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Kündigung von Zeitungsabonnements

 
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Donnerstag, 01. Jan. 2004 22:31    Titel: Kündigung von Zeitungsabonnements Antworten mit Zitat

<b>Kündigung von Zeitungsabonnements</b>

[...]
In welchem Maße Leserbedürfnisse durch redaktionelle Linien verdrängt werden, läßt sich mit angemessenem Zeitaufwand nur exemplarisch verdeutlichen. Ich wähle das - in einer außen- und innenpolitischen Wichtigkeitsskala sicherlich nicht prioritäre, aber dennoch gesellschaftspolitisch aufschlußreiche - Beispiel <b>‚Rechtschreibreform’</b> und verweise Sie zur Verdeutlichung meiner Kritik an einem - von mir öfters beobachteten - vorauseilenden Gehorsam oder fast funktionärshaft wirkenden 'Moderatoren-Pragmatismus' gegenüber problematischen Vorgaben aus dem Bereich der Politik auf meine Beiträge in:
www.tu-berlin.de/fb1/AGiW/Cricetus/C1.htm
[...]
Besonders bedenklich und abschreckend fand und finde ich etwa , um ein scheinbar ‘weniger wichtiges’ Beispiel zu nennen, die Art, wie Sie die sog. <b>‘neue Rechtschreibung’</b> in Ihrem Hause und gegenüber Ihrer größtenteils andersdenkenden Leserschaft - mit ursprünglich kleinen, mittlerweile jedoch eingestellten ‘Konzessionen’ - ‘durchsetzten’ und bis heute ‘unbeirrt’ beibehielten, obschon es sich um ein in mancherlei Hinsicht kulturloses, empörend freiheitswidriges und auch im Hinblick auf seine expliziten Ziele praktisch untaugliches Instrument einer versuchten allgemeinen Schriftsprachregelung durch den Staat und andere für Sprachregelungen noch weniger legitimierte Instanzen handelt.
Ihr dabei ohne das m. E. nötige Problembewußtsein, jedenfalls aber ohne Notwendigkeit und mit mir unverständlicher Energie betriebenes Zusammenwirken mit vielen - wenn auch zum Glück nicht mit allen - anderen Presseorganen des deutschsprachigen Raumes ist m. E. besonders alarmierend, weil exemplarisch für eine zutiefst unakzeptable Art journalistisch-medialer Herrschaftsaspiration oder aber ggf. - noch. unangenehmer - für eine vorauseilende und hyperaktive Anpassungsbereitschaft gegenüber irgendwelchen angeblich nötigen, argumentativ aber in vielem angreifbaren, oft genug auch kultur- und traditionslosen und manchmal auch verfassungsbedenklichen ‘politischen Projekten’, die Ihnen von irgendwoher nahegelegt werden.
Ihr und anderer Medien in diesem Sinne ‘neuer Stil’ läßt darüber hinaus generell daran zweifeln, ob ein heutiger Zeitungsleser selbst in ‘weniger wichtigen’ Fragen der öffentlichen Meinungsbildung grundsätzlich noch von einer wirklichen Vielfalt der Presselandschaft ausgehen darf. Es hat in den letzten Jahren bedauerlicherweise mehrere Fälle weiträumig koordinierter Presseaktionen gegeben, die - zumal in ihrer immer bedenkenloseren Wiederholung - letztlich nicht weniger bedeuten als eine im großen abgestimmte Form der Öffentlichkeitsbeeinflussung, der der institutionellen Zweck der verfassungsrechtlich geschützten Meinungsvielfalt und Sprachfreiheit (Art. 5 GG) offenbar gleichgültig ist.
[...]
Ist die Verfassung Ihres Hauses und größerer Teile der allgemeinen Medienlandschaft aber gegenwärtig so, so besteht die einzige Möglichkeit eines individuellen Lesers, sich gegen journalistische Einseitigkeiten und ‘Erziehungsmaßnahmen’ dieser Art und Intensität zur Wehr zu setzen, im Nichtkauf einer Zeitung oder in der Abbestellung eines Abonnements. Verhielte man sich als Leser anders, so wäre das so, als wenn man eine politische Partei unterstützte, mit der man in wichtigen Punkten ihrer Praxis und ihres Programms nicht übereinstimmte. Mit den Parteien, die die von Ihnen propagierten Linien ebenfalls vertreten, stimme ich weitgehend nicht überein.
Ich werde daher Ihre Zeitung künftig zwar weiterhin lesen, aber nur in ständigem, regelmäßigem Wechsel mit völlig andersartigen Presseorganen und Informationsquellen.

www.tu-berlin.de/fb1/AGiW/Cricetus/SOzuC2/MedIKrit.htm
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