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Freudenberg Gast
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: Donnerstag, 04. März. 2004 11:57 Titel: sendete oder sandte |
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Heißt es: Ich übersendete die Daten oder Ich übersandte die Daten.
Im Duden steht hierzu nur, daß "sendete" seltener gebraucht wird, jedoch ohne Begründung.
Ich meine gelernt zu haben, daß "senden" in der aktiven Form als "sendete" verwendet wird, in der passiven Form als "sandte".
Also: Ich übersendete die Daten. Die Daten wurden mir übersandt.
Leider finde ich diese Regel nirgends. Stimmt sie überhaupt?
Würde mich über eine antwort freuen. |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Donnerstag, 04. März. 2004 23:52 Titel: Wörterbuchmacher beobachten den Sprach- und Schreibgebrauch |
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<b>Wörterbuchmacher (Lexikographen) beobachten den Sprach- und Schreibgebrauch</b>
Aktiv- und Passivform als Unterscheidungskriterium gibt es in diesem Fall nicht. Deshalb gibt es auch keine dementsprechende Regel.
Der Duden ging bis 1996 nach der Methode der Deskription vor, d.h. er beobachtete und beschrieb den Schreibgebrauch:
senden: Das Verb „senden“ hat die Formen sendete, gesendet und sandte, gesandt.
Unterscheidungskriterium ist hier die Bedeutung. Der Duden unterscheidet zwei Bedeutungen:
1. „Senden“ im Bereich der Funktechnik, Rundfunksender, Fernsehsender: Hier werden nur die Formen mit e gebraucht: die Funker sendeten ..., Radio N sendete ....
2. „Senden“ in der Bedeutung von „schicken“. Hier sind beide Formen gebräuchlich, aber die Formen mit a sind häufiger: Ich sandte (sendete) ihr einen Brief.
Diese Doppelformen wirken in neuerer Zeit insofern bedeutungsdifferenzierend, als für <i>senden</i> im Sinne von <i>ausstrahlen über Funk</i> nur <i>sendete, gesendet</i> üblich ist. Die Begründung des Duden ist in diesem Falle folglich der Sprach- und Schreibgebrauch (Usus).
Duden, Band 9: Die Zweifelsfälle der deutschen Sprache, 2. Auflage, Mannheim: Dudenverlag, 1972, S. 594; oder den
Duden, Band 9: Richtiges und gutes Deutsch, Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle, 3. Auflage, 1985, S. 611
Da „übersenden“ synonym für „schicken“ verwendet wird, gilt das oben an zweiter Stelle Gesagte. Bei der Bedeutung von „schicken“ kann man sein Sprachgefühl bzw. das ästhetische Empfinden entscheiden lassen. Man sollte aber auf den Gesamtzusammenhang des Textes achten, um die objektiv oder subjektiv beste sprachliche Lösung zu finden. Die Häufigkeit des Gebrauchs von „sandte“ zeigt aber schon, daß die meisten Sprecher und Schreiber die Form mit a bevorzugen.
Im Gegensatz zur Methode der Deskription gehen die heutigen Rechtschreibreformer nach der Methode der Präskription vor. Sie erfinden willkürlich Regeln und Schreibweisen und vergewaltigen damit die Sprache. Es könnte sein, daß sie, wenn man sie weiter herummurksen läßt, eines Tages auch für „senden“ eine Regel erfinden und eine bestimmte Schreibweise vorschreiben, z.B. „über senden“. :-)) vgl. zu Präskription oder Deskription? - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=235
Trotz des Dudenprivilegs ab 1955 gab es aber auch andere Wörterbücher, die dem Duden Konkurrenz machten. Hier eine kleine Auswahl:
- Ickler, Theodor: Das Rechtschreibwörterbuch. Die bewährte deutsche Rechtschreibung in neuer Darstellung. Sinnvoll schreiben, trennen, Zeichen setzen. St. Goar: Leibniz Verlag 2000, ISBN 3-931155-14-5,
- Kempcke, Günter et al. (eds.): Handwörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (HDG). In zwei Bänden. Berlin (1984)
- Knaurs Rechtschreibung, München/Zürich 1973
- Knaurs Großes Wörterbuch der deutschen Sprache. Der große Störig. München, 1985
- Klappenbach, Ruth / Steinitz, Wolfgang (eds.): Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG). Berlin. (1961 - 1977)
- Mackensen, Lutz: Deutsches Wörterbuch, 12. Auflage, Bindlach: Gondrom-Verlag, 1991
- Paul, Hermann: Deutsches Wörterbuch, Bedeutungsgeschichte und Aufbau unseres Wortschatzes“, 10. Auflage, Tübingen: Niemeyer-Verlag, 2002 (weiterhin in der bewährten traditionellen Orthographie)
- Pekrun, Richard: Das deutsche Wort, bearbeitet von Franz Planatscher, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gesellschaft für deutsche Sprache, Wiesbaden, 12. Auflage, Bayreuth: Gondrom Verlag, (1985)
- Störig, Hans Joachim: Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, 1990
- Wahrig, Gerhard: Wörterbuch der deutschen Sprache. Hrsg. von G. Wahrig. München: dtv 1978.
Schaut man z.B. in den Mackensen hinein, so findet man: übersenden (übersandte, übersandt). Bei Ickler findet man: senden, du sendest, sandtest, gesandt.
Man erkennt daran, daß dies die gefälligere und damit gebräuchlichere Form ist.
Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Freitag, 19. Aug. 2005 10:01, insgesamt 2mal bearbeitet |
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anonym Gast
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: Freitag, 05. März. 2004 11:00 Titel: Re: sendete oder sandte |
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Freudenberg hat folgendes geschrieben: | Heißt es: Ich übersendete die Daten oder Ich übersandte die Daten. ...
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Hier ein ähnliches Problem:
Heißt es ''Versand'' oder ''Versandt''?
Z.B. Der Versand von Daten ist heute sehr einfach. |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Freitag, 05. März. 2004 15:25 Titel: „Versand“ oder „Versandt“? |
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<b>„Versand“ oder „Versandt“?</b>
Senden hat die Grundbedeutung „gehen“ oder „reisen machen“.
Mittelhochdeutsch: senden; althochdeutsch: senten; englisch: to send
Ein ähnliches Beispiel: Das Wort „der Gesandte“ ist z.B. aus der spätmittelhochdeutschen „gesanter pote“ „abgesandter Bote“ hervorgegangen. Zu „versenden“ gehört als kaufmännische Wortbildung des frühen 19. Jahrhunderts „der Versand“. Diese Schreibweise gilt für das Hauptwort auch noch heute.
Hilfreich sind für die Beantwortung solcher Fragen neben den orthographischen Wörterbüchern auch:
Bertelsmann: Herkunftswörterbuch, Etymologie, Geschichte und Bedeutung interessanter Wörter der deutschen Gegenwartssprache. In neuer deutscher Rechtschreibung(!), wissen media Verlag GmbH, 1997
Duden, Konrad: Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache mit etymologischen Angaben, kurzen Sacherklärungen und Verdeutschungen der Fremdwörter. Nach den neuen amtlichen Regeln. 3. Aufl., Leipzig – Wien: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1887.
DUDEN, Band 7: Etymologie - Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache, In Fortführung der „Etymologie der neuhochdeutschen Sprache“ von Konrad Duden. Mannheim: Dudenverlag, Erstauflage, 1963; 2. Auflage, 1989; 3., völlig neu bearb. u. erw. Auflage, 2001
Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 22. Auflage, Berlin: Verlag Walter de Gruyter, 1989, 822 Seiten
Pfeifer, Wolfgang: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, 5. Taschenbuchauflage, München: dtv, Juli 2000, 1665 Seiten (<b>Dieses Wörterbuch ist schon allein deshalb hervorzuheben, weil die 5. Taschenbuchauflage bei dtv in richtigem Deutsch erschien.</b>) |
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