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Akzeptanz oder Nichtakzeptanz der „Rechtschreibreform“

 
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
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Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Samstag, 27. Dez. 2003 18:06    Titel: Akzeptanz oder Nichtakzeptanz der „Rechtschreibreform“ Antworten mit Zitat

Akzeptanz oder Nichtakzeptanz der „Rechtschreibreform“
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Bertelsmann: Wie groß ist die Akzeptanz der Rechtschreibreform heute?


„Ein Fiasko!“ - „Diese Reform ist das Papier nicht wert, auf das sie gedruckt ist!“- „Wissenschaftler, Schriftsteller und Verbände fordern den Rückbau der Reform“ - „Kritiker manipulieren Beispiele“ - „Bluff und Sommertheater“ - „Keine heimliche Reform der Reform“. So lauten einige beliebige Zitate aus tausenden von Artikeln, Erklärungen und Petitionen. Im Sommer 2000 erregte das Thema „Rechtschreibreform“ noch einmal eine breite Öffentlichkeit. Mit der Rückkehr der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zu den alten Schreibregeln im August 2000 erfuhr die jahrelange Auseinandersetzung einen spektakulären Höhepunkt. Wie groß ist die Akzeptanz der Rechtschreibreform heute? - Eine Bilanz.

Die heutige Rechtschreibreform in der Praxis

Wie bewährt sich die heutige Rechtschreibreform in der Praxis? Wie ist ihre Akzeptanz? Nimmt man Umfragen als Maßstab, dann ist die Haltung der Bevölkerung eindeutig: <b>In den repräsentativen Erhebungen seit 1996 ist die Ablehnung der Bevölkerung gegenüber dem orthographischen Reformwerk stetig gestiegen und bewegt sich zwischen 60 und 70 Prozent.</b> Einzelne Stimmen geben naturgemäß ein differenzierteres Bild ab.

„Herr Lehrer, wie schreibt man das?“

An Grundschulen werden die neuen Schreibregeln eher gelassen betrachtet: „Unsere Kinder lernen die neuen Regeln, so wie früher die alten,“ konstatiert Gabi Bauer, Grundschullehrerin aus Nürnberg. Ob sich die neue Orthographie von den Schülern leichter lernen lässt, vermag Frau Bauer noch nicht zu sagen, der Beurteilungszeitraum sei zu kurz und <b>es fehle eine entsprechende Auswertungs-Systematik.</b>

Jürgen Glaub, Deutschlehrer an einem Frankfurter Gymnasium, sieht das aus einem konträren Blickwinkel: <b> „Wir haben das komplette Chaos!</b> Es war ja grundsätzlich vernünftig, die neue Rechtschreibung erst 2005 als verbindliche Bewertungsgrundlage einzuführen. Bis dahin werden die alten Schreibweisen zwar als nicht mehr zeitgemäß korrigiert, führen aber nicht zu schlechteren Zensuren. <b>Folglich schreibt jeder ein bisschen, wie er will.</b> Besonders schlimm ist das bei den Kommaregeln, was ich da schon für Diskussionen hatte...“

Kathrin Effinger, Religionslehrerin an einem Freiburger Gymnasium, lacht auf die Frage nach ihrem Schulalltag mit der Rechtschreibreform: „Ach, mich korrigieren die Schüler, die kennen sich oft besser aus. Auch gibt es so eine halbbewusste Weigerung, bestimmte Schreibweisen zu übernehmen. Ich weigere mich einfach, Phantasie mit „F“ zu schreiben. Ich finde das unschön, oder ein Faß mit „ss“, da fehlt doch der runde Bauch. Die Sprache verliert an Farbigkeit.“

Ist Vielfalt und Toleranz die Lösung?

„Abenteuer und Freiheit“, kommentiert ein Münchner Tageszeitungsredakteur sarkastisch die Situation der Printmedien hinsichtlich der neuen Rechtschreibung. In der Tat <b>herrscht zur Zeit die große Vielfalt</b>: Nachrichtenagenturen haben zwar im Prinzip die neuen Schreibweisen übernommen, sich dabei allerdings sowohl bei den Kommaregeln, bei den Schreibweisen der Fremdwörter, den Trennregeln am Zeilenende und in weiteren Details jeweils eigene Ausnahmeregeln geschaffen.

Ähnlich die Situation in den meisten Zeitungsredaktionen: Im Prinzip gilt das neue Regelwerk. Da aber die Agenturen sich bereits ihren eigenen Kodex geschaffen haben, adaptieren und verändern die einzelnen Zeitungen diesen weiter. Die „Neue Zürcher Zeitung“ hat sich, wie viele andere auch, praktisch ein eigenes Regelwerk gegeben. Konsequent blieb die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ wie auch die meisten Kultur- und Literaturzeitschriften bei den alten Schreibregeln. <b>Hubert Spiegel</b>, verantwortlicher Literaturredakteur, kommentiert die damalige Entscheidung: „Sie war absolut richtig. Die aktuelle Situation bestätigt unsere damaligen Befürchtungen. <b>Die Reform systematisiert und vereinfacht nicht, sondern ist unausgegoren und verhunzt die Sprache. Das Ergebnis ist bekannt. Diese Reform wird sich nicht durchsetzen.“</b>

Wie verhalten sich Verlage?

„Tippfehler oder neue Schreibweise?“ Mit dieser Frage konfrontiert Christian Döhring, Programmchef beim „Dumont Literatur Verlag“, zur Zeit des öfteren sein Sekretariat. Man könne die derzeitige Situation nur mit Humor nehmen. Mit aller Vorsicht ließe sich inzwischen die Tendenz erkennen, dass in den literarischen Publikationen die alten Schreibweisen dominierten, in den Sachbüchern hingegen die Autoren zu den neuen Regeln tendierten. <b>Das Problem seien die vielen Mischformen und offensichtlichen Uneinheitlichkeiten</b>: „Oft gibt es schon Widersprüche zwischen den Regeln, die der Autor im Manuskript selbst und dann der Verlag im Klappentext zum Buch verwendet. Trotzdem sind unsere Autoren frei in der Wahl der orthographischen Regeln“, kommentiert Christian Döhring die Situation in seinem Verlag.

Der Computer als Regel-Lehrer?

Stefanie Haller, Münchner Schauspielerin, vertritt eine pragmatisch-ironische Sicht: „Bei Bewerbungen frage ich mich schon manchmal, was beim Intendanten besser ankommt. Sonst lasse ich mich oft vom Computer erziehen; wer mag schon die vielen gestrichelten roten Linien, die signalisieren: du hast einen Fehler gemacht! Dann trenne ich halt nochmals, was ich handschriftlich nie tun würde.“

„Die Rechtschreibreform ist mir ziemlich wurscht. Ich mach halt, was mein Computer mir sagt,“ bestätigt Ulrike Schwartz, Drehbuchautorin, die gerade an ihrem ersten Roman schreibt. „Allerdings hab ich das ‘ß’ nie gemocht, weil es wie ein ‘B’ aussieht, also empfinde ich die neue Schreibweise von „dass“ als sehr angenehm. Dagegen stören mich die Anhäufungen der drei ‘fff’, sie sind meistens unlogisch und ästhetisch einfach monströs..“

Wie war das noch? Zur Geschichte der Rechtschreibreform

Überraschend war der Zeitpunkt der heftigen Debatte. Denn im August 2000 war die Einführung der neuen Schreibregeln bereits abgeschlossen. Im Juli 1998 hatte das Bundesverfassungsgericht die Einführung der neuen Rechtschreibung per Kultusministererlass für verfassungsmäßig erklärt. Und am 1. August 1998 wurde die neue Rechtschreibung an Schulen und Behörden verbindlich eingeführt. Die bis dato geltenden Schreibregeln waren fast ein Jahrhundert alt geworden. Eine staatliche Rechtschreibkonferenz hatte 1901 in Berlin die Grundlagen für eine einheitliche Rechtschreibung für den gesamten deutschen Sprachraum geschaffen, die dann 1902 in Kraft treten konnte.

Der Ausgangspunkt dieser ersten verbindlichen Schreibregeln für den gesamten deutschen Sprachraum, einer „wahrlich revolutionären Neuerung“, lag allerdings schon gut zwanzig Jahre zurück: Mit der Veröffentlichung des „Vollständigen Orthographischen Wörterbuchs der deutschen Sprache“ hatte Konrad Duden 1880 eine erste orthographische Systematik deutscher Sprache geschaffen. Dieser so genannte „Ur-Duden“ basierte auf den Rechtschreibregeln, die der Germanist Wilmanns für die damaligen preußischen Schulen entwickelt hatte.

Im Jahr 1966 schuf der Mainzer Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Gerhard Wahrig 1966 mit seinem „Deutschen Wörterbuch“ das Werk, zu dem Deutsche und deutschlernende Ausländer sofort nach Erscheinen gern griffen. Sie wollten sich eingehend und dennoch schnell, wissenschaftlich gesichert und dennoch verständlich, grundlegend und aktuell über nahezu alle Aspekte der deutschen Sprache informieren. Wahrigs „Deutsches Wörterbuch“ wurde als DER WAHRIG zum Begriff und etablierte sich im Laufe weniger Jahre zur Institution: Inzwischen gilt er als Standardwerk zu allen Fragen der deutschen Sprache.

Links zum Artikel: Institut für Deutsche Sprache, Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung (www.ids-mannheim.de)

Buch-Tipps: Wahrig - Die deutsche Rechtschreibung

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Manfred Riebe



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Beitrag: Samstag, 27. Dez. 2003 18:45    Titel: Demoskopische Untersuchungen Antworten mit Zitat

Demoskopische Untersuchungen

Die Rechtschreibreform ist nicht nur fachlich mißglückt, sondern auch sehr unpopulär. Von 1996 bis heute hat sich daran im wesentlichen nichts geändert, obwohl die Presse am 1. August 1999 überwiegend auf reformähnliche Rechtschreibungen umstellte. Vgl. die demoskopischen Untersuchungen von 1999 bis 2003:
www.vrs-ev.de/demoskop.php

Die jüngste Allensbacher Rechtschreib-Umfrage bestätigt, daß der Prozentsatz der Rechtschreibreformbefürworter seit 1996 bei 10 Prozent geblieben ist:
vgl. www.ifd-allensbach.de.

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Manfred Riebe



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Beitrag: Mittwoch, 29. Sep. 2004 22:43    Titel: Die Nichtakzeptanz der Rechtschreibreform Antworten mit Zitat

Die Nichtakzeptanz der Rechtschreibreform
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Der Kernpunkt


Wir müssen überall darauf hinweisen, daß von jetzt an die Unterweisung der Schüler in der Reformschreibung verfassungswidrig ist. Denn die Akzeptanz, die das Bundesverfassungsgericht ausdrücklich zum Kriterium ihrer Legitimität gemacht hat, ist offenkundig nicht gegeben.

Dieses harte Wort kann auch den sogenannten Kultusministern und den Ministerpräsidenten eine Brücke zum Nachgeben bauen.
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Th. Ickler

Theodor Ickler
07.08.2004 05.14
Forum > Rechtschreibforum > Strategie
www.rechtschreibreform.de/php/einzelner_Datensatz.php?BeitragNr=24746
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Manfred Riebe



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Beitrag: Mittwoch, 08. März. 2006 13:22    Titel: Hellseher dringend gesucht! Antworten mit Zitat

Hellseher dringend gesucht!

„Prognosen sind eine unsichere Sache. Vor allem wenn sie die Zukunft betreffen.“ (Mark Twain)
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