Manfred Riebe
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: Mittwoch, 17. Nov. 2004 18:54 Titel: Argumente für die Rechtschreibreform |
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NEUE RECHTSCHREIBUNG / Ein leicht sarkastischer Gastkommentar
Reform nützt dem deutschen Wald
KREIS BÖBLINGEN - Dieser Gastkommentar, den wir im Rahmen der „Woche der Zeitung“ abdrucken, stammt aus der Feder von Dr. Wolfgang Burr (Foto). Er ist Stadtarchivar in Sindelfingen und hat sich des Themas Rechtschreibreform mit Ironie und in der ihm eigenen hintergründigen Art angenommen.
Die Frage: „Brauchen wir eine neue Rechtschreibung?“ ist einfach und eindeutig zu beantworten: Ja. Die Gründe dafür zu nennen, fällt keinem schwer, der nur ein wenig Übung darin hat, Sachverhalte zu verschleiern oder zu verdrehen:
1. Der DUDEN-Verlag ist ein privates, auf die Erwirtschaftung von Gewinnen angewiesenes Unternehmen. Dies wird auch unter den herrschenden staatsmonopolkapitalistischen Bedingungen immer schwieriger. Allein durch eine Änderung der Rechtschreibung ist ausreichender Gewinn zu erzielen. Durch Inkonsequenzen und, schlicht gesagt, Wunderlichkeiten in dieser neuen Orthographie ist zugleich der Grundstein gelegt zu einer abermaligen Änderung. Ideal wäre unter diesem Aspekt eine permanente Reform, die freilich nicht so galoppieren dürfte, daß die Zahl der Nacheilebeflissenen sinkt.
2. An den deutschen (und wohl auch eidgenössischen und österreichischen) Hochschulen gibt es eine große Zahl nachrangiger, unbedeutender Germanistikprofessoren, deren Namen außer ihren eigenen Studenten „niemensch“ kennt, die aber gleichwohl nach Geltung und Nebeneinkünften aus Gutachtertätigkeit streben und in der Rechtschreibreform ein willkommenes Betätigungsfeld sehen, um nicht wegen ihrer Minderwertigkeitskomplexe in der Psychiatrie zu landen. Wer wollte nicht, wenn dies so einfach geschehen kann, unser Gesundheitswesen entlasten?
3. Von Anfang an war klar, daß insbesondere an Schulbüchern ein zusätzlicher Bedarf entstehen werde. Wenn Eltern diese anstandslos bezahlen, werden sie schon auch das Geld dafür haben. Wenn sie aber die Lernmittelfreiheit in Anspruch nehmen wollen, tragen die Kosten ohnehin die Gemeinden, und diese brauchen nur ausreichend viele Bedienstete abzubauen, um die Mittel dafür aufzubringen.
4. Der Druck neuer Bücher schafft Arbeitsplätze Dies ist umso mehr geboten, als die herrschende Koalition die Halbierung der Zahl der Arbeitslosen durch eine sachdienliche Neudefinition - Halbierung der Arbeitslosenzahl heißt ja nicht gleich Schaffung einer entsprechenden Zahl von Arbeitsplätzen - nicht vor dem Gewinn der Bundestagswahl 1998 durchsetzen wird.
5. Ein ökologischer Gesichtspunkt muß schließlich auch die grünen Neinsager überzeugen: Immer noch reicht das Holz des nordischen Waldgürtels und der Tropen, trotz sehr starker Inanspruchnahme zur Papiererzeugung aus, während die deutschen Waldbesitzer bei den hohen Löhnen, die sie in Deutschland zu zahlen haben, ihr Schwachholz nicht mehr abzusetzen vermögen. Der deutsche Wald stirbt an seinem Vorratsreichtum, nicht an den Schadstoffimmissionen. Auch er braucht die Rechtschreibreform.
6. Wem aber alle diese Argumente nicht ausreichen, dem sei eines gesagt, auf das ihm sicher keine Widerrede einfällt: Wir brauchen die Rechtschreibreform, weil Helmuth Karasek sie für richtig hält.
Sindelfinger Zeitung / Böblinger Zeitung (SZ/BZ), WOCHE DER ZEITUNG 20.-28. September 1997
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