Elke Philburn
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: Mittwoch, 07. Mai. 2003 03:27 Titel: Esmeralda Bosch: Neue Rechtschreibregeln im Spiegel von Wört |
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http://www.uni-frankfurt.de/fb10/schlosser/bosch.htm
In ihrer Examensarbeit (Institut für deutsche Sprache und Literatur, Uni Frankfurt) analysiert die Verfasserin, wie das neue Regelwerk in einer Anzahl von Wörterbüchern umgesetzt wird:
C. Schlussbemerkung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Erwartungen der Reformbefürworter, die Unterschiede in den Wörterbüchern würden sich mit der Zeit aufheben, noch nicht erfüllt haben.
Die unterschiedlichen Angaben zur Schreibweise, unabhängig davon, ob sie aus dem Vergleich verschiedener Wörterbuchverlage oder verschiedener Auflagen desselben Verlages stammen, machen deutlich, wie viele Schwierigkeiten die neuen Rechtschreib-regeln mit sich bringen. Es geht dabei einerseits um die Entscheidung, ob die Neuregelung in den einzelnen Fällen neue Schreibungen nach sich zieht, andererseits aber auch, um die Probleme, die genau diese Neuregelungen bei ihren Anwendungen mit sich bringen.
Während die Differenzen in den ersten Wörterbuchauflagen nach den Reform insbesondere aus den Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Regeln resultierten, kommen nun Unterschiede vermehrt dadurch zustande, dass, vor allem im Duden, versucht wird, die Unplausibilität mehrerer Regeln zu umgehen.
Aus den Berichten der Zwischenstaatlichen Kommission lässt sich der Schluss ziehen, dass es in vielen Fällen nicht bei den umstrittenen neuen Schreibweisen bleiben wird, da entweder die bisherige Schreibung als Alternative hinzugefügt oder letztlich doch in mehreren Fällen zu der alten Form zurückgekehrt wird. Dies wird wiederum nicht ohne Folgen für die Lexikographen bleiben, da viele ihrer Versuche, Schreibweisen der Neuregelung anzupassen, wieder rückgängig gemacht werden müssen und die Frage aufkommt, inwieweit dies vielleicht neue Unterschiede mit sich bringt.
Dass in den Wörterbüchern weiterhin so viele Unterschiede enthalten sind, bezeugt nicht den Erfolg der Arbeit der Zwischenstaatlichen Kommission, die ihre Aufgabe in einer Presseerklärung am 07.06.1997 folgendermaßen definierte:
"Aufgabe der Kommission ist es, die Einführung der Neuregelung zu begleiten und dabei auftretende Probleme zu klären. Sie wird deshalb auch den Wörterbuchredaktionen Empfehlungen für eine einheitliche Umsetzung der neuen Regeln geben."
Doch zeigt sie sich drei Jahre später mit ihrer Arbeit zufrieden. Es wird behauptet, die Zweifelsfälle seien in den neuen Wörterbuchauflagen bereinigt worden, die Wörterbücher würden auf den Regeln der Reform basieren und diese einheitlich auslegen.
"Auf Betreiben und unter Mithilfe der Zwischstaatlichen Kommission einigten sich die großen Wörterbuchverlage seither auf eine einheitliche Auslegung der amtlichen Regeln. Sie haben dies in den jeweils neuesten Auflagen ihrer Rechtschreibwörterbücher umgesetzt. Bertelsmann im März 1999, Duden im August 2000. Beide Nachschlagewerke sind damit zuverlässige Ratgeber in orthografischen Fragen." (Erklärung vom 17.8.2000).
Dass sich insbesondere im Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung die zuversichtlichen Erwartungen der Reformer kurz nach Beschluss der Reform, nämlich dass sich mit der Zeit die Schreibweisen der Einträge in den Wörterbüchern gleichen würden, ebensowenig bestätigt haben, wie die von der Zwischenstaatlichen Kommission behauptete Einheit erreicht ist, und dass viele Unterschiede auf der unzureichenden Beschaffenheit der Regeln basieren, sollten die Vergleiche der neusten Wörterbücher in dieser Arbeit zeigen.
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Boschs Betreuer Prof. Dr. phil. Horst Dieter Schlosser:
Über 700 Linguistinnen und Linguisten haben gegen die verunglückte Rechtschreib"reform" protestiert. Ich gehöre dazu.
http://www.uni-frankfurt.de/fb10/schlosser/ |
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