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Pegnesischer Blumenorden e.V.

 
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
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Beitrag: Donnerstag, 30. Sep. 2004 20:40    Titel: Pegnesischer Blumenorden e.V. Antworten mit Zitat

Eine Sprach- und Literaturgesellschaft aus der Barockzeit

In Nürnberg gibt es den ältesten noch bestehenden deutschen Sprachpflegeverein, den „Pegnesischen Blumenorden e.V.“: www.blumenorden.de -. Er wurde 1644 von dem Nürnberger Patrizier Georg Philipp Harsdörfer und dem Kandidaten der Theologie Johann Klaj, Lehrer an der Sebalder Schule, als Gesellschaft vom „Gekrönten Blumenorden von der Pegnitz“ gegründet, auch „Pegnesischer Blumenorden“ genannt. Vorbild war die „Fruchtbringende Gesellschaft“ des Fürsten Ludwig von Anhalt, die wiederum auf das Muster italienischer Akademien zurückgeht. Die Mitglieder des „Pegnesischen Blumenordens“ nennen sich „Pegnitzschäfer“. Als Zweck der Gesellschaft wird angegeben: „Förderung der Verehrung Gottes und der deutschen Treue, Pflege und Verbesserung der deutschen Sprache und Dichtkunst“. „Wenn auch die Pflege der in jener barocken Zeit sehr beliebten süßlichen Schäferpoesie manchmal das Streben nach Reinhaltung der deutschen Sprache überschattet, sind die Verdienste der Gesellschaft hoch anzuerkennen.“ (Karl Bröger: Nürnberg, der Roman einer Stadt, Berlin 1935, S. 274).

Es handelt sich um einen Honoratiorenverein mit rund 100 Mitgliedern, davon 5 Germanisten. Von den 105 Mitgliedern sind 80 über 80 Jahre. Die Mitglieder können nicht wie bei einem anderen Verein eintreten, sondern werden ähnlich wie bei der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung - www.deutscheakademie.de - hinzugewählt (kooptiert).

- Präses Prof. Dr. Werner Kügel, Lenbachstr. 5, 90489 Nürnberg, Dozent für Technisches Englisch, Germanist, Musiker; Tel. 55 36 44, Tel./Fax: 53 63 96, E-Mail: Werner.Kuegel@fh-nuernberg.de

- Satzungsgemäßer Ordensrat ist der jeweilige Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums, www.gnm.de/

- Ordensrat für den Irrhain: Helge Weingärtner M.A., Am Paulusstein 2, 90411 Nürnberg, hdjweingaertner@aol.com

- Ordensrätin für das Archiv: Dr. Renate Jürgensen, Sophienhöhe 5a, 90562 Heroldsberg, mailto:hieronymus@t-online.de

- Ordensrätin für die Bibliothek: Dr. Christine Korten, (Deutsch, Griechisch) am Gymnasium Fridericianum in Erlangen, sollte als Sprachpflegerin tätig werden. Talblick 31, 90513 Zirndorf-Weiherhof, Dieter.Korten@t-online.de, www.gymnasium-fridericianum.de

- Sprachpfleger des Pegnesischen Blumenordens war Johannes Geiger, StD, Nürnberg, geboren 20. 9. 1929 in Nürnberg, verstorben am 22. 1. 1999; CSU, Vorsitzender des CSU-Ortsverbandes Langwasser-Mitte, Nürnberger Stadtrat von 1994-1996, Bezirksvorsitzender der Union der Vertriebenen, Bezirksvorsitzender des Arbeitskreises Deutschland und Außenpolitik. Vortrag über „Deutsche Literatur im Griff des STASI“ im Juni 1997.

* Edelleute im Pegnesischen Blumenorden - Mitgliederdaten der Adeligen der Societas Florigerae ad Pegnensum 1644 bis 2000 - http://home.foni.net/~adelsforschung/blum00.htm

* Mitgliederverzeichnis des Blumenordens 2005 - http://www.ai.fh-nuernberg.de/Professors/Kuegel/Blumenorden/Mitgliederverzeichnis2005.htm


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Samstag, 21. Jan. 2006 23:15, insgesamt 9mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Donnerstag, 30. Sep. 2004 20:47    Titel: Der Blumenorden zur Rechtschreibreform Antworten mit Zitat

Der Blumenorden zur Rechtschreibreform

Sprachpflegeausschuß

Rechtschreibreform -- die Entscheidung ist gefallen

Der Sprachpflegeausschuß hat in seiner Sitzung am 16. Oktober 1996 die Meinung vertreten, daß die jetzt in der sogenannten Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform sichtbar gewordene Aufregung ein halbes Jahr zu spät komme. Die Umstellung im Erziehungswesen auf die neue Rechtschreibung hat sinnvollerweise jetzt für den Anfangsunterricht schon begonnen, und die Umstellung der Lehrer auf neue Korrekturverfahren ist im Gange. Jetzt das ganze rückgängig machen zu wollen, würde zu noch größeren Schwierigkeiten führen. Die Schulen müssen in den nächsten Jahren diesen Prozeß durchlaufen, sonst könnten für die Verlage und den Buchmarkt noch größere Verluste als bisher eintreten; das eigentliche Problem aber, wie Bücher wieder vermehrt Zugang finden beim zukünftigen Lesepublikum, wird nicht durch die Reform entschieden, sondern liegt insgesamt bei der Frage, wieviel Lesekultur es in der Zukunft geben wird. Daß die Reform mit so geringfügigen Veränderungen den Aufwand nicht wert ist, darüber war man einer Meinung.

In: Mitteilungen des Pegnesischen Blumenordens im 352. Jahr seines Bestehens Oktober 1996 Nr. 17, S. 12
__________________________________

Zu dieser Entscheidung trug maßgeblich bei der inzwischen verstorbene Sprachpfleger des Pegnesischen Blumenordens, Studiendirektor Johannes Geiger. Geiger vertrat für die CSU den Grundsatz: „In der Politik wie in der Kriegsführung gilt die Regel, daß man eine einmal beschlossene Sache durchficht auch unter Inkaufnahme von Nachteilen.“ Insofern war er ein treuer Diener seines Herrn, des bayerischen Kultusministers Hans Zehetmair, der am 5. Februar 1997 in einer Podiumsdiskussion sagte: „Als Staatsorgan habe ich die Reform zu vollziehen.“

Der „Pegnesische Blumenorden“ reiht sich somit würdig ein in die Reihe der staatlich finanzierten Sprachvereine wie die „Gesellschaft für deutsche Sprache“ (GfdS), Wiesbaden, und das „Institut für deutsche Sprache“ (IDS), Mannheim, sowie den „Verein Deutsche Sprache“ (VDS), Dortmund, in denen die Rechtschreibreformer Schlüsselpositionen besetzt haben.
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Manfred Riebe



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Beitrag: Donnerstag, 30. Sep. 2004 21:14    Titel: Podiumsdiskussion „Das Ende der Rechtschreibreform“ Antworten mit Zitat

Podiumsdiskussion „Das Ende der Rechtschreibreform“

am 19. Dezember 1996 in der Nürnberger Meistersingerhalle, organisiert von Johannes Faupel und Manfred Riebe, mit MdB Elisabeth Altmann, bildungspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen, Lehrerin aus Hohenstadt in Bayern, StD Johannes Geiger (CSU), dem Sprachpfleger des Pegnesischen Blumenordens - www.blumenorden.de -, der bildungspolitischen Sprecherin der FDP in Mittelfranken, Gudrun Heidecker, Prof. Theodor Ickler und Stadtrat Ferdinand Schüller (SPD).

Alle, mit Ausnahme des CSU-Vertreters, des Sprachpflegers des Pegnesischen Blumenordens, sprechen gegen die Rechtschreibreform.

* Mehr Verwirrung als Vereinfachung befürchtet. Podiumsdiskussion machte die Schwächen der Rechtschreibreform deutlich. In: Nürnberger Zeitung vom 23. Dezember 1996, S. 11


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Dienstag, 03. Jan. 2006 15:24, insgesamt 1mal bearbeitet
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Beitrag: Donnerstag, 30. Sep. 2004 21:17    Titel: Die Rechtschreibreform -- eine Rückkehr des Obrigkeitsstaate Antworten mit Zitat

Die Rechtschreibreform -- eine Rückkehr des Obrigkeitsstaates?

Vortrag Freitag, 15. Mai 1998, 19.00 Uhr
Herr Prof. Dr. Rolf Gröschner
Die Rechtschreibreform -- eine Rückkehr des Obrigkeitsstaates?
Fürstenhof, Grand Hotel, Bahnhofstraße 1-3, 90402 Nürnberg

Mitteilungen des Pegnesischen Blumenordens Nr. 21, etwa Januar 1998

und Chronik 1998:
Rolf Gröschner: Die Rechtschreibreform — eine Rückkehr des Obrigkeitsstaates? Nürnberg, 15. Mai 1998 - http://www.fh-nuernberg.de/aw/profs/kuegel/Blumenorden/CHRONIK98.HTM


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Sonntag, 16. Dez. 2007 09:44, insgesamt 1mal bearbeitet
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Beitrag: Donnerstag, 30. Sep. 2004 22:00    Titel: Der Sprachausschuß des Blumenordens Antworten mit Zitat

Der Sprachausschuß des Blumenordens
und der „sehr aggressiv auftretende Verein Deutsche Sprache“


Freitag, 28. Januar 2000

19.00 Uhr: Sprachausschußsitzung unter der Leitung von Frau Dr. Korten im „Goldenen Geier“.

Anwesend: Herr Dipl.-Ing. Grasser, Herr Dr. ing. Jäpel (Zürich), Frau Dr. Korten, Herr
Dr. Kügel, Herr StD i. R. Raab, Frau Schaedel

1. Um als Sprachpfleger aus der „Nörglerecke“ herauszutreten, wäre gezielte Kritik des herrschenden Sprachgebrauchs in zweierlei Hinsicht zu betreiben:

a) Grammatik der Alltagssprache

b) Stilistik

c) Dr. Jäpel berichtet über etwa 15 Jahre zurückliegende Versuche einer Gruppe von Informatikern, die Fachwörter zu verdeutschen, und stellt das Scheitern fest. Grund sei, daß die Entwicklung der betreffenden Geräte und Programme („hardware“ und „software“) nicht in Deutschland stattfinde. Unberührt davon bleibt allerdings das Bestreben, den Verlust vorhandener und brauchbarer deutscher Wörter aufzuhalten, der durch gedankenloses Stehenlassen der englischen Modewörter droht.

2. Die Vorsitzende suchte Verbindung mit universitärer Sprachwissenschaft herzustellen und berichtet über ein Gespräch mit Herrn Prof. Dr. Munske, Erlangen. Daraus ging in der weiteren Erörterung die Feststellung hervor, daß dieser (Sprach-)Ausschuß ebensowenig eine institutionalisierte Nörgler-Ecke von Laien sein sollte wie eine Diskussionsrunde mit verkrampft wissenschaftlichem Anspruch.

Was die neue Rechtschreibung betrifft, so gilt bekanntermaßen eine Übergangsfrist bis 2005. Prof. Munske hält dies für ein willkürlich gesetztes Datum; man habe die Entwicklung in der Sprachwirklichkeit erst noch zu beobachten. Als Ansprechpartner für den Ausschuß schlägt Prof. Munske vor: Frau Dr. habil. Habermann und Dr. Körber am Institut für deutsche Sprache in Mannheim.

Dr. Jäpel berichtet, daß Prof. Dr. Gerd Antos (Halle) Beziehungen zur Gesellschaft für deutsche Sprache unterhalte. Dieser ist ihm von einem gemeinsamen Projekt bekannt, das die Kommunikation zwischen Laien und Experten zum Thema gehabt hat.

Der Vorsitzenden [Frau Dr. Korten] sind die Aktivitäten des „Vereins für deutsche Sprache e.V.“ aufgefallen. Anzeigen in deutschlandweit publizierten Illustrierten kosten nach Schätzung Herrn Grassers an die 50.000 DM, und diese erscheinen nicht nur einmal. Wer unterstützt diesen erst kürzlich entstandenen und sehr aggressiv auftretenden Verein mit derartigen Summen? Selbst 8.000 Mitglieder bringen das durch ihre Beitrage allein nicht zusammen. Man nimmt sich vor, die Internetseite des Vereins anzusehen: „www.vwds.de“.

Eine öffentliche Sitzung des Sprachausschusses müßte ausgesprochen sorgfältig vorbereitet werden; außerdem müsse man fürchten, daß unter den Besuchern wieder die Nörgler mit der ungünstigen Öffentlichkeitswirkung in den Vordergrund träten. Wie erlaubt man trotz sprachpflegerischer Tätigkeit eine kontrollierte Dynamik der Sprachentwicklung?

Die Vorsitzende berichtet von einem Artikel in den „Erlanger Nachrichten“, in dem sich Prof. Dr. Kugler zu dem Thema „Ist das Deutsche eine aussterbende Sprache?“ geäußert hat. Er habe vor einem Verlust der europäischen Sprachenvielfalt gewarnt, der zu Vermehrung der Intoleranz und zu Defiziten des demokratischen Umgangs miteinander führen müsse.

Abschließend berichtet die Vorsitzende noch von dem Artikel „Alles auf dem Prüfstand“ in der FAZ vom 6. 11. 1999, in dem Prof. Dr. Klaus Nastorp die Klischeehaftigkeit der Alltagssprache und die Floskelhaftigkeit der mündlichen Kommunikation aufs Korn genommen hatte. Sein Vorschlag war, die Ausbildung der Journalisten zu verbessern, und der Ausschuß fragt sich, wie man auf diese Ausbildung von seiten des Blumenordens Einfluß nehmen könnte.

www.ai.fh-nuernberg.de/Professors/Kuegel/Blumenorden/Blumenorden.htm
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Manfred Riebe



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Beitrag: Donnerstag, 30. Sep. 2004 22:20    Titel: Theodor Ickler: „Deutsche Einheitsorthographie“ Antworten mit Zitat

Theodor Ickler: „Das Rechtschreibwörterbuch“

Ein Kommentar von Werner Kügel

Vortragsabend Montag, 10. April 2000, 19.00 Uhr
Prof. Dr. Theodor Ickler: Eine Vorstellung des von ihm erstellten und bereits neu überarbeiteten Wörterbuches: „Deutsche Einheitsorthographie“
Hinterzimmer des Künstlerhauses, Eingang „Königstormauer“ (Innenseite)
Mitteilungen des Pegnesischen Blumenordens Nr. 27, etwa Januar 2000

Herr Prof. Dr. Ickler, Erlangen, stellt seine Neufassung des von ihm in Konkurrenz zum Duden und aufgrund der alten Rechtschreibung erstellten Wörterbuches vor und stellt ausführlich die politischen Hintergründe aus seiner Sicht dar.

Theodor Ickler: „Das Rechtschreibwörterbuch. Sinnvoll schreiben, trennen, Zeichen setzen“, Leibniz Verlag, St. Goar, 2000.

Als mir der Buchhändler den Band über den Ladentisch schob, bemerkte er mein Stutzen; „Nicht wahr? Wie der Duden!“ Gelb; mit dünnen roten Strichen eingefaßt ein schwarzes Titelfeld. Wenn ich Heinz Erhardt wäre, würde ich sagen: „Mir entfuhr ein Kopfschütteln“ — mußte das sein? Beim Auspacken zuhause, nachdem ich den halbdurchsichtigen Schutzumschlag entfernt hatte, stellte sich das vermeintlich schwarze Feld als sattgrün heraus, und mit der Ähnlichkeit war es nicht mehr so weit her. Ganz schön raffiniert!

In seinem Vortrag, den er am 10. April im Blumenorden hielt, kündigte Herr Prof. Dr. Ickler an, er werde seinem Rechtschreibwörterbuch zwei Regelteile voranstellen: einen, „der ungefähr das enthält, was ein gebildeter Erwachsener über die deutsche Rechtschreibung weiß“ (Vorwort des vorliegenden Buches, S. 12.) und einen ausführlicheren für Spezialisten. Dieses Versprechen hat er voll und ganz eingelöst.

Mit dem „ungefähr“ wird der unbestreitbaren Tatsache Rechnung getragen, daß das System Sprache eine zunächst nur aus Gewohnheit erwachsende, ständig im Fluß befindliche Konvention ist, der ein Regelsystem nicht vorgegeben, sondern nur abgelauscht werden kann; sonst verhält sich der Regelverfasser anmaßend. Eben solche Anmaßung der Reformer bringt Fachleute wie Herrn Ickler gegen die jüngsten Festlegungen auf. Sie behaupten, daß die Reform der zu beobachtenden Sprachentwicklung widerspreche. Überhaupt sei es ein Denkfehler, das Erlernen des Schreibens erleichtern zu wollen, wenn eine Erschwerung des Lesens damit einhergehe. „Gebildet“ ist wohl in diesem Zusammenhang derjenige zu nennen, der ein erfahrener Leser ist und als solcher von richtig geschriebenen Texten einen Verständnisvorteil gegenüber falsch geschriebenen hat, auch wenn er beim Schreiben zuweilen selber nicht genau weiß, was richtig ist. Dafür gibt man ihm ein Wörterverzeichnis und einige Erinnerungen an unterschiedliche Funktionen der Schreibung an die Hand. So betrachtet, wäre ein Hauptschulabschluß für diese Art von „Gebildet-Sein“ ausreichend.

Die Frage ist natürlich, warum auch Absolventen höherer Ausbildungsabschlüsse schon immer Schwierigkeiten mit zahlreichen Sonderregeln und Ausnahmen hatten und ob es angesichts dieser Schwierigkeiten nicht doch angebracht gewesen sei, über Vereinfachungen nachzudenken. Bevor man sich den oft zitierten salomonischen Spruch Harald Weinrichs zu eigen macht, wir bräuchten keine Rechtschreibreform, sondern mehr Toleranz, muß man noch auf Icklers Duden-Schelte eingehen: „Die Rechtschreibung war nie dasselbe wie ihre Darstellung im Duden. Der Duden wiederum bestand aus einem recht liberal gefaßten Regelwerk und einem Wörterverzeichnis, das […] die Regeln mehr und mehr in allzu engherziger Weise auslegte, so daß es zu zahlreichen Haarspaltereien und unrealistischen Einzelfestlegungen gekommen war.“ (Vorwort, S. 10.) In Icklers Sinne wäre „Toleranz“ also durch einen Abbau des allzu genauen Unterscheidens zu erreichen gewesen? Freilich ist das selbst unrealistisch: Wer sich ein feines Unterscheidungsvermögen erworben hat, wer daraus ein System von Regeln abgezogen hat und gar noch davon seinen Lebensunterhalt bestreitet, wird kaum zu Vereinfachungen bereit sein, weil sie ihm als Verlust auf jeder Ebene seiner Existenz erscheinen und einen Sinnverlust sprachlicher Äußerungen befürchten lassen. Das ist doch genau die Reaktion der Befürworter herkömmlicher Schreibungen auf die Rechtschreibreform! Will man gleiche Einstellungen der vormaligen Duden-Redaktion nicht zugute halten?

Auch Ickler sieht sich aufgefordert, gegenüber seiner Versuchsauflage in dieser Neuauflage seines Wörterbuchs wesentlich mehr Stichwörter zu liefern, und will die „computergestützte Nachprüfung an umfangreichen Textsammlungen“ weiterführen. (Vorwort, S. 13.) Um Rückfall in den „vielbeklagten früheren Zustand“ zu vermeiden, d.h. um zu vermeiden, daß sein Wörterbuch, einer gewissen Eigengesetzlichkeit des Beispielesammelns folgend, den Weg des Duden bloß wieder nachschreitet, verzichtet er etwa bei der Getrennt- und Zusammenschreibung auf Eindeutigkeit in den Angaben des Wörterverzeichnisses. „Entschiede der Lexikograph im Sinne der ,Eindeutigkeit’ bei jedem Wort, ob es getrennt oder zusammenzuschreiben sei, dann wüßte der Benutzer zwar, daß eine Festlegung existiert, er müßte aber jedesmal nachschlagen, um herauszubekommen, wie sie aussieht.“ (Vorwort, S. 13.) Ein Wörterbuch, das eigentlich gar nicht zum Nachschlagen bestimmt ist, kann einem faulen Benutzer, wie ich es bin, ganz recht sein. Ich halte mich an die Regeln für Hauptschüler. Und die Beispiele sind gut gewählt, nicht an den Haaren herbeigezogen wie manches unsinnige Musterdiktat voller Schwierigkeiten, die alle heiligen Zeiten einmal auftauchen und dann umgangen werden könnten: Man sieht, warum die Sprachgemeinschaft den Sinn einer Rede auf solche Weise durch die Schrift unterstützen wollte, z.B. „großen Erfolg versprechend“, aber „erfolgversprechender“ — und deswegen auch „erfolgversprechend“.

Icklers Regelsatz für Spezialisten bringt gegenüber dem ersten etwa den Fortschritt, den ich als Verfasser einer mit Kommafehlern behafteten Doktorarbeit bis zum Dasein eines Gymnasiallehrers für das Fach Deutsch hinter mich bringen mußte. Nicht, daß ich’s genossen hätte; manches von der Vertiefung, die als Grundlage besserer Begründungen für das zu Lehrende hätte dienen sollen, diente am Ende einer veräußerlichten Abklassifikations-Maschinerie, die den Schülern nicht wirklich half, ein Sprachgefühl zu entwickeln. Ohne weit in der Bevölkerung verbreitetes Sprachgefühl jedoch sind alle Appelle an die „Sprachgemeinschaft“, zu denen auch Ickler neigt, bloß Illusion. Ich verstehe von daher, warum mein damaliger Referendarkollege Dr. Peter Naumann die reformierte Schreibung gerne unterrichtet: Besser als der vorige Wust ist sie allemal, und die vorläufig mißlungenen Schreibungen kann man zu vertiefenden Erörterungen nutzen.

Man kann es aber auch wie Ickler machen: die genaueren Begründungen auf ein sprachwissenschaftliches Fundament stellen, das sich nicht schon als linguistische Leistung mit abschreckender Terminologie in den Vordergrund schiebt, sondern mithilfe eines beigegebenen Glossars leicht zu durchschauen und anhand der (wiederum sehr geglückten) Beispiele gut einzuüben ist. Neu waren mir Fachausdrücke wie „Silbengelenk“ (als Funktion der Verdopplungen bei „Ärztinnen“ gegenüber „Ärztin“ oder „Erlebnisse“ gegenüber „Erlebnis“), „Vorfeld“ und „Linksversetzung“ zur Kennzeichnung von Positionen im Satz, oder „Verschränkung — Hinüberziehen eines Satzgliedes in den übergeordneten Satz“. Überflüssig fand ich solche Belehrung nicht und nehme sie dankbar an mit dem Spruch „Man lernt nie aus“ anstatt zu stöhnen „Was denn noch alles?“ Dies ist ein Vorzug der Icklerschen Darstellung.

Erreichbare Klarheit vermissen lassen allerdings die Begründungen der Großschreibung. „Durch die Großschreibung in Substantivgruppen [?] wird sichtbar gemacht, wovon in einem Text die Rede ist. — Anm.: […] Typische Redegegenstände sind die Träger von Eigennamen. Der Gegenstand der Rede kann in allen primären und nichtprimären Satzgliedpositionen vorkommen. Dies und die Nähe zu den Eigennamen machen das Substantiv zur bevorzugt groß geschriebenen Wortart. Durch Substantivierung werden Sachverhalte zu Redegegenständen gemacht, […]“ (S. 44.) —
Erstens kann man sehr wohl von der geradezu lateinischen Ansicht abkommen, daß die wesentlichen Redeteile Hauptwörter seien. Ich halte es in meiner Praxis für hilfreicher, das Tätigkeitswort bzw. die Gruppe von Wörtern, die das „Prädikat“ eines Satzes ausmachen, als Kern der Rede zum Ausgangspunkt des Verständnisses zu machen. Schließlich kann man mit Hauptwörtern allein nur eine Aufzählung zustandebringen, aber ein Satz braucht mindestens ein Verb.
Zweitens kann man in Icklers Erklärung die Unterscheidung kaum ahnen zwischen der Wortart „Hauptwort“ und der hauptwörtlichen Funktion von Hauptwörtern, aber auch anderen Wortarten, im Satz. Unser Mitglied Horst Ludwig (Assoc. Professor, M.A. Minnesota, MR) pflegt diese Unterscheidung zwischen Wortart und Funktion im Satz schon lange und hat u.a. in den „Mitteilungen“ Nr. 20, September 1997, S. 8 uns darauf hingewiesen.

Nachdem die Frankfurter Allgemeine Zeitung die alte Rechtschreibung wieder eingeführt hat, wittern die Verächter der neuen Morgenluft. Herr Ickler gab der neuen Schreibung in seinem Vortrag nicht die Aussicht zu, bis 2005 zu überleben, sondern meinte, das ganze aufgeblasene Wesen werde bald implodieren. Überhaupt schien er sich viel lieber mit politischen Hintergründen und Verschwörungstheorien zu befassen (Muster: „Ich könnte jetzt einen Namen nennen, tu’s aber nicht“) als uns systematische sprachkundliche Auskunft anhand gut ausgewählter Beispiele zu geben. (Kurioserweise war der Vortrag, den uns der Jurist Prof. Dr. Gröschner zum selben Thema am 15. Mai 1998 hielt, in dieser Hinsicht ergiebiger gewesen.) Es ist nur gut, daß man anhand des Icklerschen Wörterbuches sieht, daß wirklich gute Arbeit geleistet worden ist und daß es auch einem Gegner der Reform möglich ist, ein besonnenes Vorwort zu schreiben.

Eine gute Sache kann nicht ohne ein gehöriges Maß an Eifer angepackt werden, zumal, wenn so viel pusselige (pußlige? — ach was!) Fleißarbeit dahintersteckt. Aus dem Eifer geht natürlich leicht ein Eifern hervor, wenn man auf ganz versteckte Weise immer mal wieder die Macht der Verhältnisse zu spüren bekommt. Und von da ist es zum Geifern auch nur noch ein kleiner Schritt. Ich bekomme jeden Tag zwischen zwei und fünf e-Mails von Herrn OStR Manfred Riebe aus Schwaig, der offenbar seinem Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V. mit einer unermüdlichen Internet-Kampagne zu Einfluß verhelfen möchte. Das kann man an sich gutheißen, wenn es nur nicht mit schrillen Ausfällen gegen das „Medienkartell“, mit ohnmächtiger Angst vor Bertelsmann- und Duden-Verlag, mit „Mannesmut vor Königsthronen“ gegen die „Kultusbürokratie“ und Häme gegen Leute aus dem eigenen Lager einherginge. Das geht bis zur Veröffentlichung einer Liste der Verantwortlichen für die Rechtschreibreform. Was fängt man mit einer solchen Liste an? Schüttet man diesen Leuten die Festplatten mit Haß-e-Mails zu? Schmeißt man ihnen in Wallensteinischer Studentenmanier die Butzenscheiben ein? Oder irgendwas Pogromartiges dazwischen? Der Blumenorden kann sich von solchen Äußerungsformen eines vielleicht in Teilen berechtigten „heiligen Zornes“ gar nicht deutlich genug distanzieren. Es gibt schon genug „Heilige Kriege“ auf der Welt. Die irenischen Pegnitzschäfer sind nicht dazu angetreten, diese zu vermehren. Das heißt nicht, daß wir nicht an der Erhaltung und Ausbildung des Sprachgefühls mitwirken wollen. Das heißt auch nicht, daß Herr Riebe keine Informationen zu liefern hätte, die auch einmal in unserem Sprachpflegeausschuß erörtert werden könnten.

In: Mitteilungen des Pegnesischen Blumenordens Nr. 29, Oktober 2000

www.ai.fh-nuernberg.de/Professors/Kuegel/Blumenorden/ICKLER29.HTM


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Donnerstag, 30. Sep. 2004 23:03, insgesamt 1mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Donnerstag, 30. Sep. 2004 22:31    Titel: Viel Orto um nichts Antworten mit Zitat

Viel Orto um nichts
(Ein humoristischer Reflex auf Prof. Dr. Icklers Vortrag am 10. April)

Von Alfred Raab

„Im Dunkeln“ tappt der Detektiv;
schreibs immer groß, dann geht nichts schief!

Versal genauso, s'ist kein Mangel:
„Im Trüben“ fischt man ohne Angel.

„Er tut mir Leid“ wird großgeschrieben —
Die Logik ist hier ausgeblieben.

Die „Wechte“ finden wir im Schnee,
Die Kohle steckt im „Portmonee“.

Der „Tunfisch“ schmeckt auch ohne „h“,
Bei „Myrre“ ist es auch nicht da.

Beim Fremdwort hat man oft die Wahl:
Als Beispiel diene „Potenzial“
Mit „t“, mit „z“, es ist egal.

Von „rau“ das „h“, es wird entfernt;
Die „Rauheit“ schreibt man wie gelernt.

Der „Rohheit“ ist ein Doppel-“h“ beschieden,
Und „Ihre Hoheit“ sind mit einem schon zufrieden.

Noch nicht gestattet ist „Dessuh“!
Und immer klein erscheint das „du“.

Ganz ohne „h“ hüpft's „Känguru“,
Doch „schnäuzt“ man sich jetzt mit „ä-u“.

Alfred Raab, Jahrgang 1925, Berufsschullehrer im Ruhestand, freier Mitarbeiter der „Nürnberger Nachrichten“ als Film- und Fernsehkritiker, ist auch Verfasser der Mundarttexte „Unsä Göte“, „Max und Moritz af Närnbergisch“, „Dä Struwlbeda“ und „Die Weihnachtsgschicht nachm Lukas“.

Mitteilungen des Pegnesischen Blumenordens Nr. 28, Juni 2000
www.ai.fh-nuernberg.de/Professors/Kuegel/Blumenorden/Blumenorden.htm
______________________________________________________________

Anmerkungen:

Alfred Raab, Bierweg 9 c, Nürnberg, Tel./Fax: (0911) 52 42 02, hält im Bildungszentrum der Stadt Nürnberg Kurse in neuer Rechtschreibung, vgl.

- Neues Programm des Bildungszentrums auf der Höhe der Zeit: „Orthografie als Verschlusssache“. In: Nürnberger Zeitung vom 12.01.99, S. 10: „Hervorhebenswerte Angebote sind auch ‚Die Rechtschreibreform - Orthografie als Verschlusssache‘ ....“ Internet: www.nuernberg.de/ver/bz -.

- Rezitation im Goethejahr am 16.03.99 in der Stadtbibliothek Nürnberg, BZ-Kurs 50...,

- Alfred Raab: Homophone der deutschen Sprache. 1. Auflage, Nürnberg: Rab-Verlag, 1971, 19 Seiten (Nicht aufgenommen wurden Beinahe-Homophone, zum Beispiel: Gans – ganz. Der Anhang enthält eine Übersicht über die Gleichwörter und je einen kurzen Auszug aus der Liste der Homogramme und Homonyme.)


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Samstag, 02. Okt. 2004 08:49, insgesamt 2mal bearbeitet
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Beitrag: Donnerstag, 30. Sep. 2004 22:53    Titel: Die „Sprachpfleger“ des Pegnesischen Blumenordens Antworten mit Zitat

Eine Richtigstellung

Der Verfasser des Pamphlets über Theodor Ickler und mich ist der Fachhochschul-Professor für Technisches Englisch Dr. Werner Kügel, Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule Nürnberg, der Präses des Pegnesischen Blumenordens e.V. - Sein Pamphlet stand ohne mein Wissen in den Mitteilungen des Pegnesischen Blumenordens Nr. 29, Oktober 2000, und ist eigentlich Schnee von gestern. Da diese Kügelsche Desinformation aber kürzlich im Rechtschreib-Forum der SZ von einem Anonymus aufgewärmt wurde, nutze ich sie zur Information und Aufklärung über die Aktivitäten des Blumenordens.

Der Pegnesische Blumenorden hatte am 15. Mai 1998 Professor Rolf Gröschner und am 10. April 2000 Professor Theodor Ickler zu Vorträgen eingeladen. Kügel war damals noch ein treues Sprachrohr des bayerischen Kultusministers Hans Zehetmair. Wes Brot ich eß’, des Lied ich sing! Da muß man sich natürlich von den Rechtschreibrebellen distanzieren.

Werner Kügel wußte wohl nicht, was Zehetmair schon im September 1995 dem SPIEGEL sagte: „Man wird uns, die Kultusminister, fragen: Was habt ihr denn da angestellt? Es wird viel Streit, sogar erbitterten Streit geben.“ Kultusminister Hans Zehetmair ging noch 1996/97 mit dem Märchen hausieren, es gebe 40 bis 50 Prozent weniger Fehler.

Ich erinnere mich noch lebhaft an eine Podiumsdiskussion mit dem Titel: „Das Ende der Rechtschreibreform“ in der Nürnberger Meistersingerhalle am 19. Dezember 1996, organisiert von Johannes Faupel und mir. Wir hatten den Sprachpfleger des Pegnesischen Blumenordens, Studiendirektor a.D. Johannes Geiger (1929-1999), Nürnberger CSU-Stadtrat (1994-1996), zusammen mit Professor Theodor Ickler und MdB Elisabeth Altmann, bildungspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen, Lehrerin aus Hohenstadt in Bayern, der bildungspolitischen Sprecherin der FDP in Mittelfranken, Gudrun Heidecker, und Stadtrat Ferdinand Schüller (SPD) eingeladen.

Der einzige auf dem Podium, der für die Rechtschreibreform eintrat, war der CSU-Vertreter, der Sprachpfleger des Pegnesischen Blumenordens. Er verkündete den CSU-Grundsatz:
„In der Politik wie in der Kriegsführung gilt die Regel, daß man eine einmal beschlossene Sache durchficht auch unter Inkaufnahme von Nachteilen.“ Auch hier das Distanzieren von den Rechtschreibrebellen.

Noch in seinem Schlußwort am 5. Februar 1997 in der Podiumsdiskussion über die Rechtschreibreform „Deutschland zum Diktat!“ der Süddeutschen Zeitung in München sagte Kultusminister Hans Zehetmair als braver Parteisoldat: „Als Staatsorgan habe ich die Reform zu vollziehen.“

Das sog. Breitenstein'sche Kartoffel-Theorem wurde hier in der Variante reaktiviert:
„NUN SIND ERLASS UND REGELN DA, NUN MÜSSEN SIE AUCH BEFOLGT WERDEN.“

http://www.staff.uni-marburg.de/~naeser/gfdsrec3.htm

Im Jahre 2003 war Zehetmair geläutert:
„Aber aus heutiger Sicht und noch deutlicherer Kenntnis der deutschen Wesensart würde ich die Sache heute ganz zum Scheitern bringen. Wir hätten die Rechtschreibreform nicht machen sollen. Ich sage: Politik, Hände weg von einer Rechtschreibreform! Sprache ist ein dynamischer Prozess, sie muss wachsen und entstehen.“ (1) Welches Chaos die Rechtschreibreform anrichten würde, habe man erst in den neuen Wörterbüchern im Spätsommer 1996 gesehen. Damals habe Zehetmair erwogen, das Ganze zu kippen, aber er habe nicht recht geglaubt, daß er es „im Kreuz“ hätte, das durchzustehen. Zehetmair: „Niemals dürfe die Politik sich anmaßen, hier mit Dekreten einzugreifen. Freimütig räumte er ein, daß Reue über eine Fehlentscheidung erst überzeugend wirke, wenn sie zur ‚tätigen Reue’ wird. Und gibt zu verstehen, daß er ‚mit Rat und Tat’ zu helfen bereit sei, einen Ausweg aus der Sackgasse zu finden. Denn: ‚Es gibt keine Notwendigkeit, daß das so bleibt.’“ (2)

Am 6. Januar 1999 hatte ich Werner Kügel vorgeschlagen, Professor Ickler zu einem Vortrag einzuladen. Werner Kügel verteidigt die Reform: „Die reformierte Schreibung (ist allemal) besser als der vorige Wust.“ Die Verbindungen etlicher Honoratioren des Pegnesischen Blumenordens in das bayerische Kultusministerium sind sehr eng. Daher ist Kügels scharfe Kritik und Polemik an Professor Icklers Wörterbuch und gegen mich aus dem Jahre 2000 verständlich. Kügel über Ickler: „Überhaupt schien er sich viel lieber mit politischen Hintergründen und Verschwörungstheorien zu befassen (Muster: „Ich könnte jetzt einen Namen nennen, tu’s aber nicht“) als uns systematische sprachkundliche Auskunft anhand gut ausgewählter Beispiele zu geben.“ Das ist auch nicht die feine englische Art, Herr Professor für Technisches Englisch.

Das Problem ist, daß Werner Kügel, obwohl Fachhochschulprofessor, nicht immer auf der sachlichen Ebene, sondern auch auf der emotional-irrationalen Ebene antwortet. Mit Begriffen wie „Verschwörungstheorien“ oder „Heilige Kriege auf der Welt“ begibt sich Kügel auf die nichtprofessorale Ebene der Totschlagargumente. Mir fallen als ähnliche Beispiele die Äußerungen eines Kultusministers ein, der von „Glaubenskrieg“ oder von „Kreuzzügen“ sprach.

Manches Miß- und Unverständnis rührt daher, daß die Initiative „Wir Lehrer gegen die Rechtschreibreform“ nicht nur den sprachlichen Aspekt, sondern auch die demokratischen, pädagogischen und wirtschaftlichen Aspekte der Rechtschreibreform sieht. Die pädagogischen Ansprüche der Reform und die Wirklichkeit widersprechen einander.

Vieles von dem, was ich an Fakten über den Medienriesen Bertelsmann zu recherchieren und zu belegen versuchte, kann Werner Kügel nun in Theodor Icklers Buch „REGELUNGSGEWALT. Hintergründe der Rechtschreibreform“ nachlesen. Werner Kügel wird wohl den Wahrheitsgehalt der quellenmäßig belegten Hintergründe nicht bestreiten. Interessant sind in diesem Zusammenhang u.a. die Kapitel
- Wer verdient an der Rechtschreibreform?
- Warum gehorchen die Lehrer?
- Der Fall Bertelsmann

Hinsichtlich der „Veröffentlichung einer Liste der Verantwortlichen für die Rechtschreibreform“ hat Kügel nicht recht. Eine Privatperson hatte mich nach den Verantwortlichen gefragt und meine Antwort - ohne mich zu fragen und ohne Quellenangaben - ins Internet gestellt. Aber wer über die Rechtschreibreform Bescheid wissen will, muß auch nach den Verantwortlichen fragen. Deshalb habe ich diese Liste hier in den Strang hineingestellt: Die Ministerialräte als Drahtzieher - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=544 -.

Die Medienkonzerne und die staatlich (und privat) finanzierten Sprachpflegevereine GfdS und IDS spielen eine bedeutende Rolle als Reformbetreiber. Zur Situation der Sprachpflegevereine hat Professor Gizewski meinen Aufsatz in seine Internetseite hineingestellt:
www.tu-berlin.de/fb1/AGiW/Cricetus/SOzuC1/SOVsRSR/ArchivSO/MRiebe1.htm

Über die Rolle der Medienkonzerne, insbesondere der Wörterbuch- und Schulbuchverlage, und den Sumpf der Spendenaffären aufzuklären, wäre eigentlich die Aufgabe eines investigativen Journalismus. Aber da bisher die meisten Medien als Reformbetreiber parteiisch waren, gab es keine diesbezüglichen Recherchen.

Kügel: „Das heißt auch nicht, daß Herr Riebe keine Informationen zu liefern hätte, die auch einmal in unserem Sprachpflegeausschuß erörtert werden könnten.“ Eine Einladung zu einem Vortrag gab es nicht, und für Teach-ins habe ich nicht viel übrig. Ein Spruch der 68er Protestler als Mittel des Klassenkampfes gegen eine reaktionäre und muffige Germanistik als Steckenpferd alternder Schöngeister lautet: „Schlagt die Germanistik tot, färbt die blaue Blume rot!“

In einem hat Kügel recht: Der Umfang meiner E-Mail-Nachrichten war nach der sensationellen Rückumstellung der FAZ auf die traditionelle Orthographie im August 2000 wirklich groß. Ich hatte diese Methode ausprobiert, aber zugunsten des Internets eingestellt; denn gegen die aus Steuergeldern betriebenen Desinformationskampagnen der Reformbetreiber, der staatlich finanzierten Sprachvereine (GfdS und IDS), der Kultusminister und deren Lobby der Wörterbuch- und Schulbuchverlage, ist dies die wirkungsvollste Methode, über deren Märchen aufzuklären.

Werner Kügel schrieb mir, anläßlich des Irrhainfestes 2002 sei es für ihn „eine Ehrensache, dem Manne, der sich wie kaum ein anderer in dieser Region für eine sinnvolle Rechtschreibung eingesetzt hat, einen zeremoniellen Schluck aus unserem über 300jährigen Ordenspokal zu kredenzen“. Dieser Versöhnungstrunk geschah auch.
Aber wie kaum ein anderer? Wir haben doch in Nürnberg/Erlangen ein kleines Nest prominenter Reformgegner: Theodor Ickler und Rolf Gröschner, die der Pegnesische Blumenorden auch folgerichtig zu Vorträgen einlud, sowie der ehemalige Rechtschreibreformer Professor Horst Haider Munske, der im September 1997 unter Protest aus der Rechtschreibkommission austrat, und unsere Sprachzeitung „Deutsche Sprachwelt“ in Erlangen: www.deutsche-sprachwelt.de -.

Der Pegnesische Blumenorden und der VRS haben eines gemeinsam: Sie werden im Handbuch „Förderung der Sprachkultur in Deutschland. Sprachvereine im deutschen Sprachraum“ (1999) nicht erwähnt, im Gegensatz zum Nürnberger Fastnachtsscherz-Verein „Deutsche Gesellschaft zur Rettung des Konjunktivs“, c/o Dieter Rossmeissl, heute Kulturreferent der Stadt Erlangen. :-))

1) Hans Zehetmair: „Wir hätten die Rechtschreibreform nicht machen sollen“. Interview von Stefan Rammer. In: Passauer Neue Presse Nr. 99 vom 30. April 2003

2) Hans Krieger: „Akzente, die meine Zeit überdauern“, Minister Hans Zehetmair blickt auf eine 17jährige Amtszeit zurück. In: Bayerische Staatszeitung Nr. 28 vom 11. Juli 2003, S. 13

Manfred Riebe
www.vrs-ev.de/vorstand.php#riebe

„Wer die Wahrheit nicht kennt, ist zumindest ein Dummkopf. Wer die Wahrheit kennt, sie aber leugnet, ist ein Verbrecher!“ (Aus: Bertolt Brecht – Das Leben des Galilei)

Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.
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Beitrag: Donnerstag, 19. Okt. 2006 20:26    Titel: Liste der Mitglieder des Pegnesischen Blumenordens Antworten mit Zitat

Ein Löschantrag gegen die Liste der Mitglieder des Pegnesischen Blumenordens

Der Benutzer:217.50.118.87 (= Nodutschke) hatte einen Löschantrag gegen die Liste der Mitglieder des Pegnesischen Blumenordens gestellt. Trotz der Unterstützung durch seine Parteigänger: Benutzer:Jesusfreund und den bekannten Benutzer-Unscheinbar, der sich als Benutzer:80.171.134.136 tarnte und sogar einen unbequemen Beitrag löschte, scheiterte der Löschantrag am gesunden Menschenverstand der Mehrzahl der Benutzer, die für "behalten" stimmten. Vgl. die Löschdiskussion:

* 2.9 Liste der Mitglieder des Pegnesischen Blumenordens (bleibt)
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:L%C3%B6schkandidaten/7._Oktober_2006#Liste_der_Mitglieder_des_Pegnesischen_Blumenordens_.28bleibt.29
____________________________________________________________

Anmerkung:

Jeder blamiert sich auf seine Weise.

Benutzer:80.171.134.136 alias Unscheinbar, der bekannte große Manipulator, löschte einen unbequemen Beitrag:

16:40, 10. Okt. 2006 80.171.134.136 (Diskussion) (→Liste der Mitglieder des Pegnesischen Blumenordens - rv: unbewiesene Verdächtigungen des infinit gesperrten Benutzers Manfred Riebe).

Daraufhin zitierte Benutzer:W.R. (= Weiße Rose) den gelöschten Beitrag mit der abschließenden Bemerkung:
Ein Service von W.R. Zum Gschwätz, geschehen am 01:35, 11. Okt. 2006 (CEST)
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Beitrag: Samstag, 04. Nov. 2006 22:52    Titel: ZUR SPRACHPFLEGE Antworten mit Zitat

ZUR SPRACHPFLEGE

Sprachausschußsitzung des Blumenordens am 21. 2. 2006 (Auszug)
Sprachausschußsitzung des Blumenordens am 26. 4. 2006 (Auszug)
http://www.ai.fh-nuernberg.de/Professors/Kuegel/Blumenorden/Sprachpflege47.htm
___________________________________________________________________

Anmerkung:
In den Protokollen wird die traditionelle Orthographie verwendet ...
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Beitrag: Samstag, 24. März. 2007 09:20    Titel: Thomas Paulwitz: „Ist die deutsche Sprache ein Pflegefall?“ Antworten mit Zitat

Thomas Paulwitz: „Ist die deutsche Sprache ein Pflegefall?“

Mittwoch, 4. Juni 2003, 19.30 Uhr, Caritas-Pirckheimer-Haus

Vortrag

Thomas Paulwitz, Herausgeber der überaus erfolgreichen Zeitschrift „Deutsche Sprachwelt“, ist aus Erlangen zu einem Vortrag gekommen, dem er den anreizenden Titel gibt: „Ist die deutsche Sprache ein Pflegefall?“ Dementsprechend sind 28 Personen anwesend, darunter einige, die dieses Thema mit besonderem Eifer besprechen, so etwa Herr Manfred Riebe und Herr Wilfried Honig. Der Vortragende gibt zu dieser Gelegenheit zum ersten Mal seine zehn Thesen zur Sprachpflege bekannt, die er bis dahin nicht veröffentlicht hat, und löst damit eine lebhafte Debatte aus.

* Chronik 2003 - http://www.ai.fh-nuernberg.de/Professors/Kuegel/Blumenorden/Chronik03.htm
___________________________________

Anmerkung:

Neben „Wilfried“ Honig bin auch ich durch bloße Anwesenheit in die Annalen des Blumenordens eingegangen. :-))

Leider fehlen Erläuterungen, um wen es sich handelt. Wer ist z.B. Wilfried Honig?
Es handelt sich vermutlich um einen Hör- und/oder Schreibfehler; denn Google sagt:

Mr Honey's Business English Dictionary
http://www.mrhoney.de/y/1/html/honey.htm
http://www.mrhoney.de/y/1/html/letter.htm

Winfried Honig, Mr Honey Franz-Reichel-Ring 12 90473 Nürnberg
Tel.: 0911 - 80 84 45 winfried.honig@online.de

http://mrhoney.de/
http://www.mrhoney.de/y/1/html/infleo2.htm
http://koennenschaft.de/y/1/HTML/gutenbg.htm
http://www.dict.cc/deutsch-englisch-woerterbuch.php


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Samstag, 24. März. 2007 13:23, insgesamt 1mal bearbeitet
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Beitrag: Samstag, 24. März. 2007 11:37    Titel: Frauen im Pegnesischen Blumenorden Antworten mit Zitat

Frauen im Pegnesischen Blumenorden

* Gisela Brinker-Gabler: Deutsche Dichterinnen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart (Collection of Poetry)
http://sophie.byu.edu/literature/index.php?p=alltexts.php&titleid=30
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