Hilfe Zurück zur Hauptseite
Hilfe Beiträge der letzten 14 Tage zeigen
Hilfe Hilfe
Suchen Suchen
Benutzerliste Benutzerliste
Benutzergruppen Benutzergruppen
Profil Profil
Einloggen Einloggen
Registrieren Registrieren

Vom Binnen-I

 
Neuen Beitrag schreiben   Auf Beitrag antworten    VRS Foren-Übersicht -> Geschlechtergerechtigkeit (Gender Mainstreaming)
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Rolf Genzmann



Registriert seit: 04.09.2003
Beiträge: 8

Beitrag: Freitag, 08. Jul. 2005 23:11    Titel: Vom Binnen-I Antworten mit Zitat

Vom Binnen-I

„Ein Extrem emanzipatorischer Verbiesterung ist das Anfügen femininer Endungen an maskuline Wörter, bei dem das „i“ der weiblichen Endung als Großbuchstabe in der Wortmitte aufgerichtet wird wie ein Mast, damit an ihm die Fahne der geschlechtlichen Gleichberechtigung wehe: LehrerInnen, StudentInnen und so weiter.“ - Der Satz stammt von Reiner Kunze, aus seinem Buch „Bleibt nur die eigene Stirn“, Radius 2004, entnommen hier aus einem in der Zeitschrift „Deutsche Sprachwelt“ im Sommer 2005 abgedruckten Auszug.

Eine Grundschullehrerin aus NRW sagte mir vor Jahren, sie sei durch einen Erlaß des Kultusministers gezwungen, in ihren Berichten (früher Zeugnisse) das Binnen-I anzuwenden.
Ob es tatsächlich einen solchen Erlaß gibt, weiß ich nicht; ich halte es aber für wahrscheinlich. Jedenfalls füllte sie die halbjährlichen Berichtsblätter aus mit Formulierungen wie „Das Verhalten gegenüber den MitschülerInnen, gegenüber der LehrerIn“ usw.
Als ich protestierte, rief sie ihren Mann, einen Oberstudienrat; der bestätigte die Existenz einer solch merkwürdigen Bestimmung. Ihr Rektor würde Berichte, - früher Zeugnisse -, nicht unterzeichnen, wenn „Schülerin“ im Text stehe. Alle KollegInnen müßten SchülerInnen schreiben. - Auf dem Berichtsformular stand unten allerdings erlaßwidrig noch Schulleiter/ Schulleiterin.

Reiner Kunze zitiert den Werbetext eines seriösen österreichischen Literaturverlages:
„Das Postkartenbuch ... hält zugleich für LiebhaberInnen Ergänzungen ihrer Beschäftigung und ihres Sammelns wie für EntdeckerInnen Angebote zum Einsteigen bereit. Die ... Motive ... sind in ihrer Ästhetik auch einzeln für die jeweiligen AdressatInnen ansprechend.“ Und er bemerkt dazu: „Das ist, neben unerträglichem Deutsch, Sprach- und Geisteszersetzung in einem.“

Männlich und weiblich und sächlich, drei Geschlechter kennt die deutsche Sprache, und auch letzteres Neutrum emanzipiert sich verbiestert, wenn der Verein „Jazz in Bonn“ immer schreibt „Liebe Mitglieder und Mitgliederinnen, ...“, - hier hat sich’s mit kleinem i verbiestert.

Aus Gründen der Gleichberechtigung, so will es mich bedünken, könnte man bald neben LehrerIn einen männlichen LehrEr einführen, MinistEr neben MinisterInnen.
Neben ÄrztInnen wird es dann DoktorEn geben, neben ÄrztIn wenigstens den DoktOr, bitteschön.
Denkbar wären neben einem ProfessOr dann die ProfessOrInnen.
Schon die StudentEn werden nicht hinter den StudentInnen zurückbleiben wollen, - im Rahmen des Abbaus unseres Emanzipationsreformstaus -,
der StudEnt und die StudEntEn nicht hinter StudEntIn und StudEntInnen.
Die BischöfInnen und der BischOf, der TraktOrIst und die TraktOrIstInnen.

So könnte bald neben dem alten ErlAß eine neue ErlAssIn entstehen, zwar nicht in der Sprache des Dichters, des Hochwohlgeborenen, aber „getzt“ durchaus in der Sprachzersetzerei unserer niedrigübelgeborenen Münteferings, die zudem noch kontraproduktiv bemüht scheinen, ausgerechnet eine KanzlerIn zu verhindern.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge vom vorherigen Thema anzeigen:   
Neuen Beitrag schreiben   Auf Beitrag antworten    VRS Foren-Übersicht -> Geschlechtergerechtigkeit (Gender Mainstreaming) Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Seite 1 von 1

 
Gehe zu:  







Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group