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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 29. Jan. 2005 17:33 Titel: Zur Zwangsgermanisierung von Namen |
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Eine Fundsache
[...] gerade in Sachen Trennung krankte die alte Rechtschreibung (vor der Reform) an blödsinnigen Wortentstellungen. Meine Familie hieß früher übrigens Baranowski (bevor die Nazis zwangsgermanisierten). Da stecken meine Hochfürstlichen Urahnen ja drin, sowie der alte Ortsname. Selbstredend MUSS hier nach dem w getrennt werden und das schreit wiederum nach einem Lang-S. [...]
[5] 07.10.2004 - 11:28 von Martina Barner, anno1704@yahoo.de
Thema: 25 - Die "S" Regelung
www.vergessene-portale.de/dks/forum/index.php?action=answer&id=25
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Anmerkung:
Mir begegnete vor vielen Jahren in einem Archiv ein junger Forscher mit dem Namen „Gilbhart“. Mir kam der Name merkwürdig vor, und ich äußerte die Vermutung, daß dies nicht sein richtiger Name sei. Er antwortete, das stimme. Im Dritten Reich habe seine Familie einen germanischen Namen erhalten. |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 29. Jan. 2005 17:57 Titel: Germanisierung durch Sprachverbot im Vinschgau |
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Germanisierung durch Sprachverbot im Vinschgau
Ein verschwiegenes Kapitel Tiroler Geschichte
Eines der letzten heute nicht ladinischen Gebiete, die ihre Sprache aufgaben, war der obere Vinschgau. Es war kein freiwilliger Übergang vom Ladinischen zur fremden (deutschen) Sprache, sondern eine Zwangsassimilierung, auf die in der Tiroler Geschichtsschreibung nicht gern näher eingegangen wird. Die Tiroler Geschichtsschreibung war vornehmlich darauf bedacht, die lange Geschichte des Deutschtums in Südtirol seit der Landnahme der Bajuwaren darzustellen. Auch heute noch scheinen zahlreiche Geschichtswerke von dieser Einstellung nicht ganz Abstand genommen zu haben.
[...] Die romanische Sprache wurde durch ein Sprachverbot buchstäblich weggeräumt. Für Versammlungen wurde die deutsche Sprache vorgeschrieben, die romanische Sprache hingegen verboten, ebenso wurden die Einstellung romanischer Mägde und Knechte verboten, verboten auch die romanischen Bräuche, verboten die Ehen mit Romanen. Treibende Kraft für das Verbot war der für seinen Fanatismus bekannte Abt des Klosters Marienberg, Mathias Lang. Grund bzw. Ausrede für die Germanisierung war die Reformation: Man hatte Angst, in das katholische Tirol könnte evangelisches Gedankengut eindringen durch die romanische Sprache (Graubünden ist teilweise evangelisch). Wenn die Macht der Untertanen nicht versteht, greift sie zu destruktiven Mitteln.
So wurde der obere Vinschgau germanisiert. Doch trotz der drastischen Maßnahmen, die auf Methoden der Assimilierung in unserem Jahrhundert vorausweisen, war die Ausmerzung des Romanischen langwierig. Noch in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts lebten nach Auskunft von Sprachwissenschaftlern (wenige) Romanen im oberen Vinschgau. Zeugnisse der ehemals romanischen Sprachlandschaft sind heute noch Dialektausdrücke, die sich im Deutschen gehalten haben, sowie die zahlreichen Orts- und Flurnamen.
www.vejin.com/vinschgau.html
* Rechtliche Stellung der deutschen Sprache in Südtirol -
http://de.wikipedia.org/wiki/Rechtliche_Stellung_der_deutschen_Sprache_in_S%C3%BCdtirol
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Sonntag, 15. Okt. 2006 15:58, insgesamt 1mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 29. Jan. 2005 18:22 Titel: Germanisierung ladinischer Familiennamen |
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Germanisierung ladinischer Familiennamen
Eindeutschung der Namen
Viele ladinische Familiennamen klingen heute typisch deutsch - weil sie systematisch germanisiert wurden. Das Unrecht wurde nie wieder gut gemacht.
Abänderung ladinischer Familiennamen
In der deutschen Geschichtsschreibung wird oft an die Italienisierung der deutschen Familiennamen durch den Faschismus erinnert. Nicht erinnert wird jedoch daran, daß vorher sehr viele ladinische Familiennamen germanisiert wurden. Dabei wurden aus einem Namen manchmal mehrere Varianten erstellt.
Vorgenommen wurde die Abänderung in den Gerichtsstuben, als es - von oben verordnet - Gepflogenheit wurde, die Namen deutsch klingen zu lassen und ihnen ein -er angehängt wurde oder aber die Namen übersetzt wurden. Entsprechende Beispiele finden sich ab 1700 auf alten Pergamenten. Es scheint, daß die Kaiserin Maria Theresia eine Art Geheimdekret erlassen hat, das diese Änderung der Familiennamen vorschrieb. Die Eindeutschung der ladinischen Familiennamen wurde nie rückgängig gemacht.
Ladinische Namen und ihre Germanisierung
Aln*i - Alneider, Erlacher
Aiar*i - Agreiter
Alfar*i - Afreider
Bi*i - Willeit
Brocia - Nagler
Ciampac - Kompatscher
Ciamp*i - Kompeiter
Ciampidel - Kampideller
Ciampló - Complojer
Cianac*i - Kanetscheider
Cian*i - Kaneider
Cianoré - Konrater
Ciaslat - Kasslatter
Ciastel - Kasteller
Ciolá - Kelderer
Col - Pichler
Colac - Goller
Corjel - Koriseler
Corter*i - Kortleiter
Costa - Kostner
Costacia, Costata - Kußtatscher
Costalungia - Kastlunger
Costijela - Costiseler
Derü - Bacher
Dôs - Dasser/Tasser
Elemunt - Elemunter
Frena, Freina, Frines, Frenes - Frenner
Furcia - Furgler
Granruac - Großrubatscher
Grones - Grunser
Larcen*i - Lardschneider
Melaun - Melauner
Mongüc - Mangutscher
Mureda - Moroder
Mus - Mussner
Pardac - Pardatscher
Pec*i - Pitscheider, Feichter
Pedraces - Pedratscher
Peraforada - Palfrader
Pescol - Pescoller
Picolruaz, Piceruac - Kleinrubatscher
Pin*i - Pineider
Plan - Planer, Ploner
Planac - Planatscher
Plaza - Gasser
Pradac - Pradatscher
Pré - Wieser
Rives - Rifesser
Roncac - Rungatscher
Ruac, Robac, Ruacia - Rubatscher, Robatscher, Ruazzi
Runch - Rungger, Ronchi
Somür - Untermauern
Sorá - Solderer
Soraru - Oberbacher
Soratrú - Oberweger, Obwegs, Obex
Sorega - Überwasser
Sottrú - Unterweger
Stufles - Stuflesser
Tornarecia - Turnaretscher
Trebe - Tröbinger
Troi - Troier
Val - Thaler
Valacia - Flatscher
Valgiar*i - Fogereiter
Zanon - Senoner, Sanoner
Leicht abgeändert aus: Lois Trebo: Cal*nder ladin 1997
www.vejin.com/familienname.html |
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