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Rechtschreibreform vs. sprachlich hochwertige Texte
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Jan-Martin Wagner



Registriert seit: 09.08.2003
Beiträge: 2
Wohnort: Jena

Beitrag: Samstag, 09. Aug. 2003 17:51    Titel: Rechtschreibreform vs. sprachlich hochwertige Texte Antworten mit Zitat

Rechtschreibung und Sprachpflege – offenbar kommt diese beides zusammen, wenn es darum geht, sprachlich hochwertige Texte zu verfassen. Daß die Rechtschreibreform letzteres beschneidet, ist aber nur demjenigen klar, der in der Lage ist, einen sprachlich hochwertigen Text als solchen zu erkennen, und der auch noch die Feinheiten anzugeben vermag, an denen sich das in der Orthographie bemerkbar macht.
(Das ist so ähnlich wie in der Musik: Daß ein Instrument verstimmt ist, ist nicht allzuschwer zu bemerken; jedoch zu hören, wie es zu korrigieren ist und wann es wirklich genau stimmt, das schaffen nur wenige.)

Daher wundert es mich nicht, daß Klagen über die eingeschränkten Möglichkeiten, sprachlich hochwertige Texte zu verfassen, nur von einem relativ kleinen Personenkreis erhoben werden. Es bedeutet aber auch, daß diese Klagen nur von wenigen nachvollzogen werden können; es ist zu bezweifeln, daß „sprachliche Hochwertigkeit“ in der allgemeinen Öffentlichkeit einen hohen Stellenwert besitzt.

Für eine breite Diskussion ist daher dieses Argument leider, so richtig es ist, eher ungeeignet – zumindest unter dieser Überschrift. Ob es möglich ist, es trotzdem in der Diskussion anzubringen, aber so, daß es allgemein verstanden wird?
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Schubert
Gast





Beitrag: Samstag, 09. Aug. 2003 18:50    Titel: Minderwertige Reform vs. hochwertige Texte Antworten mit Zitat

Wenn das gewünschte Ergebnis einer Diskussion schon im Titel klar gemacht wird, ist der Anreiz, sich daran zu beteiligen, natürlich nicht besonders hoch.
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Jan-Martin Wagner



Registriert seit: 09.08.2003
Beiträge: 2
Wohnort: Jena

Beitrag: Samstag, 09. Aug. 2003 19:13    Titel: Re: Minderwertige Reform vs. hochwertige Texte Antworten mit Zitat

Zum einen ist der Titel nicht „Minderwertige Reform vs. hochwertige Texte“, und zum anderen handelt es sich dabei nicht um das Ergebnis, sondern um die Problemstellung. Wenn Sie dagegen der Meinung sind, daß das kein Problem ist, dann sagen Sie das doch einfach. Besser noch, weisen Sie nach, daß es mit der Reformschreibung genau so (meinetwegen auch genauso) gut möglich ist, hochwertige Texte zu verfassen, wie mit der herkömmlichen Rechtschreibung. In Anbetracht dessen, daß die Wiedergabe von Bedeutungsunterschieden in der Reformschreibung orthographisch eingeschränkt und zum Teil unterdrückt wurde, bezweifle ich aber, daß es möglich ist, diesen Nachweis überzeugend zu erbringen.
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Schubert
Gast





Beitrag: Sonntag, 10. Aug. 2003 16:59    Titel: Reformschreibung Antworten mit Zitat

Lieber Herr Wagner, ich weiß aus anderen Diskussionen, dass Sie eine Neigung haben, Ihren Diskussionspartnern Hausaufgaben zu stellen, die meistens auch noch einen Fallstrick enthalten. Wenn Sie behaupten, mit der Schreibweise gemäß der Rechtschreibreform seien hochwertige Texte schwerer zu verfassen, liegt aber die Beweislast bei Ihnen. Sie können den Beweis führen mit Beispielen aus der Dichtung und Literatur oder auch mit selbst verfassten hochwertigen Texten.
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Gast






Beitrag: Sonntag, 10. Aug. 2003 22:03    Titel: Antworten mit Zitat

Lieber Herr Schubert,
lesen Sie Icklers Schriften, lesen Sie die »Bilanz« der FDS; lesen Sie Beispiele, die Sie massenhaft in den Diskussion von Rechtschreibreform.com finden, dann haben Sie den Nachweis dafür, daß es in neuer Rechtschreibung kaum möglich ist, anspruchsvollere Texte zu schreiben. Haben Sie eine der überregionalen Tageszeitungen, etwa die SZ? In der SZ haben Sie tagtäglich den Beweis, daß eigentlich ganz gescheite Texte wegen der Bemühung, nach den neuen Regeln zu schreiben, nicht mehr in adäquater Orthographie dargeboten werden und dadurch eben keine höherwertigen Texte mehr sein können, im Gegenteil sehr oft geradezu komische Aspekte bekommen.
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Schubert
Gast





Beitrag: Montag, 11. Aug. 2003 08:42    Titel: Beweisführung Antworten mit Zitat

Lieber anonymer Gast, unter Beweisführung versteht man ja etwas anderes als derart pauschale Literaturhinweise. Ich danke Ihnen aber für den Tipp. Wenn ich das alles gelesen habe, melde ich mich wieder.
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Elke Philburn



Registriert seit: 03.12.2002
Beiträge: 246
Wohnort: Manchester UK

Beitrag: Mittwoch, 03. Sep. 2003 01:57    Titel: Antworten mit Zitat

Ich gebe Herrn Wagner recht. In sprachlich hochwertigen Texten, bei denen es auf die exakte Bedeutung eines jeden Wortes ankommt, fällt Verwirrung durch die Rechtschreibung mehr ins Gewicht als bei Texten trivialen Inhalts. Das heißt zwar nicht, daß man einen gut durchdachten und hochwertigen Text nicht in 'neuer Rechtschreibung' schreiben könne, die Frage ist nur, ob der Leser auch in der Lage ist, die einzelnen von der Reform betroffenen Wörter in ihren Bedeutungsnuancen richtig zu entschlüsseln. Und Hinweise auf sinnentstellende Neuschreibungen gibt's auf rechtschreibreform.com Tag für Tag.
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Schubert
Gast





Beitrag: Samstag, 06. Sep. 2003 13:42    Titel: Hochwertige Texte Antworten mit Zitat

Kann denn nicht einmal einer wenigstens ein einziges Beispiel bringen für einen hochwertigen Text, der im Reformdeutsch nicht mehr hochwertig wiedergegeben werden kann, sei es ein hochwertiger Text von Goethe, Schiller, Ickler oder Wagner?
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Elke Philburn



Registriert seit: 03.12.2002
Beiträge: 246
Wohnort: Manchester UK

Beitrag: Montag, 08. Sep. 2003 00:37    Titel: Siegfried Lenz Antworten mit Zitat

http://www.vrs-ev.de/esleb_flugblatt.pdf

Selbstverständlich gibt es Beispiele, wie hier von Siegfried Lenz.

(Nicht, daß ich von Ihnen diesbezüglich Einsicht erwarten würde.)
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Schubert
Gast





Beitrag: Montag, 08. Sep. 2003 12:17    Titel: Literatur Antworten mit Zitat

Die Zusammenstellung des VRS aus dem Roman von Siegfried Lenz ist verdienstvoll, schießt aber übers Ziel hinaus. Die im Titel dieses Strangs angedeutete These kann allenfalls mit Beispielen aus dem Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung untermauert werden; Schreibungen wie "Tut mir Leid" oder "Imbissstube" sind in diesem Zusammenhang sozusagen Grafik. Auf die Qualität der Literatur haben sie keinen Einfluss.

Die Kritik in der dritten Spalte ist in sich widersprüchlich. Bei "wohl durchdacht" und "wohl vertäut" wird beanstandet, wie mir scheint, mit Recht, dass Unterscheidungsmöglichkeiten wegfallen. Bei "soviel" und "so viel" wird be-anstandet, dass neue Unterscheidungsmöglichkeiten auftreten. In Lenz' Text ist erkennbar nicht viel zu besprechen; deutlich wird das aber nur durch den vorangehenden Satz, der deswegen auch zitiert wird. Hätte Lenz in neuer Rechtschreibung geschrieben, hätte er ausdrücken können was er meinte; offen lassen wollte er nichts.

"Stehen bleiben" oder altdeutsch "stehenbleiben" kann man nur auf dem Platz, auf dem man schon steht. "Bleiben" heißt eben gerade, dass sich nichts ändert.

"Hochliegend" und "gewinnbringend" hätte wohl auch ein Neuschreiber in einem Wort geschrieben. Der Reform-Duden lässt das zu (s. unter "hoch" und "gewinnbringend").

Dann bleibt nur noch die "lang gestreckte Holzbude" und der "schräg liegende Turm". Wenn Sie beidemal den ganzen Satz mit Textverständnis laut vorlesen, werden Sie selbstverständlich "lang" und "schräg" betonen. Dann erhält die Wortgruppe auch nicht zu viel Gewicht.
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Walter Lachenmann
Gast





Beitrag: Dienstag, 09. Sep. 2003 13:21    Titel: Hopfen und Malz Antworten mit Zitat

Wer angesichts der Alltagstexte in der Presse und in der Werbung nicht erkennt, daß sich auch dort die Sprache seit der Rechtschreibreform drastisch verschlechtert hat, wird kaum dazu fähig sein, deren Auswirkungen auf literarisch anspruchsvolle Texte zu ermessen. Zumal wenn er entschlossen ist, nichts zur Kenntnis zu nehmen, was diese eigentlich für jeden sprachlich einigermaßen sensiblen Menschen offenkundige Tatsache belegt.

Auch der unter der Adresse
http://forschungsgruppe.free.fr/nuancen.htm
zu findende Artikel von Stefan Stirnemann wird ihm die eisern verschlossenen Augen nicht öffnen können, aber für manch anderen Forumsteilnehmer mag dieser doch interessant sein, deshalb sei darauf hingewiesen.
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Tobias
Gast





Beitrag: Dienstag, 16. Sep. 2003 22:13    Titel: Re: Literatur Antworten mit Zitat

Schubert hat folgendes geschrieben:
Schreibungen wie "Tut mir Leid" oder "Imbissstube" sind in diesem Zusammenhang sozusagen Grafik. Auf die Qualität der Literatur haben sie keinen Einfluss.


Das sehe ich anders. "Das Auge ißt mit" - und ebenso, wie ein noch so leckeres Essen nicht zu genießen ist, wenn es in einer miefenden Umgebung verzehrt werden soll, leidet auch die literarische Qualität unter derlei Formen.

Diese absurden Formen führen auf ganz andere Sprachgeleise.

Ebenso stockt der Lesefluß, man kann die Sprache nicht genießen und ihr nicht folgen. Das neuschriebsige "Bambusessstäbchen" konnte nicht mal Günter Jauch in seiner Sendung auf Anhieb entziffern.
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Elke Philburn



Registriert seit: 03.12.2002
Beiträge: 246
Wohnort: Manchester UK

Beitrag: Mittwoch, 17. Sep. 2003 10:44    Titel: Antworten mit Zitat

Wie wahr. Die Argumentation erinnert in der Tat an einen Wirt, der der Ansicht ist, es liege am guten Willen des Gastes, ob ihm das vorgesetzte Essen schmeckt oder nicht.

Nä - da kann einem ja nur noch schlecht werden.
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Krino Hoogestraat



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Beiträge: 25
Wohnort: 26723 Emden (Ostfriesland)

Beitrag: Sonntag, 15. Aug. 2004 10:32    Titel: Rechtschreibung und Gerechtigkeit Antworten mit Zitat

Rechtschreibung und Gerechtigkeit

Es gibt Musiker, die spielen Beethovens Violinkonzert in solcher Vollendung, daß ich beim Zuhören genußvoll die Augen schließen muß und alles um mich vergesse.

Es gab Schriftsteller, die unsere Sprache so meisterhaft zu handhaben wußten, daß ich immer wieder ehrfurchtsvoll staune, auch wenn ich den Zauberberg schon zum fünften Mal lese.

Früher war das Schreiben und das Lesen einer Oberschicht vorbehalten. Dank Schulpflicht können heute die meisten Menschen leidlich beides. Dennoch, ob Orthographie oder Orthografie: Wer nur wenig liest, wird beim Schreiben viele Fehler machen.

Denn wir schreiben ja nicht, indem wir beständig über Regeln nachdenken. Sondern wir schreiben nach Gewohnheit. Wir schreiben unsere Wörter und Sätze so und nicht anders, weil wir es hundertmal so gelesen haben. Darum gibt es von denen, die wirklich gehaltvoll, stilsicher und schön schreiben können, immer nur wenige. An dem Geschriebenen aber können viele sich erfreuen und erbauen, wenn sie nur wollen. Früher nannte man das Bildung.

Das klingt altmodisch und elitär und will dem Zeitgeist so gar nicht schmecken - und doch ist es wahr.

Es gibt eine besondere Sorte von Menschen, die haben ein etwas anderes Weltbild. Alle Menschen sind gleich, sagen sie. Nicht nur gleichberechtigt, sondern gleich. Sie machte besonders ab dem Jahre 1968 ff von sich reden.

Da aber nun einmal in Wahrheit alle Menschen nicht gleich sind, entstand für diese Gruppe ein Problem. Wie bringe ich mein Weltbild mit der Realität zur Deckung?

Lösung 1. Ich eifere der Elite nach, in der Hoffnung, es ihr irgendwann gleichzutun. Beispielsweise erwerbe ich ein Musikinstrument, lerne Noten und übe fleißig. Oder ich schlage den Weg zum Schriftsteller ein, indem ich zunächst einmal Tagebuch schreibe; um mich zu vervollkommnen, lese ich viel gute Literatur und Fachbücher zur Stilkunde.

Dieser Ansatz ist aller Ehren wert, aber mühsam. Auch besteht die Gefahr, daß mangels Begabung der rechte Erfolg ausbleibt. Also dachten die Leute mit dem egalitären Weltbild weiter nach, und siehe, sie fanden die geniale

Lösung 2. Wir nähern uns dem Problem von der anderen Seite! Zum Beispiel nehmen wir der Geigerin ihren Bogen weg. Dann soll sie mal sehen! Dann wird ihr Spiel schon gleich viel weniger strahlend! Eben: gleicher.

Nach diesem Muster können wir auch der schreibenden Zunft effektiv zuleibe rücken. Es ist einfach unfair, daß Leute wie Thomas Mann ihre nobelpreisverdächtigen Werke mit Hilfe einer Rechtschreibung zustandebringen, die in ihrer Ausdifferenziertheit für mich und meinesgleichen unerreichbar ist. Was, wenn wir die Regeln vereinfachen würden? Richtig, dann sind wir gleich viel besser - ohne uns anzustrengen. Eben: gleicher. -

Der kleine Sohn eines Bauern wollte von einem Weinstock, der besonders schöne Früchte trug, einige Trauben essen. Aber so sehr er sich auch reckte - es gelang ihm nicht, an sie heranzukommen. Die Trauben hingen zu hoch.

Das fand er ungerecht! Er wollte nicht warten, bis er groß sei, und auch nicht darauf, daß jemand vorbeikäme und ihm beim Pflücken behilflich wäre. Also besorgte er sich heimlich eine Säge und fällte den Weinstock.

Dieser konnte hinfort natürlich nicht mehr die süßen und saftigen Früchte tragen, so wie er das jahrzehntelang getan hatte. - Aber der Gerechtigkeit war Genüge getan.
_________________
Krino Hoogestraat • Graf-Enno-Straße 3 • 26723 Emden (Ostfriesland)
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Stephan Geue



Registriert seit: 24.08.2004
Beiträge: 10
Wohnort: Erlangen

Beitrag: Mittwoch, 25. Aug. 2004 21:18    Titel: Vereinfachung und Gleichheit Antworten mit Zitat

Zitat:
Was, wenn wir die Regeln vereinfachen würden? Richtig, dann sind wir gleich viel besser - ohne uns anzustrengen. Eben: gleicher.

Ich hätte nicht erwartet, hier jemanden zu finden, der den Veränderungen durch die Rechtschreibreform vereinfachenden Charakter attestiert. So kann man sich irren. Ich muss gestehen, dass ich von Thomas Mann bislang nur die Buddenbrooks gelesen habe. Das ist gewiss kulturell niedrig (nicht das Buch natürlich, sondern meine niedrige Lesequote). Aber ich habe trotzdem alles verstanden und glaube natürlich keineswegs, dass ich schreiben könnte wie Thomas Mann. Ich kann andere Dinge, die er niemals konnte. Bin ich ihm deshalb gleich?
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