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Günter Schmickler
Registriert seit: 11.05.2003 Beiträge: 310 Wohnort: 53842 Troisdorf
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: Sonntag, 08. Jun. 2008 17:53 Titel: Verwirrung um das grammatische Geschlecht der Flüsse |
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Verwirrung um das grammatische Geschlecht von Flüssen
Kürzlich hatte ich mal wieder Streit mit einer Hauptschullehrerin, die alles besser zu wissen glaubt. Es ging um das grammatische Geschlecht des linken Mündungsarmes des Rheins. Ich behaupte, weil ich es vor Jahrzehnten in der Schule so gelernt habe, daß der wasserreichste Rheinarm richtig “die Waal” genannt wird. Meine Gegnerin aber will partout nicht wahrhaben, daß “Vater Rhein” beim Grenzübertritt seine Männlichkeit verliert: für sie ist und bleibt der bei Nimwegen abzweigende Hauptschiffahrtsweg “der Waal”.
Meine Streitpartnerin steht mit ihrer Meinung durchaus nicht allein. Ich erinnere mich beispielsweise an eine im Fernsehen gezeigte Wochenschau aus den letzten Kriegsmonaten, in der berichtet wurde, daß amerikanische Truppenteile vergeblich versucht hätten, auf Schlauchbooten den Waal zu überqueren. Durch “google” fand ich die Website “www.fischundfang.de”, in der ein Artikel folgende Überschrift trägt: “Wo der Rhein zum Waal wird”. In die Irre geführt wird auch, wer “Meyers Lexikon online” zu Rate zieht, über den Rhein wird dort berichtet: “Hauptmündungsarm ist der Waal”. Beim Brockhaus, den ich mir von einer DVD heruntergeladen habe, ergibt sich ein zwiespältiges Bild: Einerseits gibt es das Stichwort “die Waal” mit der Definition “Hauptrheinarm und wichtigster Schiffahrtsweg im Rhein-Maas-Delta”. Unter dem Stichwort “Rhein” aber befindet sich die Feststellung “Hauptmündungsarm ist der Waal”.
Ich verlasse mich auf meinen alten Sprachbrockhaus aus dem Jahre 1961: die Waal, Mündungsarm des Rheins. Auch wenn man bei “google” mit einiger Sorgfalt die zahlreichen Artikel zum Thema “Waal” durchsieht, kann kaum ein Zweifel daran bleiben, daß die Waal dem femininen Genus zuzuordnen ist. Für die Holländer ist diese Frage allerdings weniger wichtig, da sie einen gemeinsamen Artikel (de) für das männliche und das weibliche Geschlecht haben, “de” kann sowohl “der” als auch “die” bedeuten.
Im Band 9 (Zweifelsfälle) des Duden ist das Wichtigste über das grammatische Geschlecht der Flüsse verzeichnet. Deutsche Flußnamen sind meist weiblichen Geschlechts, die Ausnahmen kann man an den Fingern abzählen: der Rhein, der Main, der Lech, der Inn, der Neckar, der Regen, der Eisack. Ausländische Flüsse sind durchweg männlichen Geschlechts, außer den auf -a und auf -e endenden wie Wolga, Rhone, Themse usw.
Duden hätte allerdings darauf hinweisen sollen, daß abweichend von der Regel auch holländische Flußnamen wie Waal, Maas, Roer oder Geul weiblichen Geschlechts sind, ferner, daß es “deutsche”, also weibliche Flußnamen auch in Ländern gibt, die vor 1918 zu Österreich-Ungarn gehörten: die Theiß, die Drau, die Moldau. Es fehlt auch ein Hinweis auf Flüsse in den ehemaligen deutschen Ostgebieten: Pregel, Bober und Queis gehören zu den “männlichen” Ausnahmen. Aber das scheinen einige Leute vergessen zu haben. So finde ich auf einer Website der Uni Bayreuth diesen Satz:”Durch die Stadt Königsberg fließt ein Fluß, die Pregel. Diese teilt sich an einer Stelle und umfließt zwei Inseln”. Bei “answers yahoo” lese ich: “Die Memel fließt nicht durch Königsberg, das ist die Pregel”. Schließlich auf einer Website von “eastline-reisen”: “Wo Inster und Angerapp sich küssen und die Pregel ihren Lauf nimmt......”.
So war ich beinahe freudig überrascht darüber, daß Wikipedia, die oft geschmähte “freie Enzyklopädie”, den Bober und den Queis richtig dem männlichen Genus zuordnet. |
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Rolf Genzmann
Registriert seit: 04.09.2003 Beiträge: 8
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: Mittwoch, 11. Jun. 2008 02:21 Titel: |
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| Der Waal, hätte ich auch gesagt. In einem alten Rechtschreibduden von 1973 steht indessen Waal (Mündungsarm des Rheins) w. -, also weiblich. Im 1996er Murksduden steht Waal, die; - (Mündungsarm des Rheins). Daraus entnehme ich, daß die Waal zumindest 1973 weiblich war. |
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Peter Lüber
Registriert seit: 01.06.2004 Beiträge: 72
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: Freitag, 13. Jun. 2008 11:10 Titel: Re: Verwirrung um das grammatische Geschlecht der Flüsse |
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| Meyers Konversationslexikon (von 1888): die Waal. |
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