Manfred Riebe
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: Montag, 29. Nov. 2004 16:24 Titel: HANDELSBLATT |
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Schreibweise soll „schnellstmöglich umgestellt“ werden
„Bild“ und „Spiegel“ in alter Rechtschreibung
Die Axel Springer AG und der Spiegel-Verlag kehren in ihren Publikationen zur alten Rechtschreibung zurück. Das kündigten beide Unternehmen am Freitag in einer gemeinsamen Erklärung an.
HB HAMBURG. Ziel dieser Maßnahme sei die Wiederherstellung einer einheitlichen deutschen Rechtschreibung, kündigten beide Unternehmen am Freitag in Hamburg und Berlin an. Die Reform führe zu wachsender Verunsicherung in der Bevölkerung über die Schreibweisen, hieß es zur Begründung. Die technische Umsetzung in den gedruckten sowie den Online-Ausgaben solle „schnellstmöglich“ erfolgen. Die Verlage appellierten an andere Medienunternehmen sowie an die Nachrichtenagenturen, sich diesem Schritt anzuschließen.
Europas größter Zeitungsverlag Springer und der Spiegel-Verlag folgen damit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, die sich als einzige überregionale Zeitung der Rechtschreibreform verweigerte. Sie wird nach den Beschlüssen der Kultusminister im nächsten Jahr verbindlich in Kraft treten.
„Nach fünf Jahren praktischer Erprobung in den Druckmedien und sechs Jahren in den Schulen hat die Reform weder für professionell Schreibende noch für Schüler Erleichterung oder Vereinfachung gebracht“, begründeten die Verlage ihr Vorgehen. „Im Gegenteil: Die Verunsicherung wächst, Vermischungen von alter und neuer Rechtschreibung sind an der Tagesordnung.“ Da auch die Mehrheit der deutschsprachigen Schriftsteller - von Grass bis Enzensberger - es ablehne, dass ihre Werke in neuer Schreibung erschienen, „tut sich eine verhängnisvolle, immer breitere Kluft zwischen gelerntem und gelesenem Deutsch auf.“
Lesen Sie weiter auf Seite 2: Focus will an der neuen Rechtschreibung festhalten
Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, Mathias Döpfner, und Stefan Aust, Chefredakteur des „Spiegel“, verwiesen auf die Notwendigkeit von Reformen in Deutschland, bezeichneten die der Rechtschreibung aber als Rückschritt. „Uns kann es als Verlagen nicht gleichgültig sein, wenn Schreib- und Lesefähigkeit und damit die Sprachfähigkeit in diesem Land abnehmen. Aus Verantwortung für die nachfolgenden Generationen empfehlen wir auch anderen die Beendigung der staatlich verordneten Legasthenie und die Rückkehr zur klassischen deutschen Rechtschreibung“, teilten die Medienmanager übereinstimmend mit. Die zum Spiegel-Verlag und zu Axel Springer gehörenden Titel erreichen den Angaben zufolge rund 60 Prozent der Bevölkerung in Deutschland.
In der Medienlandschaft gab es erste, unterschiedliche Reaktionen. Beim größten Europäischen Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr („Stern“, „Geo“) sprachen sich Chefredakteure der einzelnen Titel mehrheitlich gegen eine Wiederumstellung auf die alte Schreibweise aus. Auch beim Nachrichtenmagazin „Focus“ will man an der neuen Rechtschreibung festhalten: „Wir schreiben so, wie in der Schule gelehrt wird. Wir wollen den Kampf um die Rechtschreibreform nicht auf dem Rücken unserer jungen Leser austragen“, sagte „Focus“-Sprecher Uwe Barfknecht der dpa.
Der Süddeutsche Verlag seinerseits will ebenfalls zur alten Rechtschreibung zurückkehren. „Wir sagen ja, aber intern wird noch über Details gesprochen“, sagte ein Verlagssprecher am Freitag. Die Redaktion der „Süddeutschen Zeitung“ sei von Anfang an in die Gespräche mit der Axel Springer AG und dem Spiegel-Verlag eingebunden gewesen. Intern werde derzeit unter anderem diskutiert, von welchen Regelungen man wieder abrücken wolle und von welchen nicht. Offen sei auch der Zeitpunkt für eine Rückkehr zu alten Rechtschreiberegeln.
Auch die Hamburger Verlagsgruppe Bauer („Bravo“, „Neue Revue“) begrüßte die Medien-Initiative, hofft aber auf eine möglichst „breite Mehrheit“. Man wolle zunächst auch die Reaktion des Gesetzgebers abwarten, bevor im Verlag eine Entscheidung getroffen werde, sagte Sprecher Andreas Fritzenkötter.
HANDELSBLATT, Freitag, 06. August 2004, 12:21 Uhr
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Anmerkung:
Andreas Fritzenkötter, Sprecher der Hamburger Verlagsgruppe Bauer, sagte, man wolle zunächst auch die Reaktion des Gesetzgebers abwarten.
Das klingt so, als sei er davon überzeugt, daß ein Rechtschreibgesetz existiere. Es gibt aber kein Rechtschreibgesetz. |
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