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Namen und Wörter keltischen Ursprungs

 
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Günter Schmickler



Registriert seit: 11.05.2003
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Wohnort: 53842 Troisdorf

Beitrag: Dienstag, 27. März. 2007 16:12    Titel: Namen und Wörter keltischen Ursprungs Antworten mit Zitat

Namen und Wörter keltischen Ursprungs

Das Verbreitungsgebiet der keltischen Sprachen umfaßte in vorchristlicher Zeit weite Teile Europas. Es läßt sich mit den heute gültigen geographischen Bezeichnungen etwa wie folgt beschreiben: Großbritannien, der größte Teil Frankreichs und Spaniens, Norditalien, Schweiz, Süddeutschland, Tal der Donau bis zum Schwarzen Meer, sogar ein Teil Kleinasiens (Türkei).
Mit der Ausdehnung des Imperium Romanum wurden die keltischen Sprachen nach und nach durch das Lateinische verdrängt, zuletzt – um die Mitte des 1. Jahrhunderts – in Gallien (heute Frankreich).
Im Gegensatz zu den „festlandkeltischen“ Sprachen widerstanden die in Britannien gesprochenen „inselkeltischen“ Sprachen der Romanisierung. Zwei von ihnen sind in jüngerer Zeit ausgestorben: das Kornische gegen Ende des 18. Jahrhunderts, das Manx-Gälische gegen Ende der Fünfzigerjahre des 20. Jahrhunderts. Bis heute erhalten sind das Walisische (auch „Kymrisch“ genannt), das Bretonische, das Irisch-Gälische und das Schottisch-Gälische. Das Bretonische ist, wohlgemerkt, kein Rest des Festlandkeltischen, die heutigen Bretonen sind Nachfahren von Einwanderern aus Britannien. Alle heute noch lebenden keltischen Sprachen sind in ihrem Fortbestand bedroht, insbesondere das Irische, dessen Sprecherzahl trotz massiver staatlicher Förderung ständig zurückgeht. Am besten hat sich bisher noch das Walisische erhalten. Die Schriftstellerin Jan Morris spricht in ihrem im Jahre 2002 erschienenen Buch „A Writers House in Wales“ von einem „Comeback der walisischen Sprache in den letzten Jahren“. Sie werde zur Zeit wieder von etwa 500 000 Menschen gesprochen. Indes bleibt abzuwarten, ob und wie lange diese erfreuliche Entwicklung anhält.

Ich kam in meiner Jugend mit der walisischen Sprache in Berührung, als ich mit einigen Freunden Radwanderungen durch Wales und Irland unternahm. Die Zugehörigkeit der keltischen Sprachen, insbesondere des Walisischen, zur indogermanischen Sprachfamilie ist für den Absolventen eines humanistischen Gymnasiums schon anhand einiger „aufgeschnappter“ Wörter unschwer zu erkennen. Man benötigt ja nicht allzuviel Phantasie, um zu vermuten daß „troed“ (= Fuß) mit unserem Wort „treten“ verwandt ist. Das Wort „haul“ (gespr. „hail“) bedeutet „Sonne“ und erinnert an das griechische Wort „helios“. Besonders auffallend sind natürlich die Zahlen, mit denen man in den ersten Tagen des Aufenthaltes vertraut wird: un, dwy, tri ....
Allerdings konnte ich damals nicht ahnen, daß der Name meiner Heimatstadt Bonn keltischen Ursprungs ist. Diese Erkenntnis verdanke ich einem Büchlein des Bonner Professors Bernhard Maier, das ich vor einigen Monaten durch Zufall entdeckte und spontan kaufte: “Kleines Lexikon der Namen und Wörter keltischen Ursprungs“.

Man vermutet, so erläutert Maier, hinter dem Namen „Bonn“ ein „nicht sicher deutbares keltisches Wort für >Siedlung<“. Gesichert ist hingegen die Herkunft des Städtenamens „Boppard“. Der Ort hatte im Altertum den Namen „Boudobriga“, eine Zusammensetzung der keltischen Wörter für „Sieg“ und „Festung“. Der Leser ist immer wieder verblüfft, wenn er erfährt, wie viele vertraute Ortsnamen keltischen Ursprungs sind: Remagen, Dormagen, Marmagen, Neumagen – der Bestandteil „-magen“ geht zurück auf das keltische Wort „magus“ für „Ebene“. Die heutigen Bewohner von Rothenburg ahnen wohl nicht, daß der Name des Flüßchens „Tauber“ aus einem keltischen Wort entstand, das nichts anderes bedeutete als „Wasser“. Den selben Ursprung hat der Name der englischen Stadt Dover. Noch heute lautet das walisische Wort für „Wasser“ „dwfr“ (gespr. duwr).
Nicht nur Ortsnamen, sondern auch Wörter unserer Alltagssprache haben keltische Wurzeln.
Beispielsweise sind zwei schottisch-gälische Wörter in ihrer anglisierten Form im deutschen Sprachgebrauch heimisch geworden: „Whisky“ geht zurück auf das Wort „uisge“ (=Wasser), „Slogan“ auf „sluag-ghairm“ (=Kriegsruf).
Abschließend sei als besondere Kuriosität die Herkunft der Bezeichnung „Bitumen“ für „Asphalt“ erwähnt. Maier erklärt uns, daß das lateinische „bitumen“ von dem keltischen Wort „betu“ für „Birke“ abgeleitet ist und daran erinnert, daß die Gallier Pech aus dem Harz von Birken gewannen.
Das heute in Wales gebräuchliche Wort für „Birke“ lautet „bedwen“ (gespr. bedu-en). Es hat über Jahrzehnte hinweg in meinem Gedächtnis überdauert, nachdem wir damals auf einer der Radtouren über einen „Paß der Birken“ fahren mußten.

Das Büchlein Bernhard Maiers ist für jeden Sprachinteressierten eine wahre Fundgrube. Ich kann es wärmstens empfehlen!

Bernhard Maier, Kleines Lexikon der Namen und Wörter keltischen Ursprungs, beck´sche reihe, ISBN 3-406-49470-6, www.beck.de
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