Sprachberatung TU Chemnitz

[Manfred Riebe]

<b>Sprachberatung TU Chemnitz
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Kostenlose Sprachberatung</b>
<i>Germanistin Ruth Geier sitzt am Sprachberatungstelefon der TU Chemnitz</i>
Axel Köhn

<i>Sprachberatungstelefon Chemnitz, Geier, Guten Tag. </i>

Immer donnerstags von 14 bis 16 Uhr 30 meldet sich Ruth Geier am Sprachberatungstelefon der TU Chemnitz. Journalisten, Sekretärinnen oder Deutschlehrer rufen sie dann an und fragen zum Beispiel, wie das Wort „E-Mail“ richtig geschrieben wird.

<i>Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, denn wie bei den meisten Fremdwörtern, die wir übernommen haben, gibt's da mehrere Schreibungen. </i>

Ruth Geier muss bei vielen Anfragen nachschlagen. Neben dem Duden stehen eine Reihe von Bedeutungs-, Synonym- oder Fremdwörterbüchern in ihrem kleinen Büro an der TU Chemnitz. Auch wenn sie selbst etwas schreibt, greift sie oft zum Duden.

<i>Ich schlage sehr häufig nach. Ich kann also nicht alle Fragen aus dem Stehgreif (!) beantworten. Aber der Unterschied zu den Anrufern ist, dass ich weiß, wo ich nachschlagen kann. Manchmal kann ich auch nicht sofort Antwort geben, da muss ich mich dann noch mal in deiner Bibliothek umsehen und muss ich einfach bitten, dass die Woche darauf noch mal angerufen wird. </i>

In den zweieinhalb Stunden Beratungszeit am Donnerstagnachmittag rufen ungefähr 20 Leute an. Diese bleiben oft anonym. Trotzdem merkt Ruth Geier recht schnell, wofür sie die Auskunft brauchen. Manchmal wollen die Anrufer auch nur über die Mediensprache schimpfen.

<i>Wenn zum Beispiel in der Zeitung steht, dass Schwarzenegger der am meistporträtierteste Mensch ist. Das verstehe ich. Wenn zum Bespiel im ZDF gesagt wird, mehrmals hintereinander, wir gedenken dem, wenn Orthografiefehler sind, wenn Grammatikfehler sind, also im Januar diesen Jahres statt dieses Jahres oder der Kursverfall des Dollar - alles so was entdecken die Leute. </i>

Die 58-jährige arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Studiengang Medienkommunikation an der TU Chemnitz. Hauptsächlich beschäftigt sie sich mit politischer Sprache und Stilistik. Das Sprachberatungstelefon betreut sie nur nebenbei. So sieht sie sich auch nicht als Konkurrenz zu professionellen und kostenpflichtigen Sprachberatungsangeboten, wie zum Beispiel der Duden-Sprachberatung. Erstaunt ist Ruth Geier darüber, dass sie kaum von Studierenden angerufen wird.

<i>Wenn ich studentische Arbeiten sehe, denke ich, mein Gott, die könnten sich hinsetzen mit einer Arbeit und alle unklaren Fälle am Telefon klären. Aber es macht keiner. So billig kommen die nie zu einer grammatisch und orthografisch einwandfreien Arbeit. </i>

Oft sind es nicht die Probleme der neuen oder alten Rechtschreibung, für deren Beantwortung Ruth Geier am längsten braucht. Es sind die kleinen Dinge, wie zum Beispiel unsere telefonische Anfrage nach der richtigen Schreibweise des Wortes E-Mail.

<i>Ich habe die Dudenvariante gefunden, großes „E“, Bindestrich großes „Mail“. Ich habe alles klein gefunden, „email“ in einem Wort. Ich habe gefunden: kleines „e“, großes „M“ ohne Bindestrich und ich habe gefunden: kleines „e“, Bindestrich kleines „m“. Und habe auch die Variante bei Studenten gefunden: kleines „e,“ Bindestrich großes „M“. Es ist alles da. </i>

Irgendwann, ist sich Ruth Geier sicher, wird sich eine Schreibweise durchsetzen. Aber welche, ist noch nicht abzusehen. Man könnte sich nach dem Duden richten, man muss aber nicht.

<i>Wichtig ist nur, wenn man eine Variante gefunden hat, dass man die selbst konsequent durchzieht. Also nicht in einem Text mal so und mal so schreibt. Ich bedanke mich für ihren Anruf, tschüss. </i>

Weitere Infos:

Dr. Ruth Geier
Technische Universität Chemnitz Philosophische Fakultät
Professur Medienkommunikation
09197 Chemnitz
Telefon (03 71) 5 31-29 12
Sprechzeit:
donnerstags von 14 bis 16.30 Uhr
Der Service ist kostenlos, es entstehen keine zusätzlichen Gebühren.

Deutschlandfunk - Campus & Karriere • Magazin für Hochschule und Karriere
vom 13. Januar 2004
URL: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/226756/

[Manfred Riebe]

<b>Sprachberatung, Sprachkritik, Eindeutschungen, Währungen
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„Kostenloses Nachschlagen“ - korrekte Interpretation?
Wann greift endlich das Vorhaben, die Sprachwissenschaft um die Disziplin „Sprachkritik“ zu erweitern?</b>

Germanisten, die die Sprachentwicklung beobachten, recherchieren heutzutage im Internet und nehmen dort vorgefundene Schreibweisen als „sich neu so entwickelt an“. Dies findet dann seinen Niederschlag in Wörterbüchern. Als Beispiel sei das Wort „Synergie“ genannt. Laut Fremdwörterduden gab es bis zur Ausgabe von 1990 von diesem Wort keine Pluralform: dies liegt begründet in der Bedeutung des Wortes aus dem Griechischen/Neulateinischen. Laut neuem Fremdwörterduden jedoch ist die Verwendung der Pluralform nunmehr korrekt. Auf meine Anfrage zu dieser Änderung ließ man mich wissen, dass im Intranet die Pluralform nun öfter verzeichnet sei und sie deswegen nun auch im Duden so stehe.
Ich empfinde ein solches Umgehen mit der Sprache wissenschaftlich gesehen als hoch bedenklich: Der - mitunter auf Unwissenheit basierende - Schreib-/Sprachgebrauch kann und darf nicht Basis für Festlegungen sein, vielmehr sind - in diesem Falle - semantische Bedeutungen zu betrachten und ein sich ggf. abzeichnender anderer Schreib-/Sprachgebrauch konsequent zu ignorieren. Es macht Hoffnung, daß die Sprachkundler das zunehmend selbst erkennen. Mit der Bildung der Disziplin „Sprachkritik“ hofft man hier wieder zu sprachwissenschaftlich Fundiertem zu gelangen (siehe auch falsche etymologische Herleitungen).

Das läßt mich jetzt noch den Bogen zu dem Beitrag „Kostenlose Sprachberatung“ der TU Chemnitz schlagen: Wenn eine Germanistin alle möglichen Formen der Schreibweise „E-Mail“ sammelt, um dann - beratend - sich zu äußern, daß sich wohl eine der Formen „eMail/e-Mail/Email/e-mail“ irgendwann einmal durchsetzt, sie wisse aber nicht, welche das sei, sollte sie wissen, daß - sobald ein Wort „eingedeutscht“ ist - und dies ist bei „E-Mail“ der Fall -, es deutschen Schreibregeln unterliegt. So hätte die Antwort korrekterweise lauten müssen: Die nach deutschen Schreibregeln richtige Schreibweise ist „E-Mail“ (im Englischen: e-mail).

Ein weiterer Punkt war die Genitivform von „Dollar“. Es war wohl moniert worden, dass ein auslautendes „s“ fehlte -> „Dollars“ („... alles so was entdecken die Leute ...“). Nach Duden ist beides korrekt (auch für „des Euro/Euros“, „des Rubel/Rubels“, „des Yen/Yens“), im Wahrig jedoch nur „des Dollars“, „des Rubels“, aber: „des Euro/Euros“, „des Yen/Yens“. Weiß jemand, welchen Gesetzen dies folgt?

19.1.2004 Maria Glaser
www.rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?${Eintragedatum}
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Anmerkung:
Interessante Ausführungen zur Sprachberatung und Sprachkritik.
Aber ganz nebenbei: Hier liegt ein kleines Beispiel der Beliebigkeitsschreibung als Folge der sogenannten Rechtschreibreform vor: zweimal „dass“, dreimal „daß“, einmal „läßt“. Vgl. www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=105

Anmerkung:
In den VRS-Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.