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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Sonntag, 07. März. 2004 13:48 Titel: DUDEN: Neue Rechtschreibung, 22. Auflage, 2000 |
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Der Duden, Band 1: Duden Die deutsche Rechtschreibung, neue Rechtschreibung, 22. Auflage, Mannheim: Bibliographisches Institut, 2000, 1152 Seiten - ISBN 3-411-04012-2
<b>Leider unbrauchbar</b>, 18. Oktober 2002
Rezensent: Theodor Ickler aus Spardorf, Bayern
Nachdem Duden längst die Marktführerschaft zurückgewonnen hat, gilt der Rechtschreibduden auch wieder als weithin verbindliches Referenzwerk in orthographischen Fragen. Er verdient daher eine etwas ausführlichere Betrachtung.
Die fatale Auflösung der Adjektive vom Typ besorgniserregend sollte nach dem Willen der Reformer schon 1997 rückgängig gemacht werden. Nach dem Veto der Kultusminister beschränkte sich die Kommission darauf, die geplanten, für „unumgänglich notwendig“ erklärten Änderungen unterderhand, also ohne offiziellen Eingriff in den amtlichen Regeltext, in die Wörterbücher von Bertelsmann und Duden einzuschleusen. Den expliziten Widerspruch zur amtlichen Regelung nehmen sie in Kauf. So steht im amtlichen Wörterverzeichnis ganz eindeutig: Furcht [einflößen/einflößend]; so stand es dann auch im Duden von 1996, aber 2000 liest man „eine Furcht einflößende, auch furchteinflößende Vorstellung“. Ebenso Furcht erregend/furchterregend - beides mit Hinweis auf die gesamthafte Steigerung. Hier einige dieser Revisionen:
Abscheu erregend/abscheuerregend
Achtung gebietend/achtunggebietend
Aufsehen erregend/aufsehenerregend
Besorgnis erregend/besorgniserregend
Ehrfurcht gebietend/ehrfurchtgebietend
Ekel erregend/ekelerregend
Epoche machend/epochemachend
Erfolg versprechend/erfolgversprechend
Erholung suchend/erholungsuchend
Furcht einflößend/furchteinflößend
Furcht erregend/furchterregend
Gefahr bringend/gefahrbringend
Wasser abweisend/wasserabweisend
weinbauend ist gestrichen
Welten umspannend ist gestrichen
(Einige andere Fälle wie mitleiderregend waren schon 1996 eingetragen - im Widerspruch zu § 36 der amtlichen Neuregelung.)
Der ganze Umfang der Änderungen würde sich zeigen, wenn man auch die nicht eigens aufgeführten, aber gewiß analogen Fälle berücksichtigte: Strom sparend, Besitz ergreifend usw. - Allerdings bleibt hier eine gewisse Unsicherheit, denn die Revision verfährt keineswegs konsequent. Einerseits sind nämlich Fälle wie nichts sagend bisher nicht geändert, obwohl gesamthafte Steigerung üblich ist: noch nichtssagender, besonders nichtssagend. Andererseits sind aber nicht nur gesamthaft steigerbare Adjektive wenigstens fakultativ wiederhergestellt, sondern auch solche, bei denen Steigerung kaum oder gar nicht in Betracht kommt; dies jedoch sehr unsystematisch, also noch nicht etwa eisenverarbeitend, funkensprühend, ölexportierend, wohl aber: epochemachend, erholungsuchend. „In vielen Fällen ist Getrennt- oder Zusammenschreibung möglich, vor allem dann, wenn die Betonung entweder nur auf 'wieder' oder sowohl auf 'wieder' als auch auf dem Verb oder Adjektiv liegen kann: die Firma wieder aufbauen, auch wiederaufbauen (...)“ (S. 1074)
Die vorige Ausgabe wußte noch wie alle früheren, daß der normale Wortakzent von wiederaufbauen nicht auf wieder, sondern auf dem Zusatz liegt. Außerdem aber handelt es sich bei wieder aufbauen („aufs neue aufbauen“) und wiederaufbauen („durch Aufbauen in den früheren Zustand bringen“) um völlig verschiedene Ausdrücke, so daß die beiden Schreibweisen keinesfalls als orthographische Varianten angeführt und durch ein irreführendes „auch“ verknüpft werden dürfen.
Bei den vielen Zusammensetzungen von Partizipien und Adjektiven mit hoch- sind zahlreiche Änderungen vorgenommen worden, die aber selten einleuchten und insgesamt eine große Unsicherheit der Reformer verraten. Neuerdings wiederzugelassen sind: hochbegabt (aber nur schwach begabt; immerhin gibt es jetzt wieder die Hochbegabtenförderung und nicht nur die Hoch-Begabten-Förderung), hoch gespannt (mit der schwer lernbaren Differenzierung hochgespannte Ströme, aber hoch gespannte Erwartungen), hochgesteckt (hochgesteckte Haare, aber hoch gesteckte Ziele), hochgewachsen. Daneben gibt es neue Getrenntschreibungen von Wörtern, die bisher angeblich zusammenzuschreiben waren, die aber der Duden von 1991 gar nicht enthielt: hoch angesehen, hoch dosiert, hoch motiviert, hoch spezialisiert.
Der Info-Kasten zu hoch ist von ungewöhnlicher Kompliziertheit. Dazu nur ein Beispiel: Es wird behauptet, Zusammenschreibung trete ein, wenn hoch rein intensivierend gebraucht wird: hochanständig (sehr anständig) usw. Ist dies aber nicht auch bei hochempfindlich der Fall? Doch gerade dies darf nur getrennt geschrieben werden! Bei den ebenfalls problematischen Partizipien mit wohl- sind folgende Änderungen vorgenommen worden: Die Getrenntschreibung wird fakultativ ausgedehnt auf wohl erzogen, wohl geformt, wohl gelitten, wohl genährt, wohl geraten, wohl proportioniert, wohl schmeckend (aber nur wohlriechend!). Umgekehrt wird fakultative Zusammenschreibung (wieder)eingeführt bei wohltemperiert. wohl vorbereitet ist neu eingefügt; es wurde bisher angeblich zusammengeschrieben, war aber im Duden von 1991 gar nicht enthalten. Dieser Teil der Neuregelung krankt daran, daß die Reformer mit dem Kriterium der Steigerbarkeit arbeiten und - in schlechter Dudentradition - fälschlicherweise annehmen, besser sei der Komparativ zu wohl, während es in Wirklichkeit der Komparativ zu gut ist. besser schmeckend gehört also zu gut schmeckend, während wohlschmeckend natürlich den Komparativ wohlschmeckender hat und daher ebenso zusammengeschrieben werden müßte wie wohlriechend, wo die Dudenredaktion sonderbarerweise anders verfährt. Daß all dies nicht so bleiben kann, liegt auf der Hand.
Obwohl, recht verstanden, auch nach der herkömmlichen Rechtschreibung Bindestriche fast nach Belieben gesetzt werden konnten, haben die Reformer viel Aufhebens davon gemacht, daß sie nun großzügiger verwendet werden dürfen. Der neue Duden zeigt überraschend viele obligatorische Bindestriche. Substantivierte Infinitive vom Typ das Außerachtlassen sind nicht mehr zulässig, es muß jetzt Außer-Acht-Lassen geschrieben werden. Daher auch „das Nicht-zustande-Kommen, auch Nicht-zu-Stande-Kommen“ (bisher Nichtzustandekommen, so auch noch 1996). Zur Entzerrung der neuen Buchstabenhäufungen wird bekanntlich der Bindestrich vorgeschlagen, der in reformierten Texten zu so linkischen Gebilden wie Schnell-Lebigkeit führt. Der neue Duden führt an: Brenn-Nessel, Miss-Stand, Miss-Stimmung, Still-Legung, Stoff-Fetzen u. a. - lauter ungeschickte Versuche, aus einer selbstgeschaffenen Kalamität wieder herauszukommen.
Völlig neu und sehr überraschend ist die Großschreibung bei heute Früh. Die Kritik hatte darauf hingewiesen, daß es widersinnig ist, in heute abend usw. die Tageszeit anders aufzufassen als in heute früh und daher groß zu schreiben. Diesem Einwand will der Duden nun offenbar zuvorkommen, indem er auch Früh als Substantiv deutet. Allerdings ist die Früh gar nicht durch ein eigenes Stichwort vertreten, sondern kommt nur idiomatisch gebunden unter die Frühe vor: in der Früh. Die Frühe wiederum kommt hier nicht in Betracht: heute Frühe gibt es nicht. Vielleicht erklärt sich daher, daß heute Früh nur fakultativ („auch“) möglich sein soll, anders als all die obligatorischen Großschreibungen der anderen Tageszeiten. Im amtlichen Regelwerk gibt es dafür keine Begründung. Die Dudenredaktion hat es auch versäumt, für Dienstag früh usw. die notwendige Folgerung zu ziehen, daß hier zumindest auch Dienstagfrüh (wie Dienstagabend) vorgesehen werden muß. (Zufällig findet man dieses Versäumnis schon im Mustereintrag auf dem vorderen Einbanddeckel.)
Aus der Neuregel, daß man nach Belieben auch Ja sagen schreiben könne (obwohl der Grund dieser Großschreibung schwer einzusehen ist), hat die Redaktion wahrscheinlich zu Recht gefolgert, daß nun alle Partikeln in diesem Zusammenhang auch groß geschrieben werden dürfen: Hallo rufen, du musst Danke sagen, ich möchte Danke schön sagen, Bitte sagen (aber nicht Bitte schön?), Ja sagen, Ach und Weh schreien, Pieps sagen usw. - In diesem Bereich wartet die Reform bekanntlich mit vielen unvorhersagbaren Neuschreibungen auf, zum Beispiel: aus Schwarz Weiß machen (bisher aus schwarz weiß machen), jenseits von gut und böse (bisher jenseits von Gut und Böse). Was damit leichter werden soll, ist unerfindlich.
Die Schreibweise Justizium („Gerichtsstillstand“) mit z wegen Justiz ist absurd, weil darin -stitium (zu lat. stare) steckt, ebenso wie in Solstitium. Der vielbelachte Spinnefeind ist wieder gestrichen, aber das grammatisch ebenso falsche jemandem Todfeind sein ist hinzugekommen, weil die Reformer um Gerhard Augst nicht zugeben wollen, daß sie sich mit jdm. Feind/Freund sein geirrt haben. leicht behindert fehlt immer noch, obwohl es im amtlichen Wörterverzeichnis ausdrücklich angeführt ist. Neu hinzugekommen ist rein weiß. Beim Paukenschlägel (bisher Paukenschlegel) ist jetzt nur die Umlautschreibung zulässig, ganz gleich, wie mancher es aussprechen mag. (Dabei ist die Unterscheidung von langem ä und e durchaus noch standardgemäß.) Zu lang gestreckt: Hier muß auch Zusammenschreibung vorgesehen werden, denn das Adjektiv wird als ganzes gesteigert: Er erscheint noch langgestreckter als die vorher besprochenen Arten (Grzimeks Tierleben Bd. 5, S. 169); die kleinste Art ist etwas langgestreckter (ebd. S. 263).
„Maß, bes. bayr. auch Mass; 2 Mass Bier“: Hier bekommen die süddeutschen Kritiker also doch noch recht.
http://www.amazon.de/exec/obidos/tg/cm/member-reviews/-/AHUUIRF2IBWOC/1/ref=cm_cr_auth/028-7387552-5062135
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Freitag, 29. Dez. 2006 20:53, insgesamt 2mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Donnerstag, 18. Nov. 2004 14:47 Titel: Die Rechtschreibreform auf der Kippe |
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Die Rechtschreibreform auf der Kippe
«Regeln benutzerfreundlicher umgesetzt»
Dudens Neuauflage der deutschen Rechtschreibung
«Die Sprache ist ein Spiegelbild der Persönlichkeit. In der Schule, im Berufsleben und im Freundeskreis wird man häufig an ihr gemessen», schreibt der Mannheimer Duden-Verlag in einem Prospekt, in dem er seine neuste Ausgabe von Band 1, «Die deutsche Rechtschreibung», vorstellt. Der neue Duden, der wiederum auch in elektronischer Form erhältlich ist, löst die 21. Auflage ab, die vor vier Jahren, kurz nach der Bekanntgabe der neuen Rechtschreibregeln, in den Buchläden reissenden Absatz fand.
Das neue Buch unterscheidet sich bereits durch seine äussere Form sichtbar von seinem Vorgänger. Es ist mit 5000 neuen Wörtern 224 Seitendicker geworden und umfasst jetzt 120 000 Stichwörter und wie bisher über 500 000 Beispiele, Bedeutungserklärungen und Angaben zur Worttrennung, Aussprache, Grammatik und Etymologie. Ein mit roter Farbe markiertes Register erleichtert den Zugriff zum Wörterverzeichnis. In den Hinweisen zur Rechtschreibung und Zeichensetzung ist neu optisch sofort ersichtlich, welche Teile des Textes von der Duden-Redaktion verfasste Hinweise, Erläuterungen oder Empfehlungen sind. Die Hinweise, die früher mit R (für Regel) und einer Ziffer versehen waren, sind neu mit dem Buchstaben K (für Kennziffer) und einer Ziffer gekennzeichnet. Und im Wörterverzeichnis wird wie bisher mit einem Pfeil auf diese Hinweise aufmerksam gemacht, wenn ergänzende Erklärungen vorhanden sind. In den Hinweiskästchen sind die Regeln mit einem roten Raster hinterlegt und heben sich klar von den daneben stehenden Beispielen ab, deren Hintergrund schwarz gerastert ist. Das Wörterverzeichnis ist wie bisher dreispaltig. Beibehalten hat der Duden-Verlag ebenfalls die rot hervorgehobenen neuen Schreibungen mit neu allen erdenklichen (Aus-geh-u-ni-form) Trennvarianten. Die Trennmöglichkeiten nach neuer Regelung sind neu ebenfalls rot gekennzeichnet. Sinnvoll sind im Wörterverzeichnis des neuen Duden die rund 300 farbigen Informationskästchen, in denen zu Zweifelsfällen klärende Bemerkungen festgehalten sind.
«Lediglich marginale Änderungen»
Bereits bevor das neue Buch gekauft werden konnte, hiess es in einer deutschen Tageszeitung, die Rechtschreibreform werde teilweise zurückgenommen und Duden habe in seinem Werk diese Änderungen stillschweigend vollzogen. Gegen diesen Vorwurf wehrt sich der Verlag unter anderem auf seiner Homepage,[1] es könne keine Rede davon sein, dass eine Reform der Reform zu erwarten sei. In schwierigen Einzelfällen stütze sich der Duden auf Hinweise und Empfehlungen der Zwischenstaatlichen Kommission für Rechtschreibung. «Zahlreiche Anregungen und Fragen der Benutzerinnen und Benutzer der 21. Auflage wurden ausgewertet, viele Zweifelsfälle konnten so klarer, übersichtlicher und ausführlicher behandelt werden. Die neuen Regeln wurden im neuen Duden nicht geändert, sondern nur noch benutzerfreundlicher umgesetzt. - Die Rechtschreibreform wird nicht reformiert! Der Duden 2000 dokumentiert lediglich marginale Änderungen.»
Nicht gleicher Meinung ist der Erlanger Sprachwissenschafter Theodor Ickler. Der neue Duden zeige eine Fülle tiefgreifender Änderungen sowohl gegenüber der letzten Auflage des Duden wie auch gegenüber der amtlichen Neuregelung. Im Vergleich zu den 120 000 Wörtern sei der Anteil der geänderten Wörter zwar prozentual gering, es handle sich dabei aber um besonders häufig gebrauchte Wörter. Gemäss einer Mitteilung der Nachrichtenagentur AP kritisiert Ickler zudem die Zahl der Einträge (120 000) als «übermässig aufgebläht». Zusammengesetzte Wörter sollten in einem solchen Verzeichnis nicht zusätzlich aufgelistet werden, weil sie orthographisch kein Problem enthielten. Von den 5000 neu aufgenommenen Wörtern seien Einträge wie Warmduscher und Maschendrahtzaun Eintagsfliegen und für die Werbung gedacht.
Verzeichnis der Möglichkeiten
Die Änderungen im neuen Duden betreffen in den meisten Fällen Schreibweisen, die von der Kommission schon vor ein paar Jahren vorgeschlagen worden sind, die, so Theodor Ickler, «auf Grund eines Vetos der Kultusminister und des Bundesinnenministers jedoch nicht vorgenommen werden durften». So ist beispielsweise folgender Eintrag zu finden: «Besorgnis erregend, auch besorgniserregend; ein Besorgnis erregender, auch besorgniserregender Zustand, aber nur ein grosse Besorgnis erregender Zustand, ein äusserst besorgniserregender Zustand, ein noch besorgniserregenderer Zustand.» Duden begründet dies mit den Regeln K 58 und 59, die lauten: «Partizipien richten sich generell nach den zugrunde liegenden Verbindungen mit Verben» und «Zusammensetzungen mit einem Substantiv als erstem Bestandteil sind oft Verkürzungen von Wortgruppen. Es wird dabei ein Artikel oder eine Präposition (ein Verhältniswort) eingespart». Duden Band 9 («Richtiges und gutes Deutsch») aus dem Jahre 1997 erklärt noch: «Nach den neuen Rechtschreibregeln wird Besorgnis erregend wie die zugrunde liegende Fügung Besorgnis erregen getrennt geschrieben: eine Besorgniserregende Krankheit. Die Fügung wird jedoch zusammengeschrieben, wenn sie durch ein Adverbnäher bestimmt wird: eine äusserst besorgniserregende Krankheit.» Die Reform-Begründung, es dürfe nur zusammengeschrieben werden, wenn eine Steigerung oder eine nähere Bestimmung durch ein Adverb vorliegt (ein noch besorgniserregenderer Zustand - ein äusserst besorgniserregender Zustand), ist nun offensichtlich korrigiert worden.
Nach neuem Duden sind aber nicht nur alte Schreibweisen wieder erlaubt, sondern es wurden ebenfalls neue Getrenntschreibungsvarianten aufgeführt. Neben «leidtragend» ist ebenfalls «Leid tragend» als richtig zu bezeichnen, auch wenn keine nähere Bezeichnung wie gross usw. das Leid näher beschreibt. Diese Neuregelung ist zwar nicht im Wörterverzeichnis zu finden, sondern lediglich ersichtlich in einem Infokästchen zum Stichwort «leid/Leid», wo es heisst: «Getrennt- oder Zusammenschreibung: die Leid tragende, auch leidtragende Zivilbevölkerung; die Leid Tragenden, auch Leidtragenden sind die Kinder.»
In der 4. Auflage von «Richtigem und gutem Deutsch» aus dem Jahre 1997, in der die amtliche Neuregelung der deutschen Rechtschreibung bereits berücksichtigt wurde, ist bei «früh» zu lesen: «Immer getrennt und klein schreibt man früh von Wochentagsnamen und Tageszeitangaben, da früh im Gegensatz zu Morgen, Vormittag, Abend usw. kein Substantiv ist: Sie kommt morgen früh, Dienstag früh usw.» Zwei Jahre später ist im 10-bändigen «Grossen Wörterbuch der deutschen Sprache», vom Duden-Verlag in der 3. Auflage herausgegeben, das im süddeutschen und österreichischen Sprachraum gebräuchliche Stichwort Früh (für Frühe) zu finden mit der ergänzenden Bemerkung: gestern, heute, morgen F. (am Morgen). Im neuen Duden 1 ist die substantivierte Form von früh kein Stichwort. Bei früh wird auf den Informationskasten verwiesen, wo die im grossen Wörterbuch enthaltene Regel in einem Beispiel vorkommt: «morgen früh, auch morgen Früh schlafe ich aus». Die Zwischenstaatliche Kommission für Rechtschreibung ist offensichtlich darauf hingewiesen worden, dass die Tageszeit in heute Abend (nach alter Rechtschreibung heute abend) bei heute früh gleich aufzufassen sei und deshalb gross geschrieben werden müsse. Duden hat diese neue Variante ohne zusätzliche Erklärung übernommen.
Es scheint, als ob aus dem Duden-Wörterbuch, von dem erwartet wird, das es richtungweisend für die Rechtschreibung sein soll, ein Verzeichnis der Möglichkeiten geworden ist. Wer ob der Vielfalt der Möglichkeiten irritiert wird, den verweist der Duden-Verlag auf das im Oktober 1998 erschienene Praxiswörterbuch zur neuen Rechtschreibung, «denn es zeigt für alle Wörter in der Regel nur eine Schreibvariante».
Neue PC-Bibliothek
Die CD-ROM des neuen Duden enthält das neue Programm PC-Bibliothek Express. Die PC- Bibliothek Express, in die alle auf CD-ROM erhaltbaren Nachschlagewerke des Mannheimer Verlags integriert werden können, enthält eine kleinere Vielfalt an Anwendungen als die Vorgängerin PC-Bibliothek 2.0. Es ist in der Express-Version nicht mehr möglich, für sich mit virtuellen Markierstiften Stellen im Wörterbuch anzuzeichnen. Die Suchfunktionen sind unverändert geblieben. Die geladenen Bücher sind als Icons in einer Liste ersichtlich. Sie können für die Suche aktiv belassen oder desaktiviert werden. Ist in der Stichwortliste des neuen Duden das Wort mit einem Punkt gekennzeichnet, wird mit einem Doppelklick das dazugehörende Infokästchen geöffnet. Die Infokästchen heben sich optisch von den gewöhnlichen Einträgen durch einen hellgelben Untergrund ab. Die im Verzeichnis enthaltenen Querverweise zu den K-Ziffern sind über Mausklick ansteuerbar. Der Wechsel vom Wörterverzeichnis in die Zusätze wie die Hinweise zur Wörterbuchbenutzung, das Regelverzeichnis zur Rechtschreibung und Zeichensetzung, zu den Wörtern und Unwörtern des Jahres, zum amtlichen Regelwerk usw. erfolgt über das entsprechende Icon oder über einen Klick mit der rechten Maustaste, wie dies schon bei der Version 2.0 bzw. 2.1 mit Plus-Paket üblich ist. Die mit der CD-ROM ausgelieferte PC-Bibliothek Express, Revision 10, kann momentan über die dazugehörige Website[2] gratis mit der Revision 13 aktualisiert werden.
Stephan Dové
[1] http://www.duden.de/
[2] http://www.pc-bibliothek.de/
Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG. Duden - Die deutsche Rechtschreibung. Mannheim 2000. 1152 S., Buch Fr. 37.-, Buch und CD-ROM Fr. 46.-, CD-ROM Fr. 33.90.
Neue Zürcher Zeitung, 17. Oktober 2000
www.nzz.ch/dossiers/2004/rechtschreibreform/2000.10.17-fe-article6QK4H.html |
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