz bleiben.

Dieses Vorhaben stieß jedoch auf den Widerstand des Fürsten Heinrich des 62., Reuß jüngerer Linie. Er sagte: „So lange ich lebe, bleibt es beim Schleizer Gymnasium!“ Doch allein mit Worten ist der Bestand einer Bildungseinrichtung nicht zu sichern. Dazu braucht es gute Konzepte, neue Lehrpläne und gute Lehrer, die interessierte Schüler anziehen und somit den wirtschaftlichen Bestand der Schule sichern. Die Dominanz des Altsprachenunterrichts mußte aufgehoben werden und statt dessen Naturwissenschaften, Neusprachen, Sport und Zeichnen eingeführt werden. Nur so war eine praxisverwendungsfähige Bildung erreichbar, die einen guten Einstieg in das spätere Berufsleben sicherstellte und daher für die Schüler und ihre Eltern interessant war. Damals war Preußen in dieser Hinsicht das fortschrittlichste Land Deutschlands, und so lag es auf der Hand, einen Rektor einzustellen, der mit dem preußischen System seine Erfahrungen hatte. Neben Klassen, die durch verstärkten Lateinunterricht zur Hochschulreife (Abitur) führten, wurden sogenannte Realklassen eingerichtet, die nach zehnjährigem Bildungsweg die Schüler auf kaufmännische und technische Berufe vorbereiteten.

Aus den Realschülern gingen spätere Fachschüler oder Fachhochschüler hervor, deren Berufsziele zum Beispiel der Ingenieur war, eine Berufssparte, die in der Zeit der gewaltigen technischen Fortschritte mehr denn je gebraucht wurde. Viele Schüler bedeuteten viele Einnahmen für die Schule, und somit war die wirtschaftliche Existenz der Schule gesichert. Allein von staatlichen und fürstlichen Zuschüssen hätte das Schleizer Gymnasium nie überleben können. Also sprach vorerst nichts gegen einen Reformversuch. Der Landesvater hatte seinen Willen, und falls der Versuch scheiterte, konnte man ja das Gymnasium immer noch auflösen. Dr. Duden hatte die besten Voraussetzungen für diesen Posten. Er bewarb sich daher.

Das kleine Ländchen konnte zwar keine üppigen Gehälter zahlen, doch hier hatte man Aufstiegsmöglichkeiten, auf die man anderen Ortes noch sehr lange warten mußte. Zudem war die Aufgabe interessant und bot die Möglichkeit, sich in Schulkreisen einen Namen zu machen. Dem konnte ja später eine besser dotierte Rektorenstelle folgen. Die Bewerbung des Dr. Konrad Duden hatte Erfolg. Er wurde angenommen und begann seine Tätigkeit in Schleiz mit Elan und Engagement am 19. April 1869.

Seine Vorstellungen konnte er erfolgreich in die Praxis umsetzen, und der erhoffte Zustrom von Schülern blieb nicht aus, nachdem sich das Schleizer Gymnasium einen guten Ruf erworben hatte. Besuchten 1868 noch 90 Schüler das Schleizer Gymnasium, waren es 1875 bereits 200 Schüler. Der Platz wurde knapp, und es wurden Mittel und Möglichkeiten gesucht und gefunden, die Räumlichkeiten zu erweitern. Von einer Auflösung des Gymnasiums war natürlich keine Rede mehr. Für die Schleizer war die Schule nicht nur ein Imagefaktor, sondern hinter ihr standen handfeste wirtschaftliche Interessen. Die Schüler brauchten Unterkunft und Verpflegung: „Halten wir uns im nächsten Jahr ein Schwein oder nehmen wir einen Schüler?“. Diese Frage ist zwar etwas überspitzt, jedoch nicht praxisfern in mancher Schleizer Familie so wirklich gestellt worden.

Dr. Dudens Wirken an der Schleizer Schule war für ihn und die Stadt eine Erfolgsgeschichte. Sein Gehalt war es weniger. Dr. Duden verdiente in Schleiz im Jahr 1140 Taler, ein Rektor in einer vergleichbaren sächsischen Schule hingegen 1800 Taler. Es war also mehr oder weniger eine Frage der Zeit, wann der befähigte Mann Schleiz den Rücken kehren würde. Am 22. September 1876 nahm Dr. Duden seinen Abschied von Schleiz und folgte einem Ruf nach Bad Hersfeld. Die Schüler ehrten ihren beliebten Rektor mit einem Fackelzug. Nach seiner langjährigen pädagogischen und wissenschaftlichen Tätigkeit wurde Dr. Duden 1905 pensioniert und übersiedelte nach Sonnenburg bei Wiesbaden. Dort verstarb er hochgeehrt am 1. August 1911.


Die Entstehung und der wahre Ursprung des Rechtschreibenachschlagewerkes Deutschlands

Nach dem biographischen Abriß soll nunmehr die anfangs aufgestellte These erörtert werden [Ohne den Aufenthalt Dudens in Schleiz wäre der „Duden“ in der uns heute bekannten Form vielleicht nie entstanden, MR]:

In seiner Hauslehrerzeit lernte der sprachwissenschaftlich sehr interessierte junge Dr. Duden in Italien eine einheitliche, sinnvolle Rechtschreibung kennen. Er selbst kam aus einem sprachlich eher homogenen Einzugsbereich. In Schleiz lernte er jedoch das Aufeinanderprallen verschiedener Dialektgruppen kennen:

Sächsisch, Thüringisch und Fränkisch feierten fröhliche Urstände in der Ausdrucksweise seiner Schüler, und er mußte einsehen, daß es für manch banale Dinge des täglichen Lebens in den verschieden Ortschaften die verschiedensten Ausdrücke gab.

Auf die Frage, was es wohl zum Mittagessen gäbe, erhielt der Verfasser dieser Zeilen vor 20 Jahren die bodenständige westthüringische Antwort: „Hüts mit Soß“ - und war so schlau wie vor der Fragestellung, da ihm der regionale Ausdruck „Hüts“ für Klöße oder Knödel nicht bekannt war. Er hatte also ein echtes Kommunikationsproblem. Einem Norddeutschen wird House für Hase auch etwas befremdlich vorkommen. Fragt also ein Ostthüringer nach „Scharnieren für den Housenstall“ so kann es geschehen, daß der dialektunkundige Verkäufer erstaunt feststellt: „Wir nähen dort eigentlich immer Knöpfe an!“

Mit derartigen Dingen kann man verschiedenartig umgehen: man kann sie ignorieren oder man kann sie analysieren. Letzteres entsprach der Wesensart des Dr. Duden. Er hatte auf seinem Katheder immer ein wohlgehütetes Büchlein liegen, in welches er während des Unterrichts fleißig Notizen eintrug. Seine Schüler vermuteten darin eher Vermerke zu ihrer Disziplin. Um so erstaunter waren sie, als Dr. Duden das ominöse Büchlein eines Tages doch einmal aus Versehen liegen ließ und sie darin Notizen zu ihrer Aussprache vorfanden.

Natürlich konnte es unter diesen Umständen auch keine einheitliche Rechtschreibung geben. Was Lehrer A als richtig gelten ließ, war bei Lehrer B falsch. Der Fakt, daß keine verbindlichen Rechtschreiberegeln im deutschen Sprachraum existierten, barg die Gefahr in sich, daß gewisse Texte mitunter in verschiedenen Regionen falsch oder gar nicht verstanden werden konnten. Durch die politische Vereinigung Deutschlands, durch die schrittweise Einführung einheitlicher Münzen, Maße und Gewichte in diesem neuentstandenen politischen und wirtschaftlichen Raum erkannte Dr. Konrad Duden und einige seiner wissenschaftlichen Anhänger die Notwendigkeit der Einführung einer einheitlichen Rechtschreibung. Noch in seiner Schleizer Zeit veröffentlichte Dr. Duden die ersten Arbeiten zur Vorbereitung dieses Zieles. In dem Jahresbericht des Gymnasiums 1871 veröffentlichte er seinen in Fachkreisen vielbeachteten Artikel „Zur deutschen Rechtschreibung“. Das war die eigentliche Geburtsstunde des „Dudens“.

Wäre er außerhalb von Schleiz auf diese Problematik aufmerksam geworden?

„Bestimmt nicht in diesem Maße“ - könnte die doch etwas spekulative Antwort lauten!

1872 nahm Dr. Duden an der Dresdener Rechtschreibekonferenz teil und veröffentlichte im Verlag von B.G. Teubner „Die deutsche Rechtschreibung“, den Schleizer Duden, im selben Jahr. Daß gerade der bekannte Gründervater des deutschen Nationalstaates Otto von Bismarck gar nichts von den Rechtschreibereformbestrebungen hielt und diese als Reichskanzler geflissentlich torpedierte, ist eine fast schon kuriose Seite der Geschichte.

Auch nach dem Weggang von Schleiz erwarb sich Dr. Konrad Duden große Verdienste auf dem Gebiet der Rechtschreibreform, so daß das daraus entstandene Werk bald mit seinem geistigen Vater namensgleich gestellt wurde und als „Duden“ in den Sprachgebrauch einging. Sein Ziel bestand darin, die „rechte Schreibung“ zum kulturellen Allgemeingut des deutschen Volkes werden zu lassen und diese keinesfalls auf die „höheren Lehranstalten“ zu beschränken. Zu diesem Ziel streben wir also, mit mehr oder minderem Erfolg, seit über 100 Jahren.

Konrad Duden - privat

Wie war Dr. Duden als Mensch? Zu dieser Frage äußerten sich später einige Zeitgenossen, vor allem natürlich seine Schüler. Es überlieferten sich natürlich auch die entsprechenden „Histörchen“, die seine Persönlichkeit beleuchten. Überzeugend wirkten jedenfalls auf alle Berichterstatter seine gepflegte Erscheinung und seine feinen Umgangsformen. Duden war durch und durch Diplomat. Er verstand es, die Individualität seiner Schüler zu behüten, verwahrte sich jedoch auch gegen die Herabsetzung der Autorität der Lehrerkollegen. Sein Leitsatz lautete:

In necessariis unitas,
in dubiis libertas,
in omnibus caritas.

(Dort, wo es notwendig ist, Einigkeit;
dort, wo es verschiedene Möglichkeiten gibt, Freiheit der Entscheidung;
jedoch immer Wohlwollen und Fürsorge.)

Daher betrachtete Dr. Duden die Schule nicht als eine Erziehungsanstalt, sondern als eine Bildungseinrichtung. Die Erziehung des jungen Menschen geschieht überwiegend im Elternhaus, die Schule leistet hier nur einen relativ geringen Beitrag. Andererseits förderte Dr. Duden nach seinen Möglichkeiten die Allgemeinbildung. So gründete er in Schleiz 1871 einen „Allgemeinen Bildungsverein“, der gewisse Ähnlichkeiten mit der späteren Volkshochschule aufwies. Duden hielt auf bewußte Disziplin. Er förderte das Turnen, und unter seinem Rektorat nahmen schon 1869 Schüler und Lehrer gemeinsam an Turnerfahrten teil, die eine Kombination aus Fahrt, Wanderung, Besichtigungen und Sport und Spiel darstellten. Orte der näheren Umgebung wie Greiz oder Bad Steben waren Ziele dieser Fahrten. Auch war er ein maßgebliches Gründungsmitglied der Freiwilligen Feuerwehr Schleiz.

Gaststättenbesuche waren für die älteren Gymnasiasten erlaubt, aber streng geregelt: mittwochs und samstags durften sie die „Eremitage“ besuchen, sonntags die „Heinrichsruh“ und das „Gräfenwarther Chausseehaus“ und an einem weiteren Tag der Woche „Schmidt's Garten“, den späteren Vereinsgarten.

An einem heißen Sommertag war der Rektor auf dem Weg in seine „Stammkneipe“.

Damals übten die Bürger noch ihr zeitlich begrenztes Schankrecht aus, indem sie „Bier auf“ hatten, das heißt selbstgebrautes Bier in ihrem Hause ausschenkten. Dort trafen sich allerhand durstige Seelen gern auf einen Schluck. Es muß also ein Tag gewesen sein, an dem für Gymnasiasten kein Kneipenbesuch erlaubt waren. Einige Schüler löschten jedoch illegal ihren Durst in einem der Häuser der Brunnengasse, das „Bier auf“ hatte. Der damalige Hofgärtner begegnete also dem Herrn Rektor in der Brunnengasse und denunzierte die Schüler sofort: „Herr Direktor, gehen Sie zum „XXX“, dort können Sie gleich das ganze Nest ausheben !“

Duden antwortete ihm gelassen: „Ich habe Durst, und die haben Durst“, ließ den Denunzianten stehen und ging schnurstracks an besagtem Haus vorbei in sein Stammlokal.

Saufen als Freizeitbeschäftigung, das damals bereits in Studentenkreisen beliebte Kommerstrinken und die damit verbundenen Ausschreitungen tolerierte Duden jedoch keinesfalls. Hier schritt er mit ganzer Autorität und harter Hand ein.

Bekannt ist auch noch folgende Begebenheit, die sich im Kreise der Schleizer Honoratioren abgespielt haben soll. Bei einer fröhlichen Zusammenkunft stellte Duden den „besseren“ Schleizer Bürgern folgende Aufgabe:

„Ist es möglich einen Satz zu bilden, in dem sechs mal hintereinander „die“ vorkommt ?“. Nach einiger Überlegung wurde das verneint. Duden löste die Frage jedoch positiv mit folgender Kreation auf:

„Die, die die, die die Die - triche erfunden haben verurteilen, tun unrecht.“

Hinweis: Dies ist eine freie Geschichtsdarstellung aus Sicht des Verfassers, Ungenauigkeiten, Unrichtigkeiten mögen verziehen sein. Es liegt an jedem selbst, der Wahrheit letzten Schluß zu finden.

www.schleiz.de/ge/stadtfuehrer/stadtgeschichte/persoenlichkeiten/duden.htm
____________________________________________

Anmerkung:

Rechtschreib- und Kommafehler dieses Artikels aus der Duden-Stadt Schleiz wurden korrigiert. :-))


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Mittwoch, 02. Feb. 2005 22:21, insgesamt 1mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Mittwoch, 02. Feb. 2005 21:34    Titel: Konrad Duden Antworten mit Zitat

Konrad Duden
Förderer der einheitlichen deutschen Rechtschreibung


Konrad Duden kam am 3. Januar des Jahres 1829 als Sohn des Eisenbahnbeamten Johann Konrad Duden und seiner Frau Julia (geb. Monjé) auf Gut Bossigt in Lackhausen (heute ein Stadtteil von Wesel) zur Welt. Seine Vorfahren gehörten zu den alteingesessenen Weseler Familien.

Duden besuchte das städtische Gymnasium in Wesel und schloß 1846 mit dem Abitur ab. Danach begann er in Bonn das Studium der klassischen Philologie, Germanistik und Geschichte. Während des Studiums nahm der junge Duden an den 1848er Demonstrationen der Burschenschaften teil. Im selben Jahr siedelt er nach Frankfurt / Main über und übernahm eine Stelle als Hauslehrer. Aus Konrad Dudens Studienzeit ist überliefert, daß die staatliche Prüfungskommission der Universität Bonn ihm empfahl, seine Kenntnisse in deutscher Grammatik zu verbessern, damit „durch seine ästhetische Auffassung der streng grammatische Gesichtspunkt nicht beeinträchtigt werde.“

Die an die Promotion anschließende Referendariatszeit in Soest brach Duden 1854 vorzeitig ab und nahm eine Hauslehrerstelle in Genua an. In Messina machte er die Bekanntschaft von Adeline Jakob, der Tochter des deutschen Konsuls, die er 1861 eben dort heiratete.

1859 kehrte er aus Genua nach Deutschland zurück und übernahm einen Lehrerposten an einem Soester Gymnasium. Er war Pädagoge aus Leidenschaft. Neben der Vermittlung von Wissen standen für ihn die Erziehung und die sinnvolle Freizeitgestaltung der Schüler im Mittelpunkt und brachten ihm bei Schüler- und Lehrerschaft hohes Ansehen. So verwundert es nicht, daß Konrad Duden 1867 zum Prorektor befördert wurde.

Nur zwei Jahre später ging Duden als Gymnasialdirektor nach Schleiz in Thüringen. Innerhalb kürzester Zeit machte er das Gymnasium „Rhutheneum“ über die Region hinaus bekannt. Seine Aufmerksamkeit galt dabei nicht nur den Schülern, sondern auch der Erwachsenenbildung. 1871 gründete er den „Allgemeinen Bildungsverein“, eine Frühform der Volkshochschule. Diese Einrichtung wurde von den Honoratioren der Stadt Schleiz finanziell unterstützt und ermöglichte somit auch sozial schwächer gestellten Bürgern einen Zugang zu allgemeiner Bildung.

Im 19. Jahrhundert gehörte es zu den Pflichtaufgaben eines Lehrers, auch wissenschaftliche Abhandlungen zu veröffentlichen. Duden notierte von Beginn seiner Lehrtätigkeit an akribisch die Auffälligkeiten der Ausdrucks- und Schreibweise seiner Schüler. Eine einheitliche Rechtschreibung gab es damals nicht, jeder Verlag und jede Institution schrieb nach einer eigenen Orthographie. Lehrer einer Schule einigten sich auf einen Standard. Dudens Ziel war es, diesen Mißstand durch eine regelnde und vereinfachende Rechtschreibung, die auch in der Erwachsenenbildung gelehrt werden sollte, zu ersetzen.

1871 stellte er solche Regeln erstmals zusammen. Dabei folgte er dem phonetischen Prinzip - „Schreibe, wie Du sprichst“. Ein Jahr darauf veröffentlichte er die „Deutsche Rechtschreibung“ und weitere sechs Jahre später die „Anleitung zur Rechtschreibung“.

Zwei Jahre zuvor, im Jahre 1876, scheiterte die erste Konferenz zur „Herstellung größerer Einigkeit in der deutschen Rechtschreibung“ am Einspruch des Reichskanzlers Otto von Bismarck.

Zur selben Zeit wechselte Konrad Duden als Direktor an das Gymnasium in Bad Hersfeld.

1880 gab er sein Hauptwerk, das „Vollständige orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache“ heraus. Er selbst ahnte wohl nicht, daß dieses Wörterbuch tatsächlich eine Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung herbeiführen würde, doch auf einer Orthographischen Konferenz 1901 in Berlin beschlossen Vertreter aller deutschen Bundesstaaten und Österreich-Ungarns eine einheitliche deutsche Rechtschreibung. Grundlage sollte Dudens Wörterbuch sein. Ein Jahr später wurden durch einen Bundesratsbeschluß Dudens „Regeln für die deutsche Rechtschreibung nebst Wörterverzeichnis“ für alle deutschen Bundesstaaten als verbindlich erklärt. Österreich-Ungarn und die Schweiz schlossen sich an.

Im Sommer 1905 ging Konrad Duden in Sonnenberg bei Wiesbaden in den Ruhestand, wo er am 1. August 1911 verstarb. Bis zuletzt beschäftigte er sich mit Problemen der Sprachentwicklung und der Fortschreibung seines Werkes.

Sein Wörterbuch erscheint seit der neunten Auflage aus dem Jahr 1905 unter dem Titel „Duden. Rechtschreibung der deutschen Sprache und Fremdwörter.“ Bis heute ist es als Nachschlagewerk für Rechtschreibung unerläßlich und wird ständig überarbeitet. Während der Teilung beider deutscher Staaten gab es je eine „Dudenredaktion“ in Leipzig und Mannheim mit eigenständigen Ausgaben. Seit 1991 erscheint der Duden wieder in einer Ausgabe im Dudenverlag Mannheim, Leipzig, Wien und Zürich.

www.wesel.de/Kommunen/wesel/www-wesel.nsf/0/2869b04c562623c4c1256b580055537a?OpenDocument

Siehe auch:
* Horst Schroeder: Vor hundert Jahren: Konrad Duden wird pensioniert. In: KDG [Konrad-Duden-Gymnasium Wesel] INFORMIERT 2005 (darin auch ein Hinweis auf den Titel „Gymnasialprofessor“)
http://www.kdg-wesel.de/history/duden/pension.php


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Manfred Riebe



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Beitrag: Mittwoch, 02. Feb. 2005 22:20    Titel: Die Duden-Biographie der Duden-Redaktion Antworten mit Zitat

Die Duden-Biographie der Duden-Redaktion

Die Duden-Biographie des Bibliographischen Instituts & F. A. Brockhaus AG, Mannheim, Leipzig: „Konrad Duden, Philologe“ wird in neuer Rechtschreibung präsentiert, was Konrad Duden sicher nicht gefallen würde: Konrad Duden-Biografie, schloss, Anschluss, Lexikografen, dass, Hausorthografie, orthografische, sodass, fonetischen, verfasste, Schulorthografie, Orthografie. Aber es heißt immer noch „Bibliographisches Institut“ mit „ph“. :-))

„Jedes Gymnasium, jeder Verlag, jede Dienststelle hatte sich – wenn überhaupt – intern auf eine eigene Hausorthografie geeinigt, weil es noch keine übergeordnete Regelung in dem 1871 gegründeten Deutschen Reich gab. [...] Konrad Duden, der seit 1876 das Königliche Gymnasium zu Hersfeld leitete, erkannte, dass ohne die Zustimmung Preußens eine einheitliche Regelung nicht möglich sein würde. Deshalb verfasste er 1880 sein »Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache« auf der Grundlage der preußischen sowie unter Hinzuziehung der bayerischen Regeln und veröffentlichte es im Verlag Bibliographisches Institut in Leipzig. Obwohl das Nachschlagewerk vorrangig zur Durchsetzung einer einheitlichen Schulorthografie dienen sollte, hatte es Konrad Duden so konzipiert, dass es mit seinen etwa 27 000 Stichwörtern auch über den Schulgebrauch hinaus Anwendung finden konnte. Mit seinem Wörterbuch schuf Konrad Duden die Grundlage für eine einheitliche deutsche Rechtschreibung. Deshalb gilt er heute als deren »Vater«.
[...]
Im Jahr 1901 kamen Vertreter der deutschen Bundesstaaten und Österreich-Ungarns zur 2. Orthographischen Konferenz zusammen, an der auch Konrad Duden beteiligt war. In der Folge einigten sich die deutschen Kultusminister auf eine einheitliche Rechtschreibung, die ab Januar 1903 amtlich werden sollte. Österreich und die Schweiz schlossen sich an.
Um die Ergebnisse der Konferenz zügig in das »Orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache« einarbeiten zu können, stellte der Verlag Bibliographisches Institut Konrad Duden einige Mitarbeiter zur Seite – das war die Geburtsstunde der Dudenredaktion, die nach dem Tod Konrad Dudens die Fortentwicklung seines Wörterbuchs übernahm.
Ab der 7. Auflage (1902) war Konrad Dudens Werk faktisch das für die deutsche Rechtschreibung verbindliche Wörterbuch. [...]“

www.duden.de/index2.html?spezial/konrad_duden/biografie.html
_____________________________________________________

Anmerkung:

„Jedes Gymnasium, jeder Verlag, jede Dienststelle hatte sich – wenn überhaupt – intern auf eine eigene Hausorthografie geeinigt.“ Heute sind wir wieder in einer ähnlichen Situation wie Konrad Duden um 1870: Infolge der sogenannten Rechtschreibreform gibt es heute Hausorthographien: www.vrs-ev.de/forum/viewforum.php?f=2 und eine Beliebigkeitsschreibung, jeder schreibt, wie er will: www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=105 -.

Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.
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