Manfred Riebe
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: Freitag, 25. Jun. 2004 20:12 Titel: NEUE BILDPOST |
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NEUE BILDPOST
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Mehr Fehler als vorher
<b>Trotz starker Kritik: neue Rechtschreibung ab 2005 verbindlich</b>
Von Matthias Nückel
„In der Politik muß man Kompromisse machen. In der Sprache jedoch gibt es das grammatisch Richtige und das Falsche“, sagt Hans-Jürgen Grosser. Und der Deutschlehrer am Gymnasium Marianum in Warburg ist sich sicher: „An Gymnasien wird die neue Rechtschreibung von fast allen Lehrern abgelehnt.“
Kurz vor der Tagung der deutschen Kultusminister hatte Grosser deshalb noch einmal eine Initiative im Internet gestartet, um die Rechtschreibreform zu stoppen. Doch nur rund 100 Lehrer trugen sich innerhalb von zwei Tagen auf der Internetseite ein. Zum einen liege dies sicher an den Pfingstferien, meint Grosser. Doch etwas resigniert stellt er auch fest: „Lehrer sind in Deutschland nicht die allermutigsten.“
Dabei haben die Pädagogen die Mehrheit der Bundesbürger hinter sich. Nach einer Allensbach-Umfrage sind nur 13 Prozent eindeutig für die neue Rechtschreibung. 49 Prozent sprechen sich dagegen aus. Der erschreckend hohen Zahl von 38 Prozent ist das Thema „egal“. Ein Beleg dafür, daß viele ohnehin so schreiben wie sie wollen?
Auch die Praxis in den Schulen spricht für eine Rückkehr zur bewährten Rechtschreibung. Denn das von den Kultusministern verbreitete Gerücht, es werde mit der „Reform“ weniger Fehler geben, scheint nicht zu stimmen. So stellt der Germanistikprofessor Peter Eisenberg von der Universität Potsdam fest: „Nach allem, was wir wissen, werden mehr Rechtschreibfehler gemacht als vor der Reform.“
Unmut über die neue Rechtschreibung regt sich zudem in Schulbuchverlagen. Offen protestierte der Stolz Verlag gegen eine Pressemitteilung des Verbandes Bildungsmedien, in der dieser die neue Rechtschreibung unterstützt hatte. Selbst in Druckwerken renommierter Verlage seien die neuen Regeln fehlerhaft und widersprüchlich umgesetzt worden, stellen Peter Stolz und Karin Pfeiffer-Stolz fest, „weil niemand die unlogischen Paragraphen auch nur halbwegs richtig anzuwenden vermag!“
Unterstützung erhielt der kleine Verlag von einem großen, nämlich dem Klett-Verlag. Der Verband der Schulbuchverlage, der sich zwar beugen müsse, könne „wenigstens vernehmlich mit den Zähnen knirschen“, meinte Michael Klett, anstatt „Hurra“ zur neuen Rechtschreibung zu schreiben. Klett meint zwar, das Tohuwabohu werde noch eine Weile weitergehen, doch auf Dauer „hält das kein Deutscher aus, nicht einmal bei seiner Sprache.“
Ein schnelles Ende des Durcheinanders forderten hingegen 50 namhafte Rechtswissenschaftler. Die Rechtschreibreform weist nach ihrer Ansicht nicht nur sprachwissenschaftlich, sondern auch juristisch erhebliche Mängel auf. Zudem habe sich die vom Bundesverfassungsgericht geforderte allgemeine Akzeptanz der „Reform“ nicht eingestellt. Weiter heißt es: „Die von der Kultusverwaltung behauptete problemlose Einführung der Rechtschreibreform an den Schulen (...) ist unzutreffend und eine Irreführung der Parlamente.“
Die Kultusminister der Länder ignorieren jedoch all diese Fakten und Kritik. Sie beschlossen bei ihrer jüngsten Konferenz, daß die Schreibweise nach der umstrittenen Rechtschreibreform ab August 2005 für alle deutschen Schulen verbindlich wird. Die Ministerrunde beschloß zudem die Einrichtung eines „Rates für die deutsche Rechtschreibung“. Er löst die bisherige zwischenstaatliche Kommission zur Umsetzung der Reform ab und soll die weitere Entwicklung bewerten.
Das gegen jede Vernunft und gegen den Willen des Volkes beschlossene Machwerk wird die Deutschen also weiter beschäftigen. Eine Möglichkeit, dem Treiben ein Ende zu bereiten, sieht Karin Pfeiffer-Stolz noch: „Wenn sich alle Zeitungen der Gleichschaltung entziehen würden wäre der Spuk zu Ende.“
Leider sind es derzeit nur wenige, die an der bewährten Schreibweise festhalten, wie etwa die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die NEUE BILDPOST. Und die BILDPOST wird nicht zurückweichen. Denn es geht - wie Pfeiffer-Stolz sagt - „um die gehobene Kultur“.
Neue Bildpost, christliche Wochenzeitung Nr. 25, 10. Juni 2004, S. 6
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Verlag Neue Bildpost GmbH & Co. KG
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Anmerkungen:
Zu Hans-Jürgen Grosser:
Siehe: Deutschlehrer fordern Moratorium bei der Rechtschreibreform –
www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?t=373
Falsch: „Doch nur rund 100 Lehrer trugen sich innerhalb von zwei Tagen auf der Internetseite ein.“
Richtig: Deutschlehrer sind derart mit Korrekturen überlastet, daß sie kaum Zeit haben, sich im Internet umzuschauen. Die Unterschriftenaktion lief nicht über Eintrag in einer Internetseite, sondern über Anschreiben per E-Mail im Schneeballsystem. Mit einer kostspieligen Anzeige in der FAZ hätte man sehr viel mehr Lehrer erreichen können.
Zum Protestbrief des Stolz-Schulbuchverlages an den Verband der Schulbuchverlage: www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?t=363&start=0
Zur Petition der 50 Rechtsprofessoren an den Deutschen Bundestag usw. auf Rücknahme der Reform: www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?t=279
Falsch: „Leider sind es derzeit nur wenige, die an der bewährten Schreibweise festhalten, wie etwa die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die NEUE BILDPOST.“
Richtig: In der Liste der reformfreien Zeitungen und Zeitschriften - www.gutes-deutsch.de - sind mehr als 300 Titel enthalten.
Es fehlen eine ganze Reihe Organisationen, die erst kürzlich wieder die Rücknahme der Reform fordern, vgl. „Die Front gegen die Schlechtschreibreform wächst“ - www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?t=257#1090 - darunter die Akademien der Wissenschaften und der Deutsche Elternverein. |
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