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Die „jungen Wilden“ der CDU contra Rechtschreibreform

 
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
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Beitrag: Montag, 14. Jun. 2004 12:21    Titel: Die „jungen Wilden“ der CDU contra Rechtschreibreform Antworten mit Zitat

Die „jungen Wilden“ der CDU contra Rechtschreibreform

Die „jungen Wilden“, d.h. die CDU-Fraktionsvorsitzenden in der CDU, meldeten sich einige Male mit z. T. harscher Kritik am Führungsstil von Bundeskanzler Helmut Kohl und an Verkrustungserscheinungen in der Partei zu Wort.
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„Saarbrücken (AP) – Gegen die geplante Rechtschreibreform formiert sich weiter Widerstand aus den Ländern. Die CDU-Fraktionsvorsitzenden Ole von Beust (Hamburg), Christoph Böhr (Rheinland-Pfalz), Roland Koch (Hessen), Peter Müller (Saarland), Günther Oettinger (Baden-Württemberg) und Christian Wulff (Niedersachsen) appellierten schriftlich an Bundesinnenminister Manfred Kanther und die Kultusminister der Länder, auf die Verabschiedung zu verzichten.“

Süddeutsche Zeitung vom 14. September 1995
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Widerstand gegen Rechtschreibreform
Fünf CDU-Fraktionsvorsitzende schreiben dem Bundesinnenminister


mtz. MAINZ, 15. September. In den Reihen der Unions-Politiker wächst der Widerstand gegen die Inkraftsetzung der „Rechtschreibreform“. In einem Brief an Bundesinnenminister [Manfred] Kanther (CDU) haben die Fraktionsvorsitzenden aus fünf Bundesländern (Hessen, Niedersachsen Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Saarland) gefordert, der Innenminister möge „bezüglich der Entscheidung über die deutsche Amtssprache“ vorläufig seine Zustimmung verweigern. Entsprechende Schreiben gingen auch an die Kultusminister der jeweiligen Länder. Die ursprünglich für den 28. September geplante endgültige Beratung der Kultusministerkonferenz (KMK) ist bereits auf Initiative des mit der bisherigen Beschlußlage unzufriedenen bayerischen Kultusministers Zehetmair (CSU) auf das Folgetreffen am 30. November in Mainz verschoben worden.

Sowohl der saarländische Fraktionschef Müller als auch der Mainzer Fraktionschef Böhr kritisieren den Ausschluß der Öffentlichkeit bei den bereits 1988 begonnenen Verhandlungen der internationalen Kommission. Nicht zuletzt deshalb werde das neue Regelwerk mit seinen weithin noch unbekannten Inhalten „zu beträchtlichen Überraschungen“ führen. [...]

Der Mainzer CDU-Fraktionschef Böhr hat in seinem Brief an den rheinland-pfälzischen Bildungsminister [Jürgen] Zöllner (CDU) darauf hingewiesen, daß sich – mit Ausnahme einer beiläufigen mündlichen Anfrage im Landtag – „kein einziges parlamentarisches Gremium in Rheinland-Pfalz mit der von Ihnen als zuständigem Minister betriebenen Reform auseinandergesetzt hat“. Die Kulturhoheit der Lände sei aber nicht die Kulturhoheit der Landesregierungen. [...]

In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16. September 1995
_________________________________________________

Anmerkungen:

Das war ein Strohfeuer, Schnee von gestern. Wie sieht es heute aus? Siehe

- Ministerpräsident Peter Müller - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=392

- Ministerpräsident Christian Wulff - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=390
- BILD am SONNTAG: Erster Ministerpräsident will Rechtschreibreform kippen - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=1198#1198

- Der „junge Wilde“ Christoph Böhr - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=1433#1433

________________________________________

Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Sonntag, 31. Jul. 2005 11:31, insgesamt 2mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Freitag, 18. Jun. 2004 20:21    Titel: Wiedervereinigung der Schriftsprache Antworten mit Zitat

Wiedervereinigung der Schriftsprache

Die Niederschlagung des Volksaufstandes gegen die „Rechtschreibreform“ im Schleswig-Holstein am 17. September 1999 und der Bau von Mauer- und SStacheldraht am 3. Juni 2004 schienen die Spaltung der deutschen Schriftsprache für ewig zementiert zu haben. Doch eine kleine Instabilität, richtig handelnde Politiker und aktive Initiativen können jetzt das spontane Ende des unnatürlichen Zustandes herbeiführen – fast wie bei der großen Wiedervereinigung. Es genügt, wenn die Reformgegner (lt. SZ 14.9.1995) und einstigen „jungen Wilden“ der CDU, die jetzt Regierungschefs sind (Ole von Beust (Hamburg), Roland Koch (Hessen), Peter Müller (Saarland), und Christian Wulff (Niedersachsen), ihr Gewissen und das Volk achten: Binnen kurzem wird der ganze Reformschwindel zusammenbrechen.

14.6.2004, Sigmar Salzburg

www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?MonJun1412:30:20CEST2004
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Manfred Riebe



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Beitrag: Donnerstag, 01. Jul. 2004 07:31    Titel: Die fünf „jungen Wilden“ an Manfred Kanther Antworten mit Zitat

<b>Die fünf „jungen Wilden“ an Manfred Kanther</b>
___________________________________________

Christoph Böhr
Roland Koch
Peter Müller
Günther H. Oettinger
Christian Wulff


14. September 1995

An den
Bundesminister des Innern
Herrn Manfred Kanther MdB
Graurheindorfer Str. 198

53117 Bonn


Sehr geehrter Herr Bundesinnenminister,
lieber Herr Kanther,

wir wenden uns heute gemeinsam als Fraktionsvorsitzende aus sechs Bundesländern wegen der Frage der Inkraftsetzung der sogenannten „Rechtschreibreform“ an Sie.

In wenigen Tagen sollen die Kultusminister der Bundesländer über die Inkraftsetzung der neuen Rechtschreibregeln entscheiden. Wir haben gleichzeitig mit getrennten Schreiben die Kultusminister unserer Bundesländer aufgefordert, in der Kultusministerkonferenz am 28. September 1995 die Zustimmung zur Inkraftsetzung der neuen Rechtschreibregeln nicht zu erteilen. Wir bitten Sie, sehr geehrter Herr Innenminister, bezüglich der Entscheidung über die deutsche Amtssprache ebenfalls einer Inkraftsetzung vorläufig nicht zuzustimmen.

Wir sind uns sehr wohl der Tatsache bewußt, daß dieser Appell zu einem späten Zeitpunkt erfolgt. Uns ist bekannt, daß die Internationale Kommission bereits seit dem Jahr 1988 mit der Erarbeitung neuer Rechtschreibregeln befaßt ist. Allerdings ist bei dieser Diskussion jegliche breite Beteiligung der Öffentlichkeit unterblieben. Bis zum heutigen Zeitpunkt ist die komplette Fassung der [der] Kultusministerkonferenz zur Änderung vorliegenden Rechtschreibregelungen nur inoffiziell und unter durchaus erschwerten Bedingungen erhältlich. Für die Mehrzahl der beruflich mit der deutschen Sprache befaßten Menschen in unserem Land, schon gar für Eltern, Lehrer und Schüler, wird das neue Regelwerk zu beträchtlichen Überraschungen führen. Es ist nach unserer Überzeugung ein unakzeptabler Vorgang, daß in einem Land, das sich die Zeit nimmt, monatelang über die Einführung eines neuen Postleitzahlensystems zu streiten, möglich sein soll, ohne jeden rationalen öffentlichen Diskurs und ohne jede Beteiligung der deutschen Parlamente eine grundlegende Veränderung der Schreibweise der deutschen Sprache vorzunehmen.

Unsere Bitte hat keineswegs zum Ziel, dauerhaft jegliche Veränderung von Rechtschreibregeln zu verhindern. Wir vertreten allerdings die Auffassung, daß eine Veränderung der Regeln nachhaltig begründet und auch weiterhin die Ausnahme sein muß. Die jetzt vorgesehene Rechtschreibreform hat zur Folge, daß Eltern ihren Kindern in den kommenden ein bis zwei Jahrzehnten ihren Buchbestand nur noch mit der Sorge übergeben können, daß sie dort mit einer „falschen“ deutschen Sprache konfrontiert werden. Diese Überlegung hat neben volkswirtschaftlichen Dimensionen durchaus auch konkrete Folgen für die Staatshaushalte. Unseres Erachtens haben alle Kinder unverzüglich Asnspruch darauf, Schulbücher zu erhalten, die sich vom ersten Tag an konsequent an die in Zukunft geltenden verbindlichen Rechtschreibregeln halten. Dieses bedeutet für einige Jahre die Vervielfachung des derzeitigen Lehr- und Lernmitteletats in allen Landeshaushalten. Um es klar zu sagen, uns erscheinen im Moment andere Aufgaben wichtiger zu sein als die Rechtschreibreform.

Auf zwei wesentliche Besonderheiten, die unsere Kritik erfahren, soll zusätzlich hingewiesen werden. Nach den derzeitigen Vorstellungen sollen die Rechtschreibregeln zum 1. August 1997 eingeführt werden. Ab dem Jahr 2001 sollen sie jedoch erst verbindlich werden. Dies könnte bedeuten, daß für eine ganze Grundschul-Generation keine verbindlichen Rechtschreibregeln bestehen. Ob ein Wort „richtig“ oder „falsch“ geschrieben ist, kann man bei einer sehr beträchtlichen Anzahl von Worten und für eine nennenswerte Anzahl von Jahren objektiv nicht mehr feststellen. Andererseits beklagen wir immer wieder mangelnde Qualität der Rechtschreib-Ausbildung in der Bundesrepublik Deutschland. Dieser Zustand wird nach unserer Überzeuung durch den unüberschaubaren Zustand der Rechtschreibregelungen für mehrere Jahre erheblich verschlimmert werden.

Wenn es dennoch in der Bundesrepublik Deutschland zu einer Rechtschreibreform kommen soll, dann bedarf dieses einer politischen Legitimation. Die Kultushoheit liegt bei den Ländern, daher bedarf es der Zustimmung der Parlamente und der Form eines Staatsvertrages, um so weitreichende Veränderungen der deutschen Schriftsprache ins Werk zu setzen. Es hilft niemandem in der deutschen Politik, komplizierte neue Regeln ohne nennenswerte Beteiligung der Öffentlichkeit und unter Ausschluß der Parlamente rechtsverbindlich werden zu lassen.

Aus diesem Grund wiederholen wir unsere eingangs geäußerte Bitte, vorläufig auf die Verabschiedung der neuen Rechtschreibregeln zu verzichten und der parlamentarischen Diskussion in den Bundesländern die Möglichkeit zu geben, Sinn, Nutzen und Folgen der Veränderung der deutschen Schriftsprache ausgiebig zu erörtern. Wir sind uns sehr wohl bewußt, daß eine solche Vertagung nicht nur eine Verzögerung von einigen Monaten, sondern möglicherweise von einer erheblich längeren Zeit bedeutet. Dennoch scheint uns dieses Verfahren wesentlich ertragbringender als eine kurzfristige Verabschiedung eines bisher weitgehend geheimgehaltenen Regelwerkes.

Beim Übergang in die Informationsgesellschaft haben wir es heute schon bei Jugendlichen mit Modernitätsverweigerung und Modernitätsverlierern zu tun. Eine Rechtschreibreform führt zu zusätzlicher Verunsicherung und gefährdet die Autorität im Generationenverhältnis.

Mit freundlichen Grüßen

Christoph Böhr - Roland Koch - Peter Müller - Günther H. Oettinger - Christian Wulff
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