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kranissimo
Registriert seit: 16.06.2004 Beiträge: 2
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: Mittwoch, 16. Jun. 2004 16:59 Titel: 'was' oder 'dass'? |
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Ich habe hier ein Problem: Heißt es "Es gibt nichts was uns verwirrt" oder "Es gibt nichts dass uns verwirrt" (Zeichensetzung nicht beachtet)?
Oder geht beides? Letzteres hört sich etwas "gehobener" an...
(Es handelt sich um eine Zeile aus einem Gedicht, welches noch unvollendet ist) |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Mittwoch, 16. Jun. 2004 18:19 Titel: Re: 'was' oder 'dass'? |
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kranissimo hat folgendes geschrieben: | Ich habe hier ein Problem: Heißt es "Es gibt nichts was uns verwirrt" oder "Es gibt nichts dass uns verwirrt" (Zeichensetzung nicht beachtet)?
Oder geht beides? Letzteres hört sich etwas "gehobener" an...
(Es handelt sich um eine Zeile aus einem Gedicht, welches noch unvollendet ist) |
<b>Interferenzen („Verwirrungen“) und Sprachempfinden</b>
„Es gibt nichts, was uns verwirrt.“
„Es gibt nichts, das uns verwirrt.“
Ihre Frage gehört eher in die Rubrik „Sprachberatung“.
Daß das „das“ manchmal als „dass“ daherkommt, :- )) ist eine Folge der Interferenzen (1), die in den Köpfen der Schreibenden infolge der Schlechtschreibreform hervorgerufen werden. Ich habe die Kommas gesetzt, „das“ mit einem „s“ geschrieben und anstatt der englischen Zollzeichen deutsche Anführungszeichen verwendet.
Ich nehme an, daß „kranissimo“ nicht Ihr richtiger Name ist. Sie können ruhig Ihren Namen nennen; denn Sie sind in bester Gesellschaft. Nicht einmal die „Reformer“ beherrschen ihre eigenen Regeln fehlerfrei. Wir raten daher, auf dem sicheren Festland der traditionellen Rechtschreibung zu bleiben.
Das Relativpronomen „das“ klingt mir etwas zu bestimmt. Meinem Sprachempfinden nach paßt das etwas unbestimmtere „was“ besser zu dem unbestimmten „nichts“. Ich würde mich für: „Es gibt nichts, was uns verwirrt“, entscheiden, wenn es inhaltlich zuträfe.
Aber: „Es gibt nichts, was uns verwirrt“, ist eine gewagte Behauptung, wie man an der Schlechtschreibreform erkennt. Richtig wäre daher die Behauptung: „Es gibt nicht viel, was uns verwirrt. Aber die Rechtschreibreform verwirrt uns.“
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1) Interferenzen: Dieses Phänomen ist auf dem Gebiet der Rechtschreibdidaktik als „Ranschburgsche Hemmung“ bekannt, die 1905 von dem Psychologen Ranschburg nachgewiesene Hemmung des Gedächtnisses bei der Reproduktion ähnlicher Lerninhalte durch Mangel an gestaltlicher Differenzierung. Die sogenannte Beliebigkeitsschreibung - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=105 - ist eine Auswirkung dieser durch die „Reform“ ausgelösten Interferenzen.
Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Mittwoch, 12. Okt. 2005 13:10, insgesamt 1mal bearbeitet |
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kranissimo
Registriert seit: 16.06.2004 Beiträge: 2
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: Sonntag, 27. Jun. 2004 08:36 Titel: |
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Hallo,
dies ist übrigens das erste Forum, in dem man sich für meinen "bürgerlichen Namen" interessiert und in dem man gesiezt wird. Aber die Aussage, das ich in bester Gesellschaft, bin beruhigt mich doch ungemein... :-)
Ich heiße Jörg Kranich.
Ich wollte eigentlich nur wissen, ob es "richtig" ist, die Formulierung "Es gibt nichts, das uns verwirrt.“ zu verwenden (gehen wir einfach davon aus, das sie inhaltlich zutrifft). Obwohl "richtig" und "falsch" sicher keine angemessenen Kategorien für derartige Einschätzungen sind.
Und wie man vielleicht schon gemerkt hat, habe ich schon so meine Probleme mit dem "dass" oder "das" (muss mich mal aber langsam an die neue Rechtschreibung gewöhnen) bzw. mit der Kommasetzung. Aber das ist eigentlich ein anderes Thema...
P. S.: Die Unterscheidungen "Stilkunde" und "Sprachberatung" sind für mich auf
den ersten Blick nicht sonderlich "trennscharf"... |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Sonntag, 27. Jun. 2004 19:57 Titel: Der Bürger als Souverän |
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Der Bürger als Souverän
Die persönliche Vorstellung gehört zum guten Stil
Sehr geehrter Herr Kranich,
zum „bürgerlichen Namen“: Ich nehme als Beispiel eine ausländische Zeitung, das „Luxemburger Wort“, das in seinem Forum folgendes schreibt:
Bitte beachten Sie folgende Spielregeln:
1. Ihr Eintrag sollte möglichst konstruktiver Natur und so der Diskussion dienlich sein.
2. Bleiben Sie fair und verhalten Sie sich anderen gegenüber so, als ob Sie an einer reellen Gesprächsrunde teilnehmen würden.
3. Dazu sollte auch gehören, daß man sich vorstellt, d.h. seinen Namen bzw. seine E-Mail-Adresse für Rückfragen nennt.
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Ich habe den Eindruck, daß man in Deutschland im Internet zwar von Netiquette redet, daß aber leider recht viele Moderatoren nicht für die Einhaltung der Mindesthöflichkeitsregeln sorgen. Womöglich kennen sie diese nicht. Dadurch kommt es hin und wieder zu einer Verwilderung der Sitten. .... Es geht bei der Nennung des „bürgerlichen Namens“ um die Menschenwürde und darum, daß man sich wie ein mündiger Staatsbürger in einem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat (wie der Souverän) verhält und nicht wie ein Verbrecher, der sich tarnen muß. Wie sollte man sich denn sonst von einem Tier unterscheiden?
Dies alles gehört aber auch zum <b>guten Stil</b>. Unter diesem Aspekt ist Ihr Beitrag hier in der richtigen Rubrik „Stilkunde allgemein“. Vgl. auch: Regeln für Leserbriefschreiber - www.vrs-ev.de/forumthemaschau.php?p=1285#1285
Zu: „Aber die Aussage, das ich in bester Gesellschaft bin ...“
Richtig: Aber die Aussage, daß ich in bester Gesellschaft bin ... :-)
Zu: „muss mich mal aber langsam an die neue Rechtschreibung gewöhnen“. Wieso müssen Sie als der Souverän das tun? Wer zwingt Sie dazu?
Zu: „Die Unterscheidungen „Stilkunde“ und „Sprachberatung“ sind für mich auf den ersten Blick nicht sonderlich „trennscharf“...“
Die Sprachberatung ist ein allgemeiner Begriff, der alle Sprachbereiche umfaßt. Die Stilkunde ist ein besonderer Bereich. Dabei geht es nur um den Ausdruck bzw. um das treffende Wort, aber z.B. nicht um Grammatik. Wenn es also nicht um einen bestimmten Ausdruck geht, sondern um den Satzbau, dann fällt dies meist in den Bereich der Grammatik, so wie z.B. Ihre Verwechslung von „das“ und „dass“.
Zu Ihrer Frage, ob es „richtig“ ist, die Formulierung „Es gibt nichts, das uns verwirrt.“ zu verwenden.
Sie haben recht, daß „richtig“ und „falsch“ keine angemessenen Kategorien sind. Eher würde „besser“ und „schlechter“ passen oder „gut“ und „nicht so gut“. Meine Empfehlung teilte ich Ihnen ja schon mit.
Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren. |
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Florian Spitzer
Registriert seit: 11.11.2005 Beiträge: 3
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: Freitag, 11. Nov. 2005 12:35 Titel: |
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Geehrter Herr Kranich!
Zitat: | Obwohl "richtig" und "falsch" sicher keine angemessenen Kategorien für derartige Einschätzungen sind. |
Dies trifft nicht zu; wenn ein feststehender Gedanke auf Deutsch artikuliert werden soll, wird (im Neutrum) entweder "was", oder "das" richtig sein (wiewohl als dritte Möglichkeit "welches" hinzutritt).
Die zugrundeliegende Problematik wurde von Karl Kraus trefflich erläutert ("Was; der und welcher"). Ich bringe deshalb nur ein knappes Beispiel:
1. Es ist das Leben, was ich liebe.
2. Es ist das Leben, das ich liebe.
3. Es ist das Leben, welches ich liebe.
Im Fall 1 ist gedacht: Was ich liebe ist: das Leben.
Im Fall 2 ist gedacht: Leben ist (existiert), ich liebe es.
Im Fall 3 ist gedacht: Was ich liebe ist: jenes (besondere) Leben. |
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Florian Spitzer
Registriert seit: 11.11.2005 Beiträge: 3
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: Samstag, 13. Mai. 2006 08:03 Titel: |
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Zitat: | Es handelt sich um eine Zeile aus einem Gedicht, welches noch unvollendet ist |
Bei neuerlichem Lesen ist mir aufgefallen, daß es folglich heißen muß:
Es handelt sich um eine Zeile aus einem Gedicht, das noch unvollendet ist.
(welcher Sprachgebrauch den Leser von der peinlichen Frage befreit, warum "welches" und eben nicht "das" gesetzt ist)
Daß das Relativum "welches" deshalb nicht sinnlos wird, beweist der Satz in Klammern. |
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