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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 03. Jan. 2004 20:36 Titel: Hans Magnus Enzensberger: „überflüssig wie ein Kropf" |
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<b>Hans Magnus Enzensberger: „Die »Reform« ist natürlich so überflüssig wie ein Kropf. [...] Allen Lehrern der Republik würde ich raten, den Schwachsinn der neuen »amtlichen Regelung« stillschweigend zu ignorieren.“</b>
Eine Clique von selbsternannten Experten will sich wichtig machen, zwei Großverlage schnappen nach dem Monopolgewinn, und die Politik übt sich wie gewöhnlich im Etikettenschwindel. Dabei geht es überhaupt nicht um die Sprache, sondern um die Rechtschreibung, die von jeher das Steckenpferd aller Besserwisser war. ...
Eine solche »Reform« ist natürlich so überflüssig wie ein Kropf. Nur Zwangsneurotiker können wegen solcher Bagatellen jahrzehntelang Steuergelder in Ausschüssen und Kommissionen verdauen. ...
Wer ist überhaupt dieser Herr Konrad Duden? Irgendein Sesselfurzer! Ich halte mich lieber an Lessing, Lichtenberg, Kleist und Kafka ... im Zweifelsfall würde ich einem, der schreiben kann, eher trauen als Ministerialdirigenten und Schulbuchverlegern, die oft ihrer eigenen Sprache nicht mächtig sind. ...
Die Orthographie war in Deutschland seit dem Wilhelminismus ein reiner Amtsfetisch. Die Regierungen sollten die Finger von Dingen lassen, von denen sie nichts verstehen und für die sie nicht kompetent sind. Die sogenannten Regelwerke sind Ersatzhandlungen, mit denen die kulturpolitische Impotenz kaschiert werden soll. ...
Ich wünsche, daß mich der Staat beim Schreiben in Ruhe läßt. ... Allen Lehrern der Republik würde ich raten, den Schwachsinn der neuen »amtlichen Regelung« stillschweigend zu ignorieren. ... Ich kann mir nicht vorstellen, daß maßgebende Verlage ... so dumm sein werden, ihre Bücher einzustampfen. Auch die großen Zeitungen täten gut daran, sich taub zu stellen. Gegen diese Form der zivilen Sabotage ist kein Kraut gewachsen. Ich hoffe, daß der SPIEGEL dabei mit gutem Beispiel vorangeht.
(„So überflüssig wie ein Kropf“. Hans Magnus Enzensberger zur neuen Rechtschreibreform. Aus: Murks mit Majonäse. In: DER SPIEGEL Nr. 42, vom 14. Oktober 1996, S. 266, Titelgeschichte: „Schwachsinn Rechtschreibreform. RETTET DIE DEUTSCHE SPRACHE! Der Aufstand der Dichter“)
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ENZENSBERGER, Hans Magnus
Dr. phil., Schriftsteller, geb. 11. Nov. 1929, Kaufbeuren/Allg., Herausgeber der Zeitschrift Kursbuch (1964-75), Mitherausg. Ztschr. TransAtlantik (1980-82), Herausgeber der Anderen Bibliothek (ab 1985)
Univ. Erlangen, Freiburg/Br., Hamburg, Paris/Sorbonne (Germanistik, Lit.wiss., Phil., Spr.). Promotion 1955 mit einer Arbeit über Clemens Brentano
Redakteur Süddt. Rundfunk (Stuttgart); Lektor Suhrkamp-Verlag (Frankfurt). WS 1964/65 Gastdozent Universität Frankfurt (Poetik)
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Donnerstag, 09. Sep. 2004 09:15, insgesamt 2mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Dienstag, 27. Jul. 2004 15:55 Titel: Auch Kultusministern haben ein Recht auf Dummheit |
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Auch Kultusminister haben ein Recht auf Dummheit
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Auch Ministern sollte man, eingedenk menschlicher Schwäche, das Recht auf Dummheit nicht absprechen. Wenn jedoch sechzehn unter ihnen sich in einem Club ohne Verfassungskompetenz treffen, um per Dekret über die Landessprache zu verfügen, so stellt sich die Frage, warum sie glauben, ihre Dummheit in den Dienst der Kultur stellen zu müssen. Nach ihren Verlautbarungen zu schließen, die gewöhnlich die linkische Gangart der Bürokratie bevorzugen, ist es mit ihrer Beherrschung der deutschen Sprache nicht weit her. Das erklärt vielleicht, warum sie sich von selbsternannten Experten haben über den Tisch ziehen lassen, denen selbst die Autoren von Trivialromanen an Sprachgefühl und historischer Delikatesse weit überlegen sind. Als sie ihre blamable Reform verkündeten, habe ich, der Deutlichkeit halber, von Sesselfurzern gesprochen. Ich bedaure, mich in diesem Fall nicht höflicher ausdrücken zu können, und beglückwünsche die F.A.Z. zu dem Entschluß, die Reform der Pfuscher zu ignorieren. Zu hoffen ist, daß andere ihrem Beispiel folgen.
Hans Magnus Enzensberger
In: Mal sehen, ob Mut ansteckend wirkt - Schriftsteller über die Entscheidung der F.A.Z, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung für Deutschland: Die Reform als Diktat. Zur Auseinandersetzung über die deutsche Rechtschreibung. Frankfurt am Main, Oktober 2000, S. 69
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Anmerkung:
Siehe dazu
Hans Magnus Enzensberger: An unsere Vormünder - In memoriam Johann Balhorn. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 171 vom 26. Juli 2004, S. 29 - Bitte hier klicken: www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=1659&highlight=#1659 -
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Montag, 13. Jun. 2005 21:13, insgesamt 2mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Donnerstag, 09. Sep. 2004 09:14 Titel: Kultusminister sind „Pfuscher“ |
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Kultusminister sind „Pfuscher“
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„Diese Pfuscher!“
Enzensberger zur Rechtschreibreform
Mit nur zwei Sätzen löst der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger das leidige Problem der neuen Rechtschreibung - zumindest für Computernutzer. In einem Beitrag für die Mittwochsausgabe der „Bild“-Zeitung attackiert der Dichter die Kultusminister als „Pfuscher“, die sich eingebildet hätten, ihnen würde die Lufthoheit über die deutsche Sprache zustehen. Enzensberger rät: „Nicht schimpfen! Ignorieren!“ und nennt die einfachen Maßnahmen, die nötig sind, um sich dem Diktat der Bürokratie zu entziehen: „Jeder, der einen Computer hat, kann den ganzen Quatsch mit ein paar Mausklicks loswerden. Menü ,Extras‘ wählen, Optionen, Rechtschreibung und Grammatik, das Häkchen vor dem Feld ,Neue deutsche Rechtschreibung‘ entfernen, OK anklicken. Fertig!“ Neben dieser praktischen Lebenshilfe enthält Enzensbergers Beitrag auch heftige Vorwürfe gegen die Kultusministerkonferenz. Nachdem die Zivilgesellschaft „wieder einmal nicht pariert“ habe, drohten die Minister nun aus lauter Wut den Schulkindern mit schlechten Noten: „Lehrer und Schüler werden auf diese leere Drohung hoffentlich nicht hereinfallen. Die deutsche Sprache geht die Kultusminister nämlich gar nichts an.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 210 vom 9. August 2004, S. 35 |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 11. Sep. 2004 12:49 Titel: Diese Pfuscher! |
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Deutschlands großer Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger rechnet in BILD mit Kultusministern ab
Diese Pfuscher!
Hans Magnus Enzensberger
[Bildunterschrift:] Die graue Eminenz der Literatur: Hans Magnus Enzensberger (74, „Der Untergang der Titanic“)
Sicher ist ein durchschnittlicher Kultusminister nicht klüger oder dümmer als andere Leute. Wenn sich aber sechzehn Kultusminister zusammenrotten, dann ist Gefahr im Verzuge. Dann bilden sie sich nämlich ein, daß ihnen die Lufthoheit über die deutsche Sprache zustünde.
Dieser Irrtum hat sie dazu verleitet, eine Rechtschreibreform zusammenzubasteln, von der nun nach langem Hin und Her nur noch ein Trümmerhaufen übriggeblieben ist.
Sie haben gerufen: Alles hört auf unser Kommando! Aber die Zivilgesellschaft hat wieder einmal nicht pariert. Nun kann ein deutscher Minister leider um keinen Preis zugeben, daß er sich blamiert hat. Deshalb sinnen die sechzehn Pfuscher auf Rache.
Aus lauter Wut wollen sie sich nun an die Schulkinder halten, weil sie glauben, daß die sich nicht wehren können. Sie drohen ihnen mit schlechten Noten. Lehrer und Schüler werden auf diese leere Drohung hoffentlich nicht hereinfallen. Die deutsche Sprache geht die Kultusminister nämlich gar nichts an.
Nicht schimpfen! Ignorieren!
Das ist ganz einfach. Jeder, der einen Computer hat, kann den ganzen Quatsch mit ein paar Mausklicks loswerden. Menu „Extras“ wählen, e Optionen, e Rechtschreibung und Grammatik, e das Häkchen vor dem Feld „Neue deutsche Rechtschreibung“ entfernen, e OK anklicken.
Fertig!
Dann können die Sechzehn ihre Aktenköfferchen einpacken und nach Hause gehen. Wir wünschen ihnen einen gesunden Schlaf!
Bild vom Mittwoch, 8. September 2004
http://makeashorterlink.com/?N29061D39
www.bild.t-online.de/BTO/news/2004/09/08/enzensberger__schlechtschreib__reform/enzensberger__schlechtschreib__reform.html
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Kämpfer und Sprachgenie
Dr. phil. Hans Magnus Enzensberger (74) ist einer der berühmtesten deutschen Schriftsteller. Für seine Werke („Hilters Wiedergänger“, „Der Zahlenteufel“) wurde der kämpferische Schriftsteller vielfach ausgezeichnet (Georg-Büchner-Preis, Heinrich-Heine-Preis). Sprachgenie Enzensberger spricht neun Fremdsprachen, übersetzt Gedichte und Bühnenstücke aus aller Welt ins Deutsche. Seit Jahren kämpft er gegen die Rechtschreibreformer, „die selber nicht imstande sind, einen vernünftigen deutschen Satz hervorzubringen“.
Bild vom Mittwoch, 8. September 2004 |
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