Günter Schmickler
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: Sonntag, 22. Apr. 2007 22:59 Titel: Förderung von Regionalsprachen |
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Förderung von Regionalsprachen
Sprachen nationaler Minderheiten, Regionalsprachen und Dialekte können sich von jeher nur mit Mühe gegenüber dominanten Staatssprachen behaupten. Hierfür gibt es mehrere Ursachen. Manche Staaten sehen in den Minderheitensprachen eine Gefahr für ihre nationale Einheit. Rigorose Sprachverbote gibt es zwar heutzutage nur noch selten. Weitaus gebräuchlicher und auf lange Sicht auch wirkungsvoller ist die „Austrocknung“ mittels restriktiver Bildungs- und Medienpolitik. Wenn einer Sprache, die der offiziellen Staatssprache Konkurrenz macht, jedwede staatliche Unterstützung versagt bleibt, wenn sie an den Schulen nicht mehr gelehrt wird, wenn ihr im Rundfunk allenfalls eine Sendezeit von täglich 10 Minuten zugestanden wird, wenn sie bei jeder passenden Gelegenheit als „nutzloses Relikt der Vergangenheit“ dargestellt wird – dann wird sie spätestens innerhalb von zwei Generationen nur noch ein Forschungsobjekt für Linguisten sein.
Anderseits kommt es auch vor, daß selbst massive staatliche Förderung den stetigen Rückgang der Sprecherzahl einer bedrohten Sprache nicht aufhalten kann. Dies trifft beispielsweise auf Irland zu, wo offenkundig die Meinung vorherrscht, daß die altehrwürdige Staatssprache für das moderne Erwerbsleben völlig ungeeignet und nutzlos sei.
Dialekte, beispielsweise das Kölner Platt, sind häufig als „Unterklassenjargon“ verpönt. Manche Eltern meinen deshalb, ihren Kindern eine möglichst „makellose Hochsprache“ vermitteln zu müssen, um ihr schulisches und berufliches Fortkommen nicht zu gefährden.
Beispiele für gefährdete Sprachen oder Dialekte gibt es mehr als genug. In Deutschland sind die sorbische und die friesische Sprache sowie alle Dialekte, in Frankreich vor allem das Baskische, das Bretonische, das Flämische, das Elsässische und das Lothringische vom Aussterben bedroht.
Die Vereinigung „Heimetsproch un Tradition“, gegründet 1984 in Schlettstadt (Sélestat), ist bestrebt, durch ihre kulturellen Aktivitäten die alten Muttersprachen der Elsässer und der Lothringer am Leben zu erhalten. Sie beklagt, daß Frankreich sich bisher weigert, die „Europäische Charta der Minderheiten“ zu unterschreiben, und verlangt “die Achtung unserer Menschenrechte sowie die der anderen Minderheiten, die historisch gesehen schon vor der Gründung des französischen Staates auf dem nationalen Boden lebten“.
Es lohnt sich, einen Blick in die Homepage von „Heimetsproch un Tradition“ zu werfen:
http://www.heimetsproch.org/ allemand, Selbstdarstellung
Die Ziele des Vereins „Heimetsproch un Tradition“ werden neuerdings – kaum zu glauben –
von Microsoft unterstützt: „Microsoft-Office“ gibt es erstmalig in einer Regionalsprache, und zwar in Elsässisch. Besonders hervorzuheben ist, daß Sprachwissenschaftler sich mit der Frage beschäftigt haben, wie man den „technischen Jargon“ mit der Volkssprache unter einen Hut bringen kann. Sie haben sich hierzu eigene Sprachschöpfungen einfallen lassen. Für den Webbrowser gibt es nun den elsässischen Begriff „Webschnüffler“. Der Benutzer wird mit „Güete Morje“ auf der „Startsit“ begrüßt. Mit Hilfe des Microsoft-Systems CLIP 5 war es möglich, innerhalb von 5 Monaten 47.500 Begriffe auf Elsässisch zu übersetzen.
Microsoft hat 5000 US-Dollar zu den Entwicklungskosten beigetragen. Ähnliche Projekte sind für 100 weitere Sprachen geplant. Zur Zeit sind die Versionen auf Bretonisch, Schottisch-Gälisch und K´iche, einer Regionalsprache Guatemalas, in Arbeit.
http://www.heise.de/newsticker/meldung/88413 |
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