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André Jochim
Registriert seit: 05.03.2004 Beiträge: 8 Wohnort: 35305 Grünberg
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: Freitag, 05. März. 2004 21:53 Titel: 's' als Bindevokal - nach welchen Regeln? |
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Hallo,
mir sind schon häufig zusammengesetzte Worte in unserer deutschen Sprache aufgefallen, die mit einem 's' als Bindevokal zusammengefügt werden. Andere Worte werden bei scheinbar gleicher logischer Kette für das Zusammenfügen ohne 's' geschrieben. Gibt es hierfür eigentlich eine Regel? Oder muß ich mich hier einzig und allein auf mein Sprachgefühl verlassen?
Im Folgenden führe ich einmal ein paar Beispiele auf, die mir so spontan einfallen:
Winkel eines Dreiecks => Dreieckswinkel, aber Messung eines Winkels => nicht Winkelsmessung, sondern Winkelmessung...
Gewichtsprobleme, aber nicht Gewichtsheber, sonder Gewichtheber...
Rindswurst, aber nicht Rindsfleisch, sondern Rindfleisch... Aber schon wieder nicht mehr Rindbrühe, sondern Rinderbrühe - dto. bei ~steak.
Kalbsschnitzel, Kalbsleberwurst, aber nicht Schweinsschnitzel, Schweinsleberpastete, sondern Schweine~...
Austräger einer Zeitung: Zeitungsausträger
Feger eines Schornsteins: Schornsteinsfeger? Bestimmt nicht...
Vereinbarung eines Termins: Terminsvereinbarung? Wird von vielen Rechtsanwälten so geschrieben...
Möglichkeit einer Prüfung: Prüfungsmöglichkeit
Bau eines Hauses: Hausesbau? Bestimmt nicht...
Geländer einer Treppe: Treppensgeländer? Bestimmt nicht...
Blutsbrüderschaft, aber nicht Blutsspende oder Blutsplättchen... Und was ist mit Blutstropfen (oder heißt der Bluttropfen?) und mit Blutabnahme (oder Blutsabnahme?)...
Bootsfahrt, Schiffsreise, aber nicht Schiffsfahrt...
Universitätsprofessor, aber nicht Schulslehrer...
Rechtschutz, Rechtsprechung, aber nicht Rechtanwalt, sondern Rechtsanwalt...
Manchmal bedingt das Einfügen eines 's' ja auch eine komplett andere Bedeutung: z.B. Verbandkasten <=> Verbandskasten; Maulwurfshügel <=> Maulwurfhügel :-)
Ich bin manchmal schon so verwirrt, dass es aus Spaß schon Wortkonstruktionen (oder heisst es Wortskonstruktionen?) wie Schubslade oder Bratskartoffel gibt, dass ich mich über das 's' in Keksdose wundere, wobei es doch gar nicht Plätzchensdose heisst... ;-)
Vielleicht kennt ja hier irgendjemand einfache und brauchbare Regeln bezüglich des 's' als Bindevokal - ich habe bisher nirgends etwas gefunden.
Viele Grüße und Danke für jede hilfreiche Antwort.
André Jochim |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Sonntag, 07. März. 2004 12:48 Titel: Schweinsschnitzel oder Schweineschnitzel? |
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<b>Schweinsschnitzel oder Schweineschnitzel?
„s“ als Bindekonsonant</b>
Vorweg: „s“ ist ein Konsonant, d.h. ein Mitlaut.
Wer kein Rechtschreibwörterbuch besitzt, könnte auch über ein Konversationslexikon oder über die Suchmaschine www.google.de herausfinden, was ein Vokal ist, nämlich ein Selbstlaut.
Ist das nicht ein herrliches, noch unbeackertes Tätigkeitsfeld für die „Rechtschreibreformer“, das Sie hier entdeckt haben? Sollen die Reformer auch hier Regeln einführen, z.B. eine Regel, daß bei aus zwei Substantiven zusammengesetzten Wörtern immer ein „s“ als Bindekonsonant stehen muß? :-))
Der Duden hielt bis 1996 im Wörterverzeichnis den Schreibgebrauch (Usus) fest, d.h. die übliche Schreibweise. Vgl. Präskription oder Deskription? - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=235
Für die Zusammen- und Getrenntschreibung von Substantiven gab es R 210 für die Schreibung geographischer Namen und R 211 für die Schreibung von Straßennamen. Diese und alle anderen Zusammenschreibungen von Substantiven entstanden aus dem Schreibgebrauch, vermutlich nach dem Sprachgefühl bzw. ästhetischen Gesichtspunkten. Wer als Schreibberufler oder privat Rat suchte, mußte und muß im Wörterverzeichnis nachschlagen.
Für die richtige Einordnung grammatikalischer Begriffe und die intensivere Beschäftigung mit der Grammatik empfehle ich die Anschaffung von
Duden, Band 4: Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. 3. neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Mannheim Bibliographisches Institut, 1973.
4. Auflage, 1984; 5. Auflage, 1995. <b>Dieser Grammatik-Duden von 1995 erschien noch in der bewährten traditionellen Orthographie.</b>
6. Auflage, 1998, <b>nicht empfehlenswert in neuer Rechtschreibung</b>, von Peter Eisenberg, Hermann Gelhaus, Helmut Henne, Helmut Sitta, Hans Wellmann, <b>Theodor Ickler urteilt: „Durch Schreibreform ruiniert“</b> - http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?p=807#807
Duden, Band 9: Die Zweifelsfälle der deutschen Sprache, 2. Auflage, Mannheim: Dudenverlag, 1972
Duden, Band 9: Richtiges und gutes Deutsch, Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle, 3. Auflage, 1985
Duden, Band 9: Richtiges und gutes Deutsch, 4. Auflage, 1997.
Die neue Beliebigkeitsschreibung verwirrt nur. Daher habe ich absichtlich ältere Auflagen aufgeführt, die noch in der bewährten traditionellen Orthographie verfaßt sind. Man erhält sie recht preisgünstig bei Ebay-Versteigerungen oder über das Zentrale Verzeichnis antiquarischer Bücher: http://www.zvab.com/ oder über www.google.de - Aber auch hier gilt: Es gibt nicht nur die Duden-Grammatik, sondern auch andere Grammatikwerke.
Aber man muß aufpassen: Ab 1996 hatten viele Wörterbuchverlage- wie der Duden - in vorauseilendem Gehorsam auf die fehlerträchtige, qualitativ minderwertige Neuregelung umgestellt. Das Gütesiegel "Made in Germany" sagt hier das Gegenteil aus. Vgl. Der Imageschaden für „Made in Germany“ - „Mangelndes Qualitätsbewußtsein“: http://www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=272
Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Freitag, 19. Aug. 2005 10:03, insgesamt 2mal bearbeitet |
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André Jochim
Registriert seit: 05.03.2004 Beiträge: 8 Wohnort: 35305 Grünberg
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: Sonntag, 07. März. 2004 21:19 Titel: Vokal <=> Konsonant |
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uuups... - kleiner Wortdreher, keine Absicht, sorry!
Ich hoffe, es war trotzdem klar, was ich fragen wollte.
André |
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