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gegen skrupellose Geldverschwendung wegen Nichtigkeiten und

 
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eze
Gast





Beitrag: Sonntag, 29. Aug. 2004 17:28    Titel: gegen skrupellose Geldverschwendung wegen Nichtigkeiten und Antworten mit Zitat

Zunächst mal: SchriftstellerInnen und DichterInnen müssen sich n i e an Regeln halten (außer jede/r an seine/ihre eigenen), gerade darin besteht doch die dichterische Freiheit. Die deutsche Kommasetzung hat zum Beispiel mit natürlichen Sprechpausen fast gar nichts zu tun. Das heißt aber nicht, dass man als SchriftstellerIn, DichterIn dann, wenn es wirklich drauf ankommt, keinerlei Möglichkeit hätte, seine "Wünsche" diesbezüglich durchzusetzen, und zum Beispiel Sprechpausen durch längere Wortabstände im Text auch optisch zu kennzeichnen. Ich habe das zumindest schon einmal gemacht, und es war überhaupt kein Problem, ich erklärte einfach nur, was der Grund dafür war.

Als SchriftstellerIn sind mir also die Regeln der Rechtschreibung sowas von egal, weil ich mich ja einfach drüber hinwegsetzen kann - wenn es denn wirklich drauf ankommt, was sehr selten der Fall ist. Schließlich leben die SchweizerInnen z.B. seit jeher ohne ß, und ich kann das beim besten Willen nicht als Ausdruck gesunkenen Kulturniveaus in der Schweiz gegenüber deren deutschsprachigen Nachbarländern interpretieren. Auch die dänen sind wohl keine kulturbarbaren, bloß weil sie schon längst zur generellen kleinschreibung übergegangen sind. Wieso sich der Reiner Kunze, den ich immer sehr geschätzt habe, für so was instrumentalisieren lässt, das versteh ich einfach nicht, aber vielleicht mailt er mir seine Gründe ja (eze@gmx.at).

Dann: die alte Rechtschreibung war unlogisch, die neue Rechtschreibung ist unlogisch, und bietet nur in sehr wenigen Bereichen Erleichterungen. In beiden Fällen macht man üblicherweise, selbst wenn man sie noch so gut beherrscht, einige Fehler. (Ich hab das von mir hier Getippte übrigens nicht korrigiert, ich schreib, wie ich will, aber gegen läppische Rechtschreibkorrekturen durch LektorInnen wehr ich mich sicher nicht, solange dadurch nicht der Sinn oder der Rhythmus entstellt wird oder dergleichen.) Ich bin also keine sonderliche Freundin der neuen Rechtschreibregelung, ich verteidige nicht die konkreten Änderungen. Aber sonderlich viel schwieriger als mit der alten lebt es sich damit auch nicht.

Das Thema ist mir echt schon zu blöde, um da meine Kritik an der Kritik der Rechtschreibreform jedesmal neu zu formulieren - Grube ausheben, Grube zuschütten, na bravo, das Geld möcht ich gern mal haben, das da völlig unnütz zweimal fließt (mal nur zum Vergleich: 8 Euro ermöglichen einer Familie in Bangladesh oder im Sudan einen Monat lang das Überleben - Wie teuer käme eine Rechtschreib r e reform?)

Daher ein altes Posting von mir, das an die Grünen (in Österreich) gerichtet war:

Ich stell die Frage mal umgekehrt: Angenommen, einige mit Millionenaufwand eingeführte umstrittene Neuregelungen der Rechtschreibung der deutschen Sprache betreffen etwa 0,5 % der Wörter eines durchschnittlichen deutschen Textes und sorgen für großen Unmut in der Bevölkerung und in Teilen der Fachkreise (SchriftstellerInnen, PsychologInnen).

Sollte man:

a) Daher einen abermaligen Millionenaufwand in Kauf nehmen, um zur alten Rechtschreibung zurückzukehren (Verlage, Wörterbücher!) und die SchülerInnen in den Schulen wieder umlernen lassen?

b) Die neue Rechtschreibung auf Biegen und Brechen durchboxen?

c) In diesen lächerlichen 0,5% der Wörter eines durchschnittlichen Textes, die betroffen sind, einfach beide Schreibweisen zulassen - in der Schule aber, um die Kinder nicht zu verunsichern, weiterhin die neue Rechtschreibung weiterlehren wie bisher? (Alle derzeitigen Volksschüler wurden bereits ausschließlich nach den neuen Regeln unterrichtet.)

Fall c) hätte zur Folge, dass man zum Beispiel die großartige Wahlfreiheit zwischen "Stängel" und "Stengel" (ich glaub, in meiner ganzen Laufbahn außerhalb des Biologieunterrichts bin ich ohne dieses Wort ausgekommen) und "radfahren" und "Rad fahren", und "daß" und "dass" hat und dgl.
Außerdem würden sich langfristig die sinnvollen Regeln - z.B. die ss-Schreibung - durchsetzen, die weniger sinnvollen werden die SchülerInnen eh nie beherrschen, genauso wenig wie jemand früher auf Anhieb wusste (und auch heute nicht), wie man Kommittee schreibt und derartige Sachen, die Welt ist nicht untergegangen dadurch.

Aber erkläre mir eine/r, wieso die Grünen ausgerechnet die Variante a) vertreten, die allerteuerste der drei genannten? Ist denn wirklich so viel Geld da, dass man es einfach zum Fenster hinauswerfen kann? Kann man das nicht sinnvoller einsetzen? Hat die Welt keine wichtigeren Probleme? Um letzteres zu vermuten, da muss man die Augen wirklich schon sehr weit zugemacht und den Kopf sehr, sehr, sehr tief in den Sand gesteckt haben.

Liebe Grüße,

eze
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Elke Philburn



Registriert seit: 03.12.2002
Beiträge: 246
Wohnort: Manchester UK

Beitrag: Sonntag, 29. Aug. 2004 19:59    Titel: Antworten mit Zitat

Zu dieser Frage hatten wir vor gar nicht langer Zeit eine Pressemitteilung:

http://www.vrs-ev.de/pm260704.php
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Sonntag, 29. Aug. 2004 21:53    Titel: Zu den Kosten der Rechtschreibreform Antworten mit Zitat

Zu den Kosten der Rechtschreibreform
und zu Reiner Kunze: Die Aura der Wörter


Bestimmte Verlagskonzerne sind an der Fortführung der permanenten Rechtschreibreformen als Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen interessiert.
Siehe hierzu die Diskussion im Strang:
Zu den Kosten der Rechtschreibreform - www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?t=433

Reiner Kunze hat sich sehr intensiv mit der Rechtschreibreform auseinandergesetzt. Manche Schriftsteller sind noch nicht einmal aufgewacht, weil ihnen die Rechtschreibung gleichgültig ist.

Kunze, Reiner: Die Aura der Wörter. Denkschrift. Stuttgart: RADIUS-Verlag 2002, ISBN 3-87173-243-5

Kunze, Reiner; Rosendorfer, Herbert; von Schirnding, Albert; Krieger, Hans; Neumann, Peter Horst; Illauer, Wolfgang: Deutsch. Eine Sprache wird beschädigt.
Hrsg. von der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe Deutsche Sprache (FDS). Waakirchen: Oreos-Verlag, 2003, 120 Seiten, ISBN 3-923657-74-9. Eur 12,80, sFr 24,80

„Rechtschreibreform“: Willkür und Beliebigkeit - Aufruf an Verleger, Journalisten und Schreibberufler zum Jahrestag der „Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform“: „Unterzeichnen Sie die 'Resolution zur Wiederherstellung der bisherigen einheitlichen Rechtschreibung'!“ - www.vrs-ev.de/pm071003.php

Reiner Kunze gegen die Rechtschreibreform - www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?t=165
Sprachpreise für den Kampf gegen die Rechtschreibreform – darin_
- Der Rechtschreibwahrer 2002: Reiner Kunze
- Reiner Kunze erhält Preis für Kritik an Rechtschreibreform
www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?t=240
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Günter Schmickler



Registriert seit: 11.05.2003
Beiträge: 310
Wohnort: 53842 Troisdorf

Beitrag: Montag, 30. Aug. 2004 00:11    Titel: Lächerlichkeiten Antworten mit Zitat

Sehr geehrte Frau „eze“,

in Ihrem Beitrag hat mich einiges sehr verwundert. An einer Stelle betonen Sie doch, daß Sie den Rhythmus des Geschriebenen gewahrt haben möchten. Wie aber verträgt sich dies mit Ihrer unverkennbaren Vorliebe für die „Feminismus-Sprache“? Haben Sie mal die Probe aufs Exempel gemacht, indem Sie einem kleinen Kreis von Zuhörern einen Text vorlesen und dabei alle Erweiterungen mit „-innen“, die durch das „Binnen-I“ kaschiert werden, deutlich aussprechen? Ich möchte wetten, daß Ihre ZuhörerInnen sich entweder vor Lachen biegen oder aber Reißaus nehmen würden. Allerdings könnten Sie es auch machen wie viele – insbesondere linke – PolitikerInnen und GewerkschafterInnen, indem Sie die feministisch-korrekten Doppelnennungen vernuscheln: statt „Bürgerinnen und Bürger“ einfach „BürgerinnBürger“, entsprechend auch „WählerinnWähler“ oder „SchülerinnSchüler“. Das erinnert an Erich Honecker, der gern vom „MarxiLeninismus“ sprach, da ihm die vollständige Aussprache der beiden „Ismen“ zu umständlich schien. Die auffällige Umständlichkeit ist es auch zweifellos, die der konsequenten Anwendung der sogenannten „Frauensprache“ im Wege steht. Oft werden in einem Text für Personengruppen, denen männliche und weibliche Individuen angehören, sowohl die Doppelnennungen, teils durch das Binnen-I verkürzt, als auch die grammatisch maskulinen Pluralformen verwendet. Auch Sie sind in dieser Hinsicht nicht konsequent, sonst müßten Sie von „VolksschülerInnen“, „DänInnen“ und„KulturbanausInnen“ sprechen.
Ich kenne einige durchaus erfolgreiche und selbstbewußte Frauen, die von der Feminismus-Sprache nichts wissen wollen. Sie teilen mit mir die Meinung, daß die legitime Forderung der Gleichberechtigung durch die aufdringlichen und stilwidrigen „Doppelnennungen“ der Lächerlichkeit preisgegeben wird.

Sie halten die Aufregung um die Rechtschreibreform für „lächerlich“, da nur 0,5% eines durchschnittlichen deutschen Textes betroffen seien. Ich meine, daß der prozentuale Anteil eines Mißstandes (neuschreiblich „Missstandes“) wenig oder gar nichts über seine Auswirkung aussagt, nicht nur bei den Schreibregeln, sondern auch im sonstigen Leben. Beispielsweise machen Hühneraugen oder Hämorrhoiden (neuschreiblich „Hämorriden“) nur einen kleinen Bruchteil von einem Promille des Körpergewichts aus und können doch einen Menschen zur Verzweiflung treiben. Ich könnte schon die Contenance verlieren, wenn ich in einem längeren Zeitungsartikel auf einen Satz stoße wie „Die gute Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten tut Not".

Des weiteren: Meinen Sie im Ernst, daß die neue s-Laut-Schreibung auf längere Sicht sich als zweckmäßig erweisen wird? Ich kann in dieser augenfälligsten Neuregelung beim besten Willen keinen Vorteil sehen, nur Schriftbilder von abstoßender Häßlichkeit. Oder finden Sie etwa ein „Flussschwein“, eine „Schlussstrophe“ und ein „Basssolo“ schön? Derartige „Konsonantencluster“ habe ich zuvor nur in Wales gesehen, dort schreibt man zum Beispiel „chwyrndrobwllllantysilio“ für „reißender Strudel bei Sankt Tysilius“. Solche Namen sind wenigstens noch eine Attraktion für Touristen, bei manchen erregen sie Neugier oder gar Bewunderung. Ob dies für unsere „Schlossstraßen“ auch zutrifft?.

Ihrem Schriftstellerkollegen Reiner Kunze werfen Sie vor, sich für eine lächerliche Sache „instrumentalisieren“ zu lassen. Er soll Ihnen per E-Mail verraten, warum er sich für die Rücknahme der Rechtschreibreform einsetzt. Ich empfehle Ihnen, sich sein Büchlein „Die Aura der Wörter“ zu besorgen, das er zu diesem Thema verfaßt hat. Ein sehr informatives Werk, das man mit Vergnügen liest! Falls Sie ein ähnlich gehaltvolles und zugleich heiteres Buch geschrieben haben, würde ich es gerne kaufen und lesen. Dazu müßten Sie allerdings Ihre Anonymität aufgeben.

Mit freundlichen Grüßen

Günter Schmickler
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