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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Dienstag, 06. Jan. 2004 21:35 Titel: Augsburger Allgemeine Zeitung |
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<b>Die Ruhe vor dem Sturm
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Schreibreform wohin?</b>
Es ist ruhig geworden um die Rechtschreibreform. Der im Zweifelsfall getätigte, häufiger gewordene Griff zum Wörterbuch macht keinen Lärm, Ärger gelegentlich schon. Die mit einer Portion Gewöhnung einhergehende Ruhe bedeutet jedoch nicht, dass nicht weitere Stürme bevorstehen.
Ruhig ist es auch um die Rechtschreibkommission geworden. Von ihr ist nichts zu hören. Dabei wurde sie doch zum kritischen Begleiter einer Neuregelung erkoren, die dieser Art der Begleitung in hohem Maße bedarf. Warum? Weil noch so vieles bei der Zusammen- und Getrenntschreibung, bei der Kommasetzung, bei der Worttrennung im Argen liegt. Schlimmer noch: Es gereicht einer Reform nicht zur Ehre, wenn sie de facto zu einer Spaltung der Schreibgemeinschaft und zur Mehrung diverser „Hausorthographien“ geführt hat.
Einst galt: Die Schule soll den Schülern jene Rechtschreibung beibringen, die „in den gebildeten Kreisen des Volkes zur festen Gewohnheit geworden ist“. Heute gilt: Die Schule ist Vorreiter und soll das durchsetzen, was noch längst nicht allgemeine Praxis ist. Kann das gut gehen? Günter Ott
Augsburger Allgemeine Zeitung vom 13.06.2001
www.augsburger-allgemeine.de/Home/sptnid,982700264207_regid,2_arid,992329945022.html
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<b>Signal zur Schreibreform</b>
Die lange mit zornesroten Köpfen und in fiebrigen Erregungskurven geführte öffentliche Debatte um die 1998 eingeführte Rechtschreibreform gleicht zurzeit einem Scheintoten. Doch die Ruhe ist trügerisch. In der Schule wird neu geschrieben, im Alltag alt. Zeitungen haben sich Hausorthographien, sprich eine Reformvariante, zugelegt. Autoren wie Grass, Walser und Enzensberger denken nicht daran, der Neuregelung zu folgen. Will sagen: Die einheitliche deutsche Rechtschreibung ist beim Teufel.
Da kommt der Kompromiss-Vorschlag der Darmstädter Sprachakademie gerade recht. Hier ist eine Institution reichlich spät, aber doch noch über ihren Schatten gesprungen. Die ursprüngliche Totalverdammung splittete sich in eine Teil-Bejahung und Teil-Verneinung. Das setzt ein Signal insofern, als das bisherige Hin und Her um die Reform nicht zuletzt ein Lehrstück in Rechthaberei war.
Jetzt sind die Sprachexperten gefordert, vor allem jene der Rechtschreib-Kommission. Dass jedoch Mitglieder dieses Gremiums den als Buch vorliegenden Akademie-Kompromiss noch gar nicht kennen, lässt die Zornesader schwellen. Günter Ott
Augsburger Allgemeine Zeitung vom 05.04.2003
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Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Donnerstag, 15. Jul. 2004 20:06, insgesamt 1mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Dienstag, 06. Jan. 2004 22:46 Titel: Konrad Dudens einheitliche Rechtschreibung |
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<b>Konrad Dudens einheitliche Rechtschreibung wird zerstört
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Vater der Rechtschreibung: 175. Geburtstag von Konrad Duden</b>
Mannheim (dpa) - Der Duden hat seinen festen Platz auf unzähligen Schreibtischen zwischen Elbe und Isar. Sein Erfinder Konrad Duden gilt als der Vater der deutschen Einheitsrechtschreibung. Im Jahr 1880 veröffentlichte er sein «Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache». Von der 7. Auflage an im Jahr 1902 war der Duden das für die deutsche Rechtschreibung verbindliche Wörterbuch, das bis heute als anerkanntes Standardwerk gilt. Vor 175 Jahren, am 3. Januar 1829, wurde Konrad Duden in Wesel am Niederrhein geboren.
Dudens Ansatz war ein ganz pragmatischer: Der Lehrer und Sohn eines Eisenbahnbeamten wollte mit seinem Wörterbuch kein neues Regelwerk erfinden, sondern ein einheitliches Gerüst für die Rechtschreibung schaffen. «Schreibe, wie du sprichst», war das Prinzip, dem er folgte. «Demokratisch» und damit jedem zugänglich sollte die einheitliche Rechtschreibung sein.
28 000 Stichwörter hatte die 1. Auflage des Duden und kostete eine Mark. Dank des Booms der Druckereien und Lektorate mit einem enormen Schub für Printprodukte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Wörterbuch bereits kurz nach seinem Erscheinen ein Bestseller. «Konrad Duden hat mit seinem schmalen Werk den Nerv der Zeit getroffen. Sein Erfolg war kein Zufall», meint der heutige Leiter der Duden-Redaktion beim Bibliographischen Institut & F.A. Brockhaus AG, Matthias Wermke.
Der Weg dorthin war jedoch steinig: Die erste Konferenz zur «Herstellung größerer Einigung in der deutschen Rechtschreibung» war 1876 noch am Einspruch von Reichskanzler Otto von Bismarck gescheitert. Auch der berufliche Werdegang von Duden hatte Brüche. So musste er sein Studium der klassischen Philologie, Germanistik und Geschichte bereits nach vier Semestern aus finanziellen Gründen abbrechen und eine Stelle als Hauslehrer annehmen. Trotz des Studienabbruchs legte Duden 1854 eine Universitätsprüfung ab und promovierte danach an der Philosophischen Fakultät Marburg. Anschließend arbeitete er an Gymnasien in Soest, im thüringischen Schleiz und in Bad Hersfeld, wo er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1905 Schulleiter war.
Inzwischen umfasst der Duden 120 000 Wörter und ist in seiner 22. Auflage erschienen. Damit der Band nicht wegen der zum Teil explosionsartigen Entwicklung des deutschen Wortschatzes jedes Jahr dicker wird, fallen in jeder Auflage Begriffe weg. Spezielle Wörter wie der «Mauerspecht», der im Zusammenhang mit dem Fall der Berliner Mauer eine besondere Relevanz bekam, können nach Angaben von Redaktionsleiter Wermke künftig genauso als natürlicher Abgang gelten wie die «Lichterkette», die in den 90er Jahren als Protestzeichen Bedeutung hatte. 20 wissenschaftliche Mitarbeiter und rund 10 externe Kräfte, die sich auch um die Sprachberatung kümmern, umfasst die jetzige Duden-Redaktion.
Konrad Duden wurde 82 Jahre alt. Er hatte sieben Kinder und starb 1911 in Sonnenberg bei Wiesbaden. Seine Heimatstadt Wesel erinnert an den großen Sohn der Stadt mit einer Ausstellung im Stadtarchiv.
Augsburger Allgemeine Zeitung vom 02.01.2004
www.augsburger-allgemeine.de/Home/sptnid,982700264207_regid,2_arid,1073014049752.html
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Augsburger Allgemeine Zeitung
Herausgeber Ellinor Holland, Günter Holland
Chefredakteur Rainer Bonhorst
Curt-Frenzel-Str. 2
86 167 Augsburg
Zentrale: (08 21) 777 - 0
Telefax: (08 21) 777 - 20 39
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Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Mittwoch, 07. Jan. 2004 12:39, insgesamt 1mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Dienstag, 06. Jan. 2004 23:29 Titel: Rechtschreibchaos beenden |
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<b>Konrad Dudens einheitliche Rechtschreibung wird zerstört
Rechtschreibchaos beenden</b>
Der Artikel „Vater der Rechtschreibung: 175. Geburtstag von Konrad Duden“ ist eine Werbe-Textkonserve der Duden-Redaktion, die dpa übernommen hat und die nun in vielen Zeitungen veröffentlicht wird. Darin werden aber wesentliche Fragen und Probleme ausgespart.
Hin und wieder stellen aber kritische Journalisten diese Fragen:
Andreas Montag: Eine Plage, die ohne Not über uns gekommen ist. In: Mitteldeutsche Zeitung vom 03.01.2004 www.vrs-ev.de/forum/posting.php
Andreas Liegsalz: Es lebe die Sprache – Zum 175. Geburtstag von Konrad Duden. In: Münchner Merkur vom 3.1.2004
www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?p=545#545
Bisher stellte bei der „Augsburger Allgemeinen“ Günter Ott solche Fragen. Er befindet sich offenbar im Ruhestand.
Die nicht gestellte Kernfrage ist die nach der sogenannten Rechtschreibreform. Diese hat zu einer Beliebigkeitsschreibung geführt, einem Mischmach herkömmlicher, „neuer“ und individueller Schreibweisen, wie man es in den Zeitungen sehen kann, so daß das große Werk Konrad Dudens, die einheitliche Rechtschreibung, zerstört wird. Daher ist es der Geburtstagswunsch der „Deutschen Sprachwelt“ (DSW), das Rechtschreibchaos zu beenden: www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?t=189
Diesen Beitrag habe ich ins Forum der Augsburger Allgemeinen eingetragen:
http://www5.augsburger-allgemeine.de/discus/messages/8/86.html?1073427917 |
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Manfred Riebe
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: Mittwoch, 04. Feb. 2004 08:01 Titel: Reform der Reform |
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<b>Neue Rechtschreibung soll überholt werden: «Leid tun» und «leidtun»</b>
St. Goar/Bonn (dpa) - Die Regeln der neuen Rechtschreibung sollen zum Ende der Übergangfrist im Sommer 2005 teilweise erneut geändert werden. Betroffen seien vor allem das Getrennt- und Zusammenschreiben sowie die Groß- und Kleinschreibung, wobei dem Schreibenden künftig größere Freiheit gelassen werde, berichtete Matthias Dräger vom Koordinationsbüro «Wir gegen die Rechtschreibreform» am Mittwoch in St. Goar. Er berief sich auf ein Papier der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung.
Zu dem bisher nicht veröffentlichten vierten Bericht der Kommission, der den Reformgegnern vorliegt und dpa zur Verfügung gestellt wurde, wollte die Kultusministerkonferenz am Mittwoch keine Stellungnahme abgeben. Nach den jüngsten Empfehlungen der Zwischenstaatlichen Kommission, der zwölf Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz angehören, soll künftig beispielsweise neben «Leid tun» auch die Variante «leidtun» möglich sein - das alte «leid tun» bleibt aber falsch. Im Fall von «allein stehend» oder «Rat suchend» werden frühere Zusammenschreibungen wieder zulässig - es darf also auch «alleinstehend» und «ratsuchend» notiert werden. Bei der Groß- und Kleinschreibung soll bei Verbindungen von Präpositionen mit bestimmten Adjektiven ohne vorangegangenen Artikel wie «ohne weiteres» und «vor kurzem» auch Großschreibung möglich sein. Das Gleiche gilt für unbestimmte Zahladjektive wie «die einen», «die anderen», «die meisten». «Wer den substantivistischen Gebrauch unterstreichen will, kann großschreiben», heißt es in dem Papier. Damit nehme die Zahl der Varianten insgesamt zu. «Da keine Schreibweisen falsch werden, entstehen keine Probleme bei der weiteren Verwendung von Schulbüchern, bzw. bei Korrekturen.»
Die Zwischenstaatliche Kommission, die die 1998 eingeführte Rechtschreibreform begleiten soll, schlägt ferner vor, ihr künftig die Kompetenz zur Änderung von Regeln und Schreibweisen zu geben. Nur Änderungen von grundsätzlicher Bedeutung wie die Einführung der Kleinschreibung von Substantiven solle politischen Institutionen überlassen bleiben. Ihr Bericht soll am Donnerstag nächster Woche (5.2.) von der Amtschefskommission «Rechtschreibung» der Kultusministerkonferenz (KMK) beraten werden. Bis Ende des Schuljahres 2004/2005 gilt die Übergangsfrist. Vom 1. August 2005 an gilt nur die Neuregelung; Fehler werden den Schülern angestrichen und bewertet.
Augsburger Allgemeine Zeitung vom 28.01.2004 17:17
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Manfred Riebe
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: Mittwoch, 04. Feb. 2004 08:03 Titel: Selbstherrlichkeit der Kommission |
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<b>Selbstherrlichkeit der Kommission
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Herzlich schnurz</b>
Nun erhält die Kritiker-Erregung an der Rechtschreibreform eine Neuauflage. Das ist zum Teil verständlich (denn es gilt neben „Leid tun“ künftig auch „leidtun“, aber nicht das übliche „leid tun“), das ist zum Teil aber auch ein wenig Schmerzsimulation. Erstens war von Anfang an klar, dass es Nachbesserungen geben werde (dafür ist die Zwischenstaatliche Kommission ja da), zweitens kann man sich auch freuen, dass künftig wieder „zusammen spielen“ und „zusammenspielen“ dem Sinn nach unterschieden wird.
Unverfroren ist aber auf jeden Fall die Selbstherrlichkeit der Kommission, die künftig nicht nur die Funktion der Duden-Redaktion beansprucht, sondern auch von der Kultusministerkonferenz verlangt, dass diese bei der Absegnung der Regel-Modifizierungen „dankt für die sorgfältige Arbeit“.
Das Thema Schule und Schreibenlernen ist in diesem Zusammenhang ein besonders kniffliges. Und was macht der Normalbürger? Er schreibt brav ss und ß nach kurzem und langem Vokal, er schreibt „so genannt“ getrennt und leitet „platzieren“ von Platz ab. Der Rest ist ihm herzlich schnurz. Und darin liegt der Hund begraben. Rüdiger Heinze
Augsburger Allgemeine Zeitung vom 30.01.2004
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Manfred Riebe
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: Samstag, 07. Feb. 2004 23:13 Titel: Einheitlichkeit des deutschen Sprachraums |
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<b>Desinformation: Einheitlichkeit des deutschen Sprachraums gewahrt
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Rechtschreibreform wird mit geringen Veränderungen verbindlich</b>
Berlin (dpa) - Mit nur geringen Veränderungen soll die neue Rechtschreibung wie geplant ab August 2005 verbindlich werden. Die Amtschefs der Kultusministerien der Länder beschlossen in Berlin, dass bis dahin noch Gespräche über Einzelheiten der Neuregelung geführt werden können. Alle Regelwerke, die der Neuregelung bisher folgten, können aber weiter benutzt werden. Auch Österreich, die Schweiz und Liechtenstein wollen die neuen Vorschläge umsetzen. Damit bleibt die Einheitlichkeit des deutschen Sprachraums gewahrt.
Augsburger Allgemeine Zeitung vom 05.02.2004
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Manfred Riebe
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: Samstag, 07. Feb. 2004 23:19 Titel: Deutsch wird eine Variantensprache |
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<b>Deutsch wird eine Variantensprache
Der Weg der deutschen Sprache führt immer klarer in die Unklarheit.
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Erlaubt ist, was gefällt?</b>
Die große zwischenstaatliche Rechtschreibkommission hat uns neue Rechtschreibvarianten beschert. Sie sollen die alten Varianten der vergangenen Etappen der Rechtschreibreform nicht verdrängen, sondern ergänzen. Die alten Varianten bleiben erlaubt; es kommen nur einige neue, ebenfalls erlaubte hinzu. Der Weg der deutschen Sprache führt immer klarer in die Unklarheit. Deutsch wird eine Variantensprache.
Man kann sich dabei auf Goethe berufen, der seinen Torquato Tasso sagen ließ: Erlaubt ist, was gefällt. Allerdings lautete Eleonores Antwort: Erlaubt ist, was sich ziemt.
Wir erkennen gleich, dass der liberale Torquato unserem Zeitgeist näher ist als die fräuleinhafte Eleonore. Wir schreiben heute, wie es uns gefällt und nicht, wie es sich geziemt. Ja, wir dürfen sogar schreiben, wie es uns nicht gefällt. In einigen Fällen sollen wir sogar schreiben, wie es uns nicht gefällt und wie es sich auch nicht geziemt. Denn die Freiheit des Schreibenden endet dort, wo das Absurde sein Recht verlangt.
Goethe hat seinerzeit gänzlich ohne Rechtschreibkommission gedichtet. Wie hat er das nur ausgehalten? Rainer Bonhorst
Augsburger Allgemeine Zeitung vom 06.02.2004
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Manfred Riebe
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: Donnerstag, 15. Jul. 2004 19:22 Titel: Die Rechtschreibreform wurde mit falschen Angaben propagiert |
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Die Rechtschreibreform wurde mit falschen Angaben propagiert
Haben Kultusminister und Ministerpräsidenten geschlafen, aber zugestimmt?
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A-brupt, zum Beispiel
„Wachet auf...“ - so beginnt ein schönes Kirchenlied. Sieht man freilich auf die junge, immerhin fast neunjährige Geschichte der Rechtschreibreform, muss man sagen, viele, allzu viele haben geschlafen - und trotzdem ihr offizielles Plazet gegeben, bei den Kultusministern wie bei den Ministerpräsidenten.
Jetzt sind einige aufgewacht, und sie wecken wieder andere - weil nur noch ein Jahr Zeit ist bis zur offiziellen Einführung der Neuregelung am 1. August 2005. Warum steht diese Reform immer wieder aufs Neue im Feuer?
Weil sie in Teilen eine Missgeburt ist. Beispiele, nur zwei: Erich Kästners feine Pointe zwischen „heißersehnten“ und „heiß ersehnten Kartoffeln“ ist dahin. Dafür haben wir jetzt die überflüssige Trennung „a-brupt“.
Weil sie mit falschen Angaben propagiert wurde, etwa der, dass die Zahl der Regeln von 212 auf 112 vermindert worden sei.
Weil sie viel zu lange unbehelligt von einer „Kommission“ betrieben wurde, in der Kritiker nicht zu Wort kamen.
Und nun? Der Zug dampft längst auf dem Gleis. Aber vielleicht sind doch noch Weichenstellungen möglich.
Günter Ott
Augsburger Allgemeine Zeitung vom 14. Juli 2004
www.augsburger-allgemeine.de/Home/sptnid,3_regid,2_arid,262012.html
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Anmerkungen:
Hier können Sie Günter Ott die Meinung sagen:
Speakers Corner - die Online Foren der Augsburger Allgemeinen » Kultur » <b>Rechtschreibreform pro & contra</b> - Klicken Sie hier: <b> http://www5.augsburger-allgemeine.de/discus/messages/8/106.html?1074639546 </b>
Die Journalisten ließen sich gleichschalten. Auch die Presse hatte geschlafen, zugestimmt und mitgemacht. Daß die Neuregelung eine Beliebigkeitsschreibung ist, konnte man in den Zeitungen sehen, ohne daß aber die Presse daraus die Konsequenzen zog und wie die FAZ in der Sackgasse umkehrte.
In dem folgenden Motto des VRS sind die wichtigsten Aspekte der Rechtschreibreform enthalten: der sprachliche, pädagogische, demokratische, wirtschaftliche und ökologische.
„Es ist nie zu spät, Natur-, Kultur- und Sprachzerstörung, Entdemokratisierung, Korruption und Steuerverschwendung zu stoppen!“ (VRS)
Soweit die Journalisten das Thema „Rechtschreibreform“ überhaupt zu behandeln wagten, nachdem sie am 1. August 1999 gleichgeschaltet wurden, und es nicht unter den Teppich kehrten, begnügten sie sich damit, den sprachlichen Aspekt zu kommentieren und auch das häufig nur sehr oberflächlich und fehlerhaft. Investigativen Journalismus gab es nur sehr selten.
Günter Ott schreibt aber auch: „Weil sie [die Rechtschreibreform] mit falschen Angaben propagiert wurde, etwa der, dass die Zahl der Regeln von 212 auf 112 vermindert worden sei.“
Diese Täuschungsmanöver wurden noch von keinem Journalisten systematisch und gründlich dargestellt. So ist überhaupt noch nicht die Irreführung Stoibers mit dem Mogeldiktat bzw. dem 40-Prozent-weniger-Fehler-Märchen bekannt. Hier ist ein Brief des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber vom 16. Dezember 1996 archiviert, in dem dokumentiert ist, daß Stoiber durch ein Diktat mit 40 Prozent weniger Fehlern getäuscht wurde. Siehe: www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?t=415
Diese Irreführung steht aber im Widerspruch zu der Behauptung Otts, die Politiker hätten geschlafen. Sie wurden irregeführt, haben aber den Reformkritikern - an der Spitze Professor Theodor Ickler - nie zugehört, die alle diese Täuschungen bereits 1997 offenlegten. Welcher Journalist oder Politiker hat sich denn überhaupt die Mühe gemacht, Theodor Ickler: REGELUNGSGEWALT. Hintergründe der Rechtschreibreform. St. Goar: Leibniz Verlag, 2001, zu lesen? Die Journalisten - bis auf wenige einsame Rufer in der Wüste - haben als Sturmgeschütze der Demokratie versagt. Aber die Politiker hätten ab 1. August 2000 die FAZ als Mahnerin lesen können. Der Groschen ist bei den Ministerpräsidenten Wulff, Müller und Stoiber sehr spät gefallen, vielleicht nachdem Ickler den Deutschen Sprachpreis 2001 erhielt und man daraufhin „Regelungsgewalt“ las. Aber es ist für eine Umkehr auf einem falschen Weg nie zu spät. Die Kultusminister und mit ihnen die meisten Abgeordneten haben dagegen ihre Hausaufgaben immer noch nicht gemacht.
Roman Herzog sagte: „Kultusminister sind aufgrund ihres geistigen Zuschnitts nicht in der Lage, über die Grenzen ihres Bundeslandes hinaus zu denken. Historiker könnten nicht universalgeschichtlich denken. [...] Daß er in solchen Zusammenhängen [...] die Auseinandersetzung über die Rechtschreibreform verächtlich kommentiert - überflüssig wie ein Kropf – verwundert nicht.“ Vgl. Schöttes, H. J.; Rossler-Kreuzer, H.: In Schanghai fühlte sich Herzog 'pudelwohl' - und teilte aus. In: Nürnberger Nachrichten vom 23.11.96, S. 3.
<b>Vgl. „Zur Rolle der deutschen Medien“ - www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?t=400 -.</b> |
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