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Die „gotische“ oder deutsche Schrift (Sütterlin, Fraktur)
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
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Beitrag: Montag, 07. Jun. 2004 08:33    Titel: Die „gotische“ oder deutsche Schrift (Sütterlin, Fraktur) Antworten mit Zitat

Die „gotische“ oder deutsche Schrift (Sütterlin, Fraktur)

Auf alten gelaufenen, d.h. mit der Post versandten historischen deutschen Ansichtskarten oder in Briefen haben die Absender meistens in „Sütterlin“ geschrieben (Ludwig Sütterlin, 1865-1917). So werden die im 19. und 20. Jahrhundert gebräuchlichen deutschen Handschriften (Kurrentschriften) bezeichnet. Mit der Sütterlinschrift konkurrierten eine Reihe anderer Handschriften, z.B. die Offenbacher Schrift, die von Rudolf Koch (1876-1934) entworfen wurde. Davor wurde die Gotische Kursive verwendet. Die genaue Kenntnis der Sütterlin-Handschrift ist für jeden, der sich mit schriftlichen Quellen aus jener Zeit beschäftigen will, unerläßlich, z.B. für Historiker und Familienforscher. Aber am 3. Januar 1941 verbot Hitler die sogenannte gotische Schrift (Fraktur, Sütterlin) als „Schwabacher Judenlettern“, obwohl er selber Sütterlin schrieb (Heeger, Heinrich: Das Verbot der deutschen Schrift durch Adolf Hitler im Lichte einer schriftgeschichtlichen Betrachtung. In: Die deutsche Schrift, Heft 55, Sonderheft, Winter 1977, S. 10 f.). Auch der Duden erschien 1942 erstmals in Antiqua, und die Schüler mußten seitdem die lateinische Schrift lernen. Daher können viele junge Deutsche diese deutschen Handschriften nicht mehr lesen, und die wenigsten können sie schreiben. Man denke an die von Konrad Kujau gefälschten 60 Hitler-Tagebücher, auf denen Kujau außen in Fraktur die Initialen „FH“ anbrachte anstatt „AH“. Vgl. hierzu auch
Wurden Fraktur und Sütterlin verboten? - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=319

Es gibt folgende Hilfen zum Erlernen dieser Schriftarten:

- Koch, Rudolf: Das Schreibbüchlein. Eine Anleitung zum Schreiben. Mit Holzschnitten von Fritz Kredel. Unveränderter Nachdruck der 8. Aufl. Kassel: Stauda, 1984, 46 S., ISBN 3-7982-0804-2 (Die erste Ausgabe der Schreibanleitung von Rudolf Koch (1876-1934) mit den Holzschnitten von Fritz Kredel (1900-1974) erschien 1930; 5. Auflage, Bärenreiter-Verlag, 1941; die 6. unveränderte Auflage erschien erst 1948!)

- Süß, Harald: Deutsche Schreibschrift Lesen und Schreiben lernen, Augsburg: Augustus Verlag, 1992
(Rolf Husemann: „Das Thema deutsche Schrift ist für die Zeitungsleser weit interessanter als sich die Verlage vorstellen konnten. So ist das Buch von Herrn Süß „Deutsche Schreibschrift“ mehr als 110.000 mal verkauft worden; der Verlag wollte es eigentlich ablehnen, weil er es für uninteressant hielt.“)

- Delbanco, Helmut: Schreibschule der deutschen Schrift. Eine Anleitung zum Erlernen der deutschen Schreibschrift ohne Unterstützung durch eine Lehrkraft. Herausgeber und Verlag: Bund für deutsche Schrift und Sprache e.V.
Zu beziehen über die Verwaltungsstelle, 38711 Seesen, Postfach 1145, und über Bestellung@BfdS.de für 2,50 Euro.
Dieses Lehrheft ermöglicht das Erlernen der deutschen Schreibschrift im Selbststudium (der Zusatz „ohne Lehrer“ hat vor allem bei Kindern sehr gezogen...). Das Heft ist aufgeteilt in einen Anleitungs- und ausgiebigen Übungsteil.

- Hier sind die Fachleute bzw. Freunde der deutschen Schrift, auf deren Seite man sich sachkundig machen kann: Bund für deutsche Schrift und Sprache (BfdS): www.bfds.de/ Der 1918 gegründete „Bund für deutsche Schrift“ wurde 1941 zur Auflösung gezwungen. www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=313 - .

- Deutsche Kurrentschrift Freunde - www.dksfreunde.de.vu/ -
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=3112#3112

- Lutz Schweizer, Alling bei München, lutz.schweizer@arcor.de:
„Gebrochene Schriften (Frakturschriften) auf dem Computer“ - http://home.arcor.de/lutz.schweizer/fraktur.html

- Programm zur Entzifferung der Sütterlin-Handschrift: www.uni-saarland.de/~m.hahn/slp2000.htm
- www.peter-doerling.de/Lese/Sutterlin1.htm
- www.suetterlin-service.de/
- Anton Koch: Anton’s Font World - www.fontworld.net/_de/suetterlin.html
___________________________________________

Siehe auch:

in der Rubrik „Wörterbücher“ den Strang: DUDEN 1942 in „Normalschrift“ –
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=662

in der Rubrik „Staat und Sprache“ die Stränge:
1. „Rechtschreibreform und Nationalsozialismus“ - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=296 - und darin die Beiträge:

a) „Hitlers Verbot der deutschen Schrift“ –
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=816#816

b) „Hatte das „ss“ in der Antiqua keine politische Bedeutung?“ -
www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=839#839

2. „Wurden Fraktur und Sütterlin verboten?“ - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=319

- Heeger, Heinrich: Das Verbot der deutschen Schrift durch Adolf Hitler im Lichte einer schriftgeschichtlichen Betrachtung. In: Die deutsche Schrift, Heft 55, Sonderheft, Winter 1977

- Keunecke, Hans-Otto: Zur Geschichte der Schwabacher. In: Die deutsche Schrift, Heft 1, 1988, S. 2-14

- Keunecke, Hans-Otto: Die deutsche Schrift im Dritten Reich. Die Nationalsozialisten und das Schicksal der gebrochenen Lettern. In: Buchhandelsgeschichte 1993/4, Beilage zum „Börsenblatt für den deutschen Buchhandel“

- Dippert, Wolfgang / Hoffmann, Sandra: Antiqua oder Fraktur: die „Schwabacher Judenlettern“. In: Sabine Weigand-Karg, Sandra Hoffmann, Jürgen Sandweg (Hgg.). vergessen und verdrängt? Zur Stadtgeschichte Schwabachs von 1918 - 1945. Stadtmuseum Schwabach, Schwabach, 1997, S. 172-174

- Hartmann, Silvia: Fraktur oder Antiqua. Der Schriftstreit von 1881 bis 1941, (Theorie und Vermittlung der Sprache; Bd. 28), Frankfurt am Main [u.a.]: Lang, 1998

- Schwabacher-Judenlettern und Deutsche Schrift, Fraktur - Sütterlin - www.deutsche-schutzgebiete.de/fraktur.htm

- Fraktur - www.typolexikon.de/f/fraktur.html

- Geschichte der Fraktur - www.fugit-tempus.de/progothics/pg_fhistory.htm

- Schriftenstreit. Das Ende der „Deutschen Schrift“ - www.geschichte.schleswig-holstein.de/vonabisz/schriftenstreit.htm

- Antiqua-Fraktur-Streit - http://de.wikipedia.org/wiki/Antiqua-Fraktur-Streit

- Deutsche Schrift fördern - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=388

________________________________________________________

Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Dienstag, 27. Dez. 2005 12:17, insgesamt 26mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Samstag, 18. Dez. 2004 17:56    Titel: Sütterlin oder Deutsche Schrift Antworten mit Zitat

Sütterlin oder Deutsche Schrift

Nachfolgend einige Quellen, wo man die Sütterlin-Schrift laden und auf den eigenen PC installieren kann. So kann man alte Texte nachschreiben und anschließend in eine normale Schrift übersetzen. Wen es interessiert, hier ist die Adresse: www.kriteria.de/suetterlin/suetterlin.html

Installation in Windows:
Alle hier zum Herunterladen angebotenen Dateien sind WinZip gepackt. Das heißt, Sie brauchen ein Programm zum Entpacken von Archiven, wie z.B. WinZip (dieses Programm kann allerdings nur WinZip-Dateien entpacken) oder am besten WinAce-Archivierer, mit diesen Programm können Sie fast alle Dateiformate entpacken.

Um Ihre Schrift nun zu nutzen, müssen Sie einfach die Datei *.ttf in Ihren Font-Ordner unter Windows entpacken, also z.B. C:/windows/fonts/ , danach gehen Sie in den Ordner und aktualisieren iin einmal. Jetzt können Sie die neu installierten Schriften in all Ihren Schreib-, Grafik- und Webprogrammen benutzen. http://www.peter-doerling.de/Englisch/Sutterlin.htm
An interest link is: http://www.uni-saarland.de/fak3/fr34/Noframes/slp/slp.htm
It is the explanation of the Sütterlin-Schrift (Sütterlin writing) with a learning programm. You can download this programm (freeware). Also infos about Sütterlin: http://www.kriteria.de/suetterlin/suetterlin.html

Außerdem gibt eine spezielle Liste für Schriftenforschung, da können fragliche Dokumente als Anhang mitgeschickt werden: www.ecircle.de/forum/schriftenforschung

Samstag, 05. Januar 2002, 01:46:11

Horst Lindner
Haldenweg 1/1
71336 Waiblingen
Tel. 07146 / 8604-34, Fax: -35
LindnerHo@aol.com

http://list.genealogy.net/mailman/archiv/ow-preussen-l/2002-01/msg00040.html


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Samstag, 18. Dez. 2004 19:48, insgesamt 2mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Samstag, 18. Dez. 2004 19:38    Titel: „Hitlers Entscheidung ein Akt einer Kulturrevolution.“ Antworten mit Zitat

Ein Philatelist: „Hitlers Entscheidung ein Akt einer Kulturrevolution.“
___________________________________________________________

Die Deutsche Schrift - Aufstieg und Niedergang


Philatelisten befassen sich normalerweise mit Briefmarken. Das Hauptinteresse gilt den Markenmotiven. Es mangelt aber auch nicht am Interesse „rund um die Briefmarke“, so da sind Papiersorten, Druckverfahren, Farben, Wasserzeichen, Gummierungsarten, die Gestaltung der Bogenränder. Es ist es verwunderlich, daß jedoch eine Sache, die eng mit dem Markenbild verbunden ist, so wenig Interesse gefunden hat. Gemeint ist die Schrift auf der Briefmarke. Am markantesten ist die Beschriftung mit dem Markenland, also in unserem Falle mit „Deutsches Reich“ oder „Deutschland“.

Das Thema „Schrift und Philatelie“ befaßt sich natürlich nicht nur mit der Beschriftung auf Briefmarken mit dem Markenland. „Schrift“ findet sich natürlich auch auf den Ganzsachen, vor allem aber in den Freistempeln. In den Freistempeln nimmt die Schrift einen noch bedeutsameren Raum ein als im Markenbild. Es ist deshalb bemerkenswert, daß das Thema „Schrift“ in der Philatelie bisher kaum beachtet worden ist. Es war deshalb wichtig, im Heft Nr. 206 von „Philatelie und Postgeschichte“ einen Aufsatz zum Thema „Die Entstehung und Entwicklung der Schrift“ zu lesen. Sammlerfreund Kurt Keller stellt dort seine Motivsammlung gleichen Titels vor. Er bringt viel Text zu wenig Belegen - doch das ist verständlich. Bei solchem Motiv kommt man ohne viel Text nicht aus - die Belege sind nicht „selbstredend“, wie es bei Motivsammlung im allgemeinen die Regel ist.

Der Verfasser des vorliegenden Artikel ist nun der Meinung, die thematische Philatelie solle sich auch jener Themen annehmen, die eine größere textliche Aufschließung erfordern. So wie es beispielsweise beim vorliegenden Thema der Fall ist. Der Zufall will es, daß sich gerade jetzt Gildefreund Karl F.W. Hoffmann aus Daubhausen meldet mit einem persönlichen Anliegen. Gildefreund Hoffmann sammelt das Thema „500 Jahre Deutsche Schreibschrift“. Er veröffentlichte zum gleichen Thema einen Aufsatz bei der Forschungsgemeinschaft Post- und Absenderfreistempel e.V., Heft 43.

Die Artikel von Keller und Hoffmann veranlaßten mich, mit den folgenden Ausführungen einen Teilaspekt des umfangreichen Themas „Schrift und Philatelie“ zu vertiefen, nämlich hinsichtlich der „Deutschen Schrift“. Zu danken ist ferner Hans Paikert für das Besorgen der Kopien wichtiger Schriftstücke.

Die „Deutsche Schrift“ hat seit jeher ein Gegenstück in der „Lateinischen Schrift“. Beide Schriftarten stehen im deutschen Sprachraum seit altersher nebeneinander. Man sollte wissen, daß die Bezeichnungen „deutsch“ und „lateinisch“ nicht gerade logisch sind. Auch die lateinische Schrift ist im deutschsprachigen Raum zu Hause.

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Der Aufstieg der Deutschen Schrift

Die Industrialisierung erforderte es am Ende des 19. Jahrhunderts, die im deutschen Sprachraum benutzten Schriftarten zu ordnen und in ein System zu bringen. Es soll seinerzeit „etwa achthundert unterschiedliche gedruckte Schriftvorlagen“ gegeben haben!

Das Land Preußen beauftragte im Jahr 1911 den Jugendstil-Grafiker Ludwig Sütterlin, für die lateinische und eine „deutsche“ Schreibschrift einheitliche Regeln und Schreibweisen zu entwickeln. Nach diesem Herrn Sütterlin nannte man die Deutsche Schrift auch „Sütterlin-Schrift“.

Wäre es nicht besser gewesen, sich schon seinerzeit auf eine einzige Schriftart zu einigen? Hätte eine einzige Schriftart nicht einigen Generationen von Deutschen die Mühe und den Aufwand erspart, den das Lernen und Gebrauchen von gleich zwei Schriftarten bedeutete?

Diese wichtige Frage ist meines Wissens nirgends erörtert worden. Es könnte sein, daß das Beharren auf einer eigenen Deutschen Schrift zusammenhing mit der deutschen Sehnsucht nach dem „herrlichen deutschen Mittelalter“. Da gehörte zum deutschen Nationalstolz wohl auch eine eigene Deutsche Schrift! Es war zweifellos ein Stück „deutschen Sonderweges“, daß wir Deutschen uns auf ein Nebeneinander von gleich zwei Schriftarten festlegten.

Im Jahr 1915 wurden beide Schriftarten - auf der Grundlage der Sütterlinschen Arbeit - offiziell in den preußischen Grund- und Volksschulen eingeführt. Die anderen Länder des Reiches folgten zögernd.

Das Nebeneinander zweier Schriftarten

- Seit 1915 wurden in den Schulen beide Schriftarten nebeneinander gelehrt. Dies hatte zur Folge, daß viele Jahre die Deutschen eine doppelte Ausbildung zu absolvieren hatten.

- Die Deutsche Schrift wurde allgemein im Schreibverkehr der Bürger verwendet. Sie wurde vor allem für alle Zeitungen und Bücher verwendet.

Die Lateinschrift war eher die Schriftart für Wissenschaft und Wirtschaft. Das war schon deshalb erforderlich, da die Deutsche Schrift auf den deutschen Sprachraum reduziert war.

Die Lateinschrift wurde vor allem durch die immer weiter verbreiteten Schreibmaschinen gefördert. Das hing damit zusammen, daß bezüglich der Schreibmaschinen die USA führend waren, und dort gab es allein die Lateinschrift. Es gab zwar auch Schreibmaschinen in Deutscher Schrift, aber das waren Einzelfälle.

Gegenüber dem Ausland war die Deutsche Schrift ein großes Hindernis, ja regelrecht ein Verhängnis, weil man dort die Deutsche Schrift nicht, jedenfalls nicht fließend, lesen konnte.

Vorrang für die Deutsche Schrift im Dritten Reich

Die Gleichrangigkeit beider Schriften endete im Dritten Reich. Schon am 9. Mai 1933 verfügte der Reichsinnenminister Dr. Frick „den unbedingten Vorrang“ der Deutschen Schrift. Entscheidend war ein Erlaß des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom 7. September 1934 mit der Verbindlichkeitserklärung der Deutschen Schrift. Nun wurde die Lateinschrift nicht mehr in den Schulen gelehrt.

Wichtig ist in unserem Zusammenhang, wie der „unbedingte Vorrang“ der Deutschen Schrift seinerzeit begründet wurde:

Die Deutsche Schrift wurde „zum bedeutenden Bestandteil der deutschen Volkskultur“ erklärt.

Es wurde nun förmlich zu einer „vaterländischen Pflicht“, soweit irgend möglich die Deutsche Schrift zu verwenden, zu Lasten der „fremden“ lateinischen Schrift. Die Verbindlichkeitserklärung der Deutschen Schrift war also eindeutig ein politisches Signal, ein Ziel der Nazis.

Für uns Philatelisten ist es wichtig, die geschilderte offizielle Entscheidung mit philatelistischen Belegen zu untermauern. Das ist ohne weiteres möglich. Man kann sich ein Sammelobjekt denken bezüglich der Umstellung von der lateinischen zur Deutschen Schrift. Denkbar ist natürlich, eine umfassende Dritte-Reich-Sammlung auch in dieser Hinsicht auszubauen.

Eindrucksvoll ist der Einsatz der Deutschen Schrift in vielen Sonder- und Werbestempeln. So hielt sich beispielsweise die Deutsche Arbeitsfront mit ihren Verbänden strikt an die Weisung zur Nutzung der Deutschen Schrift.

Gildefreund Hoffmann zeigt in seinem genannten Artikel die Deutsche Schrift in Absenderfreistempeln von Krankenkassen und gibt an, etwa tausend solcher Abdrucke zu besitzen. Es soll noch einmal so viele Abdrucke dieser Art geben. Seine Sammlung bezieht allerdings auch die Nachkriegszeit ein.

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Hitler entscheidet sich gegen die Deutsche Schrift

Das Ende der Deutschen Schrift als die „offizielle“ Schrift kam im Kriege. Das Ende kam nicht nach gründlichem Sachstudium. Die zuständigen Reichsministerien wurden nicht einmal gefragt. In der Nazidiktatur genügte eben „ein Wort des Führers“. Es wurde nicht für notwendig gehalten, einen solchen Vorgang auf dem staatlichen Amtsweg bekanntzugeben. Es genügte eine Mitteilung an Parteidienststellen.

Es wurde auch nicht für erforderlich gehalten, eine solch wichtige Entscheidung irgendwie zu veröffentlichen. Man wird auch heutzutage in Lexika und ähnlichen Publikationen vergeblich nach einem Hinweisen auf die Sache finden. Es gelang lediglich einer Nachforschung im Internet. Hitlers Sekretär Martin Bormann erklärte in einem Schriftstück an die Parteiorganisation vom 3. Januar 1941. Die Bormannsche Bekanntgabe wurde amtlicherseits prompt und vollständig beachtet. Gefunden wurde ein Hinweis auf einen Runderlaß des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom 1. September 1941, mit dem die bis dahin gebräuchliche Frakturschrift durch die sogenannte Normalschrift ersetzt werden sollte. Die Folgen waren erheblich. Alle Zeitungen, alle Bücher wurden ab sofort in Lateinschrift gedruckt. Eine solche Umstellung erforderte unendlich viel Zeit und Aufwand. Die Kosten für die Umstellung dürften außerordentlich hoch gewesen sein. Man bedenke - es war ja Krieg, und alle Energie sollte eigentlich dem Krieg selbst dienen.

In den Schulen wurde nunmehr wieder die Lateinschrift gelehrt und angewendet. Die Schulbücher waren umzustellen und, und, und.

Hitlers Entscheidung griff auch tief in das deutsche Alltagsleben ein. Die Kinder lernten nicht mehr die Deutsche Schrift und konnten somit die Briefe der Eltern nicht mehr oder nur noch schwer lesen. Umgekehrtes galt für die Eltern bezüglich der Briefe der Kinder. Das galt natürlich nicht nur in der Kriegszeit, sondern auch heute noch, obwohl die alten Menschen, die noch die Deutsche Schrift benutzen, langsam aussterben. Hitlers Entscheidung war in Wirklichkeit ein Akt einer Kulturrevolution.

Hitlers Entscheidung ist natürlich auch mit philatelistischen Belegen darstellbar. Da ist vor allem die Schriftart für die Bezeichnung des Markenlandes. Die Briefmarken des Reiches bis Mi 778 zeigen das Wort „Deutsches Reich“ in Deutscher Schrift, ab Mi 779 in lateinischer Schrift. Wie schon geschildert, war zum Anfang des Dritten Reiches die Deutsche Schrift auch bei Ganzsachen, Sonderstempeln, Freistempeln verstärkt eingesetzt worden. Und nun wurde von der deutschen Schrift wieder auf die lateinische Schrift umgestellt. Es läßt sich denken, daß man vorhandene Werbeeinsätze, die noch in Deutscher Schrift abgefaßt waren, kaum umgraviert hat. Aber vielleicht läßt sich dergleichen belegen?

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Warum wurde die Deutsche Schrift „entthront“?

Wie kam es, daß eine Schriftart, die anfangs von den Nazis allgemein als „vaterländisch“ hoch gelobt worden war, einige Jahre später vom höchsten Nazi abgeschafft worden war?

In Bormanns Erlaß ist zu lesen, daß Hitler selbst die Deutsche Schrift „entthront“ hat. Als Grund wird angegeben, die „sogenannte gotische Schrift“ - also die Deutsche Schrift - sei jüdischen Ursprungs.

Diese Behauptung verweist den Sachverhalt in das Thema „Die Judenverfolgung im Dritten Reich“, zu welchem der Verfasser zur Zeit eine ausführliche philatelistische Schrift herausbringt. Auch wenn Hitlers Idee wahnwitzig ist, so sollte man seine Idee in die Geschichte der Judenverfolgung einbinden.

Tatsache ist, daß die Deutsche Schrift keinesfalls jüdischen Ursprungs ist. Juden waren an der jahrhundertelangen Entwicklung der Deutschen Schrift nicht beteiligt. Wie Hitler zu seiner falschen Annahme kam, ist unbekannt. Frau von Schirach, die Gattin des Reichsjugendführers, berichtete, „Hitler haßte die Schwabacher Lettern“, also die „Deutsche Schrift“. Es könnte demnach sein, daß Hitlers Wahnvorstellung noch aus seiner Wiener Jugendzeit stammte.

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Was dürfte nun die wirkliche Ursache für die Abschaffung der Deutschen Schrift gewesen sein?

Ursache war gewiß der deutsche Anspruch auf die Vorherrschaft in Europa. Da konnte man eine gesonderte deutsche Schrift nicht brauchen. Noch mehr: Sie war ein erhebliches Hindernis für eine deutsche Hegemonie.

Zur Nachkriegszeit

Mit der Besetzung Deutschlands führten die Alliierten sofort eine Postzensur ein. Unter den vielen Zensurregelungen war auch ein Verbot der Verwendung der Deutschen Schrift. Dafür gab es ein einleuchtendes Argument: Die alliierten Postprüfer konnten die Deutsche Schrift schlecht oder gar nicht lesen.

Das alliierte Verbot der Deutschen Schrift läßt sich vielfältig philatelistisch nachweisen. Da sind einmal Belege mit schriftlichen Zensurbeanstandungen hinsichtlich der Deutschen Schrift. Da sind aber auch Behelfsganzsachen, bei denen aufgedruckt ist, es seien nur lateinische Schriftzeichen zu verwenden.

Man bedenke: Das Verbot betrifft nicht die Schriftart als Ganzes, sondern lediglich ein Detail der alliierten Postzensur. Entsprechend endete mit der Postzensur auch das alliierte Verbot der Deutschen Schrift.

Von deutscher Seite ist nirgends ein Verbot der Deutschen Schrift ausgesprochen worden. Es ist deshalb nach wie vor erlaubt, die Deutsche Schrift zu verwenden. Nur: Es gibt kaum noch Anwender für die Deutsche Schrift. Und wenn es trotzdem geschieht, so verwendet man häufig nicht die richtigen Schreibregeln. Dies gilt vor allem für die Benutzung des Buchstabens „s“. Und kaum jemand nimmt Anstoß an einem solchen Regelverstoß. Ganz einfach deshalb, weil nur noch Ältere eine solch schwierige Regel richtig anzuwenden verstehen.

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So kann man noch lange nach Kriegsende noch Absenderfreistempel antreffen, bei denen die Deutsche Schrift eingesetzt ist. Vielleicht findet sich ein Philatelist, der einen letzten Beleg solcher Art feststellen kann. Vielleicht gibt es sogar eine postamtliche Festlegung.

Nun sollte man meinen, es würde allgemein begrüßt, daß wir heute nur mehr eine einzige Schriftart kennen. nämlich die lateinische Schrift. Doch dem ist nicht so. Im Internet kann man unter www.e-welt.net/bfds_2003/bund/schriftgeschichte.htm nachlesen, man habe nach Kriegsende versäumt, die verbotene Deutsche Schrift wieder einzuführen.

Leider haben die Verfasser nicht beachtet, daß Hitlers Plan, mit der Deutschen Schrift ein Hindernis für eine Europaeinigung zu beseitigen, auch für die Nachkriegszeit richtig war. Man muß eben sehen, daß die Deutschen - auch ohne Hitler und eine deutsche Hegemonie in Europa - die Deutsche Schrift hätten abschaffen müssen. Es gibt also keinen Grund, der Deutschen Schrift nachzutrauern.

Ein Dank an das Internet!

Abschließend ist festzustellen, daß das Thema „Schrift und Philatelie“ ein weitgefaßtes Thema ist. Es hat auch Substanz genug für ein eigenes Unterthema „Die Deutsche Schrift“. Dies ist ein Unterthema, welches auch gut in eine Dritte-Reich-Sammlung paßt.

Es war ein Ziel der Nazis, die Deutsche Schrift zur wichtigsten Schriftart zu machen. Es ist überraschend, daß es wiederum die Nazis waren, welche später die gleiche Deutsche Schrift dann zugunsten der lateinischen Schrift „entthronten“.

Es erweist sich auch an diesem Fall, man dürfe das Dritte Reich keinesfalls als einen geschlossenen Block ansehen - es gab vielmehr verschiedene Zeitphasen, mitunter gar entgegengesetzte Entwicklungen. Dies zeigt die vorliegende Schrift bezüglich des Schicksals der Deutschen Schrift.

Es mag als Groteske angesehen werden, daß es vom Schicksal der Deutschen Schrift eine Verbindung zum Thema „Die Judenverfolgung im Dritten Reich“ gab. Die armen Juden mußten auch dazu herhalten, den Grund für die „Entthronung“ der Deutschen Schrift abzugeben!

Die vorstehende Schrift verdankt wesentliche Impulse dem Studium des modernen Kommunikationsmittel „Internet“. Wir Philatelisten sollten uns durchaus vermehrt des Internets bedienen!

Alfred Meschenmoser, Essen

In: Philatelie, Informationsschrift für Briefmarkensammler, Nr. 297 vom Januar 2002, 54. Jahrgang. „Philatelie und Postgeschichte“, Heft Nr. 218

Horst Lindner
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Tel. 07146 / 8604-34, Fax: -35
LindnerHo@aol.com
http://list.genealogy.net/mailman/archiv/ow-preussen-l/2002-01/msg00040.html
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9. Mai 1933: Reichsinnenminister Dr. Wilhelm Frick verfügt „den unbedingten Vorrang“ der Deutschen Schrift.

7. September 1934: Erlaß des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Bernhard Rust, mit der Verbindlichkeitserklärung der Deutschen Schrift.

3. Januar 1941: Erlaß des Parteisekretärs Martin Bormann. Im Auftrag Hitlers wird die deutsche Schreibschrift wieder abgeschafft.

1. September 1941: Durch Runderlaß des Reichministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Bernhard Rust, wird die bis dahin noch gebräuchliche Frakturschrift durch die sogenannte Normalschrift ersetzt. Ab sofort wurden alle Zeitungen und Bücher in Lateinschrift gedruckt. In den Schulen wurde nunmehr wieder die Lateinschrift gelehrt und angewendet.

Hitlers Entscheidung griff auch tief in das deutsche Alltagsleben ein. Die Kinder lernten nicht mehr die Deutsche Schrift und konnten somit die Briefe der Eltern nicht mehr oder nur noch schwer lesen. Umgekehrtes galt für die Eltern bezüglich der Briefe der Kinder. Das galt nicht nur in der Kriegszeit, sondern auch heute noch, obwohl die alten Menschen, die noch die Deutsche Schrift benutzen, langsam aussterben. Hitlers Entscheidung war in Wirklichkeit eine Art Kulturrevolution. Sie führte dazu, daß die heutigen Generationen kaum noch handschriftliche Dokumente in deutscher Schrift (und damit aus fast 500 Jahren!) lesen können.

Vgl. www.suetterlinstube.de/Home/ Transkriptionen/Suetterlin/suetterlin_neu.htm

Der Lehrer Bernhard Rust (geb. 30.9.1883 in Hannover) war SA-Obergruppenführer, 1925-40 NSDAP-Gauleiter von Hannover (Nord) bzw. Südhannover-Braunschweig, Mitglied des Reichstages 1930-1945, preußischer Kultusminister 1933-34, Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung 1934-45. Am Tag der völligen Kapitulation der Wehrmacht beging er am 8. Mai 1945 in Berne bei Brake/Unterweser Selbstmord.

- Karl F.W. Hoffmann, Daubhausen: 500 Jahre Deutsche Schreibschrift. Forschungsgemeinschaft Post- und Absenderfreistempel e.V., Heft 43.

- Kurt Keller: Die Entstehung und Entwicklung der Schrift. In: Philatelie und Postgeschichte, Heft Nr. 206

- Hans Paikert besorgte Dokumente.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Sonntag, 19. Dez. 2004 12:26, insgesamt 10mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Samstag, 18. Dez. 2004 20:01    Titel: Zum Verbot der Frakturschrift Antworten mit Zitat

Zum Verbot der Frakturschrift

Der Hitler-Erlaß, die Fraktur zu verbieten, hatte Gründe, über die, trotz aller jahrzehntelangen Auf- und Nachbereitung des Nationalsozialismus, letztlich nur spekuliert werden kann. Albert Kapr meint in seinem Band „Fraktur“, daß außerhalb jeder ideologischen Auseinandersetzung vor allem handfeste ökonomisch-politische Interessen im Vordergrund gestanden hätten. Im Verlaufe der Blitzsiege der deutschen Wehrmacht versuchten sich immer wieder die Einwohner der besetzten Gebiete mit dem Argument, sie könnten die „deutsche Schrift“ nicht lesen, den Anordnungen der Deutschen zu entziehen. In der Tat war in den meisten europäischen Staaten die Fraktur – sofern sie dort überhaupt noch verbreitet war – vor dem ersten Weltkrieg zugunsten der lateinischen Schrift, der Antiqua, amtlicherseits aufgegeben worden. Ähnliche Bestrebungen im damaligen Deutschen Reich scheiterten erstmalig am 4. Mai 1911, als im Reichstag eine Petition, die Frakturschrift abzuschaffen und an den Schulen in den ersten Jahren lediglich die lateinische Schrift zu lehren, auf Antrag des Abgeordneten Friedrich Bindewald von der „Wirtschaftlichen Vereinigung“ mit 85 gegen 82 Stimmen abgelehnt wurde – doch die Abstimmung war wegen Beschlußunfähigkeit des Reichstages ungültig. Daher wurde die in die Geschichte als „Schriftenstreit von 1911“ eingegangene Auseinandersetzung in den nächsten Monaten äußerst emotional und heftig weitergeführt; am 17. Oktober fand schließlich eine neue Abstimmung statt, bei welcher der Antrag dann mit über 75 Prozent der Stimmen endgültig abgelehnt wurde.

In neueren Veröffentlichungen wurde (von Hubert Riedel) auch darauf hingewiesen, daß es Schwierigkeiten gab, in den besetzten Gebieten genügend Druckereien zu finden, die Frakturtexte setzen konnten – und als pikantes Detail, daß die vom „Völkischen Beobachter“ verwendete Schrift ausgerechnet die Bernhard-Fraktur gewesen sei; Lucian Bernhard war jedoch Jude. An dieser Stelle wird behauptet, daß die Machthaber das erst zu diesem Zeitpunkt erkannten und „wutentbrannt die Judenlettern verboten“ hätten.

Doch gegen solche Thesen, auch die von Albert Kapr, für das Verbot der Fraktur durch Hitler gibt es Einwände: Während die in dem Erlaß genannte Begründung, Juden hätten sich bei „Einführung des Buchdrucks in den Besitz der Buchdruckereien“ gesetzt und damit zugleich die „Schwabacher Judenlettern“ eingeführt, nicht mehr als eine haarsträubende Legende ist, scheint der Wortlaut des Verbots in der Tat eher für eine innenpolitische Zielrichtung zu sprechen. Ausdrücklich wird nämlich angeordnet, daß in Zukunft „in den Dorfschulen und Volksschulen nur mehr die Normal-Schrift“ zu lehren sei. Selbst wenn man einbezieht, daß zunächst vor allem Zeitungen und Zeitschriften, die bereits eine Auslandsverbreitung hatten, bleibt das faktische Verbot auch für das Deutsche Reich rätselhaft. Spekuliert wurde über die Rolle des Buchdruckereibesitzers Adolf Müller, der an dem Hitler-Bormann-Erlaß mitwirkte und bei dem wirtschaftliche Interessen eine Rolle gespielt haben könnten.

Als am wahrscheinlichsten wird jedoch aufgeführt, daß eine Abneigung Hitlers gegen die Fraktur den Ausschlag gegeben haben könnte. Belegt wird diese These auch durch eine Rede Hitlers auf dem Reichsparteitag 1934. Dort soll er doziert haben: ‚Eure vermeintliche gotische Verinnerlichung paßt schlecht in das Zeitalter von Stahl und Eisen, Glas und Beton, von Frauenschönheit und Männerkraft, von hochgehobenem Haupt und trotzigem Sinn. (…) Unsere Sprache wird in hundert Jahren die europäische Sprache sein. Die Länder des Ostens, des Nordens wie des Westens werden, um sich mit uns verständigen zu können, unsere Sprache lernen. Die Voraussetzung dafür: An die Stelle der gotisch genannten Schrift tritt die Schrift, welche wir bisher die lateinische nannten. (…) Ich glaube dabei, daß wir mit der sogenannten gotischen Schrift nicht etwas verlieren, was uns eigentümlich ist. Die nordischen Runen gleichen doch viel mehr den griechischen Schriftzeichen. Warum sollten barocke Schnörkel gerade der Ausdruck des Deutschen sein!’ [...]

Nach dem Kriege ließen die alliierten Besatzer den Erlaß der Nationalsozialisten faktisch unangetastet – teils, weil sie andere Sorgen hatten oder auch gar nichts von ihm wußten und die „deutsche Schrift“ weiterhin als ideologische Bastion des Dritten Reiches ansahen, teils aber auch, weil ihre örtlichen Vertreter wohl ebenfalls Schwierigkeiten hatten, sie zu lesen. Die späteren BRD-Kultusministerkonferenzen erneuerten zwar nie das formale Verbot, waren jedoch der Meinung, daß die lateinische Schrift besser lernbar sei und mehr in die Gegenwart passe als die Fraktur. DDR und Österreich verfolgten de facto eine ähnliche Politik.

Heute gibt es diese Schrift praktisch nicht mehr. Letzte Reste der Bleilettern sind im Verlauf der Umstellung auf Photosatz vernichtet worden. Allerdings ist es auch nicht ganz einfach, heute Fraktur einzusetzen. Als Gebrauchsschrift hat sie wohl ausgedient; außerdem ist sie – wahrscheinlich noch über lange Zeit hinweg – in den Ruch der Gewalttätigkeit geraten, ein Ruf, der nicht zuletzt durch die Hinneigung zur Fraktur-Parolenschreibung der Rocker- und Skinhead-Szene sowie der antideutschen Propaganda gefördert wurde. Erschwerend kommt hinzu, daß es bisher nur wenige Schriften gibt, die es erlauben, auf dem Rechner korrekt Fraktur zu schreiben – also mit den dazugehörigen Ligaturen und den richtigen s-Buchstaben. Die vornehmlich aus den Vereinigten Staaten importierten Fraktur-Alphabete enthalten solche Zeichen schon gar nicht mehr. Mittlerweile finden die verwendbaren Schriften jedoch eine immer weitere Verbreitung, so daß bereits ganze Publikationen ohne größeren Aufwand in gebrochene Schrift gesetzt werden können.

Geschichte der Frakturschrift, 8.2.2004
Heimatschutz-Netzwerk Sachsen
http://heimatschutz.net/archiv/inhalt.php?id=2767
___________________________________________

Albert Kapr: Fraktur, Form und Geschichte der gebrochenen Schriften, Mainz: Verlag Hermannn Schmidt, 1993, ISBN 3-87439-260-0

Der 1918 gegründete „Bund für deutsche Schrift“ wurde 1941 zur Auflösung gezwungen. www.bfds.de/


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Donnerstag, 27. Jan. 2005 18:04, insgesamt 1mal bearbeitet
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Günter Schmickler



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Beitrag: Donnerstag, 13. Jan. 2005 21:33    Titel: Verbot der deutschen Schriften- ein zählebiges Gerücht Antworten mit Zitat

Die Behauptung, die Nazis hätten im Kriegsjahr 1941 die deutschen Schriften – Fraktur und Sütterlin – durch eine Verbotsverfügung abgeschafft, wird immer wieder kolportiert, hält aber einer kritischen Nachprüfung nicht stand. Die kontroverse Diskussion über dieses Thema in diesem Forum ist auf mehrere Stränge verteilt (s. „Staat und Sprache“, „Wörterbücher“ und „Schule“).
Für besonders beachtenswert halte ich den Beitrag „Ein Philatelist, Hitlers Entscheidung ein Akt der Kulturrevolution“. Er enthält zahlreiche interessante Hintergrundinformationen, aber leider auch einen fundamentalen Irrtum: “Die Folgen waren erheblich. Alle Zeitungen, alle Bücher wurden ab sofort in Lateinschrift gedruckt.“ Diese Feststellung ist schlicht falsch. Tatsache ist vielmehr, daß ein erheblicher Teil der Bücher und der Zeitungen selbst kurz vor Kriegsende noch in der angeblich verbotenen Schrift gedruckt wurde. Ich selbst besitze einige in Fraktur gedruckte Bücher, die im Jahre 1944 z. B. beim Verlag Alfred Kröner, Stuttgart, beim Deutschen Schulbuchverlag in Berlin (Genehmigt durch Erlaß des Reichserziehungsministers) oder bei Eugen Diederichs, Jena, erschienen sind. In dem bei der Büchergilde Gutenberg erschienenen Lesebuch „1945 Wie der Krieg zu Ende ging“ (Herausgegeben von Thomas Friedrich) sind einige Zeitungsausschnitte abgebildet, deren Fraktur-Schlagzeilen unübersehbar sind, so aus der „Berliner Morgenpost“, dem „Angriff“ (Vereinigt mit „Berliner illustrierte Nachtausgabe“), „Kieler Zeitung“ und „Hamburger Zeitung“. Auffallend ist, daß in diesen Zeitungen manchmal die Schlagzeilen und die Zwischenüberschriften in Fraktur, die Berichttexte hingegen in Antiqua gedruckt waren, manchmal aber auch die Überschriften in Antiqua und die Berichttexte in Fraktur! Eine Sonderausgabe der „Hamburger Zeitung“ erschien am 2. Mai 1945 mit der Schlagzeile „Der Führer gefallen“ in Antiqua, darunter folgende Meldung in Fraktur:
Führerhauptquartier, 1. Mai 1945
„Der Führer Adolf Hitler ist heute nachmittag auf seinem Befehlsstand in der Reichskanzlei, bis zum letzten Atemzuge gegen den Bolschewismus kämpfend, für Deutschland gefallen.“

Die nicht gerade seltene Verwendung des Frakturdrucks während der Kriegszeit ist mir, obwohl ich damals ein Kind war, noch deutlich in Erinnerung. Hier habe ich nur einige Beispiele aufgeführt, die ich ohne aufwendiges Suchen aus meiner Privatbibliothek „greifbar“ hatte. Den gelegentlich zu hörenden Einwand, Hitler und Bormann hätten nicht damit gerechnet, daß ihr „Verbot“ in kurzer Frist kaum durchsetzbar war, mag ich nicht gelten lassen. Aus dem Wortlaut des Bormann-Schreibens ist m. E. deutlich zu erkennen, daß man sehr wohl mit einer längeren Umstellungsfrist rechnete und schon aus diesem Grunde Prioritäten setzte: zunächst Behörden, sodann Zeitungen und Zeitschriften, die „bereits eine Auslandsverbreitung haben“, Schulen, „sobald es schulbuchmäßig möglich ist“. Ein „Verbotserlaß“ in dem Sinne, wie beispielsweise Eheschließungen zwischen „Ariern“ und „Nichtariern“, das Abhören von Feindsendern oder die Vorführung amerikanischer Filme verboten waren, wäre in der Tat äußerst realitätsfern gewesen. Auch Hitler und Bormann mußten wissen, daß man eine von –zig Millionen benutzte Schrift nicht von heute auf morgen abschaffen und durch eine andere ersetzen kann. Manfred Riebe meint, das Verbot Hitlers sei
durch den Erlaß des Reichserziehungsministers allgemein wirksam geworden. Die Wirksamkeit dieses Erlasses bestand jedoch lediglich darin, daß bis 1945 gerade mal die Kinder von 7 bis 10 Jahren nicht mehr die Sütterlinschrift gelernt hatten. Die Schreibgewohnheiten der breiten Masse blieben selbstverständlich unverändert. Zudem sei daran erinnert, daß die im Jahre 1941 vorhandenen Bibliotheksbestände nicht ausgetauscht wurden, weil der hierzu erforderliche Arbeits- und Materialaufwand im Kriege nicht erbracht werden konnte. So kann es eigentlich nicht wundernehmen, daß Fraktur und Sütterlin bei Kriegende zwar ihre einstige Bedeutung teilweise eingebüßt hatten, aber keinesfalls „ausgerottet“ waren.
Belletristische Literatur und auch amtliche Schriften, selbst Schulbücher erschienen auch in der Nachkriegszeit teilweise in Fraktur. Zudem sind mir heute noch einige meiner älteren Schulkameraden bekannt, die Ende der 40er oder Anfang der 50er Jahre ihre Aufsätze (sogar Abituraufsätze) in Sütterlin schrieben. Daß die deutschen Schriften besonders in den 50er Jahren immer mehr an Boden verloren und Anfang der 60er Jahre zur Bedeutungslosigkeit verkommen waren – das hat wenig mit dem Hitler-Bormann-Erlaß zu tun. Der wahre Grund für die endgültige Durchsetzung der „Normalschrift“ ist im „Zweckmäßigkeitsdenken“ zu suchen. Die deutsche Nachkriegsgesellschaft betrachtete die deutschen Schriften als nutzlosen Ballast, dessen man sich auch ohne die „Vorarbeit“ der Nazis entledigt hätte.
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Arndt Brünner



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Beitrag: Samstag, 15. Jan. 2005 16:28    Titel: Antworten mit Zitat

Die Dudenauflage von 1941 mußte eingestampft bzw. vom Markt genommen werden, da sie noch in Fraktur erschienen war. Als Vorwort zur 1942 erschienenen „Normalschriftausgabe“ (d.h. in Antiqua) liest man:
Zitat:
Die vorliegende Ausgabe in Normalschrift verdankt ihr Entstehen dem Erlaß des Reichserziehungsministeriums vom 1. September 1941, der an Stelle der »deutschen Schrift« die »deutsche Normalschrift« eingeführt hat. Die Ausgabe ist ein unveränderter Abdruck der im Jahre 1941 erschienenen 12. Auflage unserer »Rechtschreibung«.
Leipzig, im November 1942

In »Rechtschreibreform und Nationalsozialismus« (H. Birken-Bertsch u. R. Markner, Wallstein-Verlag, ²2004, S. 37) ist zu lesen, daß Martin Bormann die erfundene Behauptung kolportierte, die Fraktur bestünde aus »Schwabacher Judenlettern« und könne infolgedessen nicht »deutsche Schrift« genannt werden. „Hitlers Schriftbefehl“ wurde „mit Grund nicht öffentlich gemacht und möglichst geräuschlos in die Tat umgesetzt“ (ebenda, S. 38).
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Günter Schmickler



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Beitrag: Sonntag, 23. Jan. 2005 22:21    Titel: Antworten mit Zitat

Arndt Brünner hat folgendes geschrieben:
Die Dudenauflage von 1941 mußte eingestampft bzw. vom Markt genommen werden, da sie noch in Fraktur erschienen war. Als Vorwort zur 1942 erschienenen „Normalschriftausgabe“ (d.h. in Antiqua) liest man:
Zitat:
Die vorliegende Ausgabe in Normalschrift verdankt ihr Entstehen dem Erlaß des Reichserziehungsministeriums vom 1. September 1941, der an Stelle der »deutschen Schrift« die »deutsche Normalschrift« eingeführt hat. Die Ausgabe ist ein unveränderter Abdruck der im Jahre 1941 erschienenen 12. Auflage unserer »Rechtschreibung«.
Leipzig, im November 1942

In »Rechtschreibreform und Nationalsozialismus« (H. Birken-Bertsch u. R. Markner, Wallstein-Verlag, ²2004, S. 37) ist zu lesen, daß Martin Bormann die erfundene Behauptung kolportierte, die Fraktur bestünde aus »Schwabacher Judenlettern« und könne infolgedessen nicht »deutsche Schrift« genannt werden. „Hitlers Schriftbefehl“ wurde „mit Grund nicht öffentlich gemacht und möglichst geräuschlos in die Tat umgesetzt“ (ebenda, S. 38).


Niemand bestreitet, daß Hitler und Bormann entschlossen waren, die Fraktur- und die Sütterlinschrift abzuschaffen. Ich widerspreche jedoch der immer wieder zu hörenden und zu lesenden Behauptung, die Absicht Hitlers und Bormanns sei im Jahre 1941 durch einen Verbotserlaß in die Tat umgesetzt worden und nach Bekanntgabe dieses Erlasses seien Bücher, Zeitungen und Zeitschriften nur noch in Antiquaschrift erschienen. Insbesondere letzteres habe ich in früheren Beiträgen durch belastbare Beweise widerlegt.

Den Passus aus dem Vorwort zu der auf Antiqua umgestellten Dudenausgabe von 1942 hat auch Manfred Riebe zitiert. Was aber bedeutet „Erlaß des Reichserziehungsministers vom 1. September 1941, der an Stelle der deutschen Schriften die deutsche Normalschrift eingeführt hat“? Auch dies kann doch beim besten Willen nicht so ausgelegt werden, als sei die Zielvorgabe Hitlers und Bormanns durch den Erlaß bereits verwirklicht gewesen. Vielmehr spricht alles dafür, daß der Erlaß vom 1. September 1941 nicht etwa einen Schlußstrich unter die Ära der deutschen Schriften zog, sondern lediglich einen Ablösungsprozeß einleitete.
Gegen die „Verbotstheorie“ spricht auch folgende einfache Überlegung: Ein Verbot betrifft stets etwas Schädliches oder Schändliches. Aber gerade die Schande, die in den Augen der Nazis mit der Frakturschrift verbunden war, nämlich deren angeblich jüdische Herkunft, mußte doch unter allen Umständen vor der Öffentlichkeit geheimgehalten werden! Man stelle sich vor, plötzlich wäre alles mit dem „Makel des Judentums“ befleckt gewesen, was bislang in Fraktur gedruckt, aber auch in Stein gemeißelt oder in Erz gegossen worden war. Ich erinnere zum Beispiel an das „Abstimmungsdenkmal“, das 1920 auf einer Anhöhe bei Allenstein errichtet worden war. „Wir bleiben deutsch“ – mit diesem Wahlspruch in Frakturlettern gedachte man des Sieges über polnische Annexionsansprüche nach dem 1. Weltkrieg. Hätten etwa Sonderkommandos der SA oder der HJ dieses und andere „Nationalheiligtümer“ von „jüdischer Schmach“ reinigen sollen? Man denke auch an die zahllosen Kriegerdenkmäler und Heldengedenkstätten!
Meine Meinung zum Thema „Fraktur und Sütterlin“ steht nicht im Gegensatz zu den Ausführungen von H. Birken-Bertsch und R. Markner: „Hitlers Schriftbefehl wurde mit Grund nicht öffentlich gemacht und möglichst geräuschlos in die Tat umgesetzt“. Vielleicht hätten die Autoren es ein wenig präziser ausdrücken sollen: „Mit der schrittweisen Umsetzung wurde ohne viel Aufhebens begonnen“. Ein förmliches Verbot, dessen konsequente Einhaltung ohnehin nicht möglich war, hätte jedenfalls mehr „Geräusch“ verursacht, als den Urhebern lieb sein konnte.
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Manfred Riebe



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Beitrag: Mittwoch, 26. Jan. 2005 00:01    Titel: Der „Völkische Beobachter“ in Antiqua Antworten mit Zitat

Der „Völkische Beobachter“ in Antiqua

Hitler hatte in seiner Besprechung am 3. Januar 1941 mit Reichsleiter Max Amann und Buchdruckereibesitzer Adolf Müller auch entschieden, daß die künftig zu verwendende Antiqua-Schrift als Normal-Schrift zu bezeichnen sei. Vgl. www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=816#816 -.

Hitlers Schriftbefehl vom 3. Januar 1941 wurde recht bald und weithin sichtbar in die Tat umgesetzt. Das Parteiorgan der NSDAP, der „Völkische Beobachter“, stellte (spätestens im Oktober 1942) auf Antiqua-Lettern um. (Noller, Sonja / von Kotze, Hildegard Hrsg.: Facsimile Querschnitt durch den Völkischen Beobachter, München, Bern, Wien: Scherz Verlag, 1967) Die Frage, mit welcher Ausgabe der „Völkische Beobachter“ auf Antiqua umgestellt wurde, muß noch beantwortet werden. Ich vermute, daß es schon 1941 war, weil Broschüren des Zentralverlages der NSDAP, Franz Eher Nachfolger GmbH, auch schon 1941 in Antiqua gedruckt wurden.

Max Amann war Reichsleiter für die Presse der NSDAP und Direktor des Zentralverlages der NSDAP; Adolf Müller druckte den Völkischen Beobachter, das Zentralorgan der NSDAP. Auch der Völkische Beobachter benutzte bis 1941 die Fraktur und zwar die Bernhard-Fraktur. Sicher war es kein Zufall, daß Adolf Müller bei der Besprechung mit Hitler am 3. Januar 1941 dabei war. Es liegt nahe, zu vermuten, daß er herausgefunden hatte (oder Mitarbeiter ihn informiert hatten), daß der Entwerfer der Schrift, Lucian Bernhard (1883 Stuttgart - 1972 New York), Jude war. Jedenfalls durfte dieser für das Regime peinliche Tatbestand nicht öffentlich bekannt werden ... lieber stellte man die pauschale Behauptung auf, die gotische Schrift (Fraktur) bestehe aus „Judenlettern“. Vgl. http://home.arcor.de/lutz.schweizer/schrifterlass.html -.

Der 1918 gegründete „Bund für deutsche Schrift“ wurde 1941 zur Auflösung gezwungen. www.bfds.de/
________________________________________

Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Dienstag, 02. Aug. 2005 07:06, insgesamt 2mal bearbeitet
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Günter Schmickler



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Beitrag: Mittwoch, 26. Jan. 2005 20:47    Titel: Re: Der „Völkische Beobachter“ in Antiqu Antworten mit Zitat

Manfred Riebe hat folgendes geschrieben:
Der „Völkische Beobachter“ in Antiqua

Hitler hatte in seiner Besprechung am 3. Januar 1941 mit Reichsleiter Max Amann und Buchdruckereibesitzer Adolf Müller auch entschieden, daß die künftig zu verwendende Antiqua-Schrift als Normal-Schrift zu bezeichnen sei. Vgl. www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?p=816#816 -.

Hitlers Schriftbefehl vom 3. Januar 1941 wurde recht bald und weithin sichtbar in die Tat umgesetzt. Das Parteiorgan der NSDAP, der „Völkische Beobachter“, stellte (spätestens im Oktober 1942) auf Antiqua-Lettern um. (Noller, Sonja / von Kotze, Hildegard Hrsg.: Facsimile Querschnitt durch den Völkischen Beobachter, München, Bern, Wien: Scherz Verlag, 1967) Die Frage, mit welcher Ausgabe der „Völkische Beobachter“ auf Antiqua umgestellt wurde, muß noch beantwortet werden. Ich vermute, daß es schon 1941 war, weil Broschüren des Zentralverlages der NSDAP, Franz Eher Nachfolger GmbH, auch schon 1941 in Antiqua gedruckt wurden.

Max Amann war Reichsleiter für die Presse der NSDAP und Direktor des Zentralverlages der NSDAP; Adolf Müller druckte den Völkischen Beobachter, das Zentralorgan der NSDAP. Auch der Völkische Beobachter benutzte bis 1941 die Fraktur und zwar die Bernhard-Fraktur. Sicher war es kein Zufall, daß Adolf Müller bei der Besprechung mit Hitler am 3. Januar 1941 dabei war. Es liegt nahe, zu vermuten, daß er herausgefunden hatte (oder Mitarbeiter ihn informiert hatten), daß der Entwerfer der Schrift, Lucian Bernhard (1883 Stuttgart - 1972 New York), Jude war. Jedenfalls durfte dieser für das Regime peinliche Tatbestand nicht öffentlich bekannt werden ... lieber stellte man die pauschale Behauptung auf, die gotische Schrift (Fraktur) bestehe aus „Judenlettern“. Vgl. http://home.arcor.de/lutz.schweizer/schrifterlass.html -.


Hier wird durch das Zitat aus dem Buch von Sonja Noller und Hildegard von Kotze wiederum die falsche Vorstellung vermittelt, aufgrund eines Führererlasses aus dem Jahre 1941 sei die Frakturschrift binnen kurzer Zeit durch die „Normalschrift“ abgelöst wurden.
Der Völkische Beobachter gehörte als Zentralorgan der NSDAP zu den „privilegierten“ Zeitungen, deren vorrangige Umstellung auf die lateinische Antiquaschrift von vornherein vorgesehen war. Daß die Umstellung des VB und anderer dem Regime besonders wichtiger Zeitungen „weithin sichtbar“ war, ist eine Selbstverständlichkeit und kann niemanden überraschen. Nicht minder auffällig aber ist doch die Tatsache, daß es Zeitungen gab, die bis Kriegsende noch die Frakturschrift benutzten, obwohl sie zur Kampfpresse der NSDAP gehörten (s. meine vorhergehenden Beiträge zu diesem Thema).

G.Sch.
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Manfred Riebe



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Beitrag: Donnerstag, 27. Jan. 2005 22:33    Titel: Hintergründe des Schrifterlasses von 1941 Antworten mit Zitat

Es folgte auf Barbarossa
Gedanken über die Hintergründe des Schrifterlasses von 1941

Von Erwin Schmidt

Im Jahre 1941 bestand kein zwingender Grund, die Frakturschrift abzuschaffen. Der Flaggenstreit um Schwarz-Weiß-Rot und Schwarz-Rot-Gold hatte die Gemüter während der gesamten zwanziger Jahre erhitzt. Hingegen gab es anfangs der vierziger in Sachen Fraktur-Antiqua (zumindest im Volke) kein Für und Wider: Die meisten Veröffentlichungen erschienen ohnehin deutschschriftig.

Adolf Hitler handelte nach dem Grundsatz des unumschränkten Führerstaates. Die Besprechung vom 3. Januar 1941 auf dem Obersalzberg war eine Befehlsausgabe mit anschließender Erörterung von Ausführungsbestimmungen. Keiner der Mitanwesenden - am wenigsten der Verleger und der Buchdrucker - wußte, daß Hitler bereits am 13. Dezember 1940 die militärische Weisung Nr. 20 zum Unternehmen „Marita“ mit Zielrichtung Griechenland und fünf Tage darauf die verhängnisvolle Weisung Nr. 21 „Barbarossa“ zum Feldzuge gegen die Sowjetunion unterzeichnet hatte. Hitler war sich seines Erfolges sicher. Am Sylvesterabend 1940, den er auf dem Obersalzberg verbrachte, erhob er sein Glas um Mitternacht auf den Endsieg des kommenden Jahres (1). Eine Vorplanung war geboten, vollendete Tatsachen sollten rechtzeitig geschaffen werden. Daher beorderte er drei Tage später Bormann und die zwei „Berater“ auf den Berghof.

Die Begründung für die einzuführende „Normalschrift“ mit der gleichzeitig rassistisch motivierten Abwertung der Schwabacher Schrift war irreführend und kläglich, ja: sie war unnötig. Denn die Fraktur wurde, wie sich bald erweisen sollte, beim Erfüllungseifer der Dienststellen auf dem Verwaltungswege sowieso schnell und lautlos hinausgedrängt.

Den wahren Grund zur Ächtung der „sogenannten gotischen Schrift“ erfahren wir aber durch einen Ausspruch Hitlers im Führerhauptquartier vom 3. November 1941 (2), als deutsche Truppen bereits die Vororte von Moskau erreicht hatten: „Unsere Sprache wird in hundert Jahren die europäische sein“. Und sinngemäß weiter: „Bei ihrer Erlernung solle nicht - dem Russischen gleich - die Fremdheit der Buchstaben >Mühsal< bereiten.“

Die Abschaffung der „Gotischen Schrift“ entsprang der Ablehnung der Fraktur durch Hitler; die Durchsetzung der lateinischen „Normalschrift“ sollte zudem auch seinen europäischen Großraumplänen dienen. Privatästhetische Gesichtspunkte und ein politisches Kalkül verbanden sich und schufen so die Grundlage für eine einseitige Weiterentwicklung: die heikle Lage, in die ein achthundertjähriges Kulturgut geraten ist.

Schrifttum:

(1) Dietrich, Otto: „12 Jahre mit Hitler“. Atlas-Verlag, 1955
(2) Delbanco, Helmut: „Das Verbot - (k)ein Blitz aus heiterem Himmel“. In: „Die deutsche Schrift“, Heft 64 (Frühjahr 1981)

In: „Die deutsche Schrift“, Heft 3/1999 (Folge 131), Seite 256

www.e-welt.net/bfds_2003/veroeff/archiv/3-1999d.htm
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Manfred Riebe



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Beitrag: Donnerstag, 27. Jan. 2005 22:58    Titel: Typografie im 3. Reich (1933-1945) Antworten mit Zitat

Typografie im 3. Reich (1933-1945)

Hatte die Frakturschrift in der Vergangenheit viel an Boden gewonnen und war zu der maßgeblichen Schrift in Deutschland geworden, so änderte sich dies unter der Herrschaft der Nationalsozialisten.

Nach 1928 wurden 57 % aller in Deutschland erschienenen Bücher in Fraktur gedruckt. Die lateinische Schrift fand vor allem in wissenschaftlichen Publikationen und Gebieten der Kunst und Technik ihre Anwendung. Die Frakturschrift fand sich in fast allen Schul- und Kinderbüchern, sowie der klassischen und volkstümlichen Literatur wieder, welche oft mit einer sehr hohen Auflagenzahl erschienen. Zusammengenommen betrug die Stückzahl der Bücher in deutscher Druckschrift schätzungsweise 90% oder sogar noch mehr. Am 3. Januar 1941 erging ein Rundschreiben an die Reichs-, Gauleiter und Verbandsführer des 3. Reiches, in dem das Verbot der Frakturschrift angekündigt wurde:

München, den 3. Januar 1941

Zu allgemeiner Beachtung teile ich im Auftrage des Führers mit:
Die sogenannte gotische Schrift als eine deutsche Schrift anzusehen oder zu bezeichnen ist falsch. In Wirklichkeit besteht die sogenannte gotische Schrift aus Schwabacher Judenlettern. Genau wie sie sich später in den Besitz der Zeitungen setzten, setzten sich die in Deutschland ansässigen Juden bei Einführung des Buchdrucks in den Besitz der Buchdruckereien und dadurch kam es in Deutschland zu der starken Einführung der Schwabacher Judenlettern.

Am heutigen Tage hat der Führer in einer Besprechung mit Herrn Reichsleiter Amann und Herrn Buchdruckereibesitzer Adolf Müller entschieden, dass die Antiqua-Schrift künftig als Normal-Schrift zu bezeichnen sei. Nach und nach sollen sämtliche Druckerzeugnisse auf diese Normal-Schrift umgestellt werden. Sobald dies schulbuchmässig möglich ist, wird in den Dorfschulen und Volksschulen nur mehr die Normal-Schrift gelehrt werden.

Die Verwendung der Schwabacher Judenlettern durch Behörden wird künftig unterbleiben; Ernennungsurkunden für Beamte, Strassenschilder u. dergl. werden künftig nur mehr in Normal-Schrift gefertigt werden.

Im Auftrage des Führers wird Herr Reichsleiter Amann zunächst jene Zeitungen und Zeitschriften, die bereits eine Auslandsverbreitung haben, oder deren Auslandsverbreitung erwünscht ist, auf Normal-Schrift umstellen.

gez. M. Bormann


[Siehe Hitlers Verbot der deutschen Schrift - www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=816#816 -
siehe auch Faksimile: www.gazette.de/Archiv/Gazette-Mai2001/Schrift.html ]

Im vorletzten Absatz des Schrifterlasses findet sich das Verbot für den ganzen Bereich. Es wird hierbei nicht von verboten gesprochen, sondern vielmehr in Aussicht gestellt, was »künftig« zu gelten hat. Zuerst wurden die großen Tageszeitungen auf die Normalschrift umgestellt, wohl mit dem Wunsch die Verbreitung im Ausland für Propagandazwecke zu erhöhen.

www.matheboard.de/lexikon/Typographie,definition.htm#Typografie_im_3._Reich_(1933-1945)
__________________________________________________________

Das Verbot der gebrochenen Schriften von 1941

[...] 1941 geschah plötzlich Merkwürdiges: Einem nicht zur Veröffentlichung bestimmten Rundschreiben der Reichskanzlei war zu entnehmen, daß die Antiqua ab sofort als die Normalschrift anzusehen sei und die Verwendung der »Schwabacher Judenlettern« (Originalzitat) zu unterbleiben sei. Hatte man vor Jahren noch Fachleute aufgeboten, um nachzuweisen, daß ausschließlich die gebrochenen Schriften »wahrhaft deutsch« seien, so bemühte man sich jetzt skrupellos, das Gegenteil zu beweisen. Was wie ein schlechter Scherz aussehen mochte, war den braunen Machthabern aber bitterer Ernst:
Die gebrochenen Schriften begannen tatsächlich zu verschwinden. Von diesem Verbot sollten sie sich auch nach Ende des 2. Weltkrieges nicht wieder erholen, was aber nicht verhinderte, daß die Nachkriegsgenerationen, zumindest in Westdeutschland, sie bis heute als »Nazi-Schriften« brandmarken. Allerdings gibt es zwei bemerkenswerte Ausnahmen:

Auf Bier- u. Spirituosenetiketten oder Wirtshaus-Schildern beispielsweise werden sie, nicht nur in Deutschland, nach wie vor toleriert und immer gern verwendet; niemand käme auf die Idee, eine Brauerei oder einen Wirt deshalb mit der Ideologie der Nationalsozialisten in Verbindung zu bringen.

Ebenso tauchen Gebrochene Schriften weltweit in Zeitungsköpfen auf: Die New York Times, die F.A.Z., Omaha Herald, San Francisco Chronicle, der Sydney Morning Herald, Le Monde, die norwegische Zeitung Aftenposten oder De Telegraaf aus den Niederlanden sollen hier als Beispiele genügen.

www.beepworld.de/members66/vau-ef-be/frakturverbot.htm
__________________________________________________

Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.


Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Dienstag, 02. Aug. 2005 07:07, insgesamt 3mal bearbeitet
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Manfred Riebe



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Beitrag: Donnerstag, 27. Jan. 2005 23:20    Titel: Antworten mit Zitat

Was ist Sütterlin?

von Günther Pflug

[...] Einen entscheidenden Einschnitt brachte das Jahr 1941. Im Januar dieses Jahres wurde auf Veranlassung von Adolf Hitler persönlich die Fraktur als Schrift in Deutschland verboten, offensichtlich im Hinblick auf die Weltbeherrschungspläne der Regierung. An die Stelle der Fraktur sollte eine "Normalschrift" treten, die der Antiqua entsprach.

Die so genannte "Normalschrift" legte die lateinische Sütterlinschrift zugrunde. Dass dennoch die Abschaffung der deutschen Schrift im Schulunterricht als ein Ende der Sütterlin-Schrift empfunden wurde und heute noch so empfunden wird, liegt wohl in der Tatsache begründet, dass über Jahrzehnte alle Fibeln für den Erstunterricht in deutscher Sütterlin-Schrift gedruckt wurden. So hat sich bis in die Gegenwart hinein die Vorstellung erhalten, dass 1941 die "Sütterlin-Schrift" abgeschafft worden sei.

In Wirklichkeit ist die Sütterlin-Schrift – zumindest ihre lateinische Variante – erst 1952 durch die Schriftreform des Iserlohner Schreibkreises abgelöst worden, der eine leicht nach rechts geneigte Schnurschrift entwickelt hat, die jedoch der Sütterlin-Schrift nicht sehr fern steht.

In einigen Bundesländern haben zudem die zuständigen Ministerien nach dem Zweiten Weltkrieg den Leseunterricht auch in der deutschen Sütterlin-Schrift verordnet oder den Lehrern freigestellt, so z. B. Hamburg 1945, Nordrhein-Westfalen 1955, beide für das dritte und vierte Schuljahr, Rheinland-Pfalz 1957. Dies erfolgte unter dem Aspekt der Traditionspflege.

So kann man schließlich feststellen, dass die Sütterlin-Tradition bis heute nicht völlig abgerissen ist. Alle ihr folgenden Schulschriften von der so genannten "Normalschrift" über die Iserlohner Schrift bis zu den Bemühungen um eine Wiederbelebung der deutschen Schrift bleiben ihr in gewissen Elementen verbunden.

(Gekürzte Fassung! Ausführlichere Informationen sowie weitere Abbildungen finden Sie in Der Sprachdienst 6/02, S. 217-225.)

www.gfds.de/sprachdienst2.html
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Manfred Riebe



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Beitrag: Freitag, 28. Jan. 2005 00:02    Titel: Joseph Goebbels’ Weisung an die deutsche Presse Antworten mit Zitat

Joseph Goebbels’ Weisung an die deutsche Presse
________________________________________________________________

Typographie:

Die Fraktur und der Nationalismus

Am 10. Januar 1941 erließ Joseph Goebbels folgende Weisung an die deutsche Presse:
„Da in der Zukunft mit einer schrittweisen Umstellung der 'gotischen Druckschrift' zur Antiqua, die als Normalschrift anzusehen ist, zu rechnen sein wird, ist von jeder Art der Bezeichnung der gotischen Schrift als deutschen [sic] Schrift Abstand zu nehmen. Eine solche Bezeichnung ist historisch auch nicht haltbar.“

Was war der Grund für diese plötzliche Umstellung?

Von Hans Willberg

Textur und Rotunda sind die Schriften des christlich-katholischen Abendslandes, ohne Bezug zu einer bestimmten Nation. Die Schwabacher hingegen ist die Schrift von Luthers deutscher Bibel, mit der sich der Protestantismus gegen Rom (Textura, Rotunda), aber ebenso gegen die Humanisten (Antiqua) abgrenzte. Das war zugleich der Beginn des Zusammenwachsens eines zerrissenen Vielstaaten-Gebiets zu einer deutschen Nation. Die Entstehung der Fraktur schließlich war eine rein deutsche Sache, eine Schrift-Design-Auftragsarbeit für den deutschen Kaiser Maximilian I., zu Beginn des 16. Jahrhunderts.
[...]
Der Sieg der deutschen Schrift schien vollkommen zu sein. Und dann kam, für die deutsche Bevölkerung völlig überraschend, am 3. Januar 1941, der Erlaß mit dem „Verbot“ der Fraktur (siehe Faksimile: www.gazette.de/Archiv/Gazette-Mai2001/Schrift.html ). Auf einmal mußten amtliche Drucksachen in Antiqua gesetzt werden, die Zeitungen wurden umgestellt, die Schulbücher sollten neu gesetzt werden, und in der Schule wurde nur noch die lateinische Schreibschrift gelehrt. Natürlich konnten im täglichen Gebrauch die Frakturschriften weiterhin benützt werden - es war kein wirkliches Verbot. Der Erlaß bewirkte aber einen massiven Eingriff in die Produktion des grafischen Gewerbes in Deutschland. Und das mitten im Krieg. Es schien absurd und widersprüchlich, in der Kriegswirtschaft hunderttausende Tonnen Blei der Satzschriften stillzulegen. Die offizielle Begründung dafür war absurd: Bei der gotischen Schrift handle es sich in Wirklichkeit um „Schwacher Judenlettern“, „die Juden“ hätten sich bei der Einführung des Buchdrucks der Druckereien bemächtigt und hätten so ihre „Schwabacher Judenlettern“ verbreitet. Diese Begründung ist aus der Luft gegriffen. Schwabach ist eine kleine Stadt bei Nürnberg. Juden wurden mitunter nach der Stadt benannt, in der sie wohnten, z.B. war „Mannheimer“ ein verbreiteter Name. So könnten auch jüdische Familien „Schwabacher“ geheißen haben. Mit Buchdruckerei kann aber das nichts zu tun haben, denn zur Zeit der Einführung des Buchdrucks war die Ausübung der Druckerkunst für Juden verboten. Im 19. Jahrhundert gab es wohl Schriftgießereien in jüdischem Besitz, die konnten aber mit der Verbreitung der Gotik oder der Fraktur nichts mehr zu tun haben. Die Behauptung hat keinerlei Sinn und Bedeutung, sie kann vergessen werden.

Der Grund für die Abschaffung der Fraktur war anderer, machtpolitischer Art. Hitlers Armeen waren Anfang 1941 an allen Fronten siegreich. Die künftige Weltmacht mußte sich der „Weltschrift“, der Antiqua, anpassen, um ihre Macht ausüben zu können. Das war der wahre - parteiintern auch formulierte - Grund für die Abschaffung der Fraktur als offizieller Schrift.

Doch erreicht wurde das Gegenteil: Die Fraktur wurde weltweit als Nazischrift empfunden, auch nach dem Verbot eben durch die Nazis. In Frankreich, Holland und Belgien, in Dänemark (das erst 1918 offiziell von der Fraktur auf die Antiqua umgestellt hatte), in Polen, der Tschechoslowakei - kurz: bei allen Nachbarn, deren Länder überfallen und besetzt wurden, war die Fraktur die Schrift der Besatzer. Und erst recht war sie bei allen, die verhaftet, verurteilt oder unverurteilt in die Konzentrationslager gesperrt wurden, die Schrift der Unterdrücker. Das ist bis heute an den unschuldigen Formen auch der schönsten gebrochenen Schriften klebengeblieben.

Die gebrochenen Schriften leben noch weiter als Symbol der Tradition, z.B. in Zeitungsköpfen vieler Länder, auch als Symbol der Gemütlichkeit, etwa bei der Bierwerbung oder bei Gasthausschildern oder bei rustikalen Einrichtungen. Doch als ganz normale Gebrauchsschrift sind sie vom Mißbrauch durch den Nationalsozialismus verdorben worden.

Die Gazette vom 27. Mai 2001

www.gazette.de/Archiv/Gazette-Mai2001/Willberg.html
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Manfred Riebe



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Beitrag: Freitag, 28. Jan. 2005 00:54    Titel: Zur Umstellung der Presse auf Normal-Schrift (Antiqua) Antworten mit Zitat

Zur Umstellung der Presse auf Normal-Schrift (Antiqua)
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Schriftenstreit
Das Ende der „Deutschen Schrift”


Am 3. Januar 1941 machte Martin Bormann als Stellvertreter Adolf Hitlers [richtig ist dagegen: als Stabsleiter des Stellvertreters des Führers, Rudolf Heß, MR] in einem geheimen Rundschreiben bekannt, der Führer habe entschieden, die „Antiqua-Schrift künftig als Normal-Schrift zu bezeichnen”. Grund war, daß die „sogenannte gotische Schrift aus Schwabacher Judenlettern” bestehen sollte und deshalb nicht mehr als deutsche Schrift angesehen werden könne. Zehn Tage später erließ die Reichskanzlei einen Runderlaß: der Führer habe entschieden, „daß sämtliche Zeitungen und Zeitschriften allmählich auf die sogenannte Antiqua-Schrift umgestellt werden”, und daß „die Antiqua-Schrift … sobald dies schulbuchmäßig möglich ist, allein in den Volksschulen gelehrt wird” sowie „daß Urkunden des Staates, Anschläge und Veröffentlichungen von Behörden, Strassenschilder, Bahnhofsnamen u. dgl. künftig nur in Normalschrift geschrieben und gedruckt werden.” [Richtig ist dagegen: Es handelt sich um das gleiche Rundschreiben, MR. Siehe: www.gazette.de/Archiv/Gazette-Mai2001/Schrift.html ] Damit beendeten die Nationalsozialisten mit einem Federstrich den über 60 Jahre erbittert geführten Schriftenstreit. Auch für die schleswig-holsteinischen Schulen wurde am 1. September 1941 angeordnet, für die Erstklässler auf „Normalschrift” umzustellen. Dies jedoch erst, wenn entsprechende Unterrichtsmaterialien vorhanden seien. Als erste Zeitung in Schleswig-Holstein befolgte am 10. November 1941 die „Schleswig-Holsteinische Tageszeitung – Gauamtliches Organ der NSDAP”, den Führerbefehl und erschien in Antiqua-Schrift.

Die europäische Schriftspaltung

Am Ende des 16. Jahrhunderts war die europäische Schriftspaltung abgeschlossen: Während in den romanischen Ländern – Frankreich, Italien und Spanien – mit lateinischen Buchstaben geschrieben und für den Druck Antiquaschriften verwendet wurden, entschied man sich im deutschsprachigen Raum und in Skandinavien für Currentschrift und Frakturen. Auch in England und den Niederlanden wurden noch gebrochene Schriften benutzt. Doch schon bald gingen beide Länder zum südeuropäischen Schriftgebrauch über. Als die Landessprachen im 17. Jahrhundert anfingen, das Lateinische als universelle Sprache für wissenschaftliche Texte zu verdrängen, stellte sich die Frage, ob man nicht auf die Fraktur verzichten sollte. Neben dem Problem, wissenschaftliche Texte übersetzen zu müssen, wurde die andere Schrift als zusätzliches Hindernis für den internationalen Austausch angesehen. Die Skandinavier beantworteten die Frage mit ja und stellten bis Ende des 19. Jahrhunderts auf Antiqua und lateinische Schrift um. Anders in Deutschland. Hier entbrannte ein heftiger Streit. Nationalgesinnte Politiker erhoben Current und Fraktur zum nationalen Symbol. Das zu erhalten, war wichtiger als internationale Kontakte zu erleichtern. Sie behielten im jahrzehntelangen erbittert geführten Schriftstreit die Oberhand und schufen in der Mitte Europas so eine Schriftinsel.

Die Schriftinsel bleibt

1911 schließlich debattierte der Reichstag darüber, Fraktur als Amts- und Schulschrift abzuschaffen. Das wurde vor allem von sozialdemokratischen Abgeordneten gefordert. Die griff der konservative Abgeordnete Henning an: „Wenn es zweckmäßig wäre, die lateinische Schrift überall, als Schreibschrift und als Druckschrift, zu verwenden, dann frage ich Sie: warum erscheinen denn unsere sämtlichen deutschen Tageszeitungen in deutscher Druckschrift ? … Wenn es also ein Zweckmäßigkeitsbedürfnis wäre, dann würden doch namhafte Zeitungen, die vielleicht dieser Richtung [der sozialdemokratischen, Michael Plata] näher stehen, schon angefangen haben, lateinischen Druck zu verwenden.” Denn obwohl ein großer Teil der Befürworter der Antiqua aus den Reihen der SPD und der Arbeiterbewegung kam, machte sich dies – anders als etwa in Dänemark – in ihren zahlreichen Publikationen kaum bemerkbar. Bis 1941 nutzten nur sehr wenige deutsche Zeitungen Antiqua im redaktionellen Teil. Auch die sozialdemokratische „Schleswig-Holsteinische Volkszeitung” druckte bis zu ihrem Verbot 1933 in Fraktur.

Die Kieler Zeitung

Beendet wurde der Schriftstreit erst 40 Jahre danach durch einen Federstrich der Nationalsozialisten. Nachdem deren Gauzeitung in der „Nordmark“ 1941 den Anfang gemacht hatte, geschah erst einmal fast ein ganzes Jahr lang nichts. Die nächste schleswig-holsteinische Zeitung, die in Antiqua erscheinen sollte, war eine neue: Am 1. Oktober 1942 wurde die „Kieler Zeitung” gegründet. Aus ihrer Asche sollte nach Kriegsende eine der wenigen von den Besatzungsmächten zwischen 1946 und 1949 zugelassenen „Lizenz-Zeitungen” entstehen – die „Kieler Nachrichten”. Die „Kieler Zeitung” entstand vor allem vor dem Hintergrund des Mangels an Papier „kriegsbedingt” dadurch, daß die „Nordische Rundschau” und die „Kieler Neuesten Nachrichten” unter einem neuen Titel vereinigt wurden. Beide waren bis zur ihren letzten Ausgaben in Fraktur gesetzt.

Zeitungen in Südschleswig

Wieder ein Jahr später, am 1. November 1943, stellten die „Flensburger Nachrichten” auf Antiqua um. Im Gegensatz zu vielen anderen Zeitungen, die ihr Schrift änderten, ohne das zu kommentieren oder zu erläutern, wurde hier der Schritt im Vorwege ausführlich gerechtfertigt:

„Die heutige Ausgabe der ‘Flensburger Nachrichten’ wird, was das Schriftbild angeht, die letzte ihrer Art sein. Vom kommenden Montag ab ändern wir die Schrift, und zwar gehen wir von der ‘Fraktur’ – in der Sie bisher die Zeitung lasen – zur Antiqua über, von der wir Ihnen mit diesen Zeilen eine kleine ‘Kostprobe’ anbieten. Wir sind überzeugt, daß unsere Leser uns recht geben werden: das Gesamtbild unserer Zeitung wird durch die Schriftänderung in seiner Klarheit nichts einbüßen, sondern an Ausdruckskraft noch gewinnen. Die Umstellung wird von uns nicht vorgenommen, weil wir um der Änderung willen ändern wollen, sondern wir folgen damit einer Entwicklung, zu der sich die große deutsche Presse in steigendem Maße bekennt. Die Antiqua-Schrift ist die Schrift der Zukunft, jene Schrift, die auch das Ausland liest und die also vielen Ausländern den Weg zum deutschen Wort und zur deutschen Meinung erst erschließt. Dies ist zwar nicht der einzige Grund, der die deutsche Presse zur Umstellung in ihrem Schriftsystem veranlaßt, aber doch ein sehr wesentlicher, und gerade auch für unsere Zeitung, die im Grenzgebiet eine besondere Aufgabe zu erfüllen hat.“

Die benachbarte „Südtondernsche Zeitung” folgte am 6. Dezember 1943 und ersetzte die Fraktur durch Antiqua. Wie die „Flensburger Nachrichten“ gehörte auch sie zu den Zeitungen, „die im Grenzgebiet eine besondere Aufgabe zu erfüllen” hatten. Damit war gemeint, daß sie auch für dänischsprachige Leser gut lesbar sein sollte. Umgestellt wurde in der Regel an einem Wochenende. Große technische oder finanzielle Probleme standen dabei nicht im Wege. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts war der Handsatz weitgehend durch Zeilengießmaschinen ersetzt worden. Am weitesten verbreitet waren die „Linotype“ Setzmaschinen. Sie konnten mit wenigen Handgriffen durch den Austausch der Matritzenmagazine auf andere Schrifttypen umgerüstet werden. Magazine mit Antiquaschriften waren in vielen Setzereien schon vorhanden, weil die lateinische Druckschrift häufig schon seit längerem für den Satz von Anzeigen genutzt wurde. Umgestellt wurde in erster Linie der sogenannte Fließsatz, also der fortlaufende Zeilensatz für die Artikel. Die Fraktur blieb manchmal noch für die Überschriften erhalten. Anders als beim Zeilenguß, bei dem mit einem Matritzenmagazin beliebig viel Satz hergestellt werden kann, wurden die Überschriften lange Zeit noch von Hand aus Einzellettern im Winkelhaken aus dem Setzkasten gesetzt. Da jede Letter und jedes Zeichen bei diesem Verfahren nur einmal pro Druckvorgang benutzt werden kann, sind für die verschiedenen Schriftgrade (Schriftgrößten) umfangreiche Bestände erforderlich. Während bei den Überschriften der Übergang zur Antiqua im Laufe der Zeit vollzogen wurde, blieben die Zeitungsköpfe meist unverändert. So symbolisieren bis heute viele deutsche Tageszeitungen ihre konservative Grundhaltung dadurch, daß ihr Name unverändert in Fraktur gedruckt wird.

Die Holsteiner Nachrichten

Zahlreiche regionale Tageszeitungen mußten während des Krieges ihr Erscheinen – wie es hieß – „kriegsbedingt” einstellen. Andere Blätter waren gezwungen, zusammen mit Zeitungen aus der Nachbarschaft Notausgaben einzurichten. Die „Holsteiner Nachrichten” waren so durch den Zusammenschluß der „Elmshorner Nachrichten”, des „Pinneberger Tageblatts” sowie der „Uetersener Nachrichten” entstanden. Die erste Ausgabe erschien am 3. Mai 1943. Die Lokalredaktionen blieben eingeschränkt erhalten, gedruckt wurde aber nur noch in Pinneberg. Noch am 3. Juli 1944 – zehn Monate vor Kriegsende – wurde auf Antiqua-Schrift umgestellt. Auch in diesem Fall wurde der Wechsel ausführlich begründet:

„Mit dem heutigen Tage sind die ‘Holsteiner Nachrichten’ auch in ihrem Textteil zur deutschen Normalschrift übergegangen. Die Gründe, aus denen diese Schrift in den Schulen eingeführt wurde, und sie auch nach und nach für die deutsche Presse zur Anwendung kommt, sind früher schon einmal erörtert worden. Zeitentwicklung und Blick in die Zukunft sind die maßgebenden Faktoren. Trotzdem wir schon seit längerer Zeit den Anzeigenteil in der Normalschrift setzen – der Buchdrucker nennt sie Antiqua, der Schreibende „lateinisch” – wird manchem Leser doch diese Schrift zunächst ungewohnt sein. Die klare Einfachheit und Schönheit ihrer Züge jedoch wird – wie die Erfahrung lehrt – sehr bald die Anerkennung des Lesers gewinnen.”

Der „Blick in die Zukunft” war hier also angeblich ein maßgebender Faktor für die Schriftumstellung, und es ist die Frage, ob der Redakteur damit in einem Anflug von NS-ferner Ironie bereits die Besatzungszeit voraussah. Bemerkenswert ist außerdem, daß weder in der Begründung der „Holsteiner- noch der der „Flensburger Nachrichten“ von einem Führererlass oder den „Schwabacher Judenlettern” die Rede ist. Alle anderen zu diesem Zeitpunkt noch existierenden regionalen schleswig-holsteinischen Tageszeitungen erschienen bis Kriegsende – sofern sie nicht schon früher eingestellt werden mußten – unverändert in Fraktursatz.

„Gothic type will not be used”.

Nach Kriegsende wurde die Herausgabe von regionalen Tageszeitungen von der britischen Militärregierung generell verboten. Bis zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 erlaubte sie den kleinen regionalen Zeitungen nur den Aushang von Anzeigenblättern, die in Auflagen von nur wenigen Exemplaren gedruckt werden durften. Allerdings wurden von der Besatzungsmacht an wenige parteigebundene Zeitungen Lizenzen vergeben, wie zum Beispiel an die „Kieler Nachrichten“ (CDU), die „Schleswig-Holsteinische Volkszeitung“ (SPD) und das „Norddeutsche Echo“ (KPD). Alle Lizenzausgaben erschienen in Antiquaschrift. Bezüglich der Satzschrift hieß es etwa im Lizenzvertrag einer Hamburger Zeitung: „Gothic type will not be used.” Die Fraktur hatte sich inzwischen überlebt. Das zeigte sich seit Herbst 1949, als die Herausgabe von Regionalzeitungen auch in Schleswig-Holstein wieder ohne jegliche Auflagen möglich wurde. Keines der Blätter erschien in Fraktur. Einzige Ausnahme blieb der „Wesselburener Marschbote“. Noch bis 1951 druckte er die lokalen Nachrichten in Fraktur, die auswärtigen hingegen in Antiqua.

Michael Plata (TdM 1103)

Quellen:

- Ute Haese und Torsten Prawitt-Haese, Dem Leser ein Halt in schwerer Zeit. Schleswig-holsteinische Pressegeschichte 1945-55, Hamburg, 1994;
- Silvia Hartmann, Fraktur oder Antiqua. Der Schriftstreit von 1881 bis 1941, Frankfurt a.M. 1998; Albert Kapr, Fraktur. Form und Geschichte der gebrochenen Schrift, Mainz, 1993

www.geschichte.schleswig-holstein.de/vonabisz/schriftenstreit.htm
______________________________________________________

Chronologischer Überblick über die Umstellung schleswig-holsteinischer Zeitungen auf die Normal-Schrift (Antiqua)

- 10. November 1941 „Schleswig-Holsteinische Tageszeitung – Gauamtliches Organ der NSDAP”
- 1. Oktober 1942 „Kieler Zeitung”
- 1. November 1943 „Flensburger Nachrichten”
- 6. Dezember 1943 „Südtondernsche Zeitung”
- 3. Juli 1944 „Holsteiner Nachrichten“

Daraus ergibt sich, daß der Schrifterlaß Hitlers und Joseph Goebbels’ Weisung an die deutsche Presse trotz ihrer bereits lange bestehenden propagandistischen Gleichschaltung nur mit großer zeitlicher Verzögerung umgesetzt wurden. In einer Diktatur wie der des Dritten Reiches war das schon ein erheblicher Widerstand. Die konservative Grundhaltung der Zeitungen und ein gewisser Widerstand zeigten sich auch in den Zeitungsköpfen, die meist unverändert weiterhin in Fraktur gedruckt wurden.
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Manfred Riebe



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Beitrag: Dienstag, 08. Nov. 2005 22:02    Titel: Verbot der Fraktur: Ziel und Wirklichkeit Antworten mit Zitat

Verbot der Fraktur: Ziel und Wirklichkeit

Ich möchte niemanden indoktrinieren. Ich gebe daher Originalquellen an, aber auch verschiedene Kommentare, so daß sich jeder sein eigenes Bild machen kann. Siehe z.B. den Strang „Die „gotische“ oder deutsche Schrift (Sütterlin, Fraktur)“: http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=1156#1156

1. Zum Verbot der deutschen Schrift

Die Bezeichnung „Verbot der deutschen Schrift durch Adolf Hitler“ überwiegt in der Literatur. Einige Beispiele:

* Heeger, Heinrich: Das Verbot der deutschen Schrift durch Adolf Hitler im Lichte einer schriftgeschichtlichen Betrachtung. In: Die deutsche Schrift, Heft 55, Sonderheft, Winter 1977

* Delbanco, Helmut: „Das Verbot - (k)ein Blitz aus heiterem Himmel“. In: „Die deutsche Schrift“, Heft 64 (Frühjahr 1981)

* Professor Theodor Ickler spricht in seinem Buch „Regelungsgewalt“ ebenso von einem Verbot. http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=3132#3132

* Auch Professor Günther Pflug, der ehemalige Vorsitzende der „Gesellschaft für deutsche Sprache“ (GfdS) schreibt: „Einen entscheidenden Einschnitt brachte das Jahr 1941. Im Januar dieses Jahres wurde auf Veranlassung von Adolf Hitler persönlich die Fraktur als Schrift in Deutschland verboten.“ http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=3108#3108

* Antiqua-Fraktur-Streit - http://de.wikipedia.org/wiki/Antiqua-Fraktur-Streit

2. Zur Durchsetzung des Verbots

Hinsichtlich der Durchsetzung des Verbots ergibt sich ein differenziertes Bild. In dem Artikel:
Schriftenstreit. Das Ende der „Deutschen Schrift“ - www.geschichte.schleswig-holstein.de/vonabisz/schriftenstreit.htm - wird veranschaulicht, daß das Verbot keineswegs überall und sofort durchgesetzt wurde.
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