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Günter Schmickler
Registriert seit: 11.05.2003 Beiträge: 310 Wohnort: 53842 Troisdorf
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: Dienstag, 17. Aug. 2004 12:42 Titel: Langes "s" in Antiqua |
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Ich besitze heute noch einen „Sprachbrockhaus“ aus dem Jahre 1956 (7. Auflage 1961). Zu dieser Zeit war die 1941 in Angriff genommene Umstellung der Druckerzeugnisse von Fraktur- auf Antiquaschrift schon weit vorgeschritten, aber noch nicht abgeschlossen. Für einen nicht unbeträchtlichen Teil des Schrifttums, besonders im kirchlichen Bereich, wurde nach wie vor die „Fraktur“ benutzt.
Mein etwas betagter „Sprachbrockhaus“ ist zwar in Antiqua gedruckt, weist aber eine beachtenswerte Besonderheit auf: er benutzt das „lange s“ (wir nannten es damals „Spazierstock-s“) für das stimmhafte, das vor anderen Mitlauten stehende und das doppelte „s“. In den „Winken für den Gebrauch“ heißt es: „Das in Antiquaschrift wenig gebräuchliche „lange s“ ist verwendet worden, um dem Benutzer das Lesen von Frakturschriften zu erleichtern.“
Ich habe diese „Erleichterung“ auch beim Lesen der Antiquaschrift, hier sogar in besonderem Maße, empfunden. Der „Spazierstock“ war ein elegantes Mittel zur Binnengliederung von Zusammensetzungen, wie das in „reformierter“ Schreibweise weitgehend verdrängte „ß“. Man vergegenwärtige sich Zusammensetzungen wie „Glasscherbe“, „Weissagung“ oder „Haussegen“ jeweils mit dem „normalen s“ im Auslaut und dem „langen s“ im Anlaut! Zweifellos gewinnt das Schriftbild an Klarheit.
Leider ist mir in den folgenden Jahren ein „Spazierstock“ in Antiquaschrift nie wieder begegnet. Nun hätte ich beinahe Lust,, eine Kampagne für die Einführung des „langen s“ in die heute gebräuchlichen Schriften (Druck- und Schreibschrift) zu starten. An der Reaktion von Leuten wie dem stellv.Chefredakteur des „Stern“ hätten wir sicherlich unsere helle Freude!
Günter Schmickler, Troisdorf |
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Peter Schwenzer
Registriert seit: 01.09.2003 Beiträge: 56 Wohnort: Madrid
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: Dienstag, 17. Aug. 2004 15:49 Titel: Lang-S und ß |
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Ich glaube, das würde auf noch größere Ablehnung stoßen als die Verteidigung des Eszetts, sozusagen als reaktionäre Rückkehr zur Fraktur. Ich wäre schon für Ihren Vorschlag, im Grunde wäre eine Rückkehr zur deutschen Schrift, wenn vielleicht auch in abgeschwächter Gestaltungsform wie Ratold-Rotunda o.ä. viel besser für die Klarheit der deutschen Schriftsprache. Aber die leute dafür zu gewinnen, dürfte fast unmöglich sein, stöhnen doch die meisten über Texte in Fraktur "wegen der Leseschwierigkeit". Wollte man nun nicht nur gegen die Abschaffung des Eszetts kämpfen, sondern auch für die Wiedereinführung des Lang-S, erntete man nur Ablehnung in den höheren Sphären (siehe Koch, Milbradt und andere rückgratlose Führungs-Luschen).
Zuletzt bearbeitet von Peter Schwenzer am Montag, 30. Aug. 2004 10:47, insgesamt 1mal bearbeitet |
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Stephan Geue
Registriert seit: 24.08.2004 Beiträge: 10 Wohnort: Erlangen
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: Samstag, 28. Aug. 2004 12:05 Titel: Re: Lang-S und ß |
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Zitat: | ... Wollte man nun nicht nur gegen die Abschaffung des Eszetts kämpfen, sondern auch für die Wiedereinführung des Lang-S, erntete man nur Ablehnung in den höheren Sphären (siehe Koch, Mildbradt und andere rückgratlose Führungs-Luschen). |
Hr. Schwenzer, Sie haben mit Ihrer Einschätzung der ablehnenden Front sicherlich Recht. Wahrscheinlich würde auch Microsoft nicht mitspielen ;-)
Was ich dagegen nicht unkommentiert stehen lassen möchte, sind die Anwürfe gegen Koch und Milbradt (den meinten Sie vermutlich, denn ich kenne keinen Mildbradt, der mit Koch in einem Atemzug genannt werden könnte). Beide Politiker erfreuen sich weiß Gott nicht meiner Sympathie, und glücklicherweise regieren sie mich auch nicht direkt. Aber dass man jemanden, der etwas ablehnt, rückgratlos nennt, ist schon etwas paradox. Auch ansonsten würde ich Kochs zuweilen schon etwas ruppiges Wesen (das ist jedenfalls meine Wahrnehmung) nicht als populistisch oder opportunistisch bezeichnen. Na ja, und Führungsluschen... - wie gefährdet beider Stühle in den nächsten jeweiligen Landtagswahlen sind, mögen Sie besser beurteilen können als ich. Oder wonach bemessen Sie Führungsstärke?
Stephan Geue |
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Peter Schwenzer
Registriert seit: 01.09.2003 Beiträge: 56 Wohnort: Madrid
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: Montag, 30. Aug. 2004 10:58 Titel: |
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Koch und Milbradt sind beide rückgratlos insofern, da sie nicht klar zu ihren Überzeugungen stehen. In diesem Sinne betrachte ich jemanden als Führungslusche, der sich nicht traut, Dinge gemäß seinen Überzeugungen oder denen seiner Partei im allgemeinen durchzusetzen oder durchzuziehen. Wenngleich vielleicht Koch und Milbradt aufgrund ihrer Arbeitsweise nicht einander gleichzusetzen sind, zeigen doch beide sehr wackelige Haltungen, wenn sie z.B. zwar gegen die RSR sind, sie aber denoch unterstützen, wenn man wie Koch eine Entscheidung über einen Parteiausschluß vorantreibt, dessen Begründung schon durch die Gerichte widerlegt worden sind (Fall Hohmann rein als Beispiel undemokratischer Praktiken, Überrempelung des Bürgers und der Unsachlichkeit der Diskussionen) oder wenn Milbradt gegen die RSR war, sie aber doch unterstützt, dann aber auch gegen Anglizismen redet, ihm aber offensichtlich nicht klar ist, daß Schutz und Erhalt der Sprache nicht nur bei Anglizismen beginnt, sondern bei der Rechtschreibung. Das sind meiner Ansicht nach nicht die einzigen Themen, bei welchen Koch bzw. Milbradt ihre Rückgratlosigkeit, ihren fehlenden Mut, sich der linken Demagogie zu widersetzen, gezeigt haben. So ist er für mich eine Lusche, wenn er auch in anderen Bereichen sicherlich besser ist als ein SPD-Ministerpräsident. Als populistisch habe ich die beiden Politiker nicht bezeichnet, Populisten sind eher Schröder & Fischer.
Die politische Lage in Deutschland ist doch allgemein davon gekennzeichnet, daß sie von Luschen gemacht wird, und in Spanien haben wir jetzt auch solche Leute an der Regierung, die das Land aufgrund ihres nicht entschiedenen Handelns in bestimmten Fragen an den Abgrund teriben werden. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht zum Begriff Lusche sagen, weil es nicht der Ort dafür ist. |
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Stephan Geue
Registriert seit: 24.08.2004 Beiträge: 10 Wohnort: Erlangen
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: Dienstag, 31. Aug. 2004 17:57 Titel: |
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Zitat: | Koch und Milbradt sind beide rückgratlos insofern, da sie nicht klar zu ihren Überzeugungen stehen. | Ich würde in keinem anderen Forum wagen, diesen Wortgebrauch zu hinterfragen. Aber hier darf ich es wohl: Heißt es nicht eher "... insofern rückgratlos, als ..."?
Zitat: | In diesem Sinne betrachte ich jemanden als Führungslusche, der sich nicht traut, Dinge gemäß seinen Überzeugungen oder denen seiner Partei im allgemeinen durchzusetzen oder durchzuziehen. | Dann werden Sie wohl jeden Politiker einer Koalitionsregierung so verreißen müssen, denn Politik besteht in solchen Situationen aus Kompromissen. Stur seine Meinung zu vertreten, mag da vielleicht geradlinig sein, aber das hilft nicht viel, wenn es zugleich erfolglos ist. Und im Grunde ist sogar eine Partei nur der größte gemeinsame Teiler aller Meinungen der wichtigsten Mitglieder, so dass selbst eine Ein-Parteien-Regierung nicht alles durchsetzen kann, was irgendeines ihrer (der Partei) Mitglieder fordert.
Zitat: | ... zeigen doch beide sehr wackelige Haltungen, wenn sie z.B. zwar gegen die RSR sind, sie aber denoch unterstützen, ... | Das kann ich nicht beurteilen, aber wenn es so sein sollte, wäre es ähnlich seltsam wie Milbradts Ansinnen, in Leipzig gegen Hartz IV zu demonstrieren, wo diese Reform doch von seiner eigenen Partei im Bundesrat mitgeprägt und mitbeschlossen wurde. Insofern würde ich Ihnen Recht geben.
Zitat: | ... Fall Hohmann rein als Beispiel undemokratischer Praktiken, Überrempelung des Bürgers ... | Ausgerechnet diesen Fall als undemokratisch darzustellen, halte ich für bedenklich, denn Antisemitismus ist zumindest in Deutschland keine relative Kategorie, sondern eine absolute. Ich habe zum Fall Homann nicht jedes Detail mitbekommen, aber soweit ich gehört habe, wickelten sich neben der öffentlichen Empörung die wesentlichsten Dinge parteiintern ab. Die gehen denjenigen Bürger, der nicht Mitglied der betreffenden Partei ist, nicht unmittelbar etwas an. Von "Überrempelung des Bürgers" würde ich da also nicht sprechen.
Zitat: | ... nicht die einzigen Themen, bei welchen Koch bzw. Milbradt ihre Rückgratlosigkeit, ihren fehlenden Mut, sich der linken Demagogie zu widersetzen, ... | Was meinen Sie mit linker Demagogie? Welches Thema war hier links? Hohmann in Schutz zu nehmen und irgendeine unliebsame Ansicht als das linker Demagogen zu bezeichnen, verortet den Vertreter solcher Ansichten als rechts, wobei ich Antisemitismus durchaus als extrem einstufen würde. Fühlen Sie sich damit angesprochen?
Zitat: | ... Populisten sind eher Schröder & Fischer. | Auch weitere Anmerkungen von Ihrer Seite, wie der Seitenhieb auf Spanien, offenbaren in meinen Augen eher extreme Ansichten als den Wunsch, einen Meinungsaustausch über Vor- und Nachteile verschiedener Rechtschreibungen zu betreiben. |
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Peter Schwenzer
Registriert seit: 01.09.2003 Beiträge: 56 Wohnort: Madrid
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: Dienstag, 31. Aug. 2004 20:00 Titel: |
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[quote="Stephan Geue"] Zitat: | Ausgerechnet diesen Fall als undemokratisch darzustellen, halte ich für bedenklich, denn Antisemitismus ist zumindest in Deutschland keine relative Kategorie, sondern eine absolute. Ich habe zum Fall Homann nicht jedes Detail mitbekommen, aber soweit ich gehört habe, wickelten sich neben der öffentlichen Empörung die wesentlichsten Dinge parteiintern ab. Die gehen denjenigen Bürger, der nicht Mitglied der betreffenden Partei ist, nicht unmittelbar etwas an. Von "Überrempelung des Bürgers" würde ich da also nicht sprechen.
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Zitat: | Was meinen Sie mit linker Demagogie? Welches Thema war hier links? Hohmann in Schutz zu nehmen und irgendeine unliebsame Ansicht als das linker Demagogen zu bezeichnen, verortet den Vertreter solcher Ansichten als rechts, wobei ich Antisemitismus durchaus als extrem einstufen würde. Fühlen Sie sich damit angesprochen? |
Sie plappern da halt nur nach, was die ganze linke Pressekampagne beabsichtigte und erreicht hat. Bevor Sie sich eine Meinung zu Hohmanns Äußerungen bilden, lesen Sie besser den betreffenden Vortrag. Dann werden Sie feststellen, daß dort kein Antisemitismus zur Schau getragen wurde. Das hat ja auch das Gericht so gesehen, was die CDU in Hessen nicht sehen will. Ich verteidige damit nicht die Meinungen Hohmanns, sondern nur die freie Meinungsäußerung, ein Recht, das in diesem Falle beschnitten wird. Die Pressekampagne wurde blind geführt und war pure Demagogie des linken Lagers, der die Partei Hohmanns auch noch nachgab. Abschließend weise ich darauf hin, daß ich dazu nichts weiter sagen werde, da dies hier kein Politikforum ist, sondern ein Rechtschreibforum. Was ich diesbezüglich über Koch und Milbradt gesagt habe, halte ich aufrecht. Auf Spitzfindigkeiten werde ich nicht eingehen. |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 28. Jan. 2005 21:20 Titel: Ein Lang-ſ |
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Ein Lang-ſ
Ein Lang-ſ !!! Unicode machts möglich.
Ich habe mir einfach die folgende Kommandozeile zusammengebastelt:
for p in 1; do echo "";i=1; while test $i -le 1000; do k=0;while test $k -le 8; do echo ""$i""$i";";k=$((k+1));i=$((i+1));done;echo "";done; echo "" ;done > unicode.html
Das Ergebnis sicht dann so aus:
http://hoehue.ath.cx/~manu/test/unicode.html
Und da kann man dann nach Herzenslust rumstöbern und nach vermissten Buchstaben suchen. Die beliebten ſ-Ligaturen fehlen leider. Abgesehen natürlich vom ß, von dem aber nicht klar ist, beziehungsweise es von der Schriftart abhängt, ob es ein ſƨ oder ein ſƷ ist.
Es bleibt natürlich das Problem, daſƨ man sich nie so ganz sicher sein kann, ob und wie diese Zeichen beim Betrachter dargestellt werden. Aber die meiſſten Browser dürften ja heute Unicode beherrschen.
Grüße.
[29] 08.12.2004 - 16:36 von Manuel Hölß
DKS-Forum: Thema: 30 - Ideensuche
www.vergessene-portale.de/dks/forum/index.php?action=answer&id=30 |
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