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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Donnerstag, 20. Mai. 2004 21:29 Titel: Stolz-Schulbuchverlag |
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Stolz-Schulbuchverlag
Offener Brief an den Verband der Schulbuchverlage
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Karin Pfeiffer,
Schriftstellerin
Schneidhausener Weg 52
52355 Düren
Tel. (02421) 5 79 79
Fax (02421) 95 98 09
info@stolzverlag.de
VdS Bildungsmedien e.V.
Zeppelinallee 33
60325 Frankfurt am Main
19. Mai 2004
Sehr geehrte Damen und Herren,
in meiner Eigenschaft als Autorin und Mitverantwortliche im Stolz Verlag – einem Lernhilfen- und Schulbuchverlag – wende ich mich an die Öffentlichkeit mit dem Wunsch, die Diskussion um die mißglückte Rechtschreibreform zu beleben.
Bislang habe ich – eher im stillen – die Hoffnung gehegt, daß sich angesichts der zunehmend grotesken Fehlerhaftigkeit in fast allen Druckwerken bald das unglückliche Reformvorhaben selbst erledigen würde. (1)
Mit vielen Zeitgenossen gemeinsam teile ich die berechtigte Hoffnung, daß sich außer der F.A.Z bald weitere Tageszeitungen und Buchverlage bereitfinden werden, die Reformschreibung – oder was dafür gehalten wird – endlich über Bord zu werfen. Nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch Schul- und Kinderbuchverlage werden gezielt desinformiert, letztere durch den Verband VdS Bildungsmedien e.V. www.vds-bildungsmedien.de. Kaum bekannt sein dürfte deshalb, daß das jetzige Regelwerk spätestens im Jahr 2005 in stark veränderter Form präsentiert werden wird, so daß Anpassungen vorgenommen und alle einschlägigen Schul- sowie Kinderbücher ein zweites Mal aus dem Verkehr gezogen und durch verbesserte Neudrucke ersetzt werden müssen. Laufende „Updates“ sind auch für die Zeit danach vorgesehen, wie man aus gut informierten Kreisen erfahren kann. Ist der Öffentlichkeit bekannt, daß das Regelwerk nicht Gesetz ist?
Wenn ich mich in diesen Tagen an die Öffentlichkeit wende, so aus gewachsener Einsicht heraus, daß eine Fortsetzung des Experiments in jeder Hinsicht schadet: kulturell, pädagogisch, politisch, wirtschaftlich. Es gibt keinen Bereich, der nicht unter der kultusministeriell angeordneten Sprachverwahrlosung leidet. Wir haben es mit der hartnäckig zelebrierten Arroganz selbsternannter Gesellschaftsverbesserer zu tun, die niemand beauftragt hat, nach denen niemand rief. Den gebotenen Respekt vor der historisch gewachsenen Sprache und der sich ihr bedienenden Sprachgemeinschaft vermissen lassend, schlugen die Reformer ohne Rücksicht auf Verluste schnurgerade Schneisen ins Sprachwerk.
Befragt man unvoreingenommene Personen zu ihrer Meinung über die Rechtschreibreform, werden meist ohne Zögern die von den Sprachverbesserern werbewirksam vorgebrachten Schlagworte wiederholt: Vereinfachung und Dezimierung der Regeln, Erleichterung für Schüler, logische Vereinheitlichung – allesamt Irrtümer. Gibt man sich mit dieser Antwort nicht zufrieden und bohrt man genauer nach, breitet sich im Befragten Unsicherheit aus. Je nach Temperament und Einstellung kommen dann folgende Abwehrmechanismen zur Anwendung: Ratlosigkeit und Schweigen bzw. persönliche Betroffenheit, Verteidigungsbereitschaft und nicht selten offene Aggressivität. Bemüht man sich trotzdem weiter um Aufklärung, dann erfährt man, daß sich kaum jemand intensiv mit den Reformregeln auseinandergesetzt hat und daher auch deren fatale Folgen nicht realistisch beurteilen kann. Gerade aber von jenem Personenkreis, der wenig mit Schriftsprache befaßt ist, erwartet man aussagekräftige und fachlich fundierte Stellungnahmen. Wie seltsam! Andererseits werden jene, die aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit hauptsächlich mit Sprache zu tun haben, lächerlich gemacht. Wie ist das zu verstehen?
Die oft zitierte, willkommene „Liberalisierung“, als Nebenprodukt der mißglückten Regelung über uns gekommen, ist nichts anderes als ein beschämendes Eingeständnis des Nichtfunktionierens der übergestülpten Regeln. Unsere Sprache ist lebendig, und niemand darf ungestraft an Haupt und Gliedern herumschneiden. Der verstümmelte, blutende Torso wird nichtsdestoweniger von den Reformeiferern beklatscht. Es drängen sich Bilder auf – Bilder die Unbehagen bereiten.
Wer noch einen Rest an Anstand hat, kann nicht anders als sich voller Grausen abwenden.
Die „Pseudoliberalisierung“, geboren aus Ratlosigkeit und Arroganz, liegt im Zeittrend. Sie ist getarnte Gleichgültigkeit. Dieselbe Gleichgültigkeit, die es heute unseren Kindern so schwer macht, in das soziale Gefüge hineinzuwachsen, die sie zu „Konsumenten“ verkürzt, was die Sensiblen unter ihnen fühlen und sich auflehnen. Es ist dies eine Beliebigkeit, die keine Grenzen aufzeigt, an denen die Heranwachsenden ihre Kräfte erproben können. Regeln und Grenzen sind nun einmal für sie ebenso lebensnotwendig wie für den Bergsteiger die Markierungen auf dem Weg zum Gipfel.
Haben wir unseren Kindern nicht schon genug Wegweiser vorenthalten? Müssen wir jetzt auch noch dort Orientierungslosigkeit zulassen, wo das Menschsein beginnt: bei der Sprache?
Ich will, ich darf, ich kann dem nicht mehr schweigend zusehen.
Ich will, ich darf, ich kann auch keine Bücher mehr schreiben, deren Sprache unter Mißachtung semantischer, syntaktischer, grammatischer und etymologischer Zusammenhänge falsch, fehlerhaft und zugleich schwierig zu lesen und zu verstehen ist.
Welche sachlich-fachlichen Fehler durch die sogenannte Rechtschreibreform entstanden sind, ist hinlänglich belegt worden. Jeder, der mag, ist eingeladen, sich inhaltlich zu informieren. Die vielgepriesene Quelle Internet steht allen zur Verfügung.
Wir sind ein kleiner Verlag. Wir leben von Büchern, die wir an Schulen, Lehrer und Eltern verkaufen. Diese Zielgruppe verlangt Schreibung nach den neuen Regeln. Wir haben uns bislang gebeugt.
Ich bin keine ewig Gestrige. Nach einer jahrelangen Phase guten Willens und praktisch „angewandten Gehorsams“ ist jedoch bei mir nun der Punkt erreicht, an dem sich Hand und Auge endgültig weigern, mit defekten Werkzeugen defekte Werkstücke erzeugen zu müssen und damit – nolens volens – zur Zerstörung einer historisch gewachsenen Schriftsprache beitragen zu müssen. Ich war selbst Deutschlehrerin. Nun stoße ich an meine Grenzen.
Bitte lesen Sie unseren, im Anhang beigefügten, Offenen Brief an den VdS Bildungsmedien e.V.
Für weitere Fragen stehe ich gern zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Karin Pfeiffer-Stolz
Anlage: Offener Brief an den VdS Bildungsmedien e.V., Frankfurt
1) <i>Ein repräsentatives Beispiel für die Folgen der richtig angewandten Reformregeln, entnommen der täglichen Presse: „... mit Betreuten sei so achtsam umzugehen, wie man selbst einst behandelt werden möchte. Stattdessen würden 400 000 Pflegebedürftige in Heimen und Krankenhäusern mit Medikamenten ruhig gestellt, mit Magensonden an Zeit raubenderer Nahrungsaufnahme gehindert, mit Bettgittern oder durch Wegnahme von Brille oder Gehhilfe an der Fortbewegung.“</i>
Was bitte sind „raubendere“? Wie kann man das einem Deutschlernenden oder einem Schüler erklären?
Und: Werden die Pflegebedürftigen wirklich ruhig (auf)gestellt?
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Offener Brief an VdS Bildungsmedien e.V., Zeppelinallee 33, 60325 Frankfurt am Main
Bezug: Pressemitteilung Nr. 9/2004
Titel „Bildungsverlage zur Rechtschreibreform: Mehr Sachlichkeit, mehr Sicherheit“ - [ www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=973#973 ]
Sehr geehrter Herr Baer,
sehr geehrter Herr Mikulic,
hiermit möchten wir anzeigen, daß wir uns von dem Inhalt der oben zitierten Pressemitteilung distanzieren. Wir halten die Kritik an der sogenannten Rechtschreibreform weder für überzogen, noch für unsachlich oder polemisch.
Wir distanzieren uns außerdem ausdrücklich von der Art und Weise, wie der VdS mit den Kritikern der Rechtschreibreform umgeht. Die angeblich von jenen angezettelten „Grabenkämpfe“ können wir nicht ausmachen. Allerdings registrieren wir inhaltlich aufschlußreiche Untersuchungen seitens anerkannter Sprachwissenschaftler sowie schwerwiegende, (<i>also ernste, und keinesfalls schwer wiegende!</i>) Bedenken, geäußert durch namhafte Schriftsteller. Die F.A.Z., die „Schweizer Monatshefte“ u.a. (I) sind nach einer Erprobungszeit zum gleichen Ergebnis gelangt wie die rund 600 Sprachwissenschaftler, und sind zur bewährten herkömmlichen Orthographie zurückgekehrt. An einer sachlichen und konstruktiven Auseinandersetzung mit dem Problem scheint dem VdS nicht gelegen zu sein, sonst würde man nicht den Kritikern von vornherein Sachkenntnis und Redlichkeit absprechen. Wer feindlich auf sachbezogene Kritik reagiert und dem Gegenüber „Grabenkämpfe“ unterstellt, ist bereits selbst in den Graben gestiegen. Der seit 1996 zunehmend beklagenswerte Zustand unserer Sprache und ihrer Rechtschreibung – und nur darum muß es doch gehen – macht dem Verband offensichtlich keine Sorgen.
Sprache gehört uns allen. Daher geht sie uns alle an. Unsere Sprache hinter verschlossenen Türen zu reformieren, zu verändern, ja zu verstümmeln, ist ein Akt gemeinschaftsverachtender Willkür. Persönlicher Ehrgeiz, gepaart mit ideologisch motiviertem Sendungsbewußtsein, ist anscheinend die Hauptmotivation der selbsternannten Reformer für den Eingriff in unsere Sprache gewesen. Die „Reform“ – die diesen Namen nicht verdient, weil sie nicht etwas Schlechtes durch Besseres ersetzt hat, sondern umgekehrt – ist nicht für, sondern gegen das Volk durchgesetzt worden. Wer sich mit den Hintergründen beschäftigt, dem verschlägt es buchstäblich den Atem. (II)
Im Namen aller Mitglieder des VdS verbreiten Sie wider besseres Wissen die Beschwichtigung, von einem „Schreibchaos“ könne keine Rede sein. Fühlen Sie sich bei solchen Äußerungen nicht unwohl, sehr geehrter Herr Mikulic, sehr geehrter Herr Baer? Wir gehen davon aus, daß Sie beide täglich Zeitung und andere Printmedien lesen. Wir können weiters davon ausgehen, daß Sie auch Kinder- und Schulbücher zur Hand nehmen. Wir dürfen daher voraussetzen, daß auch Ihnen aufgefallen sein muß, wie fehlerhaft und widersprüchlich die Rechtschreibregeln selbst in Druckwerken renommierter Verlage umgesetzt werden, weil niemand die unlogischen Paragraphen auch nur halbwegs richtig anzuwenden vermag! Und trotzdem behauptet der VdS unbeeindruckt, die Rechtschreibung sei zur allgemeinen Zufriedenheit verbessert und erleichtert worden! Dies entspricht nicht den Tatsachen. Vielmehr ist folgendes auf bedrückende Weise Wirklichkeit geworden: Die Orthographie im deutschen Sprachraum ist heute annähernd so uneinheitlich und fehlerhaft – ja geradezu anarchisch – wie im 18./19. Jahrhundert. Die kuriosesten wie peinlichsten Fehler vermehren sich ungehemmt und schießen ins Kraut, so daß darüber selbst das Druckpapier erröten müßte. –
Die meisten Lehrer, welche die Reform anfangs begrüßt haben, stellen nunmehr ernüchtert fest, daß Schülern, vor allem und gerade auch in der s-Schreibung – dem „Herzstück der Reform“ – vermehrt Fehler unterlaufen. Nicht wenige Erwachsene, darunter auch professionelle Schreiber und Pädagogen, wissen selbst nicht mehr, wie man richtig schreibt. Aus verschiedenen „Strassen“ in Deutschlands Orten erreichen uns Briefe, deren Schreiber sich höflich und mit „freundlichen Grüssen“ verabschieden. Daß das Reformwerk auf tönernen Füßen steht, wissen Sie beide persönlich ebensogut wie wir, auch wenn Sie aus politischen Gründen gebetsmühlenartig das Gegenteil behaupten.
Das wahre Ausmaß der Sprachzerstörung offenbart sich leider erst, wenn man gezwungen ist, selber nach den neuen Regeln zu schreiben und/oder zu korrigieren. Man muß kein Prophet sein, um vorauszusagen, daß der größte Teil der Reform stückweise zurückgenommen werden wird. Die reformbedingten Änderungen lassen sich nur mit Mühe oder gar nicht in das gewachsene Sprachgefüge einpassen, selbst die Grammatik ist von Änderungen betroffen, wie inzwischen allgemein bekannt sein dürfte. Beabsichtigt war jedoch ausschließlich eine „behutsame“ Reform der Orthographie.
Dies alles ist Ihnen bekannt. So wie auch die Tatsache, daß hinter verschlossenen Türen erneut an den Regeln herumgebastelt wird mit dem Ergebnis, daß in absehbarer Zeit sämtliche Druckwerke zum wiederholten, aber nicht zum letzten Mal, umgearbeitet werden müssen. Die Mitgliedsverlage des VdS werden bewußt darüber im unklaren gelassen, daß spätestens im nächsten Jahr ein Großteil der jetzt aufgelegten Druckwerke wieder „veraltet“ sein wird. Wer kommt für die Kosten der erzwungenen Nachbesserungen auf?
Von der Öffentlichkeit kaum bemerkt, sind bereits mannigfach Korrekturen und Veränderungen der Rechtschreibung vorgenommen worden. Wer den reformierten Rechtschreibduden aus dem Jahr 1996 besitzt, darf diesen getrost zum Altpapier legen. Die darin angegebenen Schreibweisen sind überholt. Und auch der 22. Auflage aus dem Jahr 2000 droht dasselbe Schicksal – spätestens im nächsten Jahr. Eine Vielzahl von Begriffen war durch die Neuregelung der Zusammen- und Getrenntschreibung ganz aus den Wörterbüchern verschwunden. Mittlerweile sind diese, noch vor kurzem als „veraltet“ geächteten Begriffe, wieder in die Wörterbücher zurückgekehrt, so als sei nie etwas geschehen. Weitere Rückbaumaßnahmen werden stattfinden müssen, wenn wir wieder eine funktionierende Sprache haben wollen. Ein auf brüchigem Fundament errichtetes Gebäude läßt sich eben nicht durch Einbau neuer Fensterrahmen und Austausch von Dachziegeln stabilisieren.
Mit Pressemitteilungen, wie der eingangs zitierten, ignoriert der VdS die gravierenden Probleme und setzt stattdessen auf die Taktik des Schönredens und der Beschwichtigung. Um eines kurzfristigen Vorteils willen schadet der Verein auf lange Sicht nicht nur der Sprachkultur, sondern auch der Pädagogik. Die unvorhergesehenen schulischen und kulturellen Folgen der „Reformschreibung“ werden in Zukunft kaum zu Freude Anlaß geben. Wider besseres Wissen betreibt der VdS, sowohl Mitgliedsverlagen wie auch der Öffentlichkeit gegenüber, eine gezielte Desinformationspolitik, die verschweigt, daß uns allen durch das ständig notwendige Nachbessern vermeidbare Kosten aufgebürdet werden – und das auf unabsehbare Zeit.
In Schulen räumt man derweil Schülerbibliotheken leer und wirft tadellose Bücher auf den Müll, weil deren vermeintlich „veraltete“ Rechtschreibung den Schülern nicht mehr zugemutet werden könne. Ein Akt unsinniger, in seiner Art einmaliger Barbarei! Sollen Schulen in Zukunft ihren Bibliotheksbestand jährlich, jeweils parallel zu den anfallenden Änderungen der „Reform“, erneuern müssen? Wer bezahlt das? Die Schulen könnten bald bedauern, ihren noch brauchbaren Bibliotheksbestand vorzeitig „ausgemistet“ bzw. entsorgt zu haben!
Angesichts der gravierenden Fehler des Reformwerks und der zunehmenden Verwirrung in der Bevölkerung wäre es an der Zeit, sich zu dem Irrtum zu bekennen und sich für eine Aufhebung des mißglückten Experiments einzusetzen! Man fühlt sich erinnert an das tragische Geschehen auf der sinkenden Titanic: Das Orchester spielte trotz nahender Katastrophe Tanzmusik, um von der Ernsthaftigkeit der Lage abzulenken. So verbreitet der Verband ungeachtet der sattsam bekannten Probleme das Märchen, an den Schulen werde erfolgreich mit der „neuen“ Rechtschreibung gearbeitet, die Reformschreibung habe sich bewährt, Lehrer und Schüler seien zufrieden. Woher beziehen Sie diese Informationen? Wir bitten um genaue Quellenangaben, um uns selbst von der Zufriedenheit der „Rechtschreibbenutzer“ überzeugen zu können.
Die Erfahrungen, die wir selbst in zahlreichen Gesprächen mit Lehrern sammeln konnten, weisen in eine andere Richtung. Vor allem entstehen nun infolge der Reform nicht weniger, sondern mehr Rechtschreibfehler. Grundschullehrer haben mit der eigentlichen Problematik der sogenannten Rechtschreibreform im Unterricht kaum zu tun. Deren diesbezügliches Urteil ist deshalb nicht repräsentativ. Die Lehrer weiterführender (nicht: weiter führender) Schulen jedoch drücken in privaten Gesprächen, sofern sie sich nicht aus ideologischen Gründen auf die Seite der Reformer geschlagen haben, Unzufriedenheit und Irritation aus. Daß wenige es wagen, öffentlich ihren wachsenden Unmut gegen die Zumutungen der „Rechtschreibreform“ und deren Folgen auszudrücken, war nicht anders zu erwarten, traurig ist es trotzdem. Möglich, daß die meisten unter dem Eindruck der einseitigen Informationspolitik glauben, die „neue Rechtschreibung“ sei Gesetz, und man könne nichts mehr dagegen tun. Das aber ist nicht der Fall!
Dennoch gibt es neben den protestierenden Sprachwissenschaftlern (III) auch genügend Lehrer, die kein Blatt vor den Mund nehmen, wie z.B. der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, OStD Josef Kraus. (IV)
Die wiederholten Verlautbarungen des Verbands, das Rechtschreibexperiment habe sich bewährt, ist nichts anderes als Stimmungsmache. Wir verwahren uns dagegen, im Kielwasser des Verbandes ein gescheitertes Reformwerk gesundbeten und hochjubeln zu müssen – aus kurzsichtigen wirtschaftlichen Erwägungen. Die „Reformrechtschreibung“ wurde unter Mißachtung demokratischer Regeln von einer Minderheit diktiert und wird bis heute von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt, wie nicht nur der Volksentscheid in Schleswig-Holstein, sondern auch repräsentative Umfragen ergeben haben.
Das Argument, man könne den Schülern nicht erneut zumuten, sich einer geänderten Orthographie zu stellen, ist unredlich. Argumente dieser Art konstruieren immer dann klientenfreundliche, kinder- oder schülerbezogene Interessen, wenn damit eigene, alles andere als altruistische Ziele durchgesetzt werden sollen – und diese sind wirtschaftlicher und machtpolitischer Art. Fragte im Jahr 1996 jemand danach, ob Schüler (und Lehrer) nicht angesichts der vorschnell eingeführten und völlig unausgegorenen Regeln überfordert und verunsichert hätten sein können? Tatsächlich waren die Betroffenen alles andere als begeistert, und das nicht nur deswegen, weil mit einem Schlag private und schulische Druckwerke entwertet worden waren. Sinn und Tragweite dieser „Reform“ hat auch kaum jemand begriffen, dies ist unsere Erinnerung an die Vorgänge in den Monaten nach dem staatlich verordneten Eingriff in den schulischen Rechtschreibunterricht.
Welche Situation haben wir heute? Die Schüler bewegen sich seit der vorschnellen Einführung der „Reform“ in einer zunehmend uneinheitlich werdenden Schriftkultur. Sie spüren die Unsicherheit der Erwachsenen, bekommen täglich die Beliebigkeiten der Orthographie vor Augen geführt und fragen sich, weshalb sie überhaupt noch richtig schreiben lernen beziehungsweise Sorgfalt auf das Geschriebene anwenden sollen. Dies, und allein dies ist die eigentliche Zumutung. Aus lernpsychologischer und pädagogischer Sicht eine Bankrotterklärung! Das aber kümmert weder die Reformer selbst, noch die Kultusminister, und schon gar nicht den VdS. Glauben sie alle wirklich, daß wir mit der Fortsetzung des traurigen Experiments unseren Schülern keinen Schaden zufügen?
Der Streit um die Orthographie ist willkürlich vom Zaun gebrochen worden, niemand wollte sie, niemand brauchte sie, und jetzt leiden darunter vor allem Schüler, Lehrer und Schulbuchverlage.
Wir wünschen nicht, daß der Verband Druck auf die KMK ausübt, man möge „deutlich vor dem 1. August“ zu einer Entscheidung kommen. Die „Reformrechtschreibung“ darf nicht erneut überhastet und an der Öffentlichkeit vorbei den Schulen und Behörden mit bloßen Erlassen aufgezwungen werden. Es ist genug Schaden entstanden! Als Verleger von Schulbüchern und Lernhilfen haben wir eine Verantwortung gegenüber den nachwachsenden Generationen und sind nicht bereit, uns dieser wider besseres Wissen zu entziehen. Pressenotizen, deren Inhalt dazu geeignet ist, der Sprachgemeinschaft Schaden zuzufügen, möchten wir weder unterzeichnen noch als Mitglied des Verbandes unterstützen.
Bei unseren Recherchen stießen wir auf folgende Information: Im September 1998 habe der Verband VdS Bildungsmedien e.V. rund 400.000 Mark ausgegeben, um den schleswig-holsteinischen Volksentscheid gegen die Rechtschreibreform zu hintertreiben.(V) Wir bitten Sie um Stellungnahme. Auch wenn wir im Jahr 1998 noch nicht Mitglied waren, erfüllte uns doch ein solches Vorgehen mit großem Unbehagen.
Wie die Akademien der Wissenschaften und die 50 Rechtswissenschaftler, sowie die Mehrheit der Angehörigen der deutschen Sprachgemeinschaft, sind auch wir der Meinung, daß das mißglückte Experiment beendet werden muß – je eher, desto besser!
Peter Stolz, Karin Pfeiffer-Stolz
Stolz Verlags GmbH
Schneidhausener Weg 52
52355 Düren
www.stolzverlag.de
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I) www.gutes-deutsch.de
II) http://www.vrs-ev.de/literatur.php#rsr
III) http://www.vrs-ev.de/resolutionen.php#professoren
IV) vgl. Deutscher Lehrerverband - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=294 und die Lehrerinitiativen gegen die Rechtschreibreform, die sich im Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (VRS) zusammengeschlossen haben - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=185
V) http://www.vrs-ev.de/pm270903.php
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Vita - Karin Pfeiffer-Stolz
Geboren 1948 in Salzburg, Österreich.
Abitur in Salzburg, Studium in Köln.
Lehrerin an der Grund- und Hauptschule.
Autorin zahlreicher Fachbücher und Lernhilfen.
Seit 1996 mit ihrem Ehemann als Autorin, Lektorin und Redakteurin
im Stolz Verlag tätig.
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Anmerkungen des VRS:
Hier geht es zur vielfach beanstandeten Pressemitteilung des VdS Bildungsmedien e.V. (vormals Verband der Schulbuchverlage) gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen Nr. 9/2004 vom 8. März 2004: Bildungsverlage zur Rechtschreibreform: Mehr Sachlichkeit, mehr Sicherheit - und zur Kritik an ihr: www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=973#973
Weitere Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.
In der Internetseite www.stolzverlag.de/ gibt es ein Gästebuch und eine Diskussionsecke.
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Freitag, 11. Nov. 2011 08:42, insgesamt 4mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 21. Mai. 2004 13:58 Titel: Stolz- Verlag kehrt zur alten Rechtschreibung zurück |
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Es muß jetzt endlich einmal ein Ende sein mit dem Wahnsinn der Sprachzerstörung!
Dürener Stolz Verlag kehrt zur alten Rechtschreibung zurück
Von Eckhard Hoog
Düren. »Es muß jetzt endlich einmal ein Ende sein mit dem Wahnsinn der Sprachzerstörung! Wenn selbst die Kultusminister kein Verantwortungsgefühl für das zeigen, was sie eigentlich zu schützen und zu fördern vorgeben, dann müssen wir, das Volk, uns wehren!«
Harte Worte findet die Verlegerin des Dürener Stolz Verlags, Karin Pfeiffer-Stolz, in der Beurteilung der Rechtschreibreform. Was dabei allerdings erstaunt, ist die Tatsache, daß ihr Verlag als Herausgeber von Lernhilfen, Lektüren und Fachbücher für Schüler eigentlich zwingend auf die Neuschreibung festgelegt ist, um im Geschäft zu bleiben.
Doch darum will sich die Dürener Verlegerin jetzt nicht mehr scheren: Als erster deutscher Bildungsverlag, der dem Verband VdS Bildungsmedien e.V angehört (ehemals Verband der Schulbuchverlage), kehrt Stolz jetzt offiziell zur alten Rechtschreibung zurück. Karin Pfeiffer-Stolz hat an ihre Branchenvertretung einen entsprechenden Offenen Brief gerichtet. Nicht auszudenken, wenn daraus eine Bewegung werden sollte...
«Akt der Willkür»
«Mir ist einfach der Kragen geplatzt«, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. »Es muß jetzt einmal ein Signal gesetzt werden.« Auslöser ihres Protestes war eine beschwichtigende Veröffentlichung des VdS Bildungsmedien, in der die aktuelle Kritik an der Rechtschreibreform als »alte Grabenkämpfe der 90er Jahre« gegeißelt werden.
Die Antwort der ehemaligen Lehrerin: »Sprache gehört uns allen. Daher geht sie uns alle an. Unsere Sprache hinter verschlossenen Türen zu reformieren, zu verändern, ja zu verstümmeln, ist ein Akt gemeinschaftsverachtender Willkür.»
Selbst mögliche wirtschaftliche Nachteile können sie nicht davon abhalten, zur alten Schreibweise zurückzukehren. »Es reicht jetzt. Schluß mit dem Unfug!»
Gespräche gescheitert
Eines ihrer Argumente: »Die meisten Lehrer, die die Reform anfangs begrüßt haben, stellen nunmehr ernüchtert fest, dass Schülern, vor allem und gerade auch in der s-Schreibung - dem Herzstück der Reform - vermehrt Fehler unterlaufen.»
Unterdessen sind die Gespräche der Rechtschreibkommission mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung gescheitert. Dies berichtet Reinhard Markner, Vorsitzender der Forschungsgruppe Deutsche Sprache. Zur Erinnerung: Die Kultusministerkonferenz (KMK) hatte Anfang des Jahres zum Erstaunen vieler Beobachter die Rechtschreibkommission zu Verhandlungen mit der Darmstädter Akademie - ausgewiesener Gegner der Reform - verdonnert, um die Möglichkeit einer Kompromißlösung zu finden.
Laut Markner hat sich die Kommission als unbeweglich erwiesen. Beim Sekretariat der KMK in Bonn wollte auf Anfrage niemand Stellung nehmen. Im Juni wollten die Kultusminister eigentlich über Änderungen der Reform beschließen, nach den gescheiterten Gesprächen dürfte eine Entscheidung erst einmal in den Sternen stehen.
Aachener Zeitung / Aachener Nachrichten vom 21. Mai 2004
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www.aachener-zeitung.de/ sixcms/detail.php?id=330337&template=detail_standard_azan
www.aachener-zeitung.de/sixcms/detail.php?id=330337&_wo=Suchen:Archivsuche
&_wobild=menue_suchen.gif&template=detail_standard_azan
www.duerener-zeitung.de
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Samstag, 22. Mai. 2004 07:09, insgesamt 2mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 21. Mai. 2004 14:04 Titel: Schulbuchverlag kehrt der Rechtschreibreform den Rücken |
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Erster Schulbuchverlag kehrt der Rechtschreibreform den Rücken
und erhebt schwere Vorwürfe
Als erster Schulbuchverlag hat der Dürener Stolz-Verlag soeben angekündigt, zur hergebrachten Rechtschreibung zurückzukehren. Gleichzeitig erhoben die Verleger Peter Stolz und Karin Pfeiffer-Stolz in einem Offenen Brief schwere Vorwürfe gegen den Verband der Schulbuchverlage (VdS). Unterdessen sickert durch, daß die Gespräche der Rechtschreibkommission mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, die einen Rückbau der Reform fordert, offenbar gescheitert sind. Wir geben im folgenden Auszüge aus dem Offenen Brief des Stolz-Verlages wieder: [...]
http://www.deutsche-sprachwelt.de/nachrichten/neues_detail.php?id=53 |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 21. Mai. 2004 16:45 Titel: Alte Rechtschreibung wesentlich unlogischer |
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Aus der Diskussionsecke des Stolz-Verlages
„Einige wenige Dummheiten des alten Duden“?
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Alte Rechtschreibung wesentlich unlogischer
Ich finde es einen großen Fehler, dass Sie zur alten Rechtschreibung zurückkehren wollen.
Wenn Sie z. B. die Vorerklärung im alten Duden zur Zusammen- und Getrenntschreibung durchlesen, werden Sie feststellen, dass es hier keinerlei Regelhaftigkeit gab!
Wieso finden Sie es gut, dass man zwar die Haare kurz schneiden, aber die Zwiebel kleinschneiden, im Bett liegenbleiben, aber auf dem Stuhl sitzen bleiben, den Draht krumm biegen, aber den Draht geradebiegen, die Wohnung schmutzig machen, aber die Wohnung saubermachen, wie wenig, wie oft, wie vielen, aber wieviel
schreiben musste, um nur einige wenige Dummheiten des alten Duden zu nennen?
Ich werde mit Sicherheit kein Werk mehr aus Ihrem Verlag kaufen, wenn Sie tatsächlich zur alten Rechtschreibung zurückkehren werden.
Übrigens ist den Deutschen auch die alte Rechtschreibung gegen den Willen der Mehrheit in den Rechtschreibreformen von 1880 und 1901 "aufgezwungen" worden. Bismarck beklagt in seinen Memoiren, dass sein eigener Kultusminister Puttkamer die natürliche Entwicklung der Sprache geopfert habe. Am besten kehren Sie also gleich zur Rechtschreibung aus der Zeit vor 1880 zurück (Thier, Thor, thun, Regirung, Zeugniß, Concert usw.). Viel Vergnügen dabei!
21.05.2004, Isabella Rosenbaum, Deutschland/Oldenburg
http://www.stolzverlag.de/php/hauptframe.php
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Anmerkungen zum Nachlesen und Nachdenken:
- Das Beispiel „einen Draht krumm biegen“, aber „einen Draht geradebiegen“ verwendete auch Rechtschreibreformer Dr. Klaus Heller: Rück-Schritt - Die Wendung zur alten Rechtschreibung provoziert Chaos. In: Berliner Morgenpost, 31. Juli 2000
http://rechtschreibung.ids-mannheim.de/aktuell_Rueck-Schritt.html
- Die Beispiele
auf dem Stuhl sitzen bleiben – aber: im Bett liegenbleiben
einen Draht geradebiegen - aber: eine Draht krumm biegen
die Haare kurz schneiden - aber: die Zwiebeln kleinschneiden
etwas schmutzig machen – aber: etwas saubermachen
brachte schon
L[ars] K[erner], Düsseldorf, 19.03.2001
Das neue Gästebuch > Wolfgang Illauer - ein edler und wissbegieriger Mensch
http://rechtschreibreform.de/php/einzelner_Datensatz.php?BeitragNr=5625
- Auf scheinbar widersprüchliche Dudenschreibungen – u.a. bei der Getrennt- und Zusammenschreibung - weist auch ein Anonymus hin:
Orthographicus: Diskussionsbeiträge zur Neuregelung - Wir wollen die gewohnte Schreibung behalten! Oder?
http://rechtschreibung.ids-mannheim.de/diskussionsbeitraege_orthographicus.html
- Daß die Probleme bei der Getrennt- und Zusammenschreibung aber leichter werden, kann man nicht erkennen. Vgl.
Informationen zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung
Beate u. Klaus Stetten, 97016 Würzburg
Beate Stetten (Studienrätin am Friedrich-List-Gymnasium in Gemünden)
Klaus Stetten (Erwachsenenbildung/ Sprachkurse)
http://uploader.wuerzburg.de/rechtschreibreform/rsr-b.html
- Auch bei Ingolf Giese, Darmstadt, ww-aix.gsi.de/~giese/rsreform95/getrennt.html, kann man keine Verbesserung der Getrennt- und Zusammenschreibung durch die Neuregelung feststellen.
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Meine Antwort an Frau Rosenbaum steht separat weiter unten:
„Zur traditionellen einheitlichen Rechtschreibung
Zu den Argumenten von Isabella Rosenbaum, Oldenburg“
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Samstag, 22. Mai. 2004 17:47, insgesamt 3mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 21. Mai. 2004 21:02 Titel: „Misere der absurden neuen Kriterien“ |
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„Misere der absurden neuen Kriterien“
Was ein Studiendirektor über die neue Getrennt- und Zusammenschreibung sagt
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Kästchen „halb“
Das Kästchen zu „halb“ (die GZS [Getrennt- und Zusammenschreibung] betreffend) zeigt beispielhaft die ganze Misere der absurden neuen Kriterien. Sie sind zu schwammig, zu vage und verlangen einen äußerst komplizierten Denkvorgang, der oft in der Aporie endet [d.h. in der Unmöglichkeit, eine richtige Entscheung zu treffen].
Die Folge: Für den Schreiber (den Schüler gar) wird die Sache viel schwieriger als früher (man vergleiche die gute alte Regel R 209 und die dazugehörigen Punkte im Duden von 1989). Der Leser bekommt keine Information mehr zur Betonung (und es wäre doch so einfach, sie zu geben! Denn in fast allen Fällen – bei Wörtern mit halb, wohl, hoch usw. – bedeutet Zusammenschreibung Betonung des ersten Bestandteils. Fehler sind da nicht möglich! Und der Leser weiß dann, welche Aussprache dem Schreiber vorschwebt), und Wörter werden aus dem Lexikon gestrichen.
Das ist ungefähr so, wie wenn man eine moderne Elektrolok durch eine uralte Dampfmaschine ersetzt. Nur Nachteile! Ein Rückschritt in jeder Beziehung!
Was soll die Unterscheidung zwischen „halb als Gegensatz zu ganz“ und „halb als bedeutungsabschwächender Zusatz“? Da läßt sich fast in jedem Einzelfall streiten. Denn bei halb denkt man mit Recht i m m e r an ganz! Und abschwächend ist es irgendwie natürlich auch in sehr vielen Fällen! „halb verhungert“ – warum hier nicht abschwächend? „halbhoch“ – warum darf ich hier nicht an die ganze Höhe eines hohen Zauns denken; warum darf ich nicht daran denken, daß dieser Zaun nur die halbe Höhe hat? Nur abschwächend??? Warum darf ich nicht daran denken, daß bei „halbbitter“ eine Mitte gemeint ist in der Skala der Bitterkeit? (ganz bitter, halb bitter, überhaupt nicht bitter..) Also eine wirkliche Hälfte? Nicht bloß abschwächend! Warum schreibt der neue Duden „halbseiden“ zusammen? Herr Jansen! [Michael Jansen, Berlin, MR] Denn hier steht doch halb ziemlich eindeutig im Gegensatz zu ganz: nicht ganz, nur zur Hälfte aus Seide, sonst aus Wolle! Bedeutungsabschwächender Zusatz????
Zur Wortvernichtung: halboffen und halbfertig beispielsweise stehen als eigene Wörter in meinem Wahrig (1994).
Noch vier Bemerkungen an Herrn Jansen:
1) Aus derselben Betonung bei Auto fahren (entsprechend: Fahrrad fahren, Ski fahren, Fleisch kaufen, Wurst kaufen...) darf man nicht schließen, daß Zusammenschreibung bei Wörtern wie hálboffen usw. nicht gerechtfertigt sei, weil oben ja auch nicht zusammengeschrieben werde. Die Verbindung bei Wörtern mit halb, wohl, hoch usw. ist (wenn vorne betont) viel enger und ganz anders als bei den oben zitierten Ausdrücken!
2) Der erste Bestandteil von wohlbekannt (wohl = Adverb zu gut) kann natürlich gesteigert werden, und das Wort ist deshalb nach dem Unsinnskriterium der neuen GZS getrennt zu schreiben: besser bekannt, bestens bekannt.
3) Der neue Duden ist eine Schande für die deutsche Sprachwissenschaft. Sind Sie da meiner Meinung, Herr Jansen? Sie haben meine dudenkritischen Fragen leider (fast) nicht beantwortet. Da werden Hunderte von Wörtern als Einheit gekennzeichnet (durch das Betonungszeichen) und gleichzeitig getrennt geschrieben! Was soll das?
4) Nochmals: Warum soll dem Schreiber bei Verbindungen mit halb, hoch, wohl, neu, voll...in Zukunft verboten sein (weil Betonung nur ein ganz nebensächliches Kriterium sein darf), dem Leser eine erwünschte kleine Hilfe zu geben? Nur Nutzen! Kein Schaden! Wenn ich mir vorstelle „halb náckt“ oder „hálb náckt“, dann schreibe ich „halb nackt“, und wenn ich mir vorstelle „hálb nackt“, dann schreibe ich „halbnackt“!
Warum soll so etwas Einfaches, Hilfreiches, Vernünftiges keine allgemeine Regel sein? Ich möchte einen wirklichen Grund wissen. Die bloße Behauptung, die neuen Kriterien seien besser, hilft mir nicht weiter. Ich brauche überzeugende Beweise. Und der Beweis kann nur so aussehen: leichter für den Schreibenden (unwichtig!), besser für den Leser, keine Wortbeseitigung.
Die Tatsachen sprechen klar für das Gegenteil: schwerer für den Schreibenden, weniger Information für den Leser, Wortzerstörung.
08.04.2001 00.00
Wolfgang Illauer
Von-Richthofen-Straße 20, 86356 Neusäß
Das neue Gästebuch
http://www.rechtschreibreform.de/php/einzelner_Datensatz.php?BeitragNr=5442
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Wolfgang Illauer unterrichtet als Studiendirektor Deutsch, Latein, Griechisch und Ethik am Gymnasium bei St. Anna in Augsburg - www.vrs-ev.de/vorstand.php#illauer -.
Zur Herrschaft der Grammatik:
Wolfgang Illauer: „Es tut mir leid (,Leid‘ laut neuer Vorschrift), die Frau Ministerin kann mir nichts Falsches befehlen, ich muß der Frau Grammatica gehorchen.“
(Renate Schostack: Ich muß Frau Grammatica gehorchen! Der große Betrug: Eine Münchner Diskussion zur Rechtschreibreform. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 283 vom 5. Dezember 2002, Seite 34).
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Samstag, 22. Mai. 2004 22:21, insgesamt 1mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
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: Freitag, 21. Mai. 2004 21:32 Titel: Gezielte Desinformationspolitik des VdS |
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Desinformationspolitik des Verbands der Schulbuchverlage
Gefährdung des Schulbuchgeschäfts?
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RECHTSCHREIBREFORM
Stolz Verlag kehrt zur alten Rechtschreibung zurück
Offener Brief an den VdS: Gezielte Desinformationspolitik
Als erster deutscher Bildungsverlag, der dem Verband VdS Bildungsmedien e.V angehört (ehemals Verband der Schulbuchverlage), kehrt der Dürener Stolz Verlag zur alten Rechtschreibung zurück. Die Verlegerin Karin Pfeiffer-Stolz hat an ihre
Branchenvertretung einen entsprechenden Offenen Brief gerichtet: »Es muß jetzt endlich einmal ein Ende sein mit dem Wahnsinn der Sprachzerstörung! Wenn selbst die
Kultusminister kein Verantwortungsgefühl für das zeigen, was sie eigentlich zu schützen und zu fördern vorgeben, dann müssen wir, das Volk, uns wehren!«
Ein mutiger Schritt: Gefährdet das nicht ihr Schulbuchgeschäft?
Hier ihr offener Brief an VdS Bildungsmedien e.V.
[...]
Peter Stolz, Karin Pfeiffer-Stolz
Stolz Verlags GmbH
Schneidhausener Weg 52, 52355 Düren
www.stolzverlag.de
buchmarkt.de, 21.5.2004
www.buchmarkt.de/index.php?mod=news&page=12717 |
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Manfred Riebe
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: Samstag, 22. Mai. 2004 06:33 Titel: Verlegerin fordert Aufhebung des „missglückten Experiments“ |
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„Nicht länger zur Volksverdummung beitragen“
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Protestbrief gegen die Rechtschreibreform
SPRACHE Verlegerin aus Düren fordert Aufhebung des „missglückten Experiments“
Düren / ERI/RZP - „Die peinlichsten Fehler vermehren sich ungehemmt und schießen ins Kraut, sodass darüber selbst das Druckpapier erröten müsste“ – so formuliert Karin Pfeiffer-Stolz die Folgen der Rechtschreibreform. In einem Offenen Brief an den Verband VdS Bildungsmedien (ehemals Verband der Schulbuchverlage) fordert die Schulbuchverlegerin aus Düren bei Aachen dazu auf, „sich für eine Aufhebung des missglückten Experiments einzusetzen“. Sie selbst erwägt ernsthaft, mit ihrem Verlag zur alten Rechtschreibung zurückzukehren.
Was aus wirtschaftlichen Gründen wohl schwierig sein dürfte, denn der Stolz Verlag gibt Lernhilfen, Lektüren und Fachbücher für Schüler heraus und ist somit auf die Neuschreibung festgelegt, um im Geschäft zu bleiben. „Aber in den Fachtexten für Lehrer werden wir zur alten Orthographie zurückkehren“, kündigt die gebürtige Salzburgerin an. Sie wolle einfach „nicht länger zur Volksverdummung beitragen“.
Auslöser für ihren Protest war eine beschwichtigende Veröffentlichung des VdS Bildungsmedien, in der die aktuelle Kritik an der Rechtschreibreform als „alte Grabenkämpfe der 90er-Jahre“ abgetan wird. Die Antwort der ehemaligen Lehrerin: „Sprache gehört uns allen. Daher geht sie uns alle an. Unsere Sprache hinter verschlossenen Türen zu reformieren, zu verändern, ja zu verstümmeln, ist ein Akt gemeinschaftsverachtender Willkür.“
Unterdessen sind die Gespräche der Rechtschreibkommission mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung gescheitert, wie Reinhard Markner, Vorsitzender der Forschungsgruppe Deutsche Sprache, berichtet. Die Kultusministerkonferenz hatte Anfang des Jahres die Kommission zu Verhandlungen mit den Darmstädter Reformgegnern verdonnert, um einen Kompromiss zu finden. Markner zufolge hat sich die Kommission als unbeweglich erwiesen.
Nordwest-Zeitung vom Samstag, 22. Mai 2004 / NWZ-online.de
www.nwz-online.de/2_dyn_449.php?showres=NWZ%2FKULTUR%2F1&showid=377221&navpoint=7
www.nwz-online.de/nwz-scripts/drucken/drucken.php3?config=nwz&id=377221&thema=
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Anmerkung:
Die NWZ fälscht sogar Zitate in den Neuschrieb um.
Die NWZ hat auch ein Internet-Diskussionsforum .... |
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Manfred Riebe
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: Samstag, 22. Mai. 2004 14:38 Titel: Hochachtung für diesen mutigen Schritt! |
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Beschämend für die Kultusminister
Hochachtung für diesen mutigen Schritt!
An dieser Stelle möchte ich der Verlegerin, Frau Karin Pfeiffer-Stolz, für diesen mutigen (da sie u. a., und das ist nicht zu unterschätzen, sehr wahrscheinlich große finanzielle Nachteile wissentlich in Kauf nimmt) und wegweisenden Schritt in die richtige Richtung meine allergrößte Hochachtung aussprechen.
Wenn die für dieses Desaster der „größten Volksverdummung“ auf rechtschreiblichem Gebiet verantwortlichen Politiker sich auch nur ein klein wenig dieser Zivilcourage und, nicht zuletzt, Verantwortung zueigen machen würden, könnte dieser unselige Spuk sehr schnell vom Tisch sein. Der Ruf dieser Politiker ist mit dem Festhalten an der (mit nicht zu unterschätzendem politischen Hintergrund – siehe Magisterarbeit Heide Kuhlmann) von vornherein zum Scheitern verurteilten „Reform“, da fachlich äußerst dilettantisch und fehlerhaft, ohnehin ruiniert.
Das gibt ihnen aber noch lange nicht das Recht, Schüler im deutschsprachigen Raum weiterhin als Versuchskaninchen für politisch eingefärbte Experimente zu mißbrauchen, und entbindet sie auch nicht von der Pflicht, die mit diesen, ihnen vom Volk verliehenen Ämtern verbunden ist!
Es gibt da ein schönes Sprichwort:
Und ist der Ruf erst einmal ruiniert, dann lebt sich`s gänzlich ungeniert.
Ob da wohl was dran ist?
21.5.2004, Klaus Kolbe
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?FriMay2100:38:19CEST2004
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Samstag, 22. Mai. 2004 21:10, insgesamt 2mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
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: Samstag, 22. Mai. 2004 14:53 Titel: Beliebigkeitsschreibung oder einheitliche Orthographie? |
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Beliebigkeitsschreibung oder traditionelle einheitliche Orthographie?
Zu den Argumenten von Isabella Rosenbaum, Oldenburg:
1. Isabella Rosenbaum schreibt an den Stolz-Verlag in dessen „Diskussionsecke“ - www.stolzverlag.de -: „Ich finde es einen großen Fehler, dass Sie zur alten Rechtschreibung zurückkehren wollen.“
Richtig ist dagegen:
Die Aussage, es sei ein „Fehler, dass Sie zur alten Rechtschreibung zurückkehren wollen“, ist irreführend; denn diese suggeriert einerseits eine Veraltung der traditionellen Qualitätsorthographie und andererseits wahrheitswidrig, es gebe eine allgemeinverbindliche neue Rechtschreibung. Womöglich ist hier der Wunsch der Vater des Gedankens: Man möchte gern eine künstliche Veraltung der Wörterbücher herbeiführen.
a) Die sogenannte Rechtschreibreform gilt nur für Schulen und Behörden. Im Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Rechtschreibreform vom 14. Juli 1998 heißt es:
„Soweit dieser Regelung rechtliche Verbindlichkeit zukommt, ist diese auf den Bereich der Schulen beschränkt. Personen außerhalb dieses Bereichs sind rechtlich nicht gehalten, die neuen Rechtschreibregeln zu beachten und die reformierte Schreibung zu verwenden. Sie sind vielmehr frei, wie bisher zu schreiben.“ Bundesverfassungsgericht: Urteil vom 14. Juli 1998, Az.: 1 BvR 1640/97, S. 59. - www.bverfg.de/entscheidungen/frames/rs19980512_1bvr164097
Im Urteil des BVerfG vom 14. Juli 1998 steht auch, daß jedermann außerhalb des Schulbereichs auch nach dem 31. Juli 2005 nach den Regeln der traditionellen Orthographie schreiben kann. Das aber bedeutet eine Spaltung des Buchmarktes, wobei die große Mehrheit der Leser weiterhin Bücher in der traditionellen Orthographie lesen wollen.
b) Mit Rückkehr zur „alten“ Rechtschreibung in den Schulen bzw. besser: Mit der Wiederherstellung der traditionellen einheitlichen Rechtschreibung meinen wir nicht in allen Einzelheiten die Angaben des Duden von 1991, insbesondere nicht alle Einzelworteinträge, sondern die bis zur Reform allgemein übliche Schreibung des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Wo der Duden diese nicht richtig wiedergegeben hat, wären die Wörterbücher wie der Duden, Bertelsmann usw. entsprechend zu korrigieren.
Der Duden war nicht identisch mit der allgemein üblichen Rechtschreibung. Er enthielt auch unrealistische oder willkürliche Angaben. Dies wäre aber Anlaß gewesen, den Duden zu korrigieren. Es gab keine Notwendigkeit, die gesamte Rechtschreibung zu reformieren, schon gar nicht in Form der sogenannten Rechtschreibreform von 1996, die zu einer Beliebigkeitsschreibung geführt hat.
Merke:
- Es gibt kein Rechtschreibgesetz - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=252
- Es gibt keine Allgemeinverbindlichkeit der Rechtschreibreform - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=251
2. Zu den „Dummheiten“ bzw. Ungereimtheiten des „alten“ Duden
Die von Frau Rosenbaum angeführten Beispiele dürften weitgehend stimmen. Es gab im Duden, 20. Auflage, 1991, sehr viele solche „Dummheiten“ bzw. Ungereimtheiten und noch mehr als diese Beispiele. Aber grundsätzlich sind unterschiedliche Schreibweisen – Getrennt- und Zusammenschreibung - oft nötig, um Doppeldeutigkeiten zu vermeiden. Doch die Reformer hatten es u.a. versäumt, die Bedeutung und Betonung der Wörter zu berücksichtigen. Auch der Duden hatte hinsichtlich der Bedeutung nicht immer Getrennt- und Zusammenschreibung klar unterschieden.
Hier ein Beispiel dafür, was die Reformer bei der Getrennt- und Zusammenschreibung angestellt hatten, weil sie die unterschiedliche Bedeutung und Betonung nicht berücksichtigt hatten und nicht dem Prinzip der Deskription, sondern dem der Päskription folgten: www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=235 :
Monika Hohlmeiers Amtsvorgänger, der bayerische Kultusminister Hans Zehetmair, berichtete, die neue Rechtschreibung sei viel einfacher, die Schüler machten nun 50 Prozent weniger Fehler. Ist der Minister ein „vielversprechender“ Hoffnungsträger oder ein „viel versprechender“ Schaumschläger? Zehetmair wurde bald darauf beim Münchener Nockherberg als „Märchenerzähler“ derbleckt. Dann mußte der „viel versprechende“ Minister sein Amt an die Straußtochter abgeben. Durch solche neuen Getrenntschreibungen wie „viel versprechend“ geht die Eindeutigkeit der Sprache verloren; die „Reformer“ haben willkürlich in die Grammatik und den Bedeutungsbereich der Sprache (Semantik) eingegriffen.
Deshalb müßten alle Lehrerinnen und Lehrer - wie Karin Pfeiffer-Stolz mit Wolfgang Illauer - sagen: „Es tut mir leid (,Leid‘ laut neuer Vorschrift), die Frau Ministerin [z.B. Monika Hohlmeier] kann mir nichts Falsches befehlen, ich muß der Frau Grammatica gehorchen.“
Als Schriftstellerin wird Karin Pfeiffer-Stolz nun auch noch durch die Resolution des PEN-Zentrums auf Rücknahme der Reform bestätigt - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t= -.
Das Problem ist aber, daß es bei der Getrennt- und Zusammenschreibung auch Grauzonen gibt, in denen die Schreibweise nicht eindeutig ist. In solchen Fällen wäre es willkürlich, wenn man im Einzelfall nun als Regel festhielte: getrennt oder zusammen. Es gab daher (nur für den Zweifelsfall) die Faustregel: „Im Zweifelsfall getrennt“ oder „Falls keine Notwendigkeit zur Differenzierung besteht, getrennt“. Vorrangig waren aber zuvor die Kriterien der Betonung und Bedeutung.
Weil der allgemeine Schreibgebrauch (Usus) sich verändert, aber ein Trend zur Univerbierung, d.h. zur Zusammenschreibung, besteht, hat Professor Theodor Ickler - vor allem bei Verben und Partizipien – in Zweifelsfällen gemäß dem tatsächlichen Sprachgebrauch in seinem Wörterbuch mit einem Rundbogen eine „Fakultativschreibung“ vermerkt, das heißt es werden entsprechend dem realen Schreibgebrauch beide Schreibweisen anerkannt, aber es wird die Zusammenschreibung empfohlen.
(Ickler, Theodor: Das Rechtschreibwörterbuch. Die bewährte deutsche Rechtschreibung in neuer Darstellung. Sinnvoll schreiben, trennen, Zeichen setzen. St. Goar: Leibniz Verlag 2000, ISBN 3-931155-14-5)
Ickler schreibt z.B. „krumm_biegen“. Dies hätte ich, ohne nachzusehen, von der Betonung her zusammengeschrieben. In diesem Fall hielt man sich wohl vielfach sklavisch an diese Duden-Schreibweise. Der Duden hätte aber m.E. auf Grund der Betonung eine Änderung vornehmen sollen.
Frau Isabella Rosenbaum sollte sich fragen, aus welchen Gründen u.a. folgende Organisationen die Rücknahme der „Rechtschreibreform“ fordern:
- rund 600 Sprachwissenschaftler - www.vrs-ev.de/resolutionen.php#professoren
- Über 300 Zeitungen und Zeitschriften, die nicht auf die Reformschreibung umgestellt haben - vgl. www.gutes-deutsch.de - darunter die FAZ und die „Schweizer Monatshefte“, die nach einer Erprobungszeit wieder zur traditionellen Orthographie zurückkehrten,
- Lehrerinitiativen gegen die Rechtschreibreform, die sich im Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. (VRS) zusammengeschlossen haben - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=185 -
- die Resolution zur Wiederherstellung der bisherigen einheitlichen Rechtschreibung - www.vrs-ev.de/resolutionen.php#mannesludwig und: www.vrs-ev.de/pm071003.php
- die Akademien der Wissenschaften - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=111 -
- die 50 Rechtsprofessoren - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=279 -
- das PEN-Zentrum - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=354
Das sind ja gewiß alles keine dummen Leute. Man lese nur einmal die detaillierte Begründung der 50 Rechtsprofessoren in ihrer Petition an den Deutschen Bundestag. Juristen sind nüchterne Leute, denen es um die Qualitätssicherung der deutschen Schriftsprache geht.
Wegen der Duden-Ungereimtheiten hätte man keine Rechtschreibreform gebraucht. Die Duden-Ungereimtheiten wurden als Vorwand für permanente Rechtschreibreformen als dauernde Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Wörterbuchverlage und staatlich finanzierte Institutionen verwendet. Um diesen Zweck zu erreichen, hat man das Kind mit dem Bad ausgeschüttet und im Sinne einer künstlichen Veraltung von Büchern, anderen Druckerzeugnissen und Software überall im Wörterverzeichnis ein wenig herumgemurkst, so daß heute infolge der Reform sogar Lehrer kaum noch durchblicken und in den Druckerzeugnissen eine Beliebigkeitsschreibung - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=105 - entstanden ist, ein Mischmach herkömmlicher, „neuer“ und individueller Schreibweisen, so daß das große Werk Konrad Dudens, die einheitliche Rechtschreibung, zerstört wird.
3. Die Passage: „Ich werde mit Sicherheit kein Werk mehr aus Ihrem Verlag kaufen, wenn Sie tatsächlich zur alten Rechtschreibung zurückkehren werden“ und die Polemik: „Am besten kehren Sie also gleich zur Rechtschreibung aus der Zeit vor 1880 zurück (Thier, Thor, thun, Regirung, Zeugniß, Concert usw.). Viel Vergnügen dabei!“ erwecken in mir den Eindruck, als agitiere hier eine Interessenvertreterin mit einer Drohung und Verhöhnung als Einschüchterungsversuch. Woher hatte sie wohl in Oldenburg so schnell die Information über den Offenen Brief?
Jemand, der die Reformschreibung verkaufen will, müßte deren vermeintliche Vorzüge hervorheben. Das macht man bei jeder Markteinführung eines neuen Produktes. Hier geschieht das Gegenteil: Es werden gebetsmühlenartig einige bekannte Fehler der Duden-Orthographie genannt. Frau Rosenbaum behauptet nur anhand weniger Duden-Beispiele: „Alte Rechtschreibung wesentlich unlogischer.“ Diese Behauptung ist unglaubwürdig, weil das Gegenteil der Fall ist: Die neuen Regeln sind so unlogisch, daß selbst die Lexikographen einander widersprechende Wörterbücher erzeugten, es in den umgestellten Druckerzeugnissen heute eine Beliebigkeitsschreibung gibt und etliche Verlage Hausorthographien schufen.
Außerdem gibt es außer dem Duden noch viele andere Wörterbücher.
Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Freitag, 11. Nov. 2011 10:21, insgesamt 8mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
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: Samstag, 22. Mai. 2004 21:40 Titel: Neues Regelwerk viel schwerer zu lernen |
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Antwort an Frau Isabella Rosenbaum: Neues Regelwerk viel schwerer zu lernen
Aus der „Petition zur Beendigung des Rechtschreibreformprojekts“, unterschrieben von 50 namhaften Professoren (Februar 2004) - [ www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=279 ]
Die Neuschreibung ist weder schlüssiger noch leichter zu erlernen. „Der Mainzer Sprachwissenschaftler Werner H. Veith hat ... nachgewiesen, daß das neue Regelwerk neben seinen Hauptregeln 1106 Anwendungsbestimmungen in Form von Unterregeln, Spezifikationen, Kannbestimmungen, Bedingungen, Listen und Verweisen umfaßt. Um das Reformwerk „korrekt“ anzuwenden, müßte man diese auswendig lernen. ...“ [1]
Einige wenige Beispiele für die Ungereimtheiten, Systembrüche und Unrichtigkeiten:
Bei zusammengesetzten Partizipien bietet die reformierte Rechtschreibung eine totale Regellosigkeit.
Beispiele:
Not leidend (Bevölkerung), aber: notleidend (Kredit);
Heil bringend und heilbringend, aber nur: Unheil bringend;
Musik liebend und musikliebend, aber nur: tierliebend;
Kosten sparend und kostensparend, aber nur: kostendeckend.
Sachlich nicht begründete Schreibvarianten erzwingen ein häufiges Nachschlagen in den (voneinander abweichenden und sich ständig verändernden) Wörterbüchern.
Beispiele:
Alptraum und Albtraum
Spaghetti und Spagetti
hoch begabt und hochbegabt (gleiche Bedeutung)
hochgesteckt (Haar) und hoch gesteckt (Ziel)
hochkonzentriert (Schüler) und hoch konzentriert (Säure)
hochgestellt (Zahl) und hoch gestellt (Persönlichkeit)
selbständig und selbstständig
imstande sein und im Stande sein
hierzulande und hier zu Lande
aufwendig und aufwändig
infrage stellen und in Frage stellen
wohl erzogen und wohlerzogen (gleiche Bedeutung)
Eine Kuriosität: das In-Kraft-Treten, aber: die Inkraftsetzung
Das neue Regelwerk ist wegen seiner unklaren Abfassung, seiner unterschiedlichen Auslegungsmöglichkeiten und seiner immanenten Widersprüche wesentlich schwerer zu erlernen und zu lehren als die traditionelle Rechtschreibung. Selbst die vielgepriesene neue ss-Schreibung hat nachweislich zu einer deutlich erhöhten Fehleranfälligkeit geführt. Beispiele für häufig gemachte Fehler: Strasse (statt Straße), Busse (statt Buße), Grüsse (statt Grüße), Schliessfach (statt Schließfach), ausserdem (statt außerdem); er weiss (statt er weiß); sie heisst (statt sie heißt).
Bei zusammengesetzten Wörtern werden die Binnengrenzen durch die Neuschreibung verdunkelt. Die Wortfuge ist nur schwer zu erkennen.
Beispiele: Flussschifffahrt, Prozessserie, Nachlasssache, Verschlusssache, Schlosserkundung, Schlammmassen, Messergebnis, Missstimmung.
...“
Karin Pfeiffer-Stolz aus Deutschland/Düren
www.stolzverlag.de/php/hauptframe.php
_____________________________________
[1] Veith, Werner H.: Zu einem Fünftel uneindeutig - Unterregeln, Spezifikationen, Kannbestimmungen: Ist eine Korrektur der Rechtschreibreform möglich? In: DIE WELT vom 16. Januar 1997, S. 10;
Veith, Werner H.: Das wahre Gesicht der Reform. In: Eroms, Hans-Werner; Munske, Horst Haider (Hrsg): Die Rechtschreibreform. Pro und Kontra, Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1997, S. 244
Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Freitag, 11. Nov. 2011 10:22, insgesamt 2mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
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: Sonntag, 23. Mai. 2004 15:32 Titel: Rechtschreibung = Beliebigkeitsschreibung |
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Rechtschreibung = Beliebigkeitsschreibung
In meiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Korrektor habe ich so eine Fehlerhäufung, wie sie seit der zwangsweisen Einführung dieser mißratenen Rechtschreibreform, die diesen Namen nicht verdient, anzutreffen ist, noch nicht erlebt.
Gerade das "Aushängeschild" der Reformschreibung, die ss-Schreibung, hat zu einer Beliebigkeitsschreibung nie dagewesenen Ausmaßes geführt.
In einer Fernsehsendung (Spätsommer 1997, in den Räumen des Schroedel-Verlags in Hannover) für das Regionalprogramm N3 hat der damalige KMK-Vorsitzende Rolf Wernstedt noch allen Ernstes behauptet, die Schüler würden nun ca. 50 Prozent weniger Fehler machen. Das muß man sich einmal vorstellen! Eher das Gegenteil ist dabei herausgekommen.
Klaus Kolbe, 31553 Sachsenhagen
Diskussionsecke
http://www.stolzverlag.de/php/hauptframe.php |
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Manfred Riebe
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: Sonntag, 23. Mai. 2004 16:06 Titel: Willkommene Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung |
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Willkommene Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung
„Und die Zivilcourage, der Mut, aus einer Gesellschaftsklasse oder irgendeiner Korporation mit seiner
anderen Auffassung herauszutreten - das ist die Tapferkeitsäußerung, die den meisten Deutschen so bitter fehlt.“ (Rudolf Nissen: Helle Blätter, dunkle Blätter. Stuttgart 1969, S. 25)
Der Stolz Verlag wird voraussichtlich von den Kultusministern in Acht und Bann getan werden, auch für die Zeit danach. Dies in Kauf zu nehmen und trotzdem zu seiner besseren Einsicht zu stehen, das ist hierzulande so selten wie ruhmreich. Danke und alles Gute!
Theodor Ickler aus Deutschland/Spardorf
Diskussionsecke
http://www.stolzverlag.de/php/hauptframe.php |
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Manfred Riebe
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: Sonntag, 23. Mai. 2004 17:19 Titel: Gewaltige Lügenpropaganda des Verbandes der Schulbuchverlage |
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Gewaltige Lügenpropaganda des Verbandes der Schulbuchverleger
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Vergebliche Mühe
Der Verband der Schulbuchverleger, unter welchem Namen auch immer, ist neben der GEW diejenige Institution, die sich noch nie inhaltlich mit der Rechtschreibreform auseinandergesetzt hat. Er hat sich vielmehr von Anfang an die Durchsetzung der Reform zum Ziel gesetzt und eine gewaltige Lügenpropaganda entfesselt und bezahlt. Noch heute sieht er in den Kritikern der Reform seine Feinde; davon konnte ihn kein noch so schlagendes Argument abbringen. Der Verband antwortet nie auf konkrete Einwände und wird auch jetzt nicht bereit sein nachzuweisen, wieso die Kritik am vierten Bericht überzogen und unsachlich sein soll. Er hat für das viele Geld offenbar niemals einen einzigen Sachverständigen damit beauftragt, die Neuregelung unter die Lupe zu nehmen und nachzuprüfen, ob das Ganze überhaupt funktionieren kann. (Wer die Qualität unserer Schulbücher kennt, den wundert das wohl nicht.)
Wenn der Verband nun lamentiert und scheinbar pädagogisch begründete Kritik an der Praxis der Schulbuchausleihe vorträgt, hat er lediglich seine wirtschaftlichen Interessen im Auge; sie sind legitim, aber sie dürfen nicht heuchlerisch als Sorge um das Wohl der Kinder verkleidet werden.
Die Herren von den großen Verlagen müßten rote Ohren kriegen, wenn sie erfahren, was Frau Pfeiffer-Stolz ihnen vorgemacht hat.
Theodor Ickler
21.05.2004 16:50 Forum > Rechtschreibforum > Morgenröte
www.rechtschreibreform.de/php/einzelner_Datensatz.php?BeitragNr=23049 |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Sonntag, 23. Mai. 2004 19:44 Titel: Thema des Monats |
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Thema des Monats
in „abenteuer-literatur.de“
Ich habe dieses brisante Thema [den Offenen Brief des Stolz-Verlages an den Verband der Schulbuchverlage, MR] auf meiner Webseite unter der Rubrik Thema des Monats veröffentlicht.
Mit freundlichem Gruß
Joachim Laß
Joachim.Lass@t-online.de
joachim@abenteuer-literatur.de
www.abenteuer-literatur.de
www.abenteuer-literatur.de/Thema_des_Monats/ thema_des_monats.html
Darin heißt es: „Wenn du dieses Projekt unterstützen möchtest, dann wende dich bitte an eine der zahlreichen Adressen. Natürlich lade ich auch wieder ins Forum zur Diskussion ein.“
Die Frage lautet: Ist die neue Rechtschreibreform wirklich so schlimm wie ihr Ruf?
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Anmerkung:
Außer dem Forum gibt es auch ein Gästebuch.
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Mittwoch, 26. Mai. 2004 14:39, insgesamt 1mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Sonntag, 23. Mai. 2004 21:43 Titel: Das Literatur-Café im Internet |
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Das Literatur-Café im Internet
Neues im Internet
Nachrichten auf buchmarkt.de
RECHTSCHREIBREFORM: Stolz Verlag kehrt zur alten Rechtschreibung zurück / Offener Brief an den VdS: Gezielte Desinformationspolitik
21. Mai 2004
www.literaturcafe.de/bf.htm?/main.php
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Anmerkung:
Hier gibt es ein Café-Forum und ein Gästebuch.
Andere Schulbuchverlage: www.lehrertreffpunkt.de/html/sb_verlg.htm |
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