| Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
| Autor |
Nachricht |
Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
|
: Freitag, 21. Nov. 2003 16:30 Titel: Protest gegen Gleichschaltungsdruck |
|
|
Protest gegen Gleichschaltungsdruck
Die Präsidenten verschiedener Akademien der Wissenschaften und Künste protestieren gegen den „Gleichschaltungsdruck“, der mit Hilfe der undemokratisch aufgezwungenen Rechtschreibreform ausgeübt wird:
„Die Tatsache, daß die administrative Vollmacht der mit der Reform verbundenen Verordnungen sich auf Schulen, Behörden und andere Institutionen des staatlichen Lebens beschränkt, ändert nichts daran, daß sie, über Staats- und Ländergrenzen hinweg, die ganze Sprachgemeinschaft betreffen. Obschon es außerhalb von Schulen und Behörden dem einzelnen freisteht, zu schreiben, wie er will, und auch jeder Verlag und jede Redaktion die Freiheit eigener Regelsysteme in Anspruch nehmen kann, erzeugt einerseits die orthographische Normierung des Schreibens und Druckens durch automatische PC-Programme, andererseits die Durchsetzung der neuen Schreibweisen durch die künftigen Schulabgänger einen Gleichschaltungsdruck, der die Verantwortung der staatlichen Entscheidungsträger für die gesamte Schriftsprache - und nicht nur innerhalb des staatlichen Machtbereichs - deutlich macht.“
(Rechtschreibung ohne Kopf - Pressemitteilung der Akademie der Künste, Berlin, 19.11.2003)
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=111
Die Formulierung „der mit der Reform verbundenen Verordnungen“ trifft nicht zu und ist womöglich eine Folge der Desinformationskampagnen. Der Begriff „Verordnungen“ erweckt den falschen Eindruck, es lägen Rechtsverordnungen vor. Diese erforderten aber ein Gesetz als Grundlage. Die Rechtschreibreform beruht jedoch nicht auf einem Gesetz; denn sie wurde den Schulen und Behörden an den Parlamenten vorbei mit Hilfe bloßer Erlasse aufgezwungen.
Der VRS hatte schon in seiner Presseserie auf die Gleichschaltung der Schulen und der Presse und deren Gleichschaltungsdruck hingewiesen:
1. Gleichschaltung der Schulen
„Die „Rechtschreibreform“ wurde den Schulen bereits vor sieben Jahren ab Sommer 1996 durch Kultusministererlasse beinahe diktatorisch und ohne vorherigen Praxistest aufgezwungen. Lehrer und Eltern wurden nie gefragt.“
www.vrs-ev.de/pm140803.php
2. Gleichschaltung und Gleichschaltungsdruck der Presse
„Erst mit der Gleichschaltung der Nachrichtenagenturen und Zeitungen am 1. August 1999 begann der öffentliche Test der Reform. Es zeigte sich, daß auch die professionellen Schreiber in den Redaktionen mit den Eigenheiten der „reformierten“ Rechtschreibung überfordert waren. [...] Die Presse verbreitet überwiegend die Darstellung der Reformer und Kultusminister, anstatt eine kritische, unabhängige Haltung einzunehmen.“
www.vrs-ev.de/pm280803.php
In der Rubrik „Staat und Sprache“ wird im Strang <b>„Orthographische Gleichschaltung“</b> noch mehr gesagt:
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=197
Anmerkung:
In den Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Donnerstag, 12. Jul. 2007 16:26, insgesamt 1mal bearbeitet |
|
| Nach oben |
|
 |
Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
|
: Freitag, 02. Jan. 2004 16:18 Titel: Umgestellte Journalisten |
|
|
<b>Umgestellte Journalisten
Zum Jubiläum der Rechtschreibreform</b>
von Theodor Ickler
Die Beiträge der Zeitungen zum fünften Jahrestag der Rechtschreibreform veranlaßten einen Beobachter zu der Bemerkung: <i>„Psychologisch interessant ist, daß kaum ein Journalist die Reform gut findet und trotzdem alle so tun, als sei etwas Wünschenswertes und Überfälliges gegen mancherlei Widerstand zum guten Ende gebracht worden.“</i> Mit wenigen Ausnahmen trifft das zu. Wahrscheinlich ist es kaum erträglich, jahrelang etwas tun zu müssen, was man für falsch hält. Allmählich wird man finden, daß es so schlimm gar nicht ist, zumindest erträglich, vielleicht sogar ganz gut, jedenfalls besser als das Alte. Leider gibt es dann immer noch einige Starrköpfe, die den lieben Frieden stören und einem das eigene Nachgeben gegenüber der Macht unangenehm gegenwärtig halten. Das verlangt Gegenmaßnahmen. Eine Handvoll Argumente wiederholt sich auffallend beständig, nicht erst seit gestern. Hier sind sie:
Die Sache ist gelaufen
Viele Journalisten stellen fest, die Reform habe „sich durchgesetzt“ – was insofern nicht zutrifft, als ihre Einführung, soweit bekannt, von keiner Redaktion aus freien Stücken beschlossen, sondern <b>„von oben“ angeordnet</b> worden ist. Die Nachrichtenagenturen und Zeitungsverleger hatten dafür einen Termin vereinbart, den 1. August 1999, der von den meisten auch eingehalten wurde. Die Rückkehr der FAZ zur bewährten Orthographie gilt als ärgerlich und wird regelmäßig bespöttelt: „Nur die Frankfurter Allgemeine (FAZ) tanzt einsam aus der Reihe.“ <b>Die Journalisten schlagen hier denselben Ton an wie die Rechtschreibkommission, zu deren Sprachrohr sie sich geradezu machen.</b> Kein Journalist allerdings, sondern ein Germanistikprofessor höhnt in der Nordwest-Zeitung: „Ein paar beharrliche Altschreiber wirken bereits exotisch. Das Satiremagazin ‘titanic’ Seit’ an Seit’ mit der ‘FAZ’ und der ‘DBZ’ (Deutsche Briefmarken Zeitung) als Hort der guten alten Rechtschreibzeit, das wirkt erheiternd.“ „Die FAZ an der Spitze einer revolutionären Bewegung! Die Macher gefielen sich in der Rolle, auch wenn es sich um eine Konterrevolution handelte.“ (Berliner Zeitung) Die FAZ war immerhin großzügig genug, in ihren Spalten den bayerischen Kultusminister und Reformdurchsetzer Hans Zehetmair als „fremde Feder“ raunen zu lassen: „Ganz deutlich muß gesagt werden, daß die ‘Verwirrung’ welche die Reformgegner immer wieder bei Alt und Jung ausmachen, unter anderem darauf zurückzuführen ist, daß auch eine renommierte Tageszeitung sich der neuen Rechtschreibung noch nicht angeschlossen hat.“ (Man beachte die kapriziöse Logik: Wenn die Verwirrung nur von den Reformgegnern ausgemacht wird, dann existiert sie vielleicht gar nicht – in welchem Falle auch die Schuld der FAZ sich in Grenzen hielte ...) Eine Horrorvorstellung scheint es für die Journalisten zu sein, daß die Reform zurückgenommen werden könnte: Man fürchtet offenbar, wie der nackte Kaiser dazustehen, nachdem das Kind die simple Wahrheit ausgesprochen hat. Das darf nicht sein, und darum beteuern auch kritische Beobachter wieder und wieder: „Ein Zurück wird es nicht geben.“ (Nürnberger Nachrichten u. a.) Die Einführung ist „endgültig“, „unumkehrbar“ (Hamburger Abendblatt).
„Experten“
„Am fünften Jahrestag der Einführung der Rechtschreibreform haben Experten eine überwiegend positive Bilanz gezogen.“ So die Deutsche Presse-Agentur, die bekanntlich federführend bei der Umstellung der Presse-Orthographie war. Als ersten dieser „Experten“ zitiert sie <B>Klaus Heller, den Geschäftsführer der Rechtschreibkommission und Mitverfasser der Neuregelung</b>. Daß er sein eigenes Werk „überwiegend positiv“ beurteilt, sollte niemanden überraschen. Auch <b>Rudolf Hoberg wird in diesem Sinne zitiert, ein weiteres Mitglied der Kommission</b>. Der österreichische <b>Reformer Franz V. Spechtler</b> ist ebenfalls hoch zufrieden (die Tiroler Tageszeitung gibt ungeprüft seine unwahre Behauptung weiter, aus 52 Kommaregeln seien fünf oder sechs geworden; Spechtler weiß natürlich, daß die Kommaregeln – bei gleichem Umfang – nur anders numeriert wurden). Solche „Experten“ wie die Vertreter des Bundeselternrates und des Deutschen Philologenverbandes, die sich weniger den Verbandsmitgliedern als den Kultusministerien verbunden fühlen, werden auch völlig kritiklos mit der Behauptung zitiert, an den Schulen gebe es mit der Neuregelung keinerlei Probleme. Die Spatzen pfeifen unterdes von den Dächern, daß dem nicht so ist. Man könnte es wissen, will aber nicht.
Schulbücher
Als Beleg für den Erfolg der Reform wird angeführt, daß „Schulbücher zu 100 Prozent in der neuen Rechtschreibung“ erscheinen. Das ist allerdings kein Wunder, denn die Kultusminister haben schon 1996, zwei Jahre vor dem Inkrafttreten der Reform, bekanntgegeben, daß sie ab sofort nur noch Schulbücher in Reformorthographie zulassen würden. Welcher Schulbuchverleger würde unter diesen Umständen nichtumgestellte Bücher herausbringen? Es wäre glatter Selbstmord.
Jogurt, Karamell, Schiffahrt
Wie kann man sich über Vereinfachungen wie das weggefallene h in „Jogurt“ oder das doch recht logische dritte f in „Schifffahrt“ aufregen? In Wirklichkeit regen sich die Kritiker darüber auch gar nicht so sehr auf; die ernsthafte Kritik gilt den willkürlichen, zum Teil grammatisch falschen Getrennt- und Großschreibungen und der rücksichtslosen Einebnung von Bedeutungsunterschieden einerseits (bis hin zur Beseitigung von Wörtern aus den Wörterbüchern), den unnötigen Komplizierungen andererseits. Die sind aber meist <b>zu schwer zu verstehen, als daß Journalisten, die sich ja auch meist um das Studium des amtlichen Regeltextes drücken und lieber im Duden nachschlagen, sie zu durchschauen vermöchten</b>.
Zauberwort „Reform“
Reformen abzulehnen scheint von vornherein eine reaktionäre Haltung zu sein. Reform – oder was sich so nennt – ist an sich gut. Mit diesem naiven Sprachzauber wuchern die Veränderungswilligen; schon in den siebziger Jahren sollte an der Veränderung der Rechtschreibung die Veränderbarkeit der Gesellschaft demonstriert werden. Politiker haben manchmal die Rechtschreibreform als Testfall für die Reformfähigkeit des wiedervereinigten Deutschland bezeichnet (so Kultusminister Hans-Joachim Meyer vor dem Bundestag). „Mit Reformen tun wir uns alleweil schwer hier zu Lande.“ (Nordwest-Zeitung) Nach Peter Schmachthagen (Hamburger Abendblatt) „ist es fast ein Wunder, dass es in unserem reformscheuen Deutschland eine Rechtschreibreform gegeben hat.“ <b>Gern verschweigen die Zeitungen auch, daß die „Verbindlichkeit“ der neuen Schreibweisen nur für die Schule gilt;</b> dadurch scheint die Verantwortung der Presse geringer.
„Glaubenskrieger“ gegen „Reförmchen“
Wer auf etwas so Lächerliches wie die Grammatik Wert legt, muß ein Fanatiker, Fundamentalist, Glaubenskrieger, Eiferer, Korinthenzähler, Streber usw. sein. Dabei ist die Reform doch nur ein Reförmchen. Das von den Kritiker (wann und wo eigentlich?) vorausgesagte „Chaos“, der „Untergang des Abendlandes“, die „Apokalypse“ (Die Welt) sei nicht eingetreten. Dem dpa-Redakteur Karl-Heinz Reith springt etwas so Unwichtiges wie „der Erhalt von Konsonanten bei Wort-Zusammensetzungen wie ‘Pappplakat’ oder ‘Sauerstoffflasche’ in die Augen“ (Heilbronner Stimme), sicher kein Grund zur Aufregung, denn just diese Wörter wurden schon vor der Reform so geschrieben.
Die armen Schüler
Schon die dreiste Annullierung des schleswig-holsteinischen Volksentscheids durch eine Allfraktionen-Koalition des Landtags wurde von einer <b>gefügigen Presse</b> mit dem Argument entschuldigt, damit seien die Schüler dieses Bundeslandes von einer „Rechtschreibinsel“ heruntergeholt worden (während man sie in Wirklichkeit gemeinsam mit allen deutschen Schülern auf eine solche Insel deportierte; denn außerhalb der Schule wird die amtliche Regelung nirgendwo angewendet). Noch immer zieht das Argument, man müsse auf die Schüler Rücksicht nehmen:
„Das Abendblatt hat die Rechtschreibreform nicht mitgemacht, weil es von einem Änderungswahn befallen gewesen wäre, sondern weil es die Schreibweise bieten wollte, wie sie in den Schulen gelehrt wird.“ So verteidigt Peter Schmachthagen sein Hamburger Abendblatt. Dann müßte allerdings in der Zeitung die amtliche Regelung und nicht die in wesentlichen Punkten abweichende, die Schüler daher irreführende Agenturschreibung verwendet werden.
Alte Knacker
Wer noch „Handkuß“ schreibt, pflegt auch den Handkuß noch: „ein paar Konservative“ im Umkreis der FAZ. Das hat Brenda Strohmaier erkannt (Berliner Zeitung). Ihre Ausführungen über die angeblich so reaktionäre Zeitung aus Frankfurt schließt sie mit den selbstentlarvenden Worten: „Heute sehen ‘Fluß’, ‘Prozeß’ und ‘Biß’ nur noch altmodisch aus. Wie ein Handkuß eben.“ Man fragt sich, was die Verfasserin eigentlich liest. Gregor Dotzauer hat im „Tagesspiegel“ herausgefunden: „Reformgegner sind nicht automatisch von gestern. Die Frage der Lernfähigkeit stellt sich für sie aber in besonderem Maß. Dass es zwischen ihnen und dem nichtdigitalisierten Teil der deutschen Bevölkerung frappierende Überschneidungen gibt, ist dafür ein wichtiges Indiz.“ (Kurioserweise <b>stellt dpa-Redakteur Reith gerade umgekehrt fest, daß die Reformgegner ihren Kampf „vorwiegend im Internet“ führen.</b>) Ein Trost: die Unbelehrbaren sterben aus. „Es ist verständlich, dass Leute wie Giordano, Reich-Ranicki, Grass, Kempowski oder Gertrud Höhler nichts Neues mehr lernen wollen, aber die Reform hat sich dennoch weitgehend durchgesetzt – wenn auch nicht in verträumten Dichterstuben, sondern vor allem bei denjenigen, die das Lesen und Schreiben neu lernen. Und davon gibt es immer mehr. Diese Schülerjahrgänge wachsen nach.“ (Peter Schmachthagen im Hamburger Abendblatt) Noch brutaler sagt es Matthias Heine in der „Welt“: „Die Tatsache, dass so viele noch an der alten Rechtschreibung festhalten, beweist nur den menschlichen Unwillen, einmal Gelerntes infrage zu stellen. Dass Marcel Reich-Ranicki und Walter Kempowski mit 80 nichts Neues mehr lernen wollen, ist sehr verständlich. Viele sehr alte Leute schreiben bis heute noch Sütterlinschrift. So wie diese wird vermutlich auch die alte Orthographie verschwinden, spätestens wenn das FAZ-Herausgebergremium nur noch aus Leuten besteht, die in der Schule die neuen Regeln gelernt haben.“ Was dieses „Neue“ taugt, scheint gar keine Rolle mehr zu spielen.
Doofe Schriftsteller
Was von den berühmten deutschen Schriftstellern zu halten ist, hat der damalige Direktor des <b>Instituts für deutsche Sprache, einer selbsternannten Propagandazentrale für die Rechtschreibreform</b>, schon vor sechs Jahren vorgegeben. Im gleichen Ton sagt heute der Geschäftsführer der Rechtschreibkommission, Klaus Heller: „‘Was viel gelesen wird, erscheint in neuer Rechtschreibung’. Anders sei es mit der, nun, ‘Höhenliteratur’. Autoren wie Grass, Lenz, Kunze ‘fühlen sich als Wahrer der deutschen Sprache, verstehen auch die Unterscheidung von Sprache und Schreibung nicht’, sagt er kämpferisch.“ (Berliner Zeitung) Daß Reiner Kunze nicht zwischen Schrift und Sprache zu unterscheiden wüßte, ist eine wahrhaft bodenlose Unterstellung, aber es wird kommentarlos weitergereicht.
Friedhofsruhe
Nicht ohne Zufriedenheit stellen manche Zeitungsschreiber fest, <b>daß es um das Thema Rechtschreibreform still geworden sei. Sie wissen genau, daß die Zeitungen selbst es sind, die darüber bestimmen, was diskutiert wird und was nicht. Das reicht von redaktionellen Beiträgen bis zur Auswahl der Leserbriefe.</b> Anhand von Jahrgangs-CD-ROMs läßt sich nachweisen, <b>daß zum Beispiel die Süddeutsche Zeitung nach dem 1. August 1999 das Thema Rechtschreibreform regelrecht unterdrückt hat.</b> In manchen Zeitungen werden sogar die Todesanzeigen zwangsweise auf die neue Schreibung umgestellt, damit jede Erinnerung an die „alte“ möglichst rasch verlorengeht (schriftlich bestätigt von der Nordbayerischen Anzeigenverwaltung). Außerdem <b>ist es angenehm, daß man sich mit einem peinlichen Gegenstand, der „kein Thema“ mehr ist, auch nicht länger zu beschäftigen braucht.</b>
„Es gibt Wichtigeres“ oder: Reden wir von was anderem!
Rechtschreibreform? Gibt es nichts Wichtigeres? Zum Beispiel die Fremdwörter („Anglizismen“), das Schwinden des Sprachgefühls... „Können wir jetzt bitte wieder über die Gesundheits- und die Rentenreform reden?“ Auch <b>diese Rhetorik trägt zur Themenvernichtung bei, und wieder übernehmen die Zeitungen wortgetreu die Taktik der Reformer selbst: Jahrzehntelang hatte sie die überragende Wichtigkeit einer Rechtschreibreform behauptet; sobald die Sache unter Dach und Fach war, schnitten sie jede Diskussion mit dem Hinweis ab, es gebe Wichtigeres</b>.
Schlußbetrachtung
Der Verleger Walter Lachenmann kommt nach Lektüre zahlreicher „Jubiläums“-Artikel zu folgendem Schluß: „Die Quintessenz der Betrachtungen zum 5. Jahrestag der Reformeinführung scheint zu sein: Die Reform ist zwar ohne jeden Zweifel ziemlich mißraten, hat sich aber dennoch durchgesetzt, was mit einiger Genüßlichkeit festgestellt wird. Weshalb das ganze Experiment veranstaltet wurde und welche Folgen es in den verschiedensten Bereichen hat (die Schule ist davon ja nur ein sehr vordergründiger und eher nebensächlicher), scheint kaum einen dieser Kommentatoren zu interessieren. Dabei hat man den Journalisten ihr ureigenstes Handwerkszeug so verdorben, daß sie tagtäglich Absonderlichkeiten schreiben, für die man sie vor fünf Jahren ausgelacht hätte. Ähnliches gilt für ihren Umgang mit Wahrheit und Vernunft, als deren Wächter sie sich ansonsten gerne betrachten.“
(Alle Zitate stammen aus Zeitungen um den 1. August 2003 herum; einige sind grammatisch an den Kontext angepaßt, im Wortlaut aber unverändert. Es gibt natürlich – das sei ausdrücklich festgehalten – auch weiterhin gute, kenntnisreiche Beiträge, auf die hier nicht eingegangen wurde, zum Beispiel von Dankwart Guratzsch, Heike Schmoll, Burkhard Müller-Ullrich und Michael Wittler.)
- geändert durch Theodor Ickler am 06.08.2003, 19.16 -
Theodor Ickler 05.08.2003 08.39
Forum > Rechtschreibforum > Hilfstruppen
http://www.rechtschreibreform.de/php/einzelner_Datensatz.php?BeitragNr=1
__________________________________
Anstatt „Umgestellte Journalisten“ könnte man auch „gleichgeschaltete Journalisten“ sagen. Siehe dazu den Strang „Orthographische Gleichschaltung“:
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=197
Vgl. auch die VRS-Pressemitteilung vom 28. August 2003: Gleichgeschaltete Presse verharmlost Rechtschreibreform - Totschlagargumente der Reformer und Kultusminister werden verbreitet
www.vrs-ev.de/pm280803.php
Anmerkung:
In den Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren. |
|
| Nach oben |
|
 |
|
Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group
|