Manfred Riebe
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: Montag, 29. Jan. 2007 13:23 Titel: Stefan Micko contra Heinz-Dieter Pohl |
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Experten fordern mehr „Sprachbewusstsein“
Professionelle und Hobby-Sprachforscher beschäftigen sich mit dem zunehmenden Einfluss von Fremdwörtern. „Noch besteht keine Gefahr.“
Von Jochen Bendele
„Ja“, räumt Sprachwissenschafter Heinz-Dieter Pohl von der Uni Klagenfurt ein, „es besteht die Gefahr, dass Deutsch in gewissen Bereichen durch andere Sprachen verdrängt wird.“ In der Hochtechnologie, der Medizin oder auch in der Sprache internationaler Konzerne sei dieser Prozess bereits zu beobachten. So weit wie der selbst ernannte Deutsch-Retter Stefan Micko, der von seinem Lexikon „Engleutsch? Nein danke!“ fast 38.000 Exemplare verkauft hat, will Pohl aber nicht gehen.
Fremdwörterflut
Micko fürchtet nämlich, die - vorwiegend englische - Fremdwörter-Flut könne die deutsche Sprache verdünnen, bis sie ihre Fähigkeit als Denkgrundlage und Kulturvermittlerin einbüßt. Micko: „Ich bin dafür, dass möglichst viele Menschen ihre eigene Kultur haben und dass sie andere Kulturen verstehen und akzeptieren. Aber dazu gehört eine eigene Sprache - und eine eigene Volkskultur. Die Globalisierung bedroht diese Besonderheiten.“
„Überregionale Verkehrssprache
Pohl widerspricht dem linguistischen Untergangsszenario: „Vieles geht heute ohne Englisch nicht, so wie im Jahr 100 nach Christus nichts ohne Latein und zur Zeit „ Jede Epoche brauche - und habe - ihre „überregionale Verkehrssprache“, was in Europa bis zum Ende des 19. Jahrhundert das Französische war.
Stärke
Dass Wörter aus anderen Sprachen integriert werden, kann man auch als Stärke einer Sprache erkennen, und im Laufe der Jahrhunderte verschwimmt der Unterschied sowieso. Pohl: „Wissenschaftlich lässt sich der Unterschied zwischen germanischen Erbwörtern und fremden Lehnwörtern nicht aufrecht erhalten.“ Oder wer hätte gewusst, dass so urdeutsche Wörter wie „Birne“, „Fenster“, der „Keller“ aus dem Lateinischen stammen und ihre Wurzeln bereits im Altdeutschen verschleiert haben?
Sprachensterben
Bedeutende Sprachen müssen alles benennen können, Grammatik und Rechtschreibung müssen festgelegt sein. Viele der 6000 Sprachen schaffen das nicht, sie werden von zu wenig Menschen gesprochen, von denen viele ein hohes Alter erreicht haben. „Man schätzt, dass pro Tag eine Sprache ausstirbt“, sagt Pohl. Das Schicksal ist für das Deutsche nicht abzusehen - „jedenfalls nicht zum jetzigen Zeitpunkt“.
Kleine Zeitung vom 28. Januar 2007
http://www.kleine.at/nachrichten/chronik/329465/index.do |
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