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Lehrer gegen die Rechtschreibreform
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
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Beitrag: Freitag, 02. Sep. 2005 13:05    Titel: Theodor Ickler: Warum gehorchen die Lehrer? Antworten mit Zitat

Theodor Ickler: Warum gehorchen die Lehrer?

Lehrer haben kein Widerstandsrecht gegen Erlasse ihres Dienstherrn. Genau darauf beruht ja, wie wir bereits gesehen haben, das Kalkül der Reformer bei der Durchsetzung ihrer unpopulären Reform. Als einige Monate später in Nürnberg eine Lehrerinitiative „Wir Lehrer gegen die Rechtschreibreform“ gegründet wurde, reagierte das bayerische Kultusministerium blitzartig mit folgender Presseerklärung:

„4. März 1997 Zur dpa-Meldung lby vom 4. März 1997 („Lehrerinitiative gegen Rechtschreibreform“) stellt das Bayerische Kultusministerium fest:

Aus dem Tiefschlaf erwacht!

Bayerische Lehrer, die sich der neugegründeten Initiative „Wir Lehrer gegen die Rechtschreibreform“ anschließen, müssen sich fragen lassen, was sie in den letzten Jahren eigentlich gemacht haben. Im März 1995 brachte die Lehrerzeitschrift „schulreport“ bereits einen vierseitigen Überblick über die wichtigsten Änderungen mit Literaturhinweisen zur Information aller Lehrer. Gleichzeitig wurden die Eltern in der Zeitschrift „Schule aktuell“ informiert. Im August 1995 veröffentlichte das Ministerium ein Schreiben an alle Schulen mit der Bitte an die Deutschlehrer, sich mit den vorgesehenen Neuregelungen vertraut zu machen und Schüler und Eltern über den Stand der Dinge zu informieren. Im Juni 1996 veröffentlichte „schulreport“ eine abschließende 8seitige Zusammenfassung der Änderungen für die Hand der Lehrer, gleichzeitig informierte „Schule aktuell“ die Eltern mit Beispielen zur neuen Schreibung. Zeitgleich mit der Unterzeichnung der gemeinsamen Absichtserklärung in Wien wandte sich Kultusminister Zehetmair am 1. Juli 1996 an die Schulen mit abschließenden Hinweisen zur Umsetzung der Neuregelung. Ebenfalls im Juli 1996 erschien eine Sondernummer des Amtsblattes mit den Neuregelungen. Die Lektüre des Amtsblattes gehört zu den Dienstpflichten jedes Lehrers. Noch vor Beginn des neuen Schuljahres erhielten die Schulen darüber hinaus eine 112seitige Handreichung des ISB, in der die Neuregelung bezogen auf die Lehrpläne der einzelnen Schularten didaktisch und methodisch aufbereitet wurde.

Nunmehr, über eineinhalb Jahre nach der bindenden Aufforderung, sich mit der Neuregelung vertraut zu machen und auch die Schüler entsprechend zu informieren, wirft die Gründung einer Lehrerinitiative gegen die Rechtschreibreform ein bezeichnendes Licht auf alle, die ihr beigetreten sind. Wie haben es die Unterzeichner in den letzten Jahren mit der Wahrnehmung ihrer Dienstpflichten gehalten?

Bayerisches Staatsministerium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst, Toni Schmid, Pressereferent“

Es ist das gute Recht aller Lehrer, eine Initiative zu gründen, und sie brauchen sich vom Ministerium nicht den Zeitpunkt einer solchen Gründung vorschreiben zu lassen. Der nahegelegte Verdacht der Dienstpflichtverletzung soll offenbar andere Lehrer abschrecken, sich der Initiative anzuschließen. Unüblich ist es auch, daß der Dienstherr öffentlich gegen seine Beamten polemisiert; ihm stehen ja andere Disziplinierungsmittel zur Verfügung.

Zur Sache ist zu sagen: Die genannten Informationsschriften geben selbstverständlich nur einen sehr unvollständigen Eindruck von der geplanten Neuregelung, und das Studium des Amtsblattes, d. h. des gesamten Originaltextes der Neuregelung, kostet selbst einen berufsmäßigen Sprachwissenschaftler ungefähr ein Jahr konzentrierte Arbeit. Der Ministerialrat weiß genau, daß es keinem Lehrer zuzumuten ist, während der Sommerferien das amtliche Regelwerk zu studieren. Sogar die Reformer selbst waren ja nicht wenig überrascht, als sie mit den Auswirkungen ihres Produktes auf die deutsche Grammatik und auf den Gesamtwortschatz konfrontiert wurden. Die nicht bedachten Folgen der neuen Kommaregeln zum Beispiel haben bei ihnen eine bis heute andauernde Sprachlosigkeit bewirkt.

Aus: Ickler, Theodor: Regelungsgewalt. Hintergründe der Rechtschreibreform. St. Goar: Leibniz Verlag, 2001, S. 42 ff.
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
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Beitrag: Montag, 05. Sep. 2005 11:08    Titel: Lehrerinitiative gegen die Rechtschreibreform Hessen Antworten mit Zitat

Lehrerinitiative gegen die Rechtschreibreform Hessen:
9 Punkte zur Rechtschreibreform


1. Die politische Öffentlichkeit, vor allem aber unsere mit vermeintlich viel wichtigeren Dingen beschäftigten Politiker selbst, haben die sog. Rechtschreibreform anfangs völlig unterschätzt und beginnen jetzt erst allmählich, den darin enthaltenen sozialen Sprengstoff wahrzunehmen. Wie ernst die Sache ist, haben die meisten von ihnen anscheinend jedoch noch immer nicht begriffen, sonst würden sie die „Reform“ sofort stoppen, statt die Dinge einfach weiter treiben zu lassen und in ihrer sattsam bekannten Art nach Kompromißlösungen zu suchen oder sich gar der Illusion hinzugeben, durch ein paar Nachbesserungen könne das sprachzerstörerische Machwerk doch noch die vielzitierte „gesellschaftliche Akzeptanz“ finden.

2. Es scheint allerdings so, als hätten die Kultusminister mit ihrem Versuch, dem deutschen Volk über die Schule mit dieser Reform auch noch eine ganz neue, von Experten am Reißbrett entwickelte Orthographie aufzuzwingen, einen unsichtbaren Rubikon überschritten, nämlich die Grenze des politisch Zumutbaren.

3. Bei dem Versuch, ihre Herrschaft auch noch über die Sprache und die Orthographie auszudehnen, sind die Kultusminister nämlich in einen Bereich vorgestoßen, der für die Politik bisher tabu war und nach Meinung der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung auch weiterhin
tabu bleiben soll.

4. Im Widerstand gegen die Rechtschreibreform artikuliert sich nicht nur der Protest gegen die als unzumutbar empfundenen Eingriffe von Sprachwissenschaftlern in die deutsche Orthographie, sondern auch das Bestreben, dem immer weiter um sich greifenden Machtanspruch der Politik eine unverrückbare Grenze zu setzen.

5. Insofern ist der Protest gegen die Rechtschreibreform auch als Warnung an alle Politiker zu verstehen.

6. Wir Reformgegner halten es ebensowenig für hinnehmbar, daß die deutsche Sprache und ihre Rechtschreibung irgendwelchen Expertengruppen ausgeliefert werden, die sich einbilden, sie verbessern zu können, in Wirklichkeit aber durch ihre Selbstüberschätzung ein Chaos anrichten.

7. Nach unserer Überzeugung ist nur der Souverän, die deutsche Sprachnation selbst, dazu berechtigt, die deutsche Orthographie zu regeln, und diese orientiert sich dabei einzig und allein am Sprachgebrauch.

8. Zur Regelung der Orthographie bedarf es nur einer vertrauenswürdigen Institution, welche die Nachfolge des DUDEN antritt und dessen - trotz aller Einwände - höchst anerkennenswerte Arbeit in gleichem Geiste fortsetzt. Der Duden selbst kommt als ein privates, Im Wettbewerb mit anderen stehendes Unternehmen für diese Aufgabe aus rechtlichen Gründen wohl nicht mehr in Frage.

9. Wir schlagen dafür die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt vor. Sie sollte sich nach unserer Meinung darauf beschränken, ein reines Orthographielexikon auf der Basis der bisherigen und immer noch gültigen Rechtschreibung zu entwickeln, das den Wörterbuchverlagen als einheitliche und zuverlässige Grundlage für die Entwicklung ihrer ja weit umfassenderen Lexika dienen kann.

2. September 1997, Günter Loew, Lehrerinitiative gegen die Rechtschreibreform Hessen
__________________________________________________________________

Kommentar von Wolfgang Näser:

Das Statement zeigt ganz klar, daß die Rechtschreibreform über das rein Sprachliche hinaus längst zu einem Politikum geworden ist: sicherlich mitverantwortlich dafür, weswegen viele der Involvierten mit Zähnen und Klauen dagegen ankämpfen, ihr Gesicht zu verlieren - sofern noch vorhanden.
Von zentraler Wichtigkeit als Diskussionspunkt ist These [7], wo vom Souverän, der deutschen Sprachnation, gesprochen und die orthographische Entwicklung und Normsetzung vom Sprachgebrauch abhängig erklärt wird.

Der Sprachgebrauch des „Souveräns“ richtet sich freilich heute wie nie zuvor nach den Medien. Wenn irgendeine V.I.P. sagt, das mache keinen Sinn, ist es so sicher wie das Amen in der Kirche, daß innerhalb nur weniger Tage oder allenfalls Wochen mindestens die halbe „Sprachnation“ diesen vielmalig durch die Medien lancierten Unsinn durch häufiges Nachplappern „verinnerlicht“ hat und die von mir „inkriminierte“ Abweichung daher - möglicherweise normativ - Teil des Sprachgebrauchs geworden ist. Das gilt auch für Realisieren = erkennen und vieles andere (teils s.o.). Abweichend von LOEW plädiere ich für eine Institution, die in Abwägung kultureller Traditionen und Perspektiven und unabhängig von Eintagsfliegen des Alltagssprachgebrauchs eindeutige und für alle gültige Sprachnormen setzt. Wer auch immer sich in der Öffentlichkeit der deutschen Sprache und Schrift bedient, muß sich auf bestimmte Leitlinien verlassen können und die Gewißheit haben, im Zweifelsfall eine bündige, wissenschaftlich einwandfreie, logische und in jeder Hinsicht zuverlässige Auskunft zu bekommen.

Wolfgang Näser: Wider die sprachliche Apartheid! Materialien und Gedanken zur sog. Rechtschreib-Reform - 3. Nachträge und Dokumentation zur Entwicklung ab 1996

http://staff-www.uni-marburg.de/~naeser/gfdsrec3.htm
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Manfred Riebe



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Beitrag: Montag, 12. Dez. 2005 13:45    Titel: Umfrage: Reformierte/neue Rechtschreibung im Deutschunterric Antworten mit Zitat

Umfrage: Reformierte/neue Rechtschreibung im Deutschunterricht
Welche Erfahrungen haben Deutschlehrer/innen mit der reformierten Rechtschreibung gemacht?
Wir bitten hiermit Deutschlehrer/innen, ein Statement zu diesem Thema abzugeben.


Der Lehrerfreund-Beitrag “Gerichtsurteil: Elftklässlerin darf theoretisch (!) alte Rechtschreibung benutzen" - http://www.lehrerfreund.de/in/schule/1s/gerichtsurteil-alte-rechtschreibung/ - hat im Kommentarbereich zu einer heftigen (nicht minder interessanten) Diskussion um Sinn und Unsinn der Rechtschreibreform geführt.

Grundsätzlich bemängeln die Befürworter der alten Schreibweise an der neuen Rechtschreibung:
• Die neue Rechtschreibung enthält zu viele Ausnahmen, die in der alten Rechtschreibung keine waren.
• Die neue Rechtschreibung verpflichtet zu Verstößen gegen die Grammatik.
• Viele Festlegungen der reformierten Rechtschreibungen sind willkürlich (und damit unlernbar).
Die Befürworter der reformierten Rechtschreibung dagegen argumentieren im Kern so:
• Die neue Rechtschreibung ist von den Grundregeln her einfacher zu erlernen.
• Ausnahmeregelungen sind meist klar definiert und nicht häufiger (eher seltener?) als in der alten Rechtschreibung.

Ein Teilnehmer der oben genannten Diskussion stellt dabei eine interessante Frage:
Mich “externen Beobachter” würde wirklich interessieren, welche persönliche Erfahrung Deutschlehrer mit dem Unterricht der Reform haben. Also besonders die vergleichenden Erfahrungen jener, die auch vor 1998 schon unterrichteten!
‘strasser’, 23.11.2005 auf lehrerfreund.de
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Aufruf an alle LeserInnen

Welche Erfahrungen haben Sie mit der reformierten Rechtschreibung im Deutschunterricht gemacht? Halten Sie die Reform für sinnvoll? Sollte die Reform reformiert oder gar rückgängig gemacht werden?
Besonders interessiert uns die Meinung von KollegInnen, die schon VOR der Reform als Deutschlehrer/innen tätig waren und beide Rechtschreibsituationen vergleichen können.

Schreiben Sie Ihr Statement in das Kommentarfeld unten.
http://www.lehrerfreund.de/in/schule/1s/2499/
___________________________________________________________________________

Endredaktion, V.i.S.d.P:
Berthold Metz
Fabrikstr. 16
D-79102 Freiburg
0761/4768853
bmetz@lehrerfreund.de
http://www.lehrerfreund.de/
__________________________________________________________________

Anmerkung:

Der Lehrerfreund verwendet die neue Rechtschreibung. :-((
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