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Forschung & Lehre

 
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Samstag, 15. Nov. 2003 17:36    Titel: Forschung & Lehre Antworten mit Zitat

Forschung & Lehre

Die Freude an der deutschen Sprache beleben
Fragen an die Vorsitzende des Deutschen Sprachrates Jutta Limbach


Forschung & Lehre: Der Sprachrat hat an deutsche Wissenschaftler appelliert, auch künftig auf Deutsch zu publizieren. Ist dieser Appell angesichts der weltweiten Dominanz der Wissenschaftssprache Englisch, insbesondere in den Naturwissenschaften, realistisch?

Jutta Limbach: Wer wissenschaftlich international wahrgenommen werden möchte, muß sich des Englischen bedienen. Doch die deutschen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sollten darüber den Gebrauch des Deutschen nicht vernachlässigen. Schon im Interesse ihrer wissenschaftlich interessierten deutsch sprechenden Mitbürger und Mitbürgerinnen sollten sie nach wie vor auf Deutsch publizieren und vor allem im Inland referieren. Nur so wird Deutsch auch als Fachsprache weiterentwickelt. Die Wissenschaftler könnten so mit gutem Beispiel auf dem Weg zur Zwei- oder Mehrsprachigkeit vorangehen.

Streben Sie eine Sprachenpolitik an, die der französischen Rigorosität vergleichbar ist?

Nein. Unser Ziel ist es, die Freude an der deutschen Sprache zu beleben. Weder Deutschtümelei noch eine staatlich verordnete Sprachenpolitik ist unsere Sache. Von verschiedenen Organisationen und einzelnen Personen ist in den letzten Jahren immer wieder ein Gesetz zum Schutz der deutschen Sprache gefordert worden, etwa analog den Sprachgesetzen in Frankreich und Polen. Der Deutsche Sprachrat betrachtet gesetzliche Maßnahmen jedoch als ungeeignet, wenn es darum geht, die deutsche Sprache fortzuentwickeln und zu ihrem regen Gebrauch anzuregen.

In Werbung, Politik und Medien wird die Sprache bewußt zur Verschleierung und Desinformation gebraucht. Überfordert Sie die gewaltige Aufgabe der öffentlichen Sprachkritik nicht? Sprachkritik darf hier nicht mit der feuilletonistischen Klage des Sprachverfalls verwechselt werden. Sprachkritik in unserem Sinne zielt auf Sprachkultur, auf ein Bewußtsein vom Reichtum unserer Sprache, die sich in den großen Werken der Philosophie und der schöngeistigen Literatur niederschlägt. Uns geht es um die Bedeutung, die die Deutschen ihrer Sprache beimessen. Wir wollen der akademischen Sprachwissenschaft bei der Analyse der Manipulation durch Sprache keine Konkurrenz machen. Der Deutsche Sprachrat sieht es als seine Aufgabe an, durch Sensibilisierung des Sprachbewußtseins die Sprachkultur im Inland zu fördern. Dies will er durch Information, Aufklärung, Dokumentation und Diskussion über Sprache erreichen. Sollte dies auch dazu führen, die Sprache der Werbung, Politik und Medien zu entschleiern, wären wir nicht unzufrieden. Ist Sprachkritik nicht eher eine Aufgabe für Schriftsteller und Philosophen? Das eine schließt das andere ja nicht aus. Im Gegenteil: Die ästhetische und philosophische Sprachkritik hat ihren Gegenstand auch und gerade in der Alltagssprache. Die Früchte oder Erkenntnisse dieser Beschäftigungsweisen mit Sprache fließen - etwa über den Deutschunterricht unserer Schulen - in die Umgangssprache ein. Die Sprache ist nicht nur unser alltägliches Kommunikationsmittel, sie ist auch ein Ausdruck von Kultur. Der kritische Umgang mit der Sprache kann sowohl ein künstlerischer, ein philosophischer, ein wissenschaftlicher als auch ein schlicht emotionaler sein. Das Wissen über Sprachgenese, Sprachgebrauch, Syntax und Grammatik, und nicht zuletzt die Reflektion über deren Veränderung kann mit Sicherheit wertvolle Beiträge zum Verständnis und zum Umgang mit Sprache leisten. Sprachkritik heißt daher immer auch das Sprachbewußtsein zu fördern, mit dem Ziel, Sprachkultur zu pflegen, auszubauen und zu sichern.

Sollte der Gebrauch der Muttersprache an den Schulen nicht intensiver eingeübt werden, z. B. mit täglichem Deutschunterricht?

Die stärkste sprachliche Prägung erfahren Kinder in der Familie und in der Schule. Der kindliche Spracherwerb in der Familie ist nur indirekt über das Sprachwissen der Eltern zu beeinflussen. Der Deutsche Sprachrat wendet sich mit seinen Empfehlungen daher auch an die Schulen. Ziel des schulischen Deutschunterrichts im Inland muß eine mündliche und schriftliche Sprachkompetenz sein, die zur aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen Leben befähigt. Deutsch sollte daher in allen Schularten und auf allen Klassenstufen als Hauptfach unterrichtet werden und auch noch in der beruflichen Bildung eine bedeutende Rolle spielen.

Sollte mehr Latein unterrichtet werden, um die Präzision des Gebrauchs der deutschen Sprache zu verbessern?

Schon Goethe sagte: „Wer fremde Sprachen nicht kennt, weiß nichts von seiner eigenen.“ Latein ist für das Erlernen fremder Sprachen von großem Nutzen. Der mit dieser Sprache verbundene Grammatikunterricht schärft das Ausdrucksvermögen im Deutschen. Das gilt allerdings auch für das Erlernen anderer Fremdsprachen, das ebenfalls ein rationales Verhältnis zur Muttersprache vermittelt. Der Fremdsprachenunterricht trägt zum Erhalt der europäischen Sprachenvielfalt und mittelbar auch zum Verständnis der eigenen Sprache bei. Der Deutsche Sprachrat unterstützt daher die Bemühungen, mit dem Fremdsprachenunterricht schon in der Grundschule zu beginnen.

Wäre es angesichts des Durcheinanders in der deutschen Rechtschreibung nicht sinnvoll, zur alten Schreibweise zurückzukehren?

Ich bemerke bei den jungen Schülern, die die neue Rechtschreibung gelernt haben, weder ein Durcheinander noch Verwirrung. Man hört raunen, daß die Fehlerquoten in Diktaten bei den Schreibanfängern mit der neuen Rechtschreibung deutlich zurückgegangen sein sollen. Eine neue Kehrtwendung dürfte eher Unsicherheiten stiften.

Was sind die Kriterien für gutes Deutsch?

Klarheit, Genauigkeit und Kürze werden zu recht als vorrangige sprachliche Tugenden genannt. Daneben lobe ich mir eine lebendige Sprache, die einen schwierigen Sachverhalt anschaulich auf den Begriff bringen kann.

Können Sie ein aktuelles Beispiel für schlechten und eines für guten Sprachgebrauch nennen?

Zum einen lassen Sie mich das Wortungetüm „Globalisierung“, zum anderen die Tatsache aufbieten, daß die von mir vertretene Institution seit wenigen Wochen wieder den schlichten Namen „Goethe-Institut“ trägt. Der Sprachrat wird künftig Bemühungen unterstützen, besonders gelungenen, kreativen Sprachgebrauch in der Öffentlichkeit als vorbildlich herauszustellen. Darüber hinaus werden wir nach dem „schönsten deutschen Wort“ fahnden, das der Deutsche Sprachrat in einem nationalen und internationalen Wettbewerb ermitteln will. Ich rufe Sie und Ihre Leser auf, wenn es soweit ist, bei der Suche mitzumachen.

Anschrift der Autorin
Goethe-Institut
Dachauer Straße 122
80637 München

Forschung & Lehre Nr. 10 vom 5. November 2003
www.forschung-und-lehre.de/archiv/10-03/limbach.html
______________________________________________

Mein Kommentar:

„Forschung & Lehre“ gehört zu jenen Zeitschriften, die der FAZ bei der Rückkehr zur traditionellen Orthographie folgten, vgl. die Liste der reformfreien Zeitungen und Zeitschriften: www.Gutes-Deutsch.de/

Wenn man einen Sumpf trockenlegen will, darf man nicht die Frösche fragen!
Der Deutsche Sprachrat entstand im Juli 2003 durch einen Zusammenschluß folgender staatlich finanzierter Sprachvereine, den Hauptbetreibern der Rechtschreibreform:

1. Institut für Deutsche Sprache (IDS)
R5, 6 - 13, 68161 Mannheim
www.ids-mannheim.de

2. Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS),
Spiegelgasse 13
65183 Wiesbaden
www.gfds.de

3. Goethe-Institut Inter Nationes (GI)
Dachauer Straße 122
80637 München
www.goethe.de

www.deutscher-sprachrat.de/

Das IDS ist die Agitationszentrale der Rechtschreibreform, vgl. auch:
www.ids-mannheim.de/aktuell/sprachpolitik/ erk030728.html

Jutta Limbach war zuvor Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts. Da aber das BVerfG in seinem Urteil vom 14. Juli 1998 den Kultusministern die Rechtmäßigkeit der Kultusministererlasse bescheinigte, die Orthographie zu verändern, ist Frau Limbach befangen. Die ihr gestellte Frage bezog sich auf das allgemeine Durcheinander in der deutschen Rechtschreibung. Doch Frau Limbach weicht aus und bezieht sich auf die Schüler, sie habe weder ein Durcheinander noch Verwirrung bemerkt, sondern höre sogar raunen, daß die Fehlerquoten in Diktaten bei den Schreibanfängern mit der neuen Rechtschreibung deutlich zurückgegangen sein sollen. Ob das Geraune wohl von Münchner Kultusbürokraten kommt?

Ich hatte von Juristen mehr Objektivität erwartet als bei den Kultusministern. Daß ausgerechnet die einmal ranghöchste Richterin des Staates das Weniger-Fehler-Märchen der Kultusminister aufgreift, ist bedauerlich. Eine Lüge, sagt Mark Twain, sei bereits dreimal um die Erde gelaufen, bevor sich die Wahrheit die Schuhe anzieht.

Wegen solcher Desinformation selbst in höchsten Kreisen hat der VRS weiterhin die Aufgabe der Information und Aufklärung, bis die sogenannte Rechtschreibreform bzw. die neue Beliebigkeitsschreibung gekippt ist.

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