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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Mittwoch, 13. Okt. 2004 14:35 Titel: Bertelsmann / Random House |
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Zurück mit Augenmaß
Verlagsgruppe „Random House“ (Bertelsmann) liebäugelt mit alter Rechtschreibung
Gütersloh (jew). Springer- und Spiegelverlag haben am Wochenende zum Rückzug in Sachen Rechtschreibreform geblasen. Ist es das Sommerthema 2004 oder müssen sich die Deutschen tatsächlich bald an die neue alte Rechtschreibung gewöhnen?
„Es ist fünf vor zwölf“, sagt Klaus Eck, Geschäftsführer der Random House Verlagsgruppe (Bertelsmann). „Die Diskussion kommt zur richtigen Zeit.“ Auch bei der größten deutschsprachigen Verlagsgruppe bereitet man die Rückkehr zur alten Schreibweise vor. „Meine Sympathien gelten der alten Rechtschreibung“, daraus macht Klaus Eck keinen Hehl. „Jetzt müssen wir mit dem nötigen Augenmaß wieder zurück.“ Gemeint ist eine behutsame, aber konsequente Rücknahme der neuen Rechtschreibregeln - nicht zuletzt deshalb, um das vorherrschende Durcheinander aufzuheben.
Seit sechs Jahren publiziert Random House in neuer Schreibweise; im Kinder- und Jugendbuchsegment konsequent, im Bereich Belletristik mit etlichen Ausnahmen, denn: „Autoren haben bei uns die freie Wahl der Rechtschreibung“, erklärt der Verleger, der zugleich auch Vizevorsitzende der Stiftung Lesen ist. Es herrscht Wildwuchs im Bücherwald. „Die Kinder sind jetzt schon im Zwist“, so Eck. „Die Deutschbücher sind aktuell. Bio- und Mathebücher sind auf dem Stand von 1987.“ Random House plant jetzt die Absprache mit anderen deutschen Verlagen. „Ganz sicher gehört diese Entscheidung nicht in die Hände von Kommunalpolitikern“, sagt Eck mit Blick auf die Kultusministerkonferenz im Herbst.
„Für uns sind die Entscheidungen aus dieser Politiker-Runde verbindlich“, erklärt Ulrike Rehusch, Pressesprecherin Wissen Media Verlag (Bertelsmann), in dessen Händen das „Wahrig“-Wörterbuch liegt. Egal, ob andere Verlage zur alten Rechtschreibung zurückkehrten, hier gelte das Dienstleisterprinzip. „So lange auf Ministerebene nichts anderes entschieden wird, sind für uns die neuen Regeln verbindlich.“
Doch was kostet das Zurück eigentlich? Während die Verlagsgruppe Random House „keine dramatischen Kosten“ ausmacht, verweist der Wissen Media Verlag auf den Verband Deutscher Bildungsmedien. Hier rechnete man bereits eine Kostenschätzung von 250 Millionen Euro für alle angeschlossenen Schulbuchverlage aus. 60 Millionen für die Korrektur der Bücher, 190 Millionen für die Beseitigung der Lagerbestände.
[jew = Jeanette Wedeking]
Neue Westfälische vom 10. August 2004, LOKALES
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Frank Böckelmann, Hersch Fischler: Bertelsmann – Hinter der Fassade des Medienimperiums. EICHBORN, Oktober 2004
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Dienstag, 14. Dez. 2004 22:35, insgesamt 3mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
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: Donnerstag, 14. Okt. 2004 15:16 Titel: Bertelsmann-Chef Reinhard Mohn |
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Die Verantwortung des Bertelsmann-Chefs
Der Ärger der Leser
Bertelsmann-Chef Reinhard Mohn hatte sich schon sehr früh in einem Artikel „Grundsätzlich: Rechtschreibreform“ in: DAS PARLAMENT, gegen die sogenannte Rechtschreibreform ausgesprochen. Sie sei das Werk elitär denkender Intellektueller, die Theorie produzieren, ohne an die Durchführung und Praxis zu denken. Das sei nicht nur unsozial, sondern schlage auch jeder echten und richtig verstandenen Demokratisierung ins Gesicht. Nachdem Reinhard Mohn sich von seinem Spitzenmanager Mark Wössner trennte, bestand kurze Zeit die Hoffnung, daß Mohn die Anweisung gebe, die Zerstörung der einheitlichen Rechtschreibung, die er ja mitzuverantworten hat, zu stoppen.
Im GEO-Magazin Nr. 12/2000 gab es nach der Rückkehr der FAZ eine Leserumfrage zur Rechtschreibreform. Das GEO-Magazin gehört Gruner + Jahr und damit zum Bertelsmann-Konzern. Aber wie alle anderen Umfragen hatte auch diese keine Folgen.
Reinhard Mohn sah schon 1974 das Durcheinander von Büchern alten und neuen Typs voraus:
„Der Bücherleser würde also beim Übergang der Lektüre von Buch zu Buch ständig zwischen zwei Rechtschreibweisen hin- und herspringen müssen und dadurch irritiert werden und sich ärgern.
Die Buchhändler würden sich etwas Besondere ausdenken müssen, um die angebotenen Werke dem Kunden auf Anhieb nach der Art der Rechtschreibung benennen zu können. In allen bibliographischen Nachschlagewerken müßte die verwendete Rechtschreibung zusätzlich angegeben werden.“
Reinhard Mohn, Verlagsgruppe Bertelsmann: „Grundsätzlich: Rechtschreibreform“. In: DAS PARLAMENT vom 21.09.1974, S. 5
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Anmerkung:
Warum schafft Reinhard Mohn nicht einfach in seinen Verlagen die mangelhafte Neuschreibung ab? Ist er nicht mehr Herr im eigenen Haus? |
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Manfred Riebe
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: Dienstag, 14. Dez. 2004 22:32 Titel: |
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| Artikel von Jürgen Kaube. In: FAZ vom 8. Mai 2004 |
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Manfred Riebe
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: Dienstag, 14. Dez. 2004 22:34 Titel: Beraterunsinn selbsternannter Berater |
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Heruntergeregelte Qualität der Ausbildung
Beraterunsinn selbsternannter Berater und sogenannter Experten
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Keine Berater von Bertelsmann nötig
Jürgen Kaube beschreibt am 8. Mai sehr nachdrücklich einen der vielen kurzatmigen Aspekte heutiger Bildungspolitik. Es ist ein bemerkenswerter Befund, daß die akademische Demokratie, Ergebnis mehrhundertjähriger Entwicklung im „alten Europa“, in letzter Zeit schwer belastet wird von der jetzigen Bundesregierung, aber auch eifrig sekundiert wird von den ebenfalls den demokratischen Strukturen mißtrauenden Landesregierungen gegensätzlicher Farbprägung. Zwar wird allenthalben in offiziellen Verlautbarungen von „Hochschulautonomie“ geredet, diese sogenannte Autonomie ist aber eine verwaltete und nicht eine sich aus der Breite der Universität gestaltende Struktur.
Der profunde und in Jahrzehnten gewachsene Sachverstand in den Universitäten wird von privaten, meist selbsternannten Beratern und sogenannten Experten, wie der Bertelsmannstiftung kompromittiert, die, ohne auch nur annähernd die Vielschichtigkeit der Probleme erfassen zu können und um ihre eigene „Modernität“ zu demonstrieren, nicht nur bewährte Bildungsangebote zerschlagen, ohne etwas Gleichwertiges an die Stelle setzen zu können, sondern im Gegenteil das Bildungsangebot und die Ausbildungsinhalte bewußt „herunterregeln“. Diejenigen, die von solchem Vorgehen nicht beeindruckt sind, werden als Gestrige diffamiert, langjährige Erfahrungen negiert. Die von offizieller Seite heruntergeregelte Qualität der Ausbildung in vielen Studiengängen, unzureichend geschmückt mit dem aus dem Angloamerikanischen entlehnten Bachelor-Grad, im Prinzip inkompatibel mit dem deutschen Bildungswesen, entspricht der ständigen und zunehmenden
Verminderung der staatlichen Zuwendungen an die Hochschulen. Wenn man es nicht gut machen kann, dann soll das Schlechte wenigstens durch einen neuen Namen verschleiert werden und kann dann als positives Ergebnis der Tätigkeit von sogenannten Bildungsexperten der Bertelmannstiftung der Öffentlichkeit präsentiert werden. Wer hört endlich mit diesem Beraterunsinn auf? Leider ist es lange her, aber kein Märchen, in der Blütezeit der preußischen Universität mit Weltruhm waren es wenige Beamte, die die entsprechenden Weichenstellungen vornahmen. Auch heute gibt es in unseren Ministerien Fachbeamte, die das könnten und gemeinsam mit den Universitäten zukunftsweisende Strukturen entwickeln oder verteidigen würden, denn wir haben auch letzteres, wenn man sie dann ließe. Die Entwicklung, durch fragwürdige Angebote Studierende zu locken, ohne ihnen eine qualifizierte Ausbildung zu vermitteln, wird die deutsche Universität noch mehr schädigen, als der Rückzug des Staates aus der Finanzierung seiner Bildungsanstalten es
ohnehin tut.
Professor Dr. Peter von Wichert, Hamburg
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15. Mai 2004 |
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Manfred Riebe
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: Samstag, 22. Jan. 2005 15:53 Titel: Hinter Bertelsmann steht die Familie Mohn |
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Hinter Bertelsmann steht die Familie Mohn
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Autor Thomas Schuler räumt in »Die Mohns« mit einigen Mythen und Legenden auf
Die Familie hinter dem Konzern
Die Sendergruppe RTL, der Zeitschriftenkonzern Gruner+ Jahr mit »stern« oder »Brigitte«, der Bertelsmann-Lesering der Buchverlag Random House, dazu gewaltige Druckkapazitäten: Bertelsmann ist mit 18 Milliarden Euro Umsatz einer der mächtigsten Medienmultis der Welt und übt über die Bertelsmann Stiftung zusätzlich großen gesellschaftspolitischen Einfluss aus.
Die Eigentümerfamilie Mohn hat sich, der Philosophie ihres Patriarchen Reinhard Mohn folgend, jahrzehntelang in der Öffentlichkeit rar gemacht, Managerstars wie Manfred Köhnlechner oder Thomas Middelhoff prägten statt ihrer den Konzern und sein Image. Inzwischen aber wird das Unternehmen wieder zunehmend von der Familie und vor allem von Mohns Frau Liz gesteuert. Der Münchner Journalist Thomas Schuler hat die Geschichte des Gütersloher Branchenriesen aufgeschrieben, die von der Mohnschen Familiengeschichte nicht zu trennen ist.
Hätte Liz Mohn, zweite Frau von Reinhard Mohn, nicht ihre Biografie „Liebe öffnet Herzen“ geschrieben, in der sie hohe Scheidungsraten beklagt und den Wert der Familie beschwört, hätte sie dabei nicht verschwiegen, dass sie selber schon einmal verheiratet war, als sie bereits drei Kinder mit Reinhard Mohn hatte, wäre sie nicht darüber hinweggegangen, dass Reinhard Mohn ebenfalls verheiratet war, als sie diese Kinder gebar, hätte sie all das unterlassen, wäre Thomas Schulers Buch ein anderes geworden.
Es wäre auch anders geworden, hätte nicht Bertelsmann-Manager Thomas Middelhoff 2002 spektakulär das Unternehmen verlassen müssen und wäre nicht Liz Mohn in den Aufsichtsrat gerückt. Bertelsmann galt immer als das etwas andere Unternehmen. „Schon vor 30 Jahren hat Reinhard Mohn sich um das Überleben des Konzerns gekümmert, wenn er nicht mehr da ist. Das galt als vorbildlich und modern“, sagt Schuler. „Die Überführung des Familienbetriebes in eine Stiftung, die Leitung des Unternehmens durch Manager, die weitgehend freie Hand hatten, wurde als neue Unternehmenskultur gefeiert.“
Seit den 70er Jahren prägten Manager mit größten Kompetenzen das Unternehmen. Stets hieß der Mythos: Bertelsmann ist anders - nicht der Unternehmer steht im Vordergrund, sondern seine Manager, ein deutscher Unternehmer, der delegieren kann und selber im Hintergrund bleibt. Schuler: „Es hieß, wir haben das bessere System, aber es gibt eine Doppeldeutigkeit, denn ich kann nachweisen, dass die Manager immer fallen gelassen wurden, wenn sie Grenzen überschritten, von denen sie gar nichts wussten.“ Thomas Middelhoff, Liebling der Wirtschaftsmedien und vermeintlich des Eigentümers, scheiterte vor zwei Jahren am geplanten Börsengang, und Reinhard Mohn schrieb ein Buch über die „Verfehlungen“ von Managern - Selbstkritik fehlte.
Eigentlich sollte bei Schuler, seit Jahren Bertelsmann-Experte, die Familiengeschichte, obwohl natürlich mit der Konzerngeschichte aufs Engste verbunden, gar nicht im Vordergrund stehen. Dass hinter Bertelsmann die Familie Mohn steht, interessierte die Öffentlichkeit kaum, und die Familie legte auf Diskretion immer größten Wert. Das Ehepaar Mohn verweigerte Schuler denn auch jedes Interview, viele andere Familienmitglieder, Freunde, Mitarbeiter aber vertrauten sich überraschend offen dem Journalisten an, als hätten sie darauf gewartet, dass sie mal jemand fragt. So vor allem Mohns erste Frau und Mutter seiner drei erstgeborenen Kinder oder sein jüngster Sohn Andreas aus der zweiten Ehe, der bis zur Scheidung seiner Mutter wie seine Geschwister gar nicht wusste, dass Reinhard Mohn sein Vater ist.
Geheim allerdings waren die komplizierten Verhältnisse vorher nicht: Auch die von Mohn eingesetzte Historikerkommission, die die Rolle des Verlages im Dritten Reich untersuchte, kam nicht am Privatleben der Mohns vorbei. Schuler: „Ich habe die Fakten neu aufgearbeitet und den roten Faden gefunden, der die Konzern- und Familiengeschichte durchzieht. Es wurden auf beiden Ebenen Legenden und Mythen gewirkt, die mit der Realität nicht vereinbar sind.“ Beispiel „Hitler-Tagebücher“ im „stern“ des konzerneigenen Verlags Gruner+Jahr: „Da mussten viele gehen, aber Mohn selber hat keine Verantwortung übernommen. Es stimmt auch nicht, dass Mohn immer nur im Hintergrund blieb. Er hat das Unternehmen immer ganz entscheidend mitgeprägt, war und ist präsent und hat viele seiner Führungskräfte instrumentalisiert und kontrolliert, hat sie fallen lassen, nachdem sie hochgejubelt worden waren.“
Beispiel „Delegieren an Manager“: Schon Mohns Vater hatte, wie Schuler herausfand, das dezentrale Managementsystem „erfunden“, und zwar weil er wegen eines schweren Asthmaleidens die Firma nicht durchgängig leiten konnte. Beispiel „Nationalsozialismus“: Heinrich Mohn fälschte mit Wissen seines Sohnes Reinhard nach dem Krieg jene Dokumente, die ihm die Lizenz zum Drucken einbrachten. Das war seit dem Bericht der Historikerkommission bekannt, hat aber das moralische Ansehen der Gütersloher Familie öffentlich kaum tangiert. Macht kann vieles verhindern.
Schulers gut und unterhaltsam erzähltes Buch ist spannend und liest sich über weite Strecken wie eine überaus interessante Familiensaga mit allem, was dazugehört: verschwiegene Ehen, verstoßene Kinder, Manager als Ziehsöhne, Intrigen, Verrat, Hass und Liebe. Das macht das Buch für weite Kreise populär, und die sorgfältig recherchierten wirtschaftlichen Fakten sind für jedermann verständlich aufbereitet und erhellend. Der Autor wünscht sich, dass die Machtstrukturen des Konzerns bekannter werden. Wer weiß schon, dass 80 Prozent der Handys in Deutschland von Bertelsmann ausgeliefert werden? Oder dass hinter der BahnCard der Deutschen Bahn, den Bonuscards des Vielfliegerprogramms Miles & More der Lufthansa und den Maggi-Kochclubs Bertelsmann steckt? Darüber klärt der junge Journalist auf. Noch wichtiger ist ihm der politische Einfluss, den die Bertelsmann Stiftung durch ihre Politikberatung ausübt und die er bei seinen Berufskolleginnen und -kollegen viel zu wenig hinterfragt findet.
Der hohe moralische Anspruch der Stiftung, die gesellschaftspolitische Projekte fördert, gehört für ihn zu den Bertelsmann-Mythen. „Die Stiftung ist erst mal nur eine Form, Erbschaftsteuern zu sparen, und keine originär menschenfreundliche Veranstaltung. Dank seiner Stiftung, die heute Eigentümerin des Konzerns ist, verfügt Reinhard Mohn über ein enges Netz zu Politikern aller wichtigen Parteien und versammelt sie an einem Tisch. Man könnte den Eindruck gewinnen, als seien Stiftungssymposien Ausschüsse des Parlaments. Hinter den Kulissen macht die Stiftung Politik zu vielen Themen in Deutschland und Europa. Hinzu kommt, dass zwischen dem Unternehmen und der Stiftung ein ständiger Personalaustausch stattfindet, eine Verquickung“, sagt Schuler.
Der Autor will nicht an der derzeit beliebten Dämonisierung von Liz Mohn mitstricken, die, ähnlich wie Friede Springer, als Frau mit Macht den medienpolitischen Beobachtern suspekt ist. Ihn interessiert die Zukunft des Konzerns. „Liz Mohn hat das Sagen in der Verwaltungsgesellschaft und damit über die wesentlichen Stimmrechte; sie hat das Sagen in der Stiftung und damit über die wesentlichen Kapitalanteile. Und sie sitzt im Aufsichtsrat, der das operative Geschäft kontrolliert. Eigentlich wird jetzt der Rückwärtsgang eingelegt“, so Schuler. „Die Familie hat wieder das Sagen.“ Und das muss beim größten Verlagshaus der Welt, dem größten Fernsehanbieter und größten Zeitschriftenverlag Europas schon interessieren.
Ulla Lessmann
Thomas Schuler, Die Mohns – Vom Provinzbuchhändler zum Weltkonzern/Die Familie hinter Bertelsmann, Campus-Verlag 2004, 372 Seiten, 24,90 Euro
DRUCK + PAPIER Nr. 6, Dezember 2004, S. 8
http://www.verdi-drupa.de/ |
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Manfred Riebe
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: Sonntag, 26. Okt. 2008 20:27 Titel: Bertelsmann-Wahrig bestreitet Geldzahlungen an Sprachverein |
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Bertelsmann-Wahrig bestreitet Geldzahlungen an Sprachverein
Erlangen, 23. Oktober 2008 – Es sind keine Gelder von Wissen Media/Bertelsmann an den „Verein Deutsche Sprache“ (VDS) geflossen, um diesen zur Umstellung der VDS-Mitgliederzeitschrift auf die Rechtschreibreform zu bewegen. Das erklärte jetzt Sabine Krome, Leiterin der Wahrig-Redaktion und Mitglied im „Rat für deutsche Rechtschreibung“, der am Freitag eine Sitzung abhält. Der Eindruck eines solchen Geschäfts war entstanden, nachdem aus einem Vorstandsprotokoll des VDS Einzelheiten über Verhandlungen mit Wahrig bekanntgeworden waren. Der VDS ist mit etwa je 15.000 Mitgliedern in Deutschland und im Ausland der mitgliederstärkste deutsche Sprachverein. Das Wahrig-Rechtschreibwörterbuch erscheint im „Wissen Media Verlag“, der zur Bertelsmann AG gehört. Der Bertelsmann-Konzern spielt bei der Durchsetzung der Rechtschreibreform eine wichtige Rolle. In einem Schreiben an die DEUTSCHE SPRACHWELT betont Ratsmitglied Krome, daß dem VDS von Wahrig auch nicht „für die Zukunft finanzielle Zusagen irgendwelcher Art gemacht worden“ sind.
VDS erhoffte sich „handgreifliche Vorteile“ aus dem Verzicht auf die traditionelle Rechtschreibung
Entsprechende Fragen hatte das Protokoll der VDS-Vorstandssitzung vom 31. Juli dieses Jahres ausgelöst. Dort heißt es unter Punkt „4. Rechtschreibung“: „Die Gespräche mit Wahrig werden fortgeführt. Der Vorstand billigt einstimmig die bisherige Verhandlungsführung der Delegation Baer/Behland/Pogarell. Konsens, dass eine Abkehr der SN [=Sprachnachrichten, VDS-Mitgliederzeitschrift] von der traditionellen Rechtschreibung für den VDS mit handgreiflichen Vorteilen verbunden sein sollte, ansonsten bleibt alles wie es ist. Der Vorstand vertraut seiner Delegation, dass diese hier einiges herausholen wird, läßt [sic!] ihr aber ansonsten freie Hand.“ Und unter Punkt „5. Gestaltung der Sprachnachrichten“ ist zu lesen: „Eventuell Umstellung auf Magazinformat, [...] wenn, dann möglichst in einem Zug mit der Umstellung der Rechtschreibung und mit finanzieller Unterstützung von Wahrig. Dazu aber keine formelle Abstimmung. In der nächsten Nummer wird schon mal die Diskussion zur Rechtschreibung begonnen, quasi als Vorgriff auf die kommende Umstellung. Insbesondere sollen hier auch Gegenstimmen gegen den Standpunkt von Helmut Glück gewissen Raum erhalten.“ Mit Ausgabe 3/2008 stellten dann im September die „Sprachnachrichten“ von der traditionellen Rechtschreibung auf reformierte Schreibweisen um.
Wahrig erläutert die „Philosophie des VDS“ bei der Umsetzung der Rechtschreibreform
Wahrig-Redaktionsleiterin Krome erklärte, es entspreche der „Philosophie des VDS“, nach der sich „die Umsetzung der Rechtschreibregelung am allgemeinen Schreibgebrauch und an Bedeutungsdifferenzierungen orientiert, wie in der WAHRIG-Rechtschreibung“. Diese Philosophie sei „inhaltlich, nicht kommerziell begründet“. Krome zeigte Verständnis dafür, daß der VDS „es für sinnvoll hält, sich an der verbindlichen aktuellen Rechtschreibung zu orientieren“. Dabei ließ sie jedoch außer acht, daß die reformierte Rechtschreibung weder für Presseerzeugnisse noch für Sprachvereine verbindlich ist.
Wie erklärt sich der Widerspruch zwischen den Aussagen von Wahrig und den Aussagen des VDS-Protokolls, in dem die Umstellung der Rechtschreibung mit „finanzieller Unterstützung von Wahrig“ in Verbindung gebracht wird? Tatsache ist, daß es Gespräche zwischen Wahrig und dem VDS gegeben hat. Dabei hatten die Abgesandten des VDS offenbar den Eindruck gewonnen, der VDS könne von Wahrig Gelder erwarten. Vermutlich vorgreifend stellte der VDS dann auf reformierte Rechtschreibung um, ohne dafür Geld erhalten zu haben.
Rechtschreibung als Verhandlungsmasse?
Fragen bleiben also offen, und sie dürfen gestellt werden. Denn wenn sich ein Sprachverein gegenüber einem Verlag, der an der Rechtschreibreform beteiligt ist und daraus Gewinn zieht, zum Gebrauch einer bestimmten Rechtschreibung verpflichtete, womöglich gar als Gegenleistung für finanzielle Zuwendungen, gäbe er seine Unabhängigkeit auf. Zur Zeit werden die Ergebnisse der Gespräche zwischen VDS und Wahrig ausgewertet, so Krome. Es bleibt zu hoffen, daß erstens Wahrig darauf achtet, sich nicht zu fragwürdigen Geschäften verleiten zu lassen. Zweitens sollte der Vorstand des VDS eine Entscheidung treffen, die im Interesse der deutschen Sprache ist und dem Willen seiner Mitglieder entspricht. Rechtschreibung ist keine Verhandlungsmasse, sondern ein Dienst am Leser.
DEUTSCHE SPRACHWELT, Nachricht vom 23.10.2008
http://www.deutsche-sprachwelt.de/nachrichten/neues_detail.php?id=536
DEUTSCHE SPRACHWELT
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