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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Dienstag, 07. März. 2006 00:48 Titel: Neue Rechtschreibung auch für Sorben |
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Neue Rechtschreibung auch für Sorben
Bautzen (dpa/sn) Nicht nur deutsche Schüler werden vom Sommer an wieder einmal eine neue Rechtschreibung lernen müssen. Auch rund 2200 Schüler des Sorben-Gebietes in Ostsachsen, die zum Teil in Sorbisch unterrichtet werden, müssen sich an eine veränderte Schreibweise in ihrer Sprache gewöhnen. Das sächsische Kultusministerium beabsichtigt, den 2005 erschienenen, neu bearbeiteten so genannten Völkel, ein dem Duden vergleichbares Rechtschreibwörterbuch, vom kommenden Schuljahr an für den Sorbisch-Unterricht für verbindlich zu erklären.
Ähnlich wie bei der deutschen Rechtschreibreform soll in einer Übergangszeit von fünf Jahren eine abweichende Schreibung etwa bei Diktaten nicht als falsch, sondern als veraltet gewertet werden. Von einer Rechtschreibreform wie beim Deutschen kann dem Ministerium zufolge dennoch nicht gesprochen werden. Es werde lediglich die Schreibweise von Wörtern vereinheitlicht, einige grammatikalische Formen neu geregelt und neue Worte in das Wörterbuch aufgenommen.
Die Sorben sind die Nachfahren slawischer Völkerschaften, die vor über 1000 Jahren fast ganz Ostdeutschland besiedelt hatten und von den Deutschen verdrängt wurden. Derzeit werden noch 60 000 Sorben gezählt, rund 20 000 Niedersorben in der brandenburgischen Niederlausitz und etwa 40 000 Obersorben in der sächsischen Oberlausitz. Sie haben verschiedene Sprachen: Nieder- und Obersorbisch.
«Die sorbische Reform ist mehr eine Korrektur», sagt Timo Meskank vom Sorabistik-Institut der Universität Leipzig. Die Schreibregeln seien alle geblieben. Der Wortbestand sei lediglich mit diesen Regeln abgeglichen worden. Nach Angaben Meskanks wurde dabei von etwa 500 der insgesamt 52 000 Wörter des Wörterbuches die Schreibweise geändert. Die erscheinen im neuen Völkel rot hervorgehoben, ähnlich wie bei deutschen Wörterbüchern die neue Schreibweise.
Der Anstoß für die Durchsicht kam durch die Rechtschreibreform der Deutschen. «Eigentlich sollte nur die Interpunktion den Änderungen im Deutschen angepasst werden», sagt Sonja Woelke, Vorsitzende der 17- köpfige Obersorbischen Sprachkommission, der obersten Instanz in sprachlichen Streitfällen. Dann aber habe der Domowina-Verlag, der das erste Mal seit 1981 ein neues Sorbisch-Wörterbuch herausgeben wollte, auf eine Überarbeitung des gesamten Wortschatzes gedrängt. Auch für das Niedersorbische ist dem Verlag zufolge ein neues Wörterbuch in Vorbereitung.
Die Sorben orientieren sich bei der Sprachpflege gern an ihren tschechischen Verwandten. Es wird zumeist so geschrieben, wie gesprochen. In der Vergangenheit war Woelke zufolge vor allem bei Fremdwörtern davon abgewichen worden. So war der Computer im alten Wörterbuch komputer. Nun gilt kompjuter. Aber auch Abweichungen werden toleriert. Möglich ist auch computer, klein geschrieben, wie fast alles im Sorbischen.
Doppelte Konsonanten zwischen kurz gesprochenen Vokalen wurden gestrichen, denn Vokale werden grundsätzlich kurz gesprochen. Die bisherige bulldogga für Bulldogge verwandelt sich nun in eine buldoga. Neu ist hingegen der Begriff für First Class Hotel: künftig gilt dafür firstclasshotel, firstclass-hotel oder first-class-hotel.
Der Chefredakteur der sorbischen Tageszeitung «Serbske Nowiny», Benedikt Dyrlich, hat mit der neuen Rechtschreibung keine Probleme. «Wir Zeitungsleute stehen beim Kampf um die sorbische Sprache ohnehin in vorderster Reihe.» Das Sorbische sei aus dem öffentlichen Raum weitgehend verdrängt. Deshalb entstünden neue Wörter oftmals nicht im Alltag auf der Straße, sondern in den Redaktionsstuben der Zeitung. «Und oft bleiben sie dann auch so, wie wir sie uns ausgedacht haben.»
03.03.2006
http://www.haus-der-literatur.de/newsarchiv/news06.htm |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Samstag, 10. Feb. 2007 17:23 Titel: Kosten-Nutzen-Analyse der Rechtschreibreform |
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Kosten-Nutzen-Analyse der Rechtschreibreform
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10 Jahre Rechtschreibreform. Überlegungen zu einer Kosten-Nutzen-Analyse.
Von Wolfgang Denk
Masterarbeit im Fachbereich 09 Wirtschaftsingenieurwesen der Fachhochschule München.
Aufgabensteller: Prof. Dr. Gottfried Rühlemann. München, 5. September 2006, 172 Seiten
Inhaltsverzeichnis
A. Einführung............................................................................................................... 4
B. 10 Jahre Rechtschreibreform – eine Kosten-Nutzen-Analyse ....................................... 6
I. „Kostenneutral“ oder „milliardenteuer“? Aussagen zu den Kosten 1995 – 2006 ............ 6
1. Die Vorgeschichte seit 1522 ...................................................................................... 6
2. Die Kostendiskussion vor 1996.................................................................................. 8
3. Von der „Wiener Absichtserklärung“ (1.7.96) über die „Frankfurter Erklärung“
(3.10.96) bis zur „Dresdner Erklärung“ der Kultusminister (25.10.96).................... 10
4. Der Streit bis zum Karlsruher Urteil (Juli 1998)...................................................... 17
5. Die mündliche Verhandlung in Karlsruhe und das Urteil vom 14. Juli 1998.......... 20
6. Der Streit bis zur Umstellung der Presse (1.8.1999) und danach ............................ 24
7. Die F.A.Z. kehrt zurück (1.8.2000) – die Reaktion der Schulbuchverlage.............. 25
8. Die Reform wird erstmals reformiert (2004) ........................................................... 27
9. Die Rückkehr des Springer-Verlags (2004) ............................................................. 28
10. Die zweite Reform der Reform .............................................................................. 33
11. Zwei größere Aufsätze zu den Kosten der Rechtschreibreform ............................ 35
12. Eine Zwischenbilanz .............................................................................................. 38
II. „Vereinfachung“ und „Erleichterung“: Aussagen zum Nutzen .................................... 40
1. Vereinfachung durch weniger Regeln? .................................................................... 40
2. Weniger Fehler durch bessere Regeln...................................................................... 42
3. Das Karlsruher Urteil und die Frage nach dem Nutzen der Rechtschreibreform .... 46
4. Die Aussagen der Reformer zur Fehlerverminderung – nach 1996......................... 49
5. Die Folgen der Rechtschreibreform auf die Fehlerzahl ........................................... 49
6. „Problemlosigkeit“ als einziger Vorteil ................................................................... 51
III. Grundlagen der Kosten-Nutzen-Analyse ..................................................................... 53
1. Theorie zur Kosten-Nutzen-Analyse........................................................................ 53
2. Hauptfragen zur Untersuchung eines Projektes ....................................................... 56
3. Ziele des politischen Handelns................................................................................. 57
4. Die Bewertung eines Projektes unter Anwendung der Theorie ............................... 59
5. Zum Ziel und zur Methodik der vorliegenden Untersuchung.................................. 65
IV. Kosten und Nutzen der Rechtschreibreform für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft... 67
1. Die Zeitverluste durch die Rechtschreibreform ....................................................... 67
2. Platzverluste durch die reformierte Schreibung ....................................................... 72
3. Die Kosten für Seminare .......................................................................................... 73
4. Bemerkung über den Geltungsbereich der Rechtschreibreform .............................. 74
5. Die Kosten der Reform-Erarbeitung und Reform-Durchsetzung ............................ 76
6. Die Kosten für Presse und Verlagswesen ................................................................ 79
7. Die Schulen ............................................................................................................ 101
8. Die Hochschulen .................................................................................................... 108
9. Die Goethe-Institute ............................................................................................... 109
10. Die öffentlichen und privaten Bibliotheken ......................................................... 110
11. Behörden, Institutionen und Verbände................................................................. 112
12. Banken und Versicherungen, Industrie, Handel und Dienstleistungen................ 114
13. Privatleute im In- und Ausland ............................................................................ 116
14. Zusammenfassung der Kosten der verschiedenen Bereiche ................................ 120
V. Die „intangiblen“ Kosten der Rechtschreibreform ..................................................... 123
VI. Ausblick auf das nächste Jahrzehnt – drei Kosten-Nutzen-Szenarien....................... 129
1. „Rechtschreibfrieden“ ............................................................................................ 129
2. „Permanente Reform“ ............................................................................................ 130
3. Die „Rücknahme“, eine Utopie.............................................................................. 130
C. Zusammenfassung...................................................................................................... 131
Bibliographie (13 Seiten)
Anhang 1 – Fragebogen zu Kosten und Nutzen der Rechtschreibreform (4 Seiten)
Anhang 2 – Auswertung des Online-Fragebogens (13 Seiten)
Anhang 3 – 60 Zitate aus dem Online-Fragebogen (6 Seiten)
Erklärung
Dank und Widmung
Ich danke der Fachhochschule München für das Angebot eines berufsbegleitenden Masterstudiums im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen, allen Dozenten, ganz besonders Herrn Professor Dr. Gottfried Rühlemann für die hervorragende Ausbildung und Betreuung der Studenten, sowie meinem Vater Friedrich Denk für seine Ratschläge und die umfangreichen Archivmaterialien.Ich widme diese Arbeit dem scharfsinnigsten Kritiker der Rechtschreibreformideen von 1974, dem Verleger Dr. Reinhard Mohn.
München, den 5. September 2006
Wolfgang Denk
Wolfgang Denk, Dipl.-Ing. (FH), Kastanienallee 6, D 82049 Pullach
E-Mail: wolfgang.denk@reformkosten.de, Telefax: 089-74 99 60 24
http://www.reformkosten.de/Denk%20Masterarbeit%20151106.pdf
__________________________________
Anmerkungen:
Erst nachdem Wolfgang Denk fertiger Maschinenbauingenieur - Dipl.-Ing. - war, hatte er sich entschlossen, ein Aufbaustudium als berufsbegleitendes Masterstudium im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen der Fachhochschule München zu absolvieren.
31.01.2007 Wolfgang Denk: Kosten-Nutzen-Analyse der Rechtschreibreform
http://sprachforschung.org/index.php?show=news&id=529 |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Montag, 05. März. 2007 23:41 Titel: Paulwitz: die Rechtschreibreform als Milliardengeschäft |
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Thomas Paulwitz über die Rechtschreibreform als Milliardengeschäft
[...]
Ertragreicher und noch bedeutender als das Geschäft mit Wörterbüchern ist jedoch das mit Schulbüchern. Für die Schulbuchverlage ist die Rechtschreibreform ein Milliardengeschäft, finanziert durch den Steuerzahler. Nach Angaben des VdS Bildungsmedien, des mächtigen Verbandes der Schulbuchverleger, schaffte die öffentliche Hand zwischen den Jahren 1996 und 2004 Schulbücher in reformierter Rechtschreibung im Wert von etwa zwei Milliarden Euro an. Eltern gaben allein im Jahr 2003 rund 200 Millionen Euro für Lernmittel aus.
Als die Rechtschreibreform nicht mehr zu verhindern war, machten sich die Schulbuchverlage zu den Wortführern der Reformpropaganda. Der VdS Bildungsmedien schmiedete eine von ihm so bezeichnete "Verbändeallianz", der der Deutsche Philologenverband, der Bundeselternrat und die Bundesschülervertretung angehören. Wenn durch die Nachrichten Meldungen geistern, "die Lehrer" oder "die Eltern" oder "die Schüler" hätten sich für die Beibehaltung der Rechtschreibreform ohne Korrekturen ausgesprochen, dann ist das auf die Presseerklärungen dieser Verbändeallianz zurückzuführen. Hier äußern sich vom VdS beeinflußte Funktionäre, keine echten Vertreter. Zudem gibt es andere Verbände, die sich kritisch zur Rechtschreibreform äußern, etwa den Deutschen Lehrerverband unter Josef Kraus oder den Deutschen Elternverein unter Heidemarie Mundlos. Der VdS Bildungsmedien hat es sogar geschafft, daß es wohl "seine" Verbände sind, die noch einmal angehört werden, bevor die KMK über die Änderungsempfehlungen des Rechtschreibrates entscheidet.
Ertragreicher und noch bedeutender als das Geschäft mit Wörterbüchern ist das Geschäft mit Schulbüchern. Für die Schulbuchverlage ist die Rechtschreibreform ein Milliardengeschäft, finanziert durch den Steuerzahler.
Der Verband hat eine Menge Geld eingesetzt, um der Reform zum Durchbruch zu verhelfen. So investierten die Schulbuchverlage rund eine halbe Million Mark, um den Volksentscheid in Schleswig-Holstein im September 1998 zu beeinflussen, der aber für die Reformer dennoch verlorenging. Der Einfluß des VdS Bildungsmedien auf die Kultusbürokratie, die für die Zulassung der Schulbücher zuständig ist, ist groß. "Zahlreiche Beamte in den Kultusministerien sind als Schulbuchverfasser privatgeschäftlich mit Verlagen verbunden", erklärt der bekannteste Kritiker der Rechtschreibreform, der Erlanger Germanist Theodor Ickler.
Im internen Bericht des Verbandes für das Jahr 2000 - das Jahr, in dem die Frankfurter Allgemeine das Abenteuer Rechtschreibreform beendete - heißt es: "Wir haben also nicht allein auf die Kultusminister, sondern auch auf alle Ministerpräsidenten der Länder massiv eingewirkt und diese in die Öffentlichkeit gezwungen mit klaren und unmißverständlichen Erklärungen zu einer Reformumsetzung."
Die Staatsanwaltschaft sollte aufgrund offenkundiger Verdachtsmomente also untersuchen, inwieweit bei der Durchsetzung der Rechtschreibreform auch Korruption eine Rolle spielt. Die Aufdeckung eines Bestechungsskandals wäre der Todesstoß für die Reform, würde aber auch aufgrund der Beteiligung von Regierungsbeamten eine Krise auslösen. Man könnte also verstehen, wenn die Ministerpräsidenten deswegen nicht in das Wespennest stochern möchten, das sich in ihren Kultusministerien gebildet hat.
[...]
Thomas Paulwitz: Die Rechtschreibaffäre. In: Junge Freiheit Nr. 31-32 vom 29. Juli 2005, S. 22 - http://www.jf-archiv.de/archiv05/200531072966.htm
http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=211#881 |
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