Wie geht's jetzt weiter ?

[Dietmar]

Das „Werk“ ist nun also seit vier Tagen eingeführt, bis auf die zwei bekannten Ausnahmen. Wie wird es weitergehen?
Gerade noch habe ich meine älteste Tochter (9) für ihre Lesebereitschaft gelobt, allerdings ohne daran zu denken, daß sie ab nächster Woche, wenn die Schule wieder beginnt, weiterhin Regeln lernt, die sie in den von ihr gelesenen Büchern nicht wiederfindet...
Es wird vermutlich weiterhin (mindestens) zweigleisig geschrieben, es werden vermutlich kaum tiefgreifende Änderungen – vom Sturz des Neuschriebs ganz zu schweigen – durchgeführt werden. So wie bereits seit längerem werden alte und neue Regeln in mehr oder wenigem einträchtigen Nebeneinander existieren; der eine schreibt in bewährter Rechtschreibung, der nächste nach der neuen. Gemeinerweise könnte man es Willkür nennen. Ein dritter wiederum schreibt gleich ganz – wie ich es bereits gesehen habe – ohne „ß“.

Vorschläge, amtliche Schreiben korrigiert zurückzusenden, wird allenfalls zum allgemeinen Amüsement in der Amtsstube beitragen, aber wohl kaum etwas verändern. Ganz im Gegenteil! Die mir bekannte Praxis sieht so aus: Wenn in unserem Büro Ausschreibungen für die Stadt gemacht werden, kommen diese zurück, denn statt des „dass“ wurde von uns ein „daß“ geschrieben. Um Korrektur wird gebeten. Soviel zum Thema, daß jeder außerhalb der Schule oder der Behörde die bewährte Rechtschreibung anwenden mag, wenn er möchte...

Weiterhin wird es sicherlich einen mehr oder weniger erklecklichen Haufen Aufrechter geben, die als Fels in der Brandung stehen, aber jedem sei der Blick auf so eine Küste empfohlen: trotz einiger Felsen trifft die Brandung das Land dennoch!

Im (von mir) übertragenen Sinn wird – leider – wohl auch hier Max Plancks Ausspruch zutreffen:
„Eine neue Rechtschreibung pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, daß ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern vielmehr dadurch, daß die Gegner allmählich aussterben und daß die heranwachsende Generation von vornherein mit dem Neuschrieb vertraut gemacht wird.“

Es ärgert mich maßlos, aber was tun? Andere Zukunftsprognosen?

Dietmar