Manfred Riebe
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: Dienstag, 20. Jan. 2004 23:37 Titel: Duden-Sprachberatung |
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<b>Heißt es der, die oder das E-Mail?
Seit 15 Jahren bietet die Duden-Sprachberatung Hilfe an - 16 Mitarbeiter beantworten täglich im Schnitt 200 Anrufe</b>
Für diese 0190er-Nummer machte selbst Late-Night-Talker Harald Schmidt in seiner Sendung Werbung. Rund 200 Mal klingelt das Telefon pro Tag unter 0190-8-70098: Anrufer können dort alles über Rechtschreibung, Zeichensetzung, Grammatik erfahren.
MANNHEIM. Schon seit über 15 Jahren bietet die telefonische Duden-Sprachberatung Hilfe an. Die Zahl der Anrufer hat ständig zugenommen. „1998 waren es etwa 40 pro Tag“, sagt Leiterin Anette Auberle. Rund 40 000 Anfragen bearbeiten die 16 Mitarbeiter mittlerweile pro Jahr.
Die Fragen sind so vielfältig wie die deutsche Sprache. Heißt es Website oder Webside, schwarze oder Schwarze Konten, Ruccola- oder Rucola-Salat, Baden oder baden gehen, der, die oder das Kosovo? Sehr oft werde auch nach der Schreibweise von E- Mail gefragt, berichtet Auberle, und ob der, die oder das E-Mail richtig sei. „Häufig heißt es auch, im Duden steht ja gar nicht ,akquirieren‘ drin. Das findet man natürlich nicht ohne weiteres, wenn man nicht genau weiß, wo man es suchen muss“, erzählt Auberle.
Sprachliche Hilfe der Duden-Experten gibt es schon seit fast 100 Jahren. Bereits im Rechtschreibduden aus dem Jahre 1915 stand der Hinweis: „Auskunft in Rechtschreibfragen erteilt: Kaiserlicher Oberkorrektor Otto Reinecke, Berlin SO 26, Elisabethenufer 57“. In der Auflage von 1934 offeriert die „Deutsche Sprachberatungsstelle“ beim Verlag Bibliographisches Institut AG in Leipzig ihre Unterstützung in Zweifelsfragen der deutschen Sprache und weitere 20 Jahre später trat die „Sprachberatungsstelle der Dudenredaktion“ in Mannheim deren Nachfolge an. Seit Mitte der 80er-Jahre ist die Beratung telefonisch institutionalisiert.
Rund 90 Prozent der Anrufer haben nach Angaben Auberles Fragen zur neuen Rechtschreibung, die aber insgesamt gut akzeptiert werde. Die größten Probleme bereite die Zusammen- und Getrenntschreibung. „Aber da wurde auch vorher schon vieles falsch gemacht“, betont sie.
Ob Sekretärinnen, Redakteure, Studierende und Werbefachleute, Druckereien, PR-Agenturen oder Anwaltskanzleien: Menschen aller Berufe und Schichten suchen in sprachlichen Zweifelsfällen Rat bei der Duden- Sprachberatung. Nur sehr wenige Lehrer seien darunter, sagt Auberle, und vereinzelt Schüler. Manche Anrufer seien „Stammkunden“. „Wir hatten vor ein paar Jahren mal einen Schüler, der jeden Mittag anrief“, erzählt sie. Auch ein Herr, der offensichtlich ein Beerdigungsinstitut hatte, habe einige Zeit fast täglich angerufen, und nach Sätzen wie „in stillem Gedenken“ gefragt.
Für die Mitarbeiter der Sprachberatung gelten zwei Grundsätze: Schnell müsse die Beratung sein. „Die durchschnittliche Gesprächsdauer liegt bei 1,5 Minuten“, sagt Auberle. Außerdem gelte: Nicht auf die Erinnerung verlassen, sondern alles noch einmal nachschlagen. Nathalie Waehlisch
Duden-Sprachberatung, Tel.: 0190 8 70098, Kosten: 1,86 Euro/Minute, Mo-Fr 9-17 Uhr. Der Duden-Newsletter kann unter www.duden.de/newsletter kostenlos abonniert werden.
Nathalie Waehlisch
Rhein-Zeitung vom 08.01.2004, S. 20
http://rhein-zeitung. |
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