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Ziele der Reformer

 
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
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Beitrag: Montag, 03. Nov. 2003 22:09    Titel: Ziele der Reformer Antworten mit Zitat

Ziele der Reformer: Sieg über die Reaktion 1)
Gesellschaftsveränderung und Tod der Tradition


Briefe an die Herausgeber

Verwaltete Sprache

Zu dem Brief von Leser Professor Dr. Theodor Ickler „Am Anfang waren Gesellschaftsveränderer“ (F.A.Z. vom 13. Oktober): Die Spur der Gesellschaftsveränderer läßt sich noch weiter zurückverfolgen, wie Ausführungen von Karl Korn in seinem Buch „Sprache in der verwalteten Welt“ 2) entnommen werden kann: „Immerhin ist es für die Vorgeschichte der Reformbestrebungen wichtig, zu wissen, daß die extremsten Einpeitscher einer Veränderung der Schrift, die unsere traditionelle Bildung unter Kontrolle gebracht hätte, Leute waren, denen es um nichts Geringeres ging als um den Tod der Tradition. Waren die Bücher und Bibliotheken erst einmal veraltet, dann war die sogenannte Reaktion besiegt und erledigt. Man darf daran erinnern, daß solche Tendenzen bezeichnenderweise in den beiden ersten Jahren des Nachkriegs, als der absurde Morgenthauplan noch die Reduktion der deutschen Wirtschaft auf die Agrarstufe vorsah, die Unterstützung einiger Kulturoffiziere der Besatzung erfuhren ... Die radikalen Reformer, die sich 1954 in Stuttgart mit einem Manifest an die Öffentlichkeit begeben hatten, haben ihre Ziele zunächst nicht erreicht.“

Heinz Scholz, Lich

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 256 vom 4.11.2003, Seite 8
________________________________

1) Reaktion: Gesamtheit der politischen Kräfte, die an überholten politischen Zuständen und Ideen festhalten
2) Korn, Karl: Sprache in der verwalteten Welt. 1. Aufl., Frankfurt: Heinrich Scheffler, 1958, 195 S., 2. erg. Aufl., 1959, 229 S. (Sprachkritik als Kulturkritik; Das registrierte Leben; Wellen der Eindeutschung; Aus dem Wörterbuch des Angebers; Die Sprache der Domestikation; Geist aus dem Bauchladen; Die Namen der Anonymität, Die technische Nation; Die technische Norm; Das Erlebnis als Konserve; Der Infinitiv und die Massen; Sprachgeist und Sprachungeist)
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Manfred Riebe



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Beitrag: Mittwoch, 05. Nov. 2003 09:36    Titel: Gesellschaftsveränderer Antworten mit Zitat

Briefe an die Herausgeber

Am Anfang waren Gesellschaftsveränderer

Zu Ihren Berichten über die Rechtschreibreform: Wer die gegenwärtige Rechtschreibverwirrung verstehen will, muß einen Blick auf die Entstehungsgeschichte der Reform werfen. Am Anfang stand keineswegs der Wunsch der Kultusminister, die deutsche Sprache zu vereinfachen, sondern eine Handvoll unbedingt reformwilliger Gesellschaftsveränderer „holte sich den Auftrag“ (wie es im Originalton heißt), ihre langgehegten Wünsche endlich mit Hilfe der Staatsmacht zu verwirklichen. Die Veränderung der Orthographie sollte ein Exempel für die Veränderbarkeit der Gesellschaft statuieren. Das ist in den Texten des weichenstellenden Kongresses „vernünftiger schreiben“ (Frankfurt 1973) überdeutlich nachzulesen. 1)

Über die Zusammensetzung des Reform-Arbeitskreises entschied letztlich dieser selbst und wußte sich durch Kooptation von Gesinnungsgenossen eine erstaunliche, bis heute andauernde personelle Kontinuität zu sichern. Die Sitzungen der Kommission sind nichtöffentlich, auf Nachfrage wurde nicht einmal verraten, welche Themen auf einer bestimmten Sitzung zur Diskussion standen. Protokolle gibt es sowenig wie von den entscheidenden Dritten Wiener Gesprächen 1994 oder der Mannheimer Anhörung 1998. Sogar der „Beirat“, der die Flickschusterei der zwischenstaatlichen Kommission heute beaufsichtigen soll, ist in seiner Zusammensetzung von der Kommission selbst bestimmt worden und beschränkt sich erwartungsgemäß darauf, deren Berichte abzunicken. Darum ist er auch nach seiner konstituierenden Sitzung nur noch ein einziges Mal zusammengetreten. Als ich mich bei der Kultusministerkonferenz (KMK) nach der Arbeit des von ihr eingesetzten Beirats erkundigte, wußte man dort überhaupt nichts und verwies mich an die Kommission. Übrigens wurde die Kommission im März turnusgemäß neu besetzt; sie ist mit der bisherigen identisch und hat nur den Vorsitz anders verteilt! Ihre demokratische Legitimation hat sie seit je mit der dreisten Behauptung begründet, sie sei von demokratisch gewählten Politikern bevollmächtigt; daraus soll ihr Recht folgen, in die deutsche Sprache „gestaltend einzugreifen“, wie das Bundesverfassungsgericht zustimmend urteilte.

Die Kultusministerkonferenz hatte unter anderem folgendes in Aussicht gestellt: „Wir müssen gemeinsam versuchen, die Unsicherheit, die durch die erneute öffentliche Debatte hervorgerufen worden ist, wieder auf eine sachliche Gesprächsebene zu bringen und einen konsensbildenden Prozeß in Gang zu setzen. Wir sollten bis nach dem Ende der Übergangsfrist, also bis zum Jahre 2005, beobachten, wie sich die Neuregelungen in der Praxis bewähren. Wir sollten Kritik aufgreifen und feststellen, wo Korrektur- und Nachbesserungsbedarf besteht . . . Bis zum Ablauf dieser Übergangsfrist kann man Erfahrungen sammeln und Rat einbringen. Der Rechtsausschuß des Deutschen Bundestages schlägt nun ebenso wie die Amtschefs der KMK vor - das halte ich für einen sehr wichtigen Schritt -, bei der weiteren Entwicklung der deutschen Rechtschreibung Schriftsteller, Journalisten, wissenschaftliche Institute und sonstige mit der Sprache und über die Sprache Arbeitende kontinuierlicher in die weitere Diskussion mit einzubeziehen. Ich finde, das sollte geschehen. Das ist ein entscheidender positiver Beitrag.

Die Arbeit der internationalen Kommission sollte damit nicht ersetzt, sondern konstruktiv begleitet werden. Denn sie haben unterschiedliche Sichtweisen. Darüber, wie das Verfahren vernünftigerweise ablaufen kann, wird man Regeln finden können. Wir wollen keine Reform hinter verschlossenen Türen. Das kann ich für alle Kultusminister sagen. Wir haben sie übrigens nie gewollt. Wir wollen die Erfahrungen mit der neuen Rechtschreibung offen austauschen und breit diskutieren, damit am Ende der Einführungsphase Regeln stehen, die eine breite Akzeptanz finden.“

So die damalige KMK-Präsidentin Anke Brunn am 26. März 1998 vor dem Deutschen Bundestag. Wie jeder weiß, ist daraus nichts geworden, der Bundestag und die gesamte Bevölkerung sind insofern getäuscht worden. Gerade weil die betroffene Bevölkerung von jeder Mitwirkung ausgeschlossen wurde, müssen die Berichte der Kommission mit falschen Behauptungen über die fortschreitende Akzeptanz der Reform, über die „problemlose“ Umsetzung an den Schulen und ähnlichen Konfabulationen arbeiten. Diese Unwahrhaftigkeit und nicht nur die sachliche Fehlerhaftigkeit der Reform ist es, was die gegenwärtige Lage so verfahren erscheinen läßt. Helfen kann nur ein Moratorium: Die bisherigen Schreibweisen müssen über 2005 hinaus gültig bleiben, damit Zeit gewonnen wird für eine sachgerechte Lösung, an der die gesamte schreibende und lesende Bevölkerung mitwirken kann.

Professor Dr. Theodor Ickler, Spardorf

Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 237 vom 13 Oktober 2003, Seite 39

www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?SunOct1218:14:56CEST2003

1) Richtungweisend war am 5./6. Oktober 1973 der Kongreß „vernünftiger schreiben“ der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der sich mit antikapitalistischer Begründung vor allem für die Kleinschreibung der Substantive einsetzte. Der Kongreß wurde gemeinsam veranstaltet vom PEN-Zentrum der Bundesrepublik, dem Verband deutscher Schriftsteller (VS) und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

* Ingeborg Drewitz; Ernst Reuter (Hrsg.): vernünftiger schreiben, reform der rechtschreibung. Verband Deutscher Schriftsteller; PEN-Zentrum der BRD; Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Frankfurt (am Main): Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1974, 189 S., ISBN 3-436-01886-4 (Fischer-Taschenbücher; 1465: Informationen zur Zeit)
____________________________________

Aufgeschoben und aufgehoben

13.10.2003 Theodor Ickler
KOMMENTAR

Zeitliches

Vielleicht sollte ich darauf hinweisen, daß mein Leserbrief keine Antwort auf die aktuellen Texte der FAZ (7. Oktober usw.) ist, sondern am 8. August abgeschickt wurde. Daß er überhaupt noch gedruckt wurde, hat mich überrascht, aber ich bin froh, daß der Vorschlag eines Moratoriums wieder einmal ins Gespräch gebracht wird. Natürlich bedeutet seine Verwirklichung, daß die Reform aufgegeben wird, das wissen auch die Reformer und werden sich mit Händen und Füßen dagegen wehren.

www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?MonOct1309:08:46CEST2003




Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Samstag, 12. Aug. 2006 17:27, insgesamt 3mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Mittwoch, 05. Nov. 2003 10:03    Titel: „Salonkommunisten“ am Werk Antworten mit Zitat

„Salonkommunisten“ am Werk

Für die reformbetreibende „Gesellschaft für deutsche Sprache“ (GfdS), Wiesbaden, begründete Professor Andreas Digeser in einem Artikel über die Kleinschreibung sehr genau, weshalb es pädagogisch dumm war, die Kleinschreibung zu fordern und daß hier Ideologen mit marxistisch-sozialistischer Denkweise von „Salonkommunisten“ am Werk waren, die auf Grund ihrer ideologischen Blindheit nicht in der Lage waren, wissenschaftlich objektiv zu denken: Einige Reformer und etliche Kultusminister waren Mitglieder der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), z.B. Gerhard Augst, der hessische Kultusminister Hartmut Holzapfel und der niedersächsische Kultusminister Rolf Wernstedt. Richtungweisend war der Kongreß „vernünftiger schreiben“ der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Frankfurt 1973.

Vgl. Andreas Digeser: Unklarheit mit kleinen Buchstaben: Warum wir die Großschreibung brauchen. In: Münchner Merkur 16./17. Juni 1973, Feuilleton. Siehe auch Badische Zeitung 29.07.97 und 05.08.97.

Digeser hatte eine Professur für englische Fachdidaktik, Literatur und Sprachwissenschaft an der Pädagogischen Hochschule in Lörrach. www.sprache.org. Er ist Autor von Groß- und Kleinschreibung, Vandenhoek & Rupprecht, 1974.

Die Chronik von „Book Byte Vision“ vermerkt: „Im April [1993] nimmt die Gesellschaft für deutsche Sprache auf Grund einer Mitgliederbefragung zu dem Entwurf [Deutsche Rechtschreibung – Vorschläge zu ihrer Neuregelung (Narr-Verlag, 1993)] Stellung. Sie entsendet Herrn Prof. Digeser (Lörrach) in die Mannheimer Kommission, der dort den Standpunkt der Gesellschaft vertreten soll.“

Adresse: Prof. Dr. Andreas Digeser, Meisenweg 6, 79650 Schopfheim, Tel. (07622) 74 40.
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Manfred Riebe



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Beitrag: Mittwoch, 21. Jan. 2004 10:16    Titel: Kulturrevolutionärer Klassenkampf Antworten mit Zitat

<b> Kulturrevolutionärer Klassenkampf
Salonkommunisten als Sprachzerstörer</b>

Besonders die unsinnigen und völlig unnötigen Silben- und Worttrennungen machen deutlich, daß es die Absicht der Gesellschaftsveränderer ist, die deutsche Sprache zu spalten und zu zerstören. Vgl. dazu den niedersächsischen Kultusminister Rolf Wernstedt über das „Herrschaftsinstrument Orthographie“ www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=187 und den Leserbrief von Theodor Ickler: Am Anfang waren Gesellschaftsveränderer - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=88

Der DDR-geprägte Hans Joachim Meyer, sächsischer Wissenschaftsminister und stellvertretender Vorsitzender der Kultusministerkonferenz, (1) sagte am 26. März 1998 im Deutschen Bundestag:
<b><i>„Nicht um die Neuregelung der Rechtschreibung geht es in Wahrheit. Es geht um die Frage, ob diese Gesellschaft veränderungsfähig und veränderungswillig ist.“</i></b>

Auch der DDR-geschädigte Reiner Kunze sagt sehr deutlich, daß es den Urhebern der Reform nicht darum ging, die Rechtschreibung zum Zwecke der besseren Verständigung zu ändern, sondern darum, die „Gesellschaft“ umzukrempeln; „die Orthographie war ihnen nur Mittel zum Zweck“. Der „Marsch durch die Institutionen“ habe nicht im „Klassenkampf“ die Gesellschaft verändert, sondern den Obrigkeitsstaat befördert und aufgrund der Ausrichtung am niedrigsten Niveau die Schriftsprache um hundert Jahre zurückgeworfen. <b><i>„Dieses kulturrevolutionäre Verständnis von sozialer Gerechtigkeit ist Teil jener Ideologie, deren Gesellschaftssysteme an sich selbst zugrundegehen.“</i></b> www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=165

Iris Hanika sagt dazu in „Die Rechtschreibgeißel“ mit den Worten der ideologisch verblendeten 68er Kulturrevolutionäre: <b>„Macht kaputt, was euch kaputtmacht.“</b> www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=149
_______________________

Hans Joachim Meyer

- Studium der Anglistik und Geschichte in Ost-Berlin

- Professor für Sprachwissenschaften an der Humboldt-Universität Berlin

- Minister für Wissenschaft und Bildung in der letzten DDR-Regierung unter de Maiziere

- Landesminister für Wissenschaft und Kunst in Sachsen

- erster ostdeutscher Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken

- Mitbegründer des Vereins Donum Vitae

Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.
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