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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 10. Apr. 2004 17:49 Titel: Nordwest-Zeitung |
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Nordwest-Zeitung
Wolf Schneider: „völlig bescheuerte“ Reform und „ekelhafte Gesinnung der Reformer“
Verlage und Redaktionen verfälschen die Rechtschreibung Wolf Schneiders
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RECHTSCHREIBREFORM - „100 Prozent der lesenden Mitbürger verärgert“ -
Für Wolf Schneider sind neue Regeln nach wie vor „überflüssig wie ein Kropf“
VON REGINA JERICHOW
HAMBURG - Der Talkmaster und frühere Leiter der Hamburger Henri-Nannen-Journalistenschule war stets ein Kritiker der Reform. Mit seinen Ratgebern („Deutsch für Profis“) erzielte er eine Millionenauflage.
Frage: Als die Rechtschreibreform 1994 gerade in der Planungsphase war, empfanden Sie sie schon als „Belästigung“. Fühlen Sie sich immer noch belästigt?
Schneider: An meiner These hat sich nichts geändert: Jeder, der die Rechtschreibung ändern will, verärgert 100 Prozent seiner Mitbürger in ihrer Eigenschaft als Leser und 90 Prozent seiner Mitbürger in ihrer Eigenschaft als Schreiber. Die Schreiber, weil sie umlernen sollen, obwohl sie die Schule schon hinter sich haben, und die Leser, weil noch nie ein Leser darauf gewartet hat, dass beim Rhein das „h“ getilgt wird oder dass Bordeaux sich hinten mit „o“ schreibt. Die einzigen Menschen, die sich nicht ärgern, sind die Sechs- bis Zehnjährigen.
Frage: Aber gerade die müssen sich mit dem Regelwerk beschäftigen . . .
Schneider: Das ist eine winzige Minderheit der Mitmenschen. Für sie ist es im Übrigen nicht einfacher geworden. Der häufigste Fehler, den Kinder machen – die grammatische Unterscheidung zwischen „das“ und „daß“ – fällt ihnen noch genauso schwer wie vor 100 Jahren, auch wenn „ß“ heute durch „ss“ ersetzt wird. Aber Kinder sollen sich schließlich ein bisschen plagen.
Frage: Was stört Sie als Stillehrer der deutschen Sprache an der neuen Rechtschreibung am meisten?
Schneider: Zunächst einmal die ekelhafte Gesinnung der Reformer. Die hätten uns einfach in Ruhe lassen sollen. Und dann sind es natürlich die Schriftbilder, die mir auffallen: Plötzlich wird „leid tun“ groß und „aufwendig“ mit „ä“ geschrieben, was ein besonderer Blödsinn ist, weil es von „aufwenden“ kommt. Wenn ich für einen Urlaub viel Geld aufgewendet habe, dann ist es ein aufwendiger Urlaub. Sonst würde man ja auch „denken“ mit „ä“ schreiben, weil es vom „Gedanken“ käme. En détail ist die Reform völlig bescheuert und en gros überflüssig wie ein Kropf.
Frage: In regelmäßigen Abständen flammt der Protest gegen die Rechtschreibreform wieder auf. Hegen Sie die Hoffnung, dass sie womöglich noch scheitern könnte?
Schneider: Das Durcheinander ist so riesig und das immer neue Aufbegehren von Akademien und Schriftstellern ist so gewaltig, dass man vielleicht doch noch eine Chance hat. Die Entscheidung für die Reform fiel damals mit den Nachrichtenagenturen, die das Regelwerk zu 90 Prozent übernommen haben. Das färbte auf die Zeitungen ab, und von da an bildete sich die deutsche Sprache um. Die Agenturen hätte man beeinflussen und unter Druck setzen können, wenn die Frankfurter Allgemeine Zeitung (sie ist zur alten Rechtschreibung zurückgekehrt, Anm. d. Red.) keinen Alleingang gemacht hätte. Leider findet die FAZ keine Nachfolger, aber es stänkern ja viele Instanzen in der angenehmsten Weise.
Frage: Nun behaupten die Reformer, dass die neue Rechtschreibung im Alltag angekommen sei. Es scheint so, als hätten sich die meisten Menschen arrangiert.
Schneider: Was heißt arrangiert? Kapituliert! Die lesen in der Zeitung doch nichts anderes.
Frage: Sie hatten 1994 angekündigt, dass Sie die Rechtschreibreform boykottieren würden. Haben Sie sich an Ihr Versprechen gehalten?
Schneider: Das ist nicht so einfach. Ich verwende sie selbstverständlich nicht, weder im privaten Umgang noch in meinen Manuskripten an Zeitungen und Verlage. Aber ich erlebe, dass die Verlage und Redaktionen die Rechtschreibung ändern. Nun könnte ich die höchste Barrikade erklimmen wie Günter Grass und mir das verbitten, aber eine solche Verhandlungsposition habe ich nicht. Ich bin also unter dem Druck, mich anders gedruckt zu sehen, als ich es möchte.
Nordwest-Zeitung vom 10. April 2004
http://www.nwz-online.de/nwz-scripts/drucken/drucken.php3?config=nwz&id=343778&thema=
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Die NWZ hat neuerdings auch ein Gästebuch: http://www.nwz-online.de/96_797.php?action=list_Eintraege&ThemaID=2&Titel=Unser+G%E4stebuch%21&navpoint=3
und angeblich auch ein Diskussionsforum:
http://www.nwz-online.de/67_73.php
http://www.nwz-online.de/forum_frameset.php
Das konnte aber nicht aufgespürt werden.
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Samstag, 10. Apr. 2004 19:53, insgesamt 3mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 10. Apr. 2004 18:32 Titel: „Kulturkampf“: Kollaboration der staatlich finanzierten DASD |
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„Kulturkampf“: Kollaboration der staatlich finanzierten DASD
DASD akzeptiert mit „Kompromißvorschlag“ grundsätzlich die Reform
Information contra Desinformation der Reformer und Kultusminister
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RECHTSCHREIBREFORM - Bald ein Ende von Gift und Galle? -
Gegner und Befürworter müssen sich zusammensetzen
Die Rechtschreibkommission und die Akademie für Sprache und Dichtung führen Gespräche. Bis Juni sollen die Ergebnisse vorliegen.
VON REGINA JERICHOW
OLDENBURG - Das Wort „Rechtschreibreform“ ist seit Jahren nur mehr ein anderes Wort für „Kulturkampf“. Und der ist offenbar noch lange nicht ausgefochten. Nach dem vierten Bericht der „Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung“, die diese Reform zu verantworten hat und nun mit neuerlichen Vorschlägen daherkommt, sind die Fronten so verhärtet wie eh und je. Die Gegner befürchten eine „Reform der Reform“, die bestellten Experten wiegeln ab und sprechen von „Modifizierungen“. Tatsache ist, dass die Reformer und einer ihrer erbittertsten Gegner, nämlich die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, sich in diesen Wochen an einen Tisch setzen müssen.
„Unsinnigkeit“, „Missgeburt“, „gehört auf den Schrotthaufen der Geschichte“ – die Akademie hatte für die Reform bisher nur Schimpfworte übrig, legte allerdings 2003 einen „Kompromissvorschlag“ vor. Ihr ist es nun nach einer Entscheidung der Kultusministerkonferenz zugefallen, sich mit der Kommission ins Benehmen zu setzen, die ihrerseits vor jedem Gegenvorschlag aus Darmstadt zurückschreckte, als handele es sich um Rattengift. Auf die Ergebnisse, die bis Juni vorliegen sollen, darf man gespannt sein.
„Die Akademie tendiert ja viel stärker zu einem Rückbau der Regeln“, sagt der Siegener Uni-Professor Gerhard Augst, der auch der Kommission angehört. Und dass diese sich überzeugen lassen könnte, glaubt er nicht. Mit ihrem „Kompromissvorschlag“ aber habe die Akademie signalisiert, dass sie die Reform grundsätzlich akzeptiere. Ein erstes Treffen habe auch ergeben, dass man miteinander reden könne.
Wer allerdings in den Bericht der Kommission schaut, dem schwant zunächst einmal nichts Gutes, auch wenn Augst und seine Experten-Kollegen betonen, es würden lediglich Undeutlichkeiten ausgemerzt, „weil die Regeln anders gelesen werden, als sie von den Schreibern gemeint waren“. Da gibt es „Präzisierungen“ in der Getrennt- und Zusammenschreibung, und es wird eine Vielzahl neuer Varianten möglich, unter anderem für den Fall „Leid tun“. Die Zahl der tatsächlichen Neuschreibungen beziffert Augst dennoch „auf allenfalls 30 Wörter“.
„Das ist natürlich nicht richtig“, sagt der Erlanger Linguist Theodor Ickler, einer der prominentesten Reformgegner. Es existiere eine „geheim gehaltene Anlage 2“ des Kommissionsberichtes mit einem Auszug aus dem österreichischen Wörterbuch, in dem er selbst „etwa 3000 Änderungen“ gezählt habe. „Das ist allerdings bestritten worden.“
Für Ickler ist es keine Frage: „Die Reform wird noch einmal reformiert.“ Es sei höchste Zeit, seinen „Sanierungsplan“ umzusetzen und zur alten Rechtschreibung zurückzukehren – mit einer Übergangsfrist von zehn Jahren und ohne das alte Dudenprivileg, „denn darin standen tatsächlich ein paar Sachen, die nicht nachvollziehbar waren“. Das „endlose Herumlaborieren“ sei jedenfalls viel schmerzhafter als die radikale Rückkehr zur alten Orthografie.
Die Frage nach einer Rücknahme der Reform stellt sich für Wolfgang Sauer, Sprachwissenschaftler und Kolumnist dieser Zeitung, jedoch nicht. Gleichwohl ist auch er mit den Vorschlägen der Kommission alles andere als glücklich: „Da sind Varianten hinzugetreten, die einfach nicht einleuchten.“ Der Effekt sei ein „hoher Grad an Beliebigkeit“ in der deutschen Rechtschreibung, die zur Verunsicherung führe und den Schreiber immer mehr sich selbst überlasse: „Am Ende entwickelt jeder seine eigene Hausorthografie.“
Nordwest-Zeitung vom 10. April 2004
http://www.nwz-online.de/nwz-scripts/drucken/drucken.php3?config=nwz&id=343779&thema=
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Anmerkungen
Falsch: „zur alten Rechtschreibung zurückzukehren“.
Richtig: Die Formulierung „alte Rechtschreibung“ ist die typische Irreführung durch die Presse. Die traditionelle Orthographie ist nach wie vor gültig und modern. Die „Reform“ soll nur für Schulen und Behörden gelten. Das Bundesverfassungsgerichts beschränkt in seinem Urteil zur Rechtschreibreform vom 14. Juli 1998 die Gültigkeit der Neuregelung auf den Schulbereich:
„Soweit dieser Regelung rechtliche Verbindlichkeit zukommt, ist diese auf den Bereich der Schulen beschränkt. Personen außerhalb dieses Bereichs sind rechtlich nicht gehalten, die neuen Rechtschreibregeln zu beachten und die reformierte Schreibung zu verwenden. Sie sind vielmehr frei, wie bisher zu schreiben.“ Bundesverfassungsgericht: Urteil vom 14. Juli 1998, Az.: 1 BvR 1640/97, S. 59. www.bverfg.de/entscheidungen/frames/rs19980512_1bvr164097
Die Presse suggeriert dagegen eine Veraltung. Jedoch sind die sogenannten neuen Regeln reaktionär, nachgewiesenermaßen ein Rückschritt ins 18./19. Jahrhundert: http://www.vrs-ev.de/pm280803.php
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Samstag, 10. Apr. 2004 20:14, insgesamt 1mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 10. Apr. 2004 19:32 Titel: Beliebigkeitsschreibung anstatt einheitlicher Orthographie |
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Beliebigkeitsschreibung anstatt einheitlicher Orthographie
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„Jetzt ist fast alles erlaubt“
Von Gabriele und Carsten Ahrens
Ab dem 1. August 2005 soll für jeden Schreibenden, vor allem an Schulen, verbindlich sein, was so genannte Experten hinter verschlossenen Türen beschließen, ohne daß die Bevölkerung ein Einspruchsrecht hätte. Es sind dieselben „Experten“, die einst das mißratene Reformwerk möglich gemacht, die Einheitlichkeit der deutschen Schriftsprache zerstört haben und die durch ihre Verquickung mit Verlagen etc. kräftig an der „Reform“ mitverdienen.
Aufgrund ihrer Änderungswut ist kein Ende der Reparatur der Reformruine abzusehen. Doch immerhin ist jetzt fast alles erlaubt. Dabei steigt die Anzahl der „Varianten“ ins Tausendfache. Nichts wird richtig falsch. Nur anders. Dabei wird richtig, was früher falsch war, und umgekehrt. Oder beides. Zum Beispiel darf man „Leid tun“ (!) weiterhin schreiben, „leidtun“ ist zugelassen, aber „leid tun“, wie früher, dagegen verpönt. Welcher Lehrer soll das noch korrigieren?
Außerhalb der Schule jedoch muß niemand Repressalien fürchten, wenn er die „Reform“ ignoriert. Unser oberstes Gericht hat entschieden, daß niemand außerhalb der Schule nach den neuen Regeln schreiben muß, zu keinem Zeitpunkt, auch nicht in Behörden. Das wird gerne verschwiegen.
Mehr Infos unter www.rechtschreibreform.com
Gabriele und Carsten Ahrens gründeten 1996 die Initiative „WIR gegen die Rechtschreibreform“. Ihre Unterschriftenaktion (2000) fand eine überwältigende Resonanz. Der Kommentar ist nach den alten Regeln geschrieben.
Nordwest-Zeitung, Samstag, 10. April 2004
http://www.nwz-online.de/nwz-scripts/drucken/drucken.php3?config=nwz&id=343777&thema=
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Anmerkungen
1. Falsch: „Ab dem 1. August 2005 soll für jeden Schreibenden, vor allem an Schulen, verbindlich sein, was so genannte Experten hinter verschlossenen Türen beschließen, ohne daß die Bevölkerung ein Einspruchsrecht hätte.“
Richtig: Die „Reform“ gilt eben nicht „für jeden Schreibenden“, sondern soll nur für Schulen und Behörden gelten. Das Bundesverfassungsgerichts beschränkt in seinem Urteil zur Rechtschreibreform vom 14. Juli 1998 die Gültigkeit der Neuregelung auf den Schulbereich:
„Soweit dieser Regelung rechtliche Verbindlichkeit zukommt, ist diese auf den Bereich der Schulen beschränkt. Personen außerhalb dieses Bereichs sind rechtlich nicht gehalten, die neuen Rechtschreibregeln zu beachten und die reformierte Schreibung zu verwenden. Sie sind vielmehr frei, wie bisher zu schreiben.“ Bundesverfassungsgericht: Urteil vom 14. Juli 1998, Az.: 1 BvR 1640/97, S. 59. www.bverfg.de/entscheidungen/frames/rs19980512_1bvr164097
2. Falsch: „Der Kommentar ist nach den alten Regeln geschrieben.“
Richtig: Die Formulierung „alte Regeln“ ist die typische Irreführung durch die Presse. Es sind keine alten Regeln, weil sie nach wie vor gültig und modern sind. Richtig müßte es heißen: traditionelle Regeln. Die Presse suggeriert dagegen eine Veraltung. Jedoch sind die sogenannten neuen Regeln reaktionär, nachgewiesenermaßen ein Rückschritt ins 18./19. Jahrhundert. http://www.vrs-ev.de/pm280803.php
3. Zu „Gabriele und Carsten Ahrens gründeten 1996 die Initiative „WIR gegen die Rechtschreibreform“. Ihre Unterschriftenaktion (2000) fand eine überwältigende Resonanz.“: Gemeint ist nicht das erfolglose Volksbegehren in Niedersachsen 1997/98, sondern eine ganzseitige Anzeige in großen Tageszeitungen am 19. August 2000 nach der Rückkehr der FAZ zur traditionellen Orthographie. |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 03. Jul. 2004 17:53 Titel: Kultusminister Busemann für Rücknahme der Reform |
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Kultusminister Busemann für Rücknahme der Reform
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Schüler machen mehr Fehler
RECHTSCHREIBUNG Busemann hält Reform für gescheitert
HANNOVER/SE - Die Landesregierung macht weiter Druck gegen die Rechtschreibreform. Nach Ministerpräsident Wulff fordert auch Kultusminister Bernd Busemann (CDU) die Rückkehr zur alten Schreibweise. „Die Rechtschreibreform hat die damals in Aussicht gestellten Verbesserungen nicht gebracht“, sagte Busemann im NWZ-Gespräch. Es werde fehlerhafter geschrieben als früher. „Das hören wir jedenfalls von den Schulen.“
Busemann verwies darauf, dass die letzte Kultusministerkonferenz der Länder einigen Korrekturen bereits zugestimmt habe. Sie gehen ihm aber nicht weit genug. „Meine politische Wunschvorstellung wäre die Rücknahme der Reform.“ Das werde kein
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„Die Kultusministerkonferenz hat sich festgefahren.“
BERND BUSEMANN
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einfaches Unterfangen. Ein paar Schülerjahrgänge müssten sich wieder umorientieren. Der Minister hält das im Vergleich zu den Problemen mit der neuen Rechtschreibung für das kleinere Übel.
Busemann traut allerdings den Kultusministern keine Lösung zu. „Die Kultusministerkonferenz hat sich in dieser Sache festgefahren.“ Deshalb sollen es nun die Regierungschefs richten. „Ich glaube, wenn man die Reform wirklich insgesamt zurückdrehen will, müssen das die Ministerpräsidenten machen“, so Busemann. Wenn diese sich einig seien, werde auch die Kultusministerkonferenz gemeinsam entscheiden. „Wir müssen aber auch die Fühler nach Österreich und der Schweiz ausstrecken.“
Kommentar, S.4
Nordwest-Zeitung, Samstag, 3. Juli 2004
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NEUE DEBATTE UM RECHTSCHREIBREFORM
Späte Einsichten
Erschreckend und traurig nannte Ministerpräsident Christian Wulff die Rechtschreibreform. Recht hat er. Schließlich erreichte die neue Rechtschreibung nicht eines der propagierten Ziele: Weder sank die Fehlerzahl in Schülerarbeiten, noch stieg die Zustimmung beim Rest der Bevölkerung. Im Gegenteil: Je länger diese von wenigen Sprachideologen ohne Auftrag und Legitimation durchgedrückten Regeln gelten, desto weniger werden sie beachtet. Jeder schreibt, wie er will. Kaum einer richtig. Zeitungen ausdrücklich eingeschlossen.
Es bleibt ein Mysterium, wie diese Reform alle Widerstände überwinden, klaglos Instanzen ignorieren und trotz weit verbreiteter Skepsis zur Regel erhoben werden konnte. 87 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung lehnen laut Allensbach die neuen Regeln ab. Dass Niedersachsens Kultusminister Busemann jetzt auch dazu zählt, überrascht. Zumal er noch vor kurzem in der Kultusministerkonferenz für die Reform stimmte.
Wie auch immer: Eine neue Diskussion lohnt durchaus. Vor allem über die Zuständigkeit der Kultusminister.
Rolf Seelheim
@Den Autor erreichen Sie unter Seelheim@Infoautor.de
Nordwest-Zeitung, Samstag, 3. Juli 2004, S. 4
leserforum@nordwest-zeitung.de
www.nwz-online.de/2_449.php?showid=408822
Gästebuch der NWZ:
www.nwz-online.de/96_797.php?action=list_Eintraege&ThemaID=2&Titel=Unser%A0G%E4stebuch%21&navpoint=3
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