Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
|
: Sonntag, 07. März. 2004 13:34 Titel: Jiddisch |
|
|
<b>Jiddisch</b>
_______________________________________________________________
Leo Rosten: Jiddisch. Eine kleine Enzyklopädie. München: Dtv, November 2002
<b>Leserverachtung?</b> 5. November 2002
Rezensent: Theodor Ickler aus Spardorf, Bayern
Das Buch ist inhaltlich recht interessant und unterhaltsam, doch wird die Lektüre Seite für Seite vergällt durch eine geradezu programmatische Vernachlässigung der Sprache. Der Text ist grundsätzlich in „neuer Rechtschreibung“ gehalten, aber es heißt konsequent stets: im übrigen, das einzige, das folgende, soll jiddisch benutzt haben, auf englisch, im einzelnen, auf jiddisch, als letztes, andersdenkende Rabbiner, das furchteinflößende Wort, dass ich recht habe, nicht im geringsten, die einzige, 13jährig, als erstes, weitverbreitet, soviel, kennengelernt, hartgekochte Eier, heute morgen, zuviel, sogenannte, alles mögliche, weitverbreitet, tut mir leid, weißgekleidet, eine Handvoll, übrigbleiben, etwas ganz besonderes, kleingeschnitten, immerwährend usw. - alles falsch im Sinne der Rechtschreibreform, und das auf fast jeder Seite. Das Komma als drittes Satzzeichen fehlt meistens. Es ist also praktisch nur die ss-Schreibung durchgeführt. Sie ist allerdings das wichtigste Unterwerfungssignal, auf das die Kultusminister Wert legen.
Ach so, zwei Ausnahmen gibt es: den „Tollpatsch“ und den „Zierrat“ hat man sich nicht entgehen lassen, vielleicht weil es so schön „ethymologisch“ (S. 155) aussieht. „Bhuddismus“ (S. 208) ist wohl kein Druckfehler, sondern entspricht der halbgebildeten Vorstellung, daß indische Wörter mit aspirierten Verschlußlauten bestreut werden müssen.
Mehrere Crepes Suzette heißen übrigens nicht „Crepes suzettes“.
Schülern darf man so etwas gar nicht in die Hand geben, sie werden heillos verwirrt. Man fragt sich aber auch, was den Verlag neuerdings dazu gebracht hat, das Reformchaos in seine Produktion zu übernehmen. Verlagschef Wolfgang Balk ist doch frühzeitig gegen die Rechtschreibreform aufgestanden, und nun steht dtv an der Spitze der Sprachverhunzer.
http://www.amazon.de/exec/obidos/tg/cm/member-reviews/-/AHUUIRF2IBWOC/1/
ref=cm_cr_auth/028-7387552-5062135 |
|