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Korinna
Registriert seit: 05.12.2003 Beiträge: 5
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: Montag, 29. Dez. 2003 21:40 Titel: Die Schönheit der Sprache |
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Heute hatte ich eine lange Diskussion mit einigen Lehrern hinsichtlich der Unfähigkeit Jugendlicher, sich sprachlich deutlich auszudrücken.
Die Frage tauchte auf, ob es nicht eher wir Erwachsenen sind, die den Kindern und Jugendlichen mit schlechten Beispielen vorangehen. In welchen Familien wird noch diskutiert, wird noch über diverse Themen geredet?
Oftmals sind die Kinder ganztags irgendwo "untergestellt", und am Abend bleibt höchstens noch Zeit, sie ins Bett zu bringen. Woher sollen sie nun also eine gewählte Ausdrucksweise lernen?
Auf meiner Homepage http://www.korinna.de habe ich mich in einem kleinen Artikel mit diesem Thema auseinandergesetzt.
Korinna Söhn |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Dienstag, 30. Dez. 2003 09:44 Titel: Sprachliche Vorbilder |
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Sprachliche Vorbilder
Einschränkung der Ausdrucksmöglichkeiten
durch die Schlechtschreibreform
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Sprache
Von Korinna Söhn
Mitte Dezember 2003 kam der dritte Teil des Films „Der Herr der Ringe“ in die Kinos. [...] Dem aufmerksamen Betrachter fällt auch auf, daß sich alle Darsteller höchst gewählt ausdrücken. Es wurde größter Wert auf eine blumenreiche Sprache mit deutlicher Artikulation gelegt.
Im krassen Gegensatz dazu steht das, was uns heute ziemlich täglich in der Werbung suggeriert wird. Da ist eine Person mit Handy zu sehen, die undeutliche Brocken stammelt, welche die Person am anderen Ende nicht recht zu verstehen scheint. Als Alternative wird dann vorgeschlagen, man solle doch Nachrichten per MMS, also mittels eines soeben aufgenommenen Fotos übermitteln. Damit würde sichergestellt, daß der Empfänger auch tatsächlich versteht, was der Absender weitergeben will.
Ist uns überhaupt klar, was uns da unterstellt wird? Da behaupten die Hersteller dieser Geräte doch tatsächlich, daß der Mensch nicht mehr in der Lage sei, sein Umfeld so zu beschreiben, daß es ein anderer sich bildlich vorstellen kann. Welch ein Armutszeugnis!
Es ist ja bedingt sogar richtig. Wer sich nur im Stil von SMS unterhält, ist vielleicht tatsächlich nicht mehr in der Lage, etwas mit entsprechenden Adjektiven und sonstigen beschreibenden Elementen zu schildern. Unsere heutige Jugend allerdings lebt mit SMS, und ihre Sprache verkommt mehr und mehr. [...]
All diese überaus phantasievollen Bilder, die wir im „Herrn der Ringe“ sehen, sind aufgeschrieben in dem gleichnamigen Buch von Tolkin [Tolkien]. All die Bauten, all die Gestalten, all die Landschaften hat er mit Worten beschrieben. Uns Menschen stehen genügend Worte zur Verfügung, um das zu beschreiben, was wir mitteilen wollen. Dies gilt besonders dann, wenn es sich um alltägliche Dinge und Begebenheiten handelt.
Aber der Umgang mit solchen Worten will gelernt und geübt sein. Es ist blanker Unsinn, die Ganztagsschule einzuführen, um dann bei der Pisastudie möglicherweise besser abzuschneiden. Das ist nicht der Weg!
Bedeutend sinnvoller wäre es, die Begeisterung der Jugendlichen über Filme wie den „Herrn der Ringe“ aufzugreifen und sie zu ermutigen, die dort verwendete Sprache anzunehmen und im täglichen Leben umzusetzen. Dabei ist es wichtig, daß die Älteren sich ebenfalls dieser Sprache bedienen und ein entsprechendes Vorbild sind. [...]
Wenn wir es gemeinsam schaffen würden, die Jugend wieder zum Sprechen, Schildern, Beschreiben zu bringen, könnten wir auch die kulturellen Werte wieder mit anderen Augen sehen. Die Begeisterung für Filme wie den „Herrn der Ringe“ könnte uns dabei ein großes Stück helfen.
http://www.korinna.de/start.html
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Genauer gesagt, geht es Ihnen bei der „blumenreiche Sprache mit deutlicher Artikulation“ um die gesprochene Sprache und damit um die Umgangssprache. Aber die gesprochene Sprache ist eng verknüpft mit der geschriebenen Sprache, insbesondere mit der Sprache der Dichter, mit deren Hilfe man lernt, sich gewählt auszudrücken. Der Film beruht ja auf John Ronald Reuel Tolkien: Der Herr der Ringe.
Sie haben natürlich recht, daß man gute Film-Vorbilder aufgreifen sollte. Das ist aber immer nur ein Tropfen auf einen heißen Stein; denn nicht nur die Qualität der Schulbildung, sondern auch die Qualität der Medien sinkt tendenziell. Zum Beispiel wurde und wird die Qualität der Presse dadurch gesenkt, daß man alle Korrektoren entließ bzw. entläßt.
Noch wichtiger aber wäre es, erst einmal die Lehrerausbildung vorbildlich zu gestalten, so daß die Lehrer dauerhaft als Vorbilder wirken könnten. Damit meine ich nicht nur die Germanisten bzw. Deutschlehrer, sondern auch die Lehrer anderer Fächer, insbesondere auch die Volksschul- und Berufsschullehrer, die in Deutsch nicht ausgebildet werden, sondern dieses Fach weitgehend anhand ihres oft sehr kümmerlichen Gymnasialwissens bestreiten müssen.
Die Klagen der Industrie- und Handelkammern, Handwerkskammern und der Hochschulen über mangelhafte Deutschkenntnisse der Schüler und Studenten kommen auch daher, daß die schulischen Anforderungen gesenkt und dem geringeren Leistungsniveau angepaßt wurden. Ein herausragendes Beispiel der Niveausenkung ist ja die sogenannte Rechtschreibreform, die bereits zu einer Beliebigkeitsschreibung geführt hat: www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?t=105
Diese überflüssige „Reform“ ist ein ideologisch-dilettantisches „Herumdoktorn“ von Alt-68ern an Symptomen - www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?t=187 -.
Selbst die PISA-Studie hat noch nicht dazu geführt, daß die Kultusminister hinsichtlich der Rechtschreibreform ihren Vereinfachungswahn und das „Herumdoktorn“ an Symptomen aufgegeben haben - www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?t=151 -. Die sogenannte Rechtschreibreform schränkt die Ausdrucksmöglichkeiten so sehr ein, daß Schriftsteller sich dagegen wehren:
www.vrs-ev.de/pm071003.php
www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?t=111
www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?p=498#498
www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?t=149
Von der Berufsschule her kann ich sagen, daß dort das Fach Deutsch aus allen genannten Gründen häufig wie ein fünftes (überflüssiges) Rad am Wagen behandelt und hin und wieder für andere Fächer zweckentfremdet wird.
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