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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 08. Mai. 2004 19:06 Titel: Schulbuchverleger, VdS Bildungsmedien, Vbd. Schulbuchverlage |
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VdS Bildungsmedien e.V.
(vormals Verband der Schulbuchverlage)
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VdS Bildungsmedien e.V., Zeppelinallee 33, 60325 Frankfurt am Main
Pressemitteilung Nr. 9/2004
gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen
Frankfurt am Main, den 8. März 2004
Bildungsverlage zur Rechtschreibreform: Mehr Sachlichkeit, mehr Sicherheit
Zu der jüngsten Diskussion um die Bewertung der Rechtschreibreform beziehen die Branchenvertretungen der Schulbuch-, Kinder- und Jugendbuchverlage - der VdS Bildungsmedien und die avj - gemeinsam Stellung...
Frankfurt am Main/Stuttgart. - Eine Wende zur Sachlichkeit bei der Diskussion um die deutsche Rechtschreibung halten der VdS Bildungsmedien (die Branchenvertretung der Bildungs- und Schulbuchverlage) und die avj (Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen) in einer gemeinsamen Erklärung für dringend geboten. "Die Rückkehr zu den Methoden der alten Grabenkämpfe der 90er Jahre hilft nicht weiter, sinnvolle und vermittelbare Formen der Rechtschreibung zu finden", erklärten der VdS Bildungsmedien und die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen heute. Reformkritiker sahen sich durch die Vorlage des 4. Berichtes der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung veranlasst, die Kommissionsmitglieder als mafiöse "Clique fanatischer Sprachplaner" zu denunzieren; sie forderten zudem teilweise die Wiedereinführung der alten Orthografie, um ein angebliches "Schreibchaos" zu beseitigen. Der VdS Bildungsmedien und die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen halten die Kritik an der Kommission wie an ihren neu vorgelegten Änderungsvorschlägen für überzogen und unsachlich. Die Bildungsverlage wie auch die Kinder- und Jugendbuchverlage fordern zudem die Kultusministerkonferenz (KMK) auf, eine Entscheidung über die Kommissionsvorschläge so schnell wie möglich zu treffen, damit Planungs- und Investitionssicherheit erhalten bleiben. Die Vorschläge des 4. Berichtes reichen nach Ansicht der Verlage völlig aus, um die Neuregelung zu modifizieren. Weiteren Änderungsbedarf sehen der VdS Bildungsmedien und die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen derzeit nicht.
Die Amtschefskommission "Rechtschreibung" der KMK hatte im Februar die Vorschläge der Zwischenstaatlichen Kommission begrüßt und ihre Umsetzung spätestens zum Ende der Übergangsfrist, dem 1. August 2005, empfohlen. Der VdS Bildungsmedien und die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen schließen sich dieser Empfehlung an und schlagen eine rasche Beschlussfassung der gesamten KMK vor, damit die Modifikationen bereits jetzt in neue Lehrwerke und Unterrichtsmaterialien integriert werden können. Denn: Derzeit finden in mehreren Bundesländern erhebliche Lehrplanrevisionen statt, so z.B. in Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen oder Sachsen. Für die neuen Richtlinien werden derzeit entsprechend neue Schulbuch-Reihen erstellt, die die modifizierte Rechtschreibung sofort aufnehmen und umsetzen können und die dann nicht noch einmal überarbeitet werden müssten.
Eine schnelle Entscheidung der KMK - deutlich vor dem 1. August 2005 - ist auch insofern nötig, um erneute, langwierige und unversöhnliche Streitereien um "8fach" oder "8-fach" zu vermeiden und um den unmittelbar Beteiligten - Lehrern, Schülern und Verlagen - schnell weitere Planungs- und Rechtssicherheit zu geben. "Eine erneute grundlegende Diskussion um Formen und Inhalte der deutschen Rechtschreibung würde die Schulen wie die Verlagsbranche wiederum verunsichern, was erneut Gift für den Unterricht und die Investitionsbereitschaft wäre," betonte der Geschäftsführer des VdS, Andreas Baer. Er wies zudem darauf hin, dass die Anwendung des neuen Regelwerkes - seit nunmehr fast acht Jahren - in den Schulen offensichtlich zu keinen grundsätzlichen Problemen geführt habe: Die Schulbuchverlage haben weder von Lehrerinnen oder Lehrern noch von Schülern fundamentale oder auf Einzelregelungen bezogene grundsätzliche Kritik übermittelt bekommen - die Neuregelung wird augenscheinlich erfolgreich angewendet. Dies bedeute nach Meinung des Branchenverbandes auch, dass die Verlage erheblich dazu beitragen konnten, die Neuregelung methodisch und didaktisch umzusetzen.
Was für Deutschland gilt, gilt auch für die Schweiz: Die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren kommt in ihrer Betrachtung der Rechtschreibreform seit 1996 zu dem Resultat, "dass die Reform für den Regelungsbereich Schule und öffentliche Verwaltung voll gegriffen (hat). Die ... Presse hat die Neuregelung ebenfalls übernommen. In deren oft erwähnten "Hausorthographien" geht es meist um Präferenzen für bestimmte Varianten....., eigentliche Abweichungen von der Neuregelung sind eher die Ausnahme."
Der VdS und die avj können auch die Kritik nicht nachvollziehen, durch die Vorschläge der Kommission würde ein "Rechtschreibchaos" entstehen. Die Tatsache, dass einige Variantenschreibungen neu zugelassen werden sollen, ist angesichts einer laufenden Sprachentwicklung erstens keine Neuigkeit und zweitens bei "lebenden" Sprachen notwendig. Die Bildungsverlage wie auch die Kinder- und Jugendbuchverlage sehen keine Schwierigkeiten, diese Varianten aufzunehmen oder zu vermitteln.
Beide Verbände sehen auch kein Problem darin, die Zwischenstaatliche Kommission auch zukünftig mit der Pflege der Rechtschreibung zu betrauen - sie ist von der Kultusministerkonferenz legitimiert und hat die ihr übertragenen Aufgaben bis dato erfüllt. In den ihr angegliederten Beratungsgremien sind u.a. ebenso die Schriftstellerverbände, die Nachrichtenagenturen, die Journalisten wie die Bildungs- und Wörterbuchverlage oder die Lehrerorganisationen vertreten, die sich aktiv an der Arbeit der Kommission beteiligen - und die insgesamt und im Konsens den nun vorliegenden Modifikationsvorschlägen zugestimmt haben. Wer ein anderes Organ zur Weiterentwicklung der Rechtschreibung wünsche, müsse dieses konkret benennen und seine Aufgaben beschreiben können, betonten der VdS Bildungsmedien und die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen. Ob durch den Wechsel der Zuständigkeit eine qualitativ andere und bessere Arbeit geleistet wird, ist mehr als zweifelhaft.
Die deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchverlage haben dafür gesorgt, dass heute nahezu 100 % ihrer (oft sehr langlebigen) Bücher in neuer Rechtschreibung erscheinen. Da viele Kinder- und Jugendbücher erfreulicherweise auch im Unterricht eingesetzt werden, mussten dafür Tausende von Titeln komplett neu gesetzt werden. Denn im Interesse der Schülerinnen und Schüler kann es nicht angehen, dass ihre Freizeitlektüre nach anderen Regeln gesetzt ist als ihre Schullektüre. Die Kosten dafür haben bei manchem Verlag die Milliongrenze überschritten, ohne dass auch nur ein einziger Euro mehr erlöst worden wäre. Wenn die heute gültigen Regeln derart verändert würden, dass bei den Kinder- und Jugendbüchern erneut Neusatz nötig würde, träfe das die deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchverlage wirtschaftlich so hart, dass mancher kleiner oder mittelständischer Verlag in existenzbedrohende Ertragsprobleme geraten könnte.
Der VdS Bildungsmedien und die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen weisen nachdrücklich darauf hin, dass eine über die Vorschläge der Zwischenstaatlichen Kommission weit hinausgehende Veränderung des Regelwerkes einen erheblichen finanziellen Aufwand insbesondere bei den Schulbuchverlagen verursachen würde. Dieses würde die Branche kaum ein zweites Mal verkraften können, nachdem sie bereits Mitte der neunziger Jahre erheblich in die Umsetzung der Rechtschreibreform investieren musste, ohne dass die Schulbuchetats der Länder und Kommunen entsprechend angepasst wurden.
V.i.S.P.:
Rino Mikulic, VdS Bildungsmedien e.V., Zeppelinallee 33, 60325 Frankfurt am Main, Telefon: 069/703075, Telefax: 069/70790169, E-Mail: mikulic@vds-bildungsmedien.de
Susanne Ziemer, Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen e.V., c/o Thienemann Verlag GmbH, Blumenstraße 36, 70182 Stuttgart, Telefon: 0711/2483440, Telefax: 0711/2483622, E-Mail: avj.ziemer@t-online.de
http://www.vds-bildungsmedien.de/html/vds.htm
E-Mail: avj.ziemer@t-online.de
VdS Bildungsmedien e.V., Zeppelinallee 33, 60325 Frankfurt am Main, Telefon (069) 70 30 75, Telefax (069) 70 79 01 69
E–Mail: verband@vds-bildungsmedien.de, Internet: www.vds-bildungsmedien.de
http://www.vds-bildungsmedien.de/html/vds.htm
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Protest des Stolz-Schulbuchverlages
Offener Brief an den Verband der Schulbuchverlage
http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=363
http://leb.bildung-rp.de/info/presse/2004/2004-03-08_2.pdf (Landeselternbeirat Rheinland-Pfalz)
http://www.hueber.de/presse/pressemitteilungen/PM-9-2004-RSR.pdf (Max Hueber Verlag, D-85737 Ismaning)
http://www.boersenblatt.net/sixcms/detail.php?id=67216
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Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Dienstag, 02. Aug. 2005 20:15, insgesamt 8mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
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: Sonntag, 09. Mai. 2004 16:33 Titel: Der Schatzmeister der FDS an den VdS Bildungsmedien e.V. |
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Der Schatzmeister der FDS an den VdS Bildungsmedien e.V.
Walter Lachenmann
Oreos Verlag Waakirchen
Ein Brief an VDS Bildungsmedien
VdS Bildungsmedien e.V.
Herrn Andreas Baer, Geschäftsführer
Zeppelinallee 33
60325 Frankfurt am Main
8. März 2004
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Betrifft: Wende zur Sachlichkeit (Börsenblatt-online, 8.3.04)
Sehr geehrte Damen und Herren,
es ist immer wieder erstaunlich, daß in der Diskussion um die Rechtschreibreform unter „Sachlichkeit“ ausschließlich verstanden werden soll, daß man mit der neuen Rechtschreibung auf Biegen und Brechen leben muß und es als völlig ausgeschlossen gilt, bei der nicht reformierten Rechtschreibung zu bleiben – also dem Zustand, den wir als Rechtschreibwirklichkeit trotz der Reform nach wie vor haben (private und öffentliche Buchbestände, Schreibpraxis und Schreibkompetenz der Bevölkerungsmehrheit). Eine „Wende zur Sachlichkeit“ könnte doch gerade darin bestehen, daß man sich einmal in aller Ruhe die Frage stellt, mit welchen Vor- und Nachteilen es verbunden wäre, wenn man auf weitere Bemühungen um eine Reformierung unserer Orthographie schlicht und einfach verzichtet und sich weiterhin der Rechtschreibung bedient, die in den letzten 100 Jahren nicht annähernd so viele Probleme bereitet hat wie die Reformorthographie in nur sieben Jahren ihrer Versuchsstrecke. Ein solcher Verzicht und eine Besinnung auf das, was sich bewährt hat, wäre doch ganz ohne Zweifel die sicherste Garantie für die von den Verlagen zu Recht geforderte Planungs- und Investitionssicherheit. Weitere Nachbesserungen der Reform sind angesichts ihres experimentellen Charakters und ihrer Unausgereiftheit garantiert unvermeidlich, entsprechend auch laufende Folgekosten in den Verlagen.
Jedenfalls wäre es für die Lösung des Problems hilfreicher, sich über die sachlichen Argumente auszutauschen, als sich gegenseitig die offenbar leider unvermeidlichen polemischen Entgleisungen vorzuhalten. Die Forschungsgruppe Deutsche Sprache steht für eine solche Diskussion gerne zur Verfügung; den Kontakt stelle ich gerne her und hoffe auf Ihr Interesse.
Mit freundlichen Grüßen
OREOS VERLAG GMBH
Walter Lachenmann
Oreos@t-online.de
(Kopie an die Börsenblatt-Redaktion)
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?MonMar814:04:33CET2004
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Anmerkungen:
Verleger Walter Lachenmann ist Schatzmeister der Forschungsgruppe deutsche Sprache e.V. Aschaffenburg (FDS). Er reagiert hier auf die Pressemitteilung Nr. 9/2004 des VdS Bildungsmedien e.V. (vormals Verband der Schulbuchverlage) gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen:
Bildungsverlage zur Rechtschreibreform: Mehr Sachlichkeit, mehr Sicherheit
vom 8. März 2004, abgedruckt auch im Börsenblatt. Darin erhebt der VdS Bildungsmedien e.V. den Vorwurf:
„Reformkritiker sahen sich durch die Vorlage des 4. Berichts der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung veranlasst, die Kommissionsmitglieder als mafiöse ‚Clique fanatischer Sprachplaner’ zu denunzieren;...“ Diesen Vorwurf soll laut Meldungen von Nachrichtenagenturen die Forschungsgruppe deutsche Sprache e.V. (FDS) erhoben haben. Vgl.
http://www.boersenblatt.net/sixcms/detail.php?id=67216
http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=348
http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=269
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Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Dienstag, 02. Aug. 2005 20:16, insgesamt 3mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
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: Sonntag, 09. Mai. 2004 17:20 Titel: Panikmacher Baer |
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Schulbuchverleger und „Sachlichkeit“
Panikmacher Baer
Darf man an die Anzeigenkampagne der Schulbuchverleger (verantwortlich: Andreas Baer als Unterzeichner) erinnern, die in Schleswig-Holstein gegen das Volksbegehren geführt worden ist? Mit raffiniert gestalteten Bildern wurde suggeriert, daß jemand, der nicht für die Rechtschreibreform ist, sich gegen die eigenen Kinder versündigt. Am 6.8.1997 teilte mir der damalige Vorsitzende Dr. Fritz von Bernuth (Cornelsen) mit, daß ihm die Rechtschreibreform gleichgültig sei, außer was die wirtschaftlichen Folgen für seinen Verlag betreffe. Ich fand das ganz legitim, aber die Anzeigen mit ihrer heuchlerischen Sorge um das Wohl der Kindern um so widerlicher.
8.3.2004 Theodor Ickler
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?MonMar814:35:54CET2004 |
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Manfred Riebe
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: Sonntag, 09. Mai. 2004 18:47 Titel: Geld im Kopf - ein schlechter Berater |
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Umgestellte Jugendbuecher, die Rechtschreibreform und der Muell
Geld im Kopf - ein schlechter Berater
Und was ist mit dem Verband der Schulbuchverlage?
Der Verband der Schulbuchverlage hat, wahrscheinlich bedingt durch die oertliche Naehe und was auch immer fruehzeitig den Boersenverein des Deutschen Buchhandels auf die Rechtschreibreformseite gezogen und damit eine korrekte Interessenvertretung der Verlage vereitelt. Man - die Schulbuchverlage - hatte sich durch die Reform halt das Jahrhundertgeschaeft versprochen und wurde von den Ministern dann im Regen stehen gelassen. Die Etats wurden nicht verdoppelt oder verdreifacht, wie von den Herren Schulbuchverlagsbesitzern erwartet, sondern, im Gegenteil, noch gekuerzt!
Der Verband der Schulbuchverlage hat weiter im Sommer 1998 durch Investitionen in Hoehe von gut 400.000,- DM versucht, den Volksentscheid in Schleswig-Holstein zu hintertreiben. Bekanntermassen ist dieser unredliche Versuch der Einflussnahme des Kapitals in die Bildungspolitik gruendlich gescheitert - jedenfalls an dieser Stelle (Toni Schmid, Zehetmairs Pressesprecher, war da mit der Erklaerung, dass Bayern sich als erstes Bundesland der Rechtschreibreform anschliesst, schon frueher viel, viel erfolgreicher).
Ebenfalls gescheitert ist der Versuch der Schulbuchverlage, die Abgeordneten des Deutschen Bundestages auf die Seite der Schulbuchverlage einzuschwoeren. Die Abgeordneten wurden sogar auf ihren Privathandies angerufen, Gerald Haefner erreichte einer dieser systematischen Anrufe, als er gerade unter der Dusche stand. Der Anrufer war uebrigens ein Mitarbeiter eines Schulbuchverlages (der erklaerte, er sei eigentlich persoenlich auch nicht fuer die Reform, aber...)
Jetzt sehen wieder Jugendbuchverleger ihre mit Jauche gegerbten Felle davonschwimmen.
Mit Geld im Kopf kann man aber keine Schulpolitik machen, auch nicht entscheiden, ob es nun „Leid tun“ (ha!) „leidtun“ (Trotzreaktion fanatischer Sprachplaner) oder „leid tun“ heissen soll. Aus eins macht drei? Das hat allerdings etwas mit Sprachplanung und Geld zu tun.
Mit Geld kann man (manche) Leute kaufen, aber nicht die Wahrheit, erst recht nicht die Grammatik
8.3.2004 M. Draeger
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?MonMar814:37:37CET2004 |
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Manfred Riebe
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: Sonntag, 09. Mai. 2004 18:49 Titel: Wer zu spät kommt |
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Wer zu spät kommt
Zur Erinnerung:
Im August 1997 schrieb der Chef der Vorgängereinrichtung der VdS Bildungsmedien, gleichzeitig Leiter eines großen Schulbuchverlags:
<i>Nach der Verabschiedung der Reform und der Umsetzung durch unsere Redaktionen fielen dort natürlich eine Reihe von Ungereimtheiten auf. Wir haben daraufhin ein Mitglied der Kommission in unseren Verlag eingeladen und insbesondere unsere Deutschredakteure haben diese Fälle durchdiskutiert. Eine besonders aufklärende oder überzeugende Antwort erhielten sie nicht. Zu diesem Zeitpunkt war die Reform jedoch schon verabschiedet und verkündet und die Umsetzung in den Schulen stand unmittelbar bevor. Ein Alarmschlagen wäre für uns und mit unserer Wirkungsmöglichkeit zu spät gewesen. Außerdem warteten die Schulen auf die entsprechenden Bücher. Nach unserer Einschätzung handelte es sich überwiegend um Spezialfälle, die in einem zweiten Anlauf durch die Mannheimer Kommission korrigiert werden könnten.</i>
8.3.2004 Jochems
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?MonMar814:37:17CET2004 |
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Manfred Riebe
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: Sonntag, 09. Mai. 2004 18:55 Titel: Eilfertiges Börsenblatt |
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Eilfertiges Börsenblatt
Der VdS Bildungsmedien e.V., heißt es auf seinen Internetseiten (http://www.vds-bildungsmedien.de/html/vds.htm), »ist die Interessenvertretung von Verlagen und Firmen, die Medien für Bildungszwecke herstellen« - und wohlgemerkt nicht etwa der Schüler und Erwachsenen, die diese Medien verwenden müssen.
Seine Mitglieder (http://www.vds-bildungsmedien.de/html/mitglieder.htm) sind selbstverständlich alles Anzeigenkunden des Börsenblatts. Im Börsenblatt erscheint diese Presseerklärung (als welche das Börsenblatt sie nicht kennzeichnet, obwohl es sich um eine solche ja ganz offensichtlich handelt) gewissermaßen als Eilmeldung: Noch (8. 4. 04, 13:15 Uhr) hat nicht einmal der VdS Bildungsmedien e.V. selbst seine Presseerklärungsseite (http://www.vds-bildungsmedien.de/asp/presse.asp) aktualisiert und um diese Meldung ergänzt.
8.3.2004 J. Metes
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?MonMar813:17:15CET2004 |
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Manfred Riebe
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: Sonntag, 09. Mai. 2004 19:01 Titel: Wahrheit und Lüge |
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Wahrheitswidrige Behauptungen der Verleger
Wahrheit und Lüge
Statt sich auf ihr berechtigtes Interesse an Planungssicherheit zu beschränken, schieben die Schul- und Jugendbuchverleger das Interesse der Schüler vor und verbreiten deshalb wahrheitswidrige Behauptungen. Die Verbandsvertreter sind seit langem über die wirklichen Zustände und die Mängel der Neuregelung genau informiert. Sie lügen also.
10.3.2004 Theodor Ickler
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?WedMar1009:15:53CET2004 |
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Manfred Riebe
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: Sonntag, 09. Mai. 2004 19:04 Titel: Forschungsgruppe Deutsche Sprache (FDS) |
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Forschungsgruppe Deutsche Sprache (FDS)
zur Gemeinsamen Erklärung der Schulbuch- und Jugendbuchverlage
Die Forschungsgruppe Deutsche Sprache hat sich die Aufgabe gestellt, die Reformdiskussion auf der sachlichen Ebene zu führen, die immer wieder eingefordert wird.
Die Namen der Beiräte dieser Gruppe stehen für diesen Anspruch: Dieter Borchmeyer, Gertrud Höhler, Theodor Ickler, Helmut Jochems, Friedhelm Kemp, Walter Kempowski, Werner von Koppenfels, Gustav Korlén, Hans Krieger, Burkhart Kroeber, Reiner Kunze, Walter Lachenmann, Adolf Muschg, Sten Nadolny, Herbert Rosendorfer, Bernd Rüthers, Rafik Schami, Albert von Schirnding, Wieland Schmied. Deren Arbeit wird von zahlreichen weiteren Schriftstellern und Sprachwissenschaftlern unterstützt, so den Unterzeichnern der Frankfurter Erklärung von 2003, und den deutschen Akademien der Künste, deren Initiativen wir initiiert bzw. mitbetrieben haben. Diese Gruppe hat uns eine Erklärung zur gestrigen Erklärung der Bildungs- und Jugendbuchverlage [mehr...] gesandt:
Stellungnahme der Forschungsgruppe Deutsche Sprache (FDS)
zur Gemeinsamen Erklärung der Schulbuch- und Jugendbuchverlage
10. März 2004
Es ist immer wieder erstaunlich, daß in der Diskussion um die Rechtschreibreform unter „Sachlichkeit“ ausschließlich verstanden werden soll, daß man mit der neuen Rechtschreibung auf Biegen und Brechen leben muß und es als völlig ausgeschlossen gilt, bei der nicht reformierten Rechtschreibung zu bleiben – also dem Zustand, den wir als Rechtschreibwirklichkeit trotz der Reform nach wie vor haben (private und öffentliche Buchbestände, Schreibpraxis und Schreibkompetenz der Bevölkerungsmehrheit). Eine „Wende zur Sachlichkeit“ könnte doch gerade darin bestehen, daß man sich einmal in aller Ruhe die Frage stellt, mit welchen Vor- und Nachteilen es verbunden wäre, wenn man auf weitere Bemühungen um eine Reformierung unserer Orthographie schlicht und einfach verzichtet und sich weiterhin der Rechtschreibung bedient, die in den letzten 100 Jahren nicht annähernd so viele Probleme bereitet hat wie die Reformorthographie in nur sieben Jahren ihrer Versuchsstrecke. Ein solcher Verzicht und eine Besinnung auf das, was sich bewährt hat, wäre doch ganz ohne Zweifel die sicherste Garantie für die von den Verlagen völlig zu Recht geforderte und notwendige Planungs- und Investitionssicherheit. Weitere Nachbesserungen der Reform sind angesichts ihres experimentellen Charakters und ihrer Unausgereiftheit garantiert unvermeidlich, entsprechend werden auch laufende Folgekosten in den Verlagen nicht ausbleiben, wenn man weiterhin an ihr festhält. Welche Unsummen in den vergangenen Jahren diejenigen Verlage gespart haben, die bei der angeblich „alten“ Rechtschreibung geblieben sind, hat die „Gemeinsame Erklärung“ eindrucksvoll vor Augen geführt.
Bedenklich ist jedenfalls, daß ausgerechnet diejenigen Verlage, die eine eminent große Mitverantwortung für die Qualität der Schulbildung in unserem Lande tragen, aus rein kaufmännischen Erwägungen (so berechtigt und notwendig diese ohne Zweifel sind) bereit sind, in der Schul- und Jugendbuchliteratur eine Rechtschreibung festzuschreiben, von deren Unzulänglichkeit und Fehlerhaftigkeit sich jeder Zeitungsleser tagtäglich überzeugen lassen muß. Unsere Kinder – zu deren Wohl das alles doch wohl angeblich geschieht – sollen nach ihrer Überzeugung mit einer Rechtschreibung aufwachsen, die von so gut wie allen namhaften deutschen Schriftstellern und den deutschen Akademien der Künste und Wissenschaften energisch abgelehnt wird, und die nach Einschätzung der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung noch nicht einmal die „zweitbeste“ ist. Der heranwachsenden Jugend soll zugemutet werden, in der überlieferten deutschen Literatur lauter Rechtschreibfehler vorzufinden, von Rilke bis Grass, von Hesse bis Nadolny oder Handke. Mit Verantwortungsbewußtsein oder gar verlegerischer Professionalität hat das nur noch wenig zu tun.
Jedenfalls wäre es für die Lösung des Problems hilfreicher, sich über die sachlichen Argumente auszutauschen, als sich gegenseitig die offenbar leider unvermeidlichen polemischen Entgleisungen vorzuhalten. Die Forschungsgruppe Deutsche Sprache steht für eine solche Diskussion gerne zur Verfügung.
Kontakt: oreos@t-online.de
Buchmarkt online vom 10.März 2004
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?WedMar1010:51:02CET2004
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„Irrtümer“ bzw. „Errata“:
1. Daß der Name „Walter Lachenmann“ unter den Beiräten aufgeführt ist, beruht auf einem Irrtum der Buchmarkt-Redaktion. Bitte löschen!
10.3.2004 WL
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?WedMar1011:01:29CET2004
2. Prophylaxe
Errata
Am 8. März 2004 schrieb ich [Walter Lachenmann, MR] hier im Nachrichtenbrett u.a.:
„Übrigens geht der Ex-VRS-Vorsitzende und Pressesprecher bekanntlich gegen seine eigenen Vorstandskollegen gelegentlich mit juristischen Mitteln vor.“ Diese Aussage ziehe ich zurück. [...]
9.5.2004 [richtig: 9.3.2004, MR] Walter Lachenmann
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?TueMar909:15:09CET2004
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Sonntag, 09. Mai. 2004 22:21, insgesamt 1mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
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: Sonntag, 09. Mai. 2004 19:15 Titel: Verdoppelung der Schulbuchetats durch die Rechtschreibreform |
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Planungssicherheit? Ja, moeglich. Es gibt eine langfristige Loesung...
Verdoppelung der Schulbuchetats durch die Rechtschreibreform...
... leider ging die Rechnung nicht auf.
Der Verband der Schul- und Jugendbuchverlage hat praktisch alles getan, was in seiner Macht stand, um die Rechtschreibreform zu unterstuetzen. Die Mittel, die hierfuer angewandt wurden, duerften nur zum Teil bekannt sein.
So erklaerte Herr [Fritz] von Bernuth z.B. auf Anfrage meinerseits bei einer Pressekonferenz zu diesem Thema waehrend der Frankfurter Buchmesse, „es stuende den Leuten doch frei, ihre Abgeordneten mit ihren Sorgen anzurufen“.
Tatsaechlich handelte es sich aber um eine von den Schulbuchverlagen organisierte Telefonaktion, um die Abgeordneten des Deutschen Bundestages auf die Reform einzuschwoeren. Wie gesagt, Gerald Haefner wurde von einem Mitarbeiter eines Schulbuchverlages (der auf Rueckfrage Haefners zugab, selber gar nicht fuer die Reform zu sein!) sogar unter der Dusche auf seine Privathandy angerufen. Das waren also die „Buerger“, die sich bei ihrem (!) Abgeordneten meldeten? Was in Schleswig-Holstein alles gelaufen und versucht worden ist, moechte ich lieber gar nicht erst wissen (unzulaessige Radiospots pro Reform, etc., etc.) Nur das??
Wer sich so blindlings fuer seine eigenen Interessen - Investitionssicherheit (in Wahrheit aber: Anhebung der Etats!) - einsetzt, darf sich nicht wundern, wenn er spaeter einmal die Quittung fuer sein egomanes Verhalten serviert bekommt.
Die Rechtschreibreform ist nicht zu halten. Eure Buchstabensuppe, die Ihr, liebe Herren Schulbuchverleger, Euch selber eingebrockt habt, duerft Ihr auch selber ausloeffeln.
Jammert nicht, packt lieber an der richtigen Seite an. Planungssicherheit ist nur auf einem Wege zu erhalten. Die FAZ macht’s vor.
Ihr habt Eure Verantwortung gegenueber den Schuelern missbraucht und die warnenden Stimmen Eurer eigenen Leute (Michael Klett) nicht hoeren wollen.
10.3.2004 M. Draeger
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?WedMar1011:33:24CET2004
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Sonntag, 09. Mai. 2004 22:27, insgesamt 2mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
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: Sonntag, 09. Mai. 2004 19:20 Titel: Wer wirklich die Politik bestimmt |
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Die Politik funktioniert auch ohne die Bürger
Wer wirklich die Politik bestimmt
Hier eine Liste:
Die Pharmaindustrie und der Apothekerverband bestimmen die Gesundheitspolitik,
die Arbeitgeberverbände bestimmen die Rentenpolitik,
die Schul- und Kinderbuchverlage bestimmen die Rechtschreibreformpolitik,
die Autoindustrie bestimmt die Umweltpolitik (betr. Dieselrußfilter),
die Atomkraftwerkbetreiber bestimmen die Energiepolitik,
bitte fortsetzen!
Die betroffenen Bürger brauchen nicht gefragt werden, denn dazu sagte der bayerische Minister Erwin Huber: „Man fragt nicht die Frösche, wenn man einen Teich trockenlegt.“
10.3.2004 „Z“
10.3.2004 Gast: Demokratie + Lobby = Diktatur der Gewinninteressen
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?WedMar1012:50:05CET2004
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Arbeitsplatzsicherung?
Sichert eine Dauer-Rechtschreibreform Arbeitsplätze?
Wenn ja, steht das auf der gleichen Stufe wie die Arbeitsplätzesicherung durch
Waffenproduktion,
Pestizidproduktion,
Plutoniumerzeugungsanlagen,
Goldgewinnung durch Zyanide,
Abholzung ohne Wiederaufforstung,
bitte fortsetzen!
10.3.2004 „Z“
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?WedMar1015:21:48CET2004
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Sonntag, 09. Mai. 2004 20:05, insgesamt 1mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Sonntag, 09. Mai. 2004 19:26 Titel: Austausch über sachliche Argumente |
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Stellungnahme von Walter Lachmann (sic)
Austausch über sachliche Argumente
Eine Wende zur Sachlichkeit bei der Diskussion um die deutsche Rechtschreibung halten der VdS Bildungsmedien (die Branchenvertretung der Bildungs- und Schulbuchverlage) und die avj (Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen) in einer gemeinsamen Erklärung für dringend geboten. Walter Lachmann (sic) vom Oreos Verlag kommentiert diese Forderung in einem Brief an das „BÖRSENBLATT“.
Lachmann (sic) schreibt: „Es ist immer wieder erstaunlich, daß in der Diskussion um die Rechtschreibreform unter „Sachlichkeit“ ausschließlich verstanden werden soll, daß man mit der neuen Rechtschreibung auf Biegen und Brechen leben muß und es als völlig ausgeschlossen gilt, bei der nicht reformierten Rechtschreibung zu bleiben - also dem Zustand, den wir als Rechtschreibwirklichkeit trotz der Reform nach wie vor haben (private und öffentliche Buchbestände, Schreibpraxis und Schreibkompetenz der Bevölkerungsmehrheit).
Eine „Wende zur Sachlichkeit“ könnte doch gerade darin bestehen, daß man sich einmal in aller Ruhe die Frage stellt, mit welchen Vor- und Nachteilen es verbunden wäre, wenn man auf weitere Bemühungen um eine Reformierung unserer Orthographie schlicht und einfach verzichtet und sich weiterhin der Rechtschreibung bedient, die in den letzten 100 Jahren nicht annähernd so viele Probleme bereitet hat wie die Reformorthographie in nur sieben Jahren ihrer Versuchsstrecke … Weitere Nachbesserungen der Reform sind angesichts ihres experimentellen Charakters und ihrer Unausgereiftheit garantiert unvermeidlich, entsprechend auch laufende Folgekosten in den Verlagen.
Jedenfalls wäre es für die Lösung des Problems hilfreicher, sich über die sachlichen
Argumente auszutauschen, als sich gegenseitig die offenbar leider unvermeidlichen
polemischen Entgleisungen vorzuhalten. Die Forschungsgruppe Deutsche Sprache steht für eine solche Diskussion gerne zur Verfügung …“
Redaktion/Walter Lachenmann
Börsenblatt online vom 10. März 2004
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?WedMar1014:43:49CET2004
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Sonntag, 09. Mai. 2004 22:29, insgesamt 2mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Sonntag, 09. Mai. 2004 19:30 Titel: Sicherheit für Verlage gefordert |
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Sicherheit für Verlage gefordert
Rechtschreibung. Für eine Wende zur Sachlichkeit in der Diskussion um die deutsche Rechtschreibung plädieren der VdS Bildungsmedien und die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen (avj). Die teilweise harsche Kritik an der Rechtschreibkommission durch Reformgegner – etwa durch Mitglieder der Forschungsgruppe Deutsche Sprache – lehnen die beiden Verbände ab. Sie fordern die Kultusministerkonferenz (KMK) auf, so schnell wie möglich über die nun von der Rechtschreibkommission vorgeschlagenen Änderungen abzustimmen, um Planungssicherheit herzustellen. Die KMK hat in der vorigen Woche weitere Gespräche der Kommission mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung angeregt. Nach Ansicht der Verlage reichten die Vorschläge aber völlig aus, um die Neuregelung zu modifizieren. „Eine erneute grundlegende Diskussion um Formen und Inhalte der deutschen Rechtschreibung würde die Schulen wie die Verlagsbranche verunsichern“, betonte VdS-Geschäftsführer Andreas Baer.
roe
Börsenblatt vom 11. März 2004
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?FriMar1200:02:21CET2004 |
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Manfred Riebe
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: Sonntag, 09. Mai. 2004 19:39 Titel: Sicherheit durch Abstand |
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Sicherheit durch Abstand
Die beste Sicherheit für die Verlage wäre, wenn diese konsequent vom Reformwahnsinn Abstand halten und die herkömmliche Rechtschreibung benutzen würden. Was die Unsachlichkeiten betrifft, die hier den Reformgegnern und insbesondere der FDS vorgeworfen werden, würden mich entsprechende Beispiele interessieren. Sonst reden wir nur um den Brei. Und selbst, wenn wir sämtliche vermeintliche Unsachlichkeiten in den Diskussionen nicht berücksichtigen würden: Es blieben ausreichend viele sachlich vorgetragene Kritiken an der Reform im Gesamten und unzählige fachlich fundierte und über nunmehr viele Jahre gereifte Argumente, die es rechtfertigen würden, das Vorhaben RSR so rasch wie möglich zu beenden. Vorschläge, wie dies geschehen könnte, ohne daß weiterer Schaden entstünde, sind genügend gemacht worden.
13.3.2004 J. Langhans, Karlsruhe
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?SatMar1309:36:14CET2004 |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Sonntag, 09. Mai. 2004 19:45 Titel: Offener Brief an die Schulbuch- und Jugendbuchverlage |
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Offener Brief an die Schulbuch- und Jugendbuchverlage und den Börsenverein des Deutschen Buchhandels
Fehleinschätzungen
Günter Loew, OStR i.R.
Hessische Lehrerinitiative gegen die Rechtschreibreform
Nordring 1 d
63517 Rodenbach
Tel./Fax 06184 / 52756
Guenter.Loew@t-online.de
An den
Börsenverein des Deutschen Buchhandels
Großer Hirschgraben 17-21
Buchhändlerhaus
60311 Frankfurt am Main
15.4.2004
OFFENER BRIEF
an den VdS Bildungsmedien e.V. (vormals Verband der Schulbuchverlage e.V.), die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen e.V. (avj) und den Börsenverein des Deutschen Buchhandels
„Ein Wollhändler muß außer günstig einkaufen und teuer zu verkaufen auch noch darauf bedacht sein, daß der Handel mit Wolle unbehindert vonstatten geht.“ (Brecht: Leben des Galilei)
Die Schulbuch- und Jugendbuchverlage haben sich wieder einmal mit einer gemeinsamen Erklärung zu den aus gutem Grund! anhaltenden und nicht zu unterdrückenden Protesten gegen die Rechtschreibreform zu Wort gemeldet. Sie sehen vermutlich jetzt ihre Felle davonschwimmen, weil die ungemein heftigen Reaktionen der Öffentlichkeit auf den vorzeitig bekanntgewordenen Inhalt des 4. Berichts der Kommission, der offene Brief der Kunst- und Wissenschaftsakademien und die Petition der 50 Rechtswissenschaftler die Kultusminister anscheinend so beeindruckt haben, daß sie den Bericht der Kommission bei ihrem letzten Treffen nicht verabschiedeten. Die Minister scheinen jetzt endlich eingesehen zu haben, „daß ein solches Reformwerk nicht einfach gegen den Willen der sprachbewußten Öffentlichkeit erzwungen werden kann. Die Schulwirklichkeit ist kein Versuchslabor, für das kaum durchsetzbare Regeln gelten können, die draußen weitgehend abgelehnt werden.“ (Heike Schmoll in der F.A.Z. vom 6.3.2004)
Wenn der VdS Bildungsmedien (die Branchenvertretung der Bildungs- und Schulbuchverlage) und die avj (die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen) jetzt in ihrer Erklärung vom 9.3.2004 darüber jammern, was sie alles für die Rechtschreibreform geleistet und bezahlt haben , muß man sie daran erinnern, daß sie es versäumt haben, rechtzeitig darüber nachzudenken, wie sich eine vom Staat der Sprachgemeinschaft gegen ihren Willen aufgezwungene neue Orthographie auf den Handel mit Büchern auswirken würde. Angesichts der nach dem gescheiterten Überrumpelungsversuch gegen die Reform losbrechenden Proteste hätten sie unbedingt vorhersehen müssen, daß die Reform zwangsläufig zu einer fatalen Spaltung des Buchmarkts führen würde, die die Absatzchancen für neu erscheinende Bücher von vorneherein im wesentlichen auf die jeweilige Anhängerschaft der beiden konkurrierenden Orthographien reduzieren mußte. Das Lesepublikum war mit einem Schlage nicht mehr in seiner Gesamtheit ansprechbar, weil sich sprachlich sensible Leser von den monströsen Neuschreibungen angewidert fühlten und die Parteigänger der Reform durch den Kauf reformierter Bücher unbedingt ihre progressive Gesinnung demonstrieren wollten.
Statt die Kultusminister auf diese für den Buchhandel höchst nachteilige Reformfolge (die übrigens zwangsläufig bei jeder von den Betroffenen nicht akzeptierten Sprachreform auftreten muß!) hinzuweisen und davor zu warnen, versuchten die Schul- und Jugendbuchverlage, zusammen mit den sogenannten Bildungsverbänden, im Herbst 1997 in Schleswig-Holstein das Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform durch eine Resolution mit dem Titel: „Ja zur Rechtschreibreform! Nein zu neuen Irritationen!“ zu hintertreiben und auch den aus dem Erfolg des Volksbegehrens resultierenden Volksentscheid 1998 durch Investitionen in Höhe von gut 400.000,- DM für eine Anzeigenkampagne zu torpedieren: „Mit raffiniert gestalteten Bildern wurde suggeriert, daß jemand, der nicht für die Rechtschreibreform ist, sich gegen die eigenen Kinder versündigt.“ (Theodor Ickler am 8.3.2004 in www.rechtschreibreform.com) Sie taten dies ohne Rücksicht auf die Interessen der anderen Verleger, weil sie sich von der Reform das Geschäft des Jahrhunderts versprachen und beim Staat auf der sicheren Seite wähnten. Es kam aber ganz anders: Die Schulbuchverlage wurden wegen der prekären finanziellen Situation der Länder von den Ministern im Regen stehen gelassen. Die Etats wurden nicht verdoppelt oder verdreifacht, wie sie erwartet hatten, sondern ganz im Gegenteil noch gekürzt. Das Geld reichte noch nicht einmal für den Ersatz aller „alten“ Deutschbücher. Was unter diesen Umständen für die anderen Fächer übrigblieb, kann man sich leicht ausmalen.
Um nicht noch mehr Geld zu verlieren, versuchen die Schulbuch- und Jugendbuchverlage jetzt, die KMK in die Pflicht zu nehmen und auf den Status quo (inklusive der von der Kommission in ihrem 4. Bericht vorgeschlagenen Änderungen) einzuschwören, weil sie eine Reform der Reform ebensosehr fürchten wie die Rückkehr zur bewährten Orthographie .
Die Forschungsgruppe Deutsche Sprache (FDS) hat diese kurzsichtige und für die wirklichen Interessen des Buchhandels blinde Erklärung, der die Qualität der deutschen Orthographie völlig gleichgültig ist, wie folgt bilanziert: „Bedenklich ist jedenfalls, daß ausgerechnet diejenigen Verlage, die eine eminent große Mitverantwortung für die Qualität der Schulbildung in unserem Land tragen, aus rein kaufmännischen Erwägungen (so berechtigt und notwendig diese ohne Zweifel sind) bereit sind, in der Schul- und Jugendliteratur eine Rechtschreibung festzuschreiben, von deren Unzulänglichkeit und Fehlerhaftigkeit sich jeder Zeitungsleser tagtäglich überzeugen lassen muß. Unsere Kinder – zu deren Wohl das alles doch wohl angeblich geschieht – sollen nach ihrer Überzeugung mit einer Rechtschreibung aufwachsen, die von so gut wie allen namhaften Schriftstellern und den deutschen Akademien der Künste und Wissenschaften abgelehnt wird, und die nach Einschätzung der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung noch nicht einmal die „zweitbeste“ ist. Der heranwachsenden Jugend soll zugemutet werden, in der überlieferten deutschen Literatur lauter Rechtschreibfehler vorzufinden, von Rilke bis Grass, von Hesse bis Nadolny oder Handke. Mit Verantwortungsbewußtsein oder gar verlegerischer Professionalität hat das nur noch wenig zu tun.“
Weiterhin hätten die beiden Verbände auch gar nicht eklatanter dokumentieren können, daß Bücher für sie nur noch eine Ware wie jede andere sind. Von einem verlegerischen Ethos ist bei ihnen wirklich kein Hauch mehr zu verspüren. Es hat sie nämlich auch nicht im mindesten berührt, daß die Reform in absehbarer Zeit nahezu den gesamten privaten und einen beträchtlichen Teil des öffentlichen Buchbestandes zu Makulatur gemacht hätte. Der dadurch nicht bloß der Volkswirtschaft, sondern auch ganz konkret ihren besten Kunden entstehende Schaden war ihnen gleichgültig. Vergessen haben sie bei dieser Rechnung allerdings, daß sie selbst die Ware Buch durch einen so schnöden Umgang mit ihren Liebhabern zu einem Wegwerfartikel gemacht haben, den es künftig gar nicht (mehr) zu sammeln lohnt.
Übrigens scheinen die fatalen Auswirkungen der Rechtschreibreform von den Sortimentern durchaus registriert worden zu sein. Bei der vom Börsenverein veranstalteten „Konjunkturumfrage 2/2002“ machten 17,8 % der Befragten (das war gleichzeitig der Spitzenplatz aller Nennungen !) die Rechtschreibreform für den Umsatzrückgang der Branche verantwortlich.
Die zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung möchte, wie ihr 4. Bericht der Öffentlichkeit unmißverständlich klargemacht hat, die deutsche Orthographie am liebsten bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag reformieren. So fehlerhaft und sprachwidrig wie gegenwärtig kann die deutsche Rechtschreibung aber auf keinen Fall bleiben. Selbst wenn jetzt eine neue, fähigere Kommission unter Einbeziehung der Reformkritiker mit der Reparatur beauftragt würde, würde ein Rückbau voraussichtlich Jahrzehnte dauern. Als bester Ausweg bietet sich daher eine Rückkehr zum Stand vor der Reform an. Man könnte dabei an den letzten Duden vor der Reform anknüpfen, also die 20. Auflage, die man auch unter dem Namen „Wiedervereinigungsduden“ kennt. Die Kultusminister können sich inzwischen darüber verständigen, welcher Institution oder welchem Personenkreis sie künftig die Beobachtung der Sprachentwicklung und die vorsichtige Anpassung der deutschen Orthographie an den Sprachgebrauch anvertrauen wollen. Sie müssen dabei aber unbedingt die Grundsätze beachten, die der Rechtsausschuß des Deutschen Bundestags in seiner Beschlußempfehlung zum Gruppenantrag „Rechtschreibung in der Bundesrepublik Deutschland“ im Februar 1998 so beschrieben hat:
Zwar kann die Schreibweise der deutschen Sprache nur regelhaft erlernt werden. Doch darf die dafür erforderliche Normierung die durch gesellschaftliche Übereinkunft im deutschen Sprachraum entstandene und dokumentierte Entwicklung der Sprache nur rezipieren, aber nicht selbst hoheitlich ordnen und somit Motor der Änderung sein. Die Sprache gehört dem Volk. Der Staat ist darauf beschränkt, Verfahren zur Feststellung der tatsächlich verwendeten Sprache festzulegen. (Zitiert nach der Entwurfsfassung, Drucksache 13/7028)
Anhang: Inhalt der Anschreiben an die Regierungschefs der Bundesländer
Sehr geehrter Herr ...; Sehr geehrte Frau ...
in einer Broschüre des Duden Verlags mit dem Titel „Informationen zur neuen deutschen Rechtschreibung“ schrieb der damalige Leiter der Dudenredaktion, Professor Dr. Günter Drosdowski, am 10. Dezember 1994 in seinem Vorwort:
Bei der Neuregelung handelt es sich nicht um eine »Reform an Haupt und Gliedern«, sondern um eine »kleine Reform der Vernunft«, man könnte sie auch als eine »aktualisierende Pflege der Rechtschreibung« bezeichnen, die eine Reihe von Vereinfachungen und Verbesserungen vornimmt, ohne das vertraute Schriftbild wesentlich zu verändern. Die Neuregelung nimmt Rücksicht darauf, daß viele Menschen in den überkommenen Schriftbildern die Sprache selbst bewahrt sehen und bei stärkeren Eingriffen befürchten, daß es zu einem Bruch in der Schreibtradition kommt und die Sprache Schaden nimmt.
Inzwischen wissen wir, daß dies eine Illusion war und daß die für die Reform Verantwortlichen nicht nur Professor Drosdowski, sondern auch die gesamte Öffentlichkeit mit solchen Beschwichtigungsformeln hinters Licht geführt haben. Der Bruch mit der Schreibtradition hat nicht nur stattgefunden, sondern war von Anfang an intendiert. In den hochideologischen Hessischen Rahmenrichtlinien Sekundarstufe I Deutsch aus dem Jahr 1972 steht nicht nur der erste Entwurf zur heutigen Rechtschreibreform , sondern die hessischen Lehrplangestalter dachten in vollem Ernst auch daran, das Hochdeutsche (von ihnen immer nur als „Hochsprache“ bezeichnet und als Sprache der Herrschenden interpretiert) im Schulunterricht durch den Soziolekt der unteren Schichten – eine Art Proletarian code – zu ersetzen.
Gleich im ersten Kapitel der Deutsch-Rahmenrichtlinien, bei der Beschreibung der allgemeinen Lernziele, entwickelten sie diesen ketzerischen Gedanken (auf Seite 6):
Daß die Schule besondere Aufgaben zur Sicherung überregionaler Kommunikation zu erfüllen habe, konnte bis zur Verbreitung der Massenkommunikationsmittel als notwendige Aufgabe begriffen werden. Diese Aufgabe stellt sich heute der Schule nicht oder nur in einem sehr abgeschwächten Sinn. Die Rede von der besonders normgerechten, reinen Ausprägung der deutschen Sprache in der „Hochsprache“ wird unter sprachwissenschaftlichen Gesichtspunkten in zweifacher Weise problematisch: sie übersieht, daß diese „Hochsprache“ bislang stets eine Gruppensprache gewesen ist, die als verbindliche Sprache durchgesetzt und bei der Schichtung der Gesellschaft als Mittel zur Stabilisierung dieser Schichtung benutzt worden ist; sie übersieht, daß „die deutsche Sprache“ ein aus dem realen Sprachverhalten erschlossenes Konstrukt ist, das je nach den ausgewählten Sprechertätigkeiten, die als empirisches Ausgangsmaterial der Untersuchung dienen, anders ausfällt.
Sie wollten das Hochdeutsche aus dem Schulunterricht verbannen, weil sie darin das Haupthindernis für die Verwirklichung von Chancengleichheit sahen, denn sie waren felsenfest davon überzeugt, daß man den Unterschichtkindern nicht wirklich durch sprachliche Förderungsmaßnahmen helfen könne, weil „die bestehenden Kommunikationsgrenzen“ in Wahrheit nur der „Ausdruck gesellschaftlicher Unterschiede, Gegensätze und Widersprüche“ (S. 8) seien. In der Schule könnten die Kinder aus den oberen sozialen Schichten auch sprachlich in ihrem schichtenspezifischen Erfahrungsfeld bleiben, während die Unterschichtkinder gezwungen seien, „neue Formen der Verständigung, des Sprach- und Sozialverhaltens, der Interpretation von Erfahrungen zu erlernen.“ (S. 7)
Intendiert war also eine veritable Kulturrevolution, und in diesem Rahmen hielten es die hessischen Gesellschaftsarchitekten u.a. auch für wünschenswert, über Rechtschreibreformen (im Plural !) zu diskutieren, weil man dadurch auch die bürgerlichen Kinder verunsichern und wenigstens ein Stück weit aus ihrem gewohnten Sprachmilieu reißen konnte.
Dieser alternative ideologische Hintergrund war den deutschen Kultusministern ganz offensichtlich nicht (mehr) bewußt, als sie sich auf das Abenteuer Rechtschreibreform einließen.
Genausowenig hat die Öffentlichkeit heute schon begriffen, daß die Rechtschreibreform nicht nur tatsächlich den von Professor Drosdowski befürchteten Bruch mit der Schreibtradition bewirkt, sondern auch noch zu einer fatalen Spaltung des Buchmarkts (und ansatzweise auch des Zeitungs- und Zeitschriftenmarkts) geführt hat. Deswegen möchte ich Ihnen den als Anlage beigefügten offenen Brief an die Schulbuch- und Kinderbuchverlage und den Börsenverein des Deutschen Buchhandels zur Kenntnis bringen. Die Politik darf vor den zerstörerischen kulturellen und wirtschaftlichen Folgen der Rechtschreibreform nicht länger die Augen verschließen.
Mit freundlichen Grüßen
Anlage
http://www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?SunApr1813:35:08CEST2004 |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Mittwoch, 02. Jun. 2004 21:38 Titel: Schulbuchverleger |
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Schulbuchverleger
Da sich nun die Schulbuchverleger wieder einmal zu Wort gemeldet haben (s. Nachrichtenseite), möchte ich berichten, daß ich den Geschäftsführer schon 1997 in drei Briefen auf die verhängnisvollen Folgen der Reform hingewiesen und davor gewarnt habe, in den Reformkritikern seine Gegner zu sehen. Es trifft übrigens zu, was Herr Dräger berichtet: Die Schulbuchverleger haben nicht nur die teure Kampagne in Schleswig-Holstein geführt, sondern auch das Pamphlet von Augst/Schaeder gekauft und an alle Bundestagsabgeordneten verteilt (wie Zehetmair und seine Kollegen an alle Schulen) und anschließend jeden einzelnen Bundestagsabgeordneten privat anrufen und im Sinne der Reform bearbeiten lassen. Das muß man bedenken, wenn der Verband nun wieder einmal „Sachlichkeit“ anmahnt.
Hier ist der letzte meiner drei Briefe:
8. Dezember 1997
An den Geschäftsführer des
Verbandes der Schulbuchverleger,
Herrn Andreas Baer
Zeppelinallee 33
60325 Frankfurt
Sehr geehrter Herr Baer,
am selben Tage, als Sie den Bundestagsabgeordneten die Broschüre von Augst/Schaeder zustellten, beschloß die Mannheimer Rechtschreibkommission, eine veränderte Fassung der Neuregelung vorzulegen und im kommenden Januar bei einer Anhörung erörtern zu lassen. Was dies für die Schulbücher bedeutet, brauche ich Ihnen nicht zu erklären. Selbstverständlich sind durchgreifende Änderungen der Reform erforderlich, da die vorschnell umgesetzte Fassung sich bei genauerer Analyse als völlig unmöglich erwiesen hat.
Was von der Broschüre von Augst/Schaeder zu halten ist, habe ich schon Mitte September zu Protokoll gegeben. Ich lege eine aktualisierte Neufassung meiner Stellungnahme bei. Schon bei Ihrer für den 14. Januar geplanten Veranstaltung wird es etwas seltsam wirken, daß Sie eine Werbeschrift empfehlen, deren Verfasser inzwischen selbst nicht mehr dazu stehen. Beachten Sie bitte auch, was ein Kenner wie Prof. Munske kürzlich in der „Süddeutschen Zeitung“ über diese Broschüre gesagt hat (Zitat in meiner beigefügten Schrift).
Wie soll das weitergehen? Niemand kann im Ernst glauben, daß die gegenwärtige entstehende Revision die letzte sein wird. Wie lange wollen die Politiker, wie lange wollen auch die Schulbuchverleger sich noch von dieser Mannheimer Kommission auf der Nase herumtanzen lassen?
Alle diese ärgerlichen und kostspieligen Umstände hätte man sich durch rechtzeitige Berücksichtigung der wohlüberlegten Kritik ersparen können. Das mindeste, was nun zu fordern wäre, ist ein sofortiges Aussetzen der Reform nach niedersächsischem Vorbild. Mehr als Schadensbegrenzung kann nicht mehr erreicht werden.
Immer mehr Beobachter fordern die Auflösung der Mannheimer Kommission wegen erwiesener Unfähigkeit und die Einsetzung einer neuen, aus unabhängigen, nicht mit der Ausarbeitung der Neuregelung befaßt gewesenen Fachleuten aus allen Bereichen der Schriftkultur. Auch dann wäre ein Moratorium selbstverständlich die erste Notmaßnahme.
Keiner der Reformkritiker führt etwas gegen die Schulbuchverlage im Schilde, im Gegenteil: Wir alle wollten die unweigerlich bevorstehenden Fehlinvestitionen nach Kräften verhindern, sind aber leider nicht durchgedrungen. Es hilft jedenfalls nichts, weiterhin auf die angeblich geschäftsschädigenden Kritiker zu schimpfen und andererseits nachweislich falsche Behauptungen über die Reform zu verbreiten, an die die Reformer inzwischen selbst nicht mehr glauben.
Mit den besten Wünschen
Theodor Ickler
__________________
09.03.2004 05.27 Theodor Ickler
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