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Briefverkehr mit der Kirche

 
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Jürgen Frielinghaus
Gast





Beitrag: Samstag, 07. Jun. 2003 10:07    Titel: Briefverkehr mit der Kirche Antworten mit Zitat

Liebe Mitstreiter,
untenstehend sehen Sie den Briefverkehr zu einer Kirchgeldforderung 2003. Dabei wird das Thema "Rechtschreibung und Glaube" behandelt.


Thema: Rückweisung des Kirchgeldbescheids
Datum: 04.04.2003
An: evang.kirche.poecking@info2000.de

Sehr geehrte Damen und Herren,

damit ich Ihre Kirche mit Kirchgeld unterstütze, bitte ich Sie, mir Ihr Anliegen in der noch gültigen und von Ihnen und mir erlernten traditionellen Rechtschreibung zu unterbreiten. In Ihrem Schreiben finde ich 11 Abweichungen von dieser Rechtschreibung.

Sollten Sie dazu nicht bereit sein, kann ich angesichts meines inzwischen dreimalig nicht beachteten Protests - nur zu den Kirchgeldschreiben - Ihre Kirche nicht mehr als meine geistige Heimat betrachten und ziehe mit meinem Austritt die Konsequenz.

Mein Gehorsam gehört meinem Herrn Jesus Christus und nicht einer von der Kirche getragenen Staatswillkür. Der Herr einer christlichen Kirche, auch einer Staatskirche, sollte Christus sein.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Frielinghaus



Darauf kam mit der Post folgende Antwort vom 29. April 2003 des in der "Heiliggeist"kirche amtierenden Geistlichen:

Sehr geehrter Herr Frielinghaus,

am 4. April haben Sie uns mitgeteilt: Wegen 11 Abweichungen von der von Ihnen erlernten traditionellen Rechtschreibung könnten Sie den Kirchgeldbescheid nicht annehmen. Sie teilen uns mit: Ich ziehe mit meinem Austritt die Konsequenz, da ich die Kirche unter diesen Umständen nicht mehr als meine geistige Heimat betrachte.
Ihre Argumentation ist leider ziemlich dümmlich: „Mein Gehorsam gehört meinem Herrn Jesus Christus und nicht einer von der Kirche getragenen Staatswillkür." Was hat Jesus eigentlich mit der Rechtschreibung zu tun? Jesus selbst hat einen aramäischen Dialekt gesprochen. Die Jesus-Tradition wurde in hebräischer, später in griechischer, in lateinischer, frühmittelalterlicher, spät-Mittelalterlicher Sprache und Rechtschreibung weitergegeben. In der „sächsischen Kanzleisprache" ( Martin Luther) wurde sie in die deutsche Sprache übersetzt und hat seitdem noch viele Sprachangleichungen schadlos überstanden. Selbst Luther, der als genialer Sprachschöpfer gilt, hat sich nicht gescheut, bei weiteren von ihm vorgenommenen Übersetzungen die Rechtschreibung zu ändern, weil es eine unaufhaltsame Sprach- und Rechtschreibentwicklung gab. Glauben Sie im Ernst, Luther hätte darüber räsonniert? Ihm war klar, wem sein Gehorsam gehört, trotz Rechtschreibänderung. Schade: Sie haben diesen klaren Blick verloren. Die von Ihnen zitierte „traditionelle Rechtschreibung" geht auf Ihre Schulzeit ab 1942 zurück. Warum halten Sie diese für angemessen und richtig und nicht, sagen wir einmal vorsichtig, die aus der Kaiserzeit, als man noch Thür für Tür schrieb. Ihre „Argumentation" von wegen „von der Kirche getragene Staatswillkür" ist falsch und arrogant. Sie machen den von Ihnen willkürlich angenommenen Standpunkt ( 1942 und folgende Jahre) zum alleinigen Maßstab darüber, wer Jesus gehorsam ist oder nicht. Vielleicht lesen Sie einmal ein wenig in der Bibel selbst, 2. Kor. 3, 5 ff: „... der (sc. Gott) uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig", oder Römer 7,6: „.. Nun aber sind wir vom Gesetz frei geworden und ihm abgestorben, das uns gefangen hielt, so daß wir dienen im neuen Wesen des Geistes und nicht im alten Wesen des Buchstabens."

Sie haben sich in eine Idee verrannt, der jede Legimitation fehlt. Ich will Sie nicht daran hindern, sich für die von Ihnen erlernte „traditionelle Rechtschreibung" einzusetzen. Ihr Herz hängt daran. Aber lassen Sie die Qualifizierungen, die Ihnen nicht zustehen.

Wenn Sie nach wie vor der Meinung sind, Sie müßten aus der Kirche aus diesen Gründen austreten, dann will ich Sie nicht daran hindern, sondern in Frieden ziehen lassen.

Mit freundlichen Grüßen
Pfarrer ...



Meine Antwort auf dieses Schreiben:


Thema: Rückweisung des Kirchgeldbescheids, Ihre Antwort vom 29. April 2003
Datum: 22.05.2003
An: evang.kirche.poecking@info2000.de


Sehr gehrter Herr Pfarrer,

ich danke für Ihr Schreiben vom 29. April 2003. Entschuldigen Sie bitte meine verspätete Antwort mit einem schweren Verkehrsunfall durch einen Pfahl auf einem Radweg, wodurch ich zu äußerster Schonung gezwungen war. Gestatten Sie mir, daß ich bei der von mir begonnenen preisgünstigeren elektronischen Kommunikationsweise bleibe? Sie haben damit die Möglichkeit durch einen Mausklick zu entsprechenden Stellen meiner Internetseite zu gelangen.

Ich sehe es als einen Fortschritt an, daß ich erstmalig eine Antwort erhalte, wenn auch unsachliche Argumentationsweisen ("dümmlich", "klarer Blick verloren", "arrogant", "nicht zuständige Qualifizierungen" und so weiter) nicht zu einer Verbesserung des beiderseitigen Erkenntnisstandes führen können.
Was hat Jesus mit der Rechtschreibung zu tun? Beim Gehorsam gegenüber Jesus Christus dürfen keine Lebensbereiche ausgeschlossen werden, auch nicht die Wahl der Schriftsprache.

Die neue Rechtschreibung war leider nicht das Ergebnis der Beobachtung der Entwicklung der landläufigen Rechtschreibung, sondern ein Akt staatlicher Willkür, indem eine staatlich eingesetzte Rechtschreibkommission die Möglichkeit erhielt, etwas völlig Neues, beziehungsweise total Vergessenes, wieder einzubringen.
Mein Gehorsam gehört Jesus Christus „unserm Herrn" (Teil 2 des christlichen Glaubensbekenntnisses), auf KEINEM Fall einem Menschen, sei es selbst Luther, von dem wie von jedem anderen unvollkommenen Menschen auch Irrtümer (mit blutigen politischen Folgen) verbreitet wurden.

Mein "willkürlich" angenommener Standpunkt ist, daß Jesus schädigende Geschäftemacherei beziehungsweise die Verletzung von Gemeinschaftseigentum, hier der Schriftsprache, die von jedem Schreibkundigen mit großem Aufwand von Lebenszeit erworben wurde, zu jeder Zeit verurteilt. Jesus selbst reinigte kurz vor seiner Kreuzigung den Tempel von den Händlern. Auch Luther, mit dem Sie für Rechtschreibänderungen argumentieren, kämpfte gegen glaubenswidrige Geschäftemacherei (für die Erneuerung der Peterskirche?) mittels des Ablaßhandels. Selbstverständlich kann man die Bibel auch in chinesisch übersetzen, ohne daß dem Sinn geschadet wird.

Die Durchsetzung einer Rechtschreibreform setzt "Volksgehorsam" voraus, das ist die Umkehrung von "Volksherrschaft", von der die Politiker schwärmen, wenn sie das griechische Fremdwort Demokratie im Munde führen. Als Christ ist man zur Verteidigung solcher Güter gerufen. Ganz allgemein lassen sich mit Verbrechen der Vergangenheit nicht aktuelle rechtfertigen. Vom Unfug vergangener Rechtschreibreformen geben zum Beispiel die "Hamburgischen Electricitätswerke", gewisse "Cigaretten" und "Cigarren" und des Kaisers "Thron" Zeugnis. Rechtfertigen solche unnützen Veränderungen die Beschädigung von Gemeinschaftseigentum, den Bruch von Traditionen und die Vergewaltigung der Bürger auf deren Kosten?

Gegen solche Mißstände habe ich mich tatsächlich "verrannt".
Da der Massengehorsam leider auch bei der Katholischen Kirche, Ihrem Konkurrenzunternehmen, anzutreffen ist und in jeder Kirche nicht alle Mitglieder verdorben zusein pflegen (siehe entsprechende Bibelstellen), entschließe ich mich nicht auszutreten, um in der Kirche für Gottesgehorsam zu werben.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Frielinghaus

ePost: JFrieling8707920@aol.com

Tel. 0049 (0)8157 5254
Internet: http://Gutes-Deutsch.de/
und http://members.aol.com/_ht_a/jfrieling9166379
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