Hilfe Zurück zur Hauptseite
Hilfe Beiträge der letzten 14 Tage zeigen
Hilfe Hilfe
Suchen Suchen
Benutzerliste Benutzerliste
Benutzergruppen Benutzergruppen
Profil Profil
Einloggen Einloggen
Registrieren Registrieren

Internationale Autoren gegen die Rechtschreibreform

 
Neuen Beitrag schreiben   Auf Beitrag antworten    VRS Foren-Übersicht -> Aktionen
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Montag, 05. Jan. 2004 20:31    Titel: Internationale Autoren gegen die Rechtschreibreform Antworten mit Zitat

Internationale Schriftsteller gegen die Rechtschreibreform

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!

Berlin, den 7. Oktober 2003

Seit einigen Jahren hat die deutsche Sprache zwei Orthographien. Die eine Orthographie ist die, die sich seit der Goethezeit allmählich entwickelt und das ganze zwanzigste Jahrhundert hindurch bewährt hat. Es ist die Orthographie, in der Theodor W. Adorno, Hannah Arendt, Ingeborg Bachmann, Walter Benjamin, Heinrich Böll, Elias Canetti, Paul Celan, Friedrich Dürrenmatt, Albert Einstein, Sigmund Freud, Max Frisch, Hermann Hesse, Franz Kafka, Niklas Luhmann, Thomas Mann, Robert Musil, Rainer Maria Rilke, Nelly Sachs, Arthur Schnitzler, Max Weber und Ludwig Wittgenstein geschrieben und veröffentlicht haben. Es ist die Orthographie der deutschen Sprache in Literatur, Philosophie und Wissenschaft.

Die andere Orthographie ist eine, die in staatlichem Auftrag erfunden wurde. Sie ist minderwertig und erschwert den präzisen sprachlichen Ausdruck. Gleichwohl soll sie gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung auf dem Verordnungsweg durchgesetzt werden, durch ihre Einführung in Schulbüchern und amtlichen Texten. Die große Mehrheit der deutschsprachigen Intellektuellen lehnt die staatlich verordnete Rechtschreibung ab. Eine der besten Zeitungen Deutschlands, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, lehnt sie ab. Die renommiertesten Buchverlage (darunter Hanser, Suhrkamp, Diogenes, Piper) lehnen sie ab. Gleichzeitig aber wird den Kindern auf deutschen, österreichischen und schweizerischen Schulen beigebracht, daß die bessere Orthographie „veraltet“ sei. Es gibt leider Verlage, die sich auf die Seite der Bürokratie geschlagen und sich für die „neue“ Orthographie entschieden haben. Doch selbst in diesen Verlagen beharren die deutschsprachigen Schriftsteller darauf, daß wenigstens ihre Bücher in der herkömmlichen Rechtschreibung erscheinen. Worauf sie jedoch in diesen Verlagen leider keinen Einfluß haben, ist die Orthographie der Bücher, die aus anderen Sprachen ins Deutsche übersetzt werden. Während die deutschsprachige Literatur fast ausschließlich in der angeblich „veralteten“ Orthographie erscheint, wird die fremdsprachige etwa von Verlagen wie S. Fischer oder Rowohlt in der behördlich verordneten „neuen“ Rechtschreibung publiziert.

Wir bitten Sie, liebe Kollegen, sich uns anzuschließen und uns zu unterstützen. Wir bitten Sie, dem Verlag gegenüber, in dem Ihr nächstes Buch auf deutsch erscheint, auf der bewährten deutschen Orthographie zu bestehen, so wie wir es tun. Ihre Leser werden es Ihnen danken.

Mit freundlichen Grüßen

Horace Engdahl, Hans Magnus Enzensberger, Georges-Arthur Goldschmidt, Günter Grass, Lars Gustafsson, Elfriede Jelinek, György Konrád, Reiner Kunze, Stanislaw Lem, Siegfried Lenz, Claudio Magris, Harry Mulisch, Adolf Muschg, Sten Nadolny, Cees Nooteboom, Patrick Süskind, Martin Walser, Christa Wolf

Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 232 vom 7. Oktober 2003, Feuilleton
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Webseite dieses Benutzers besuchen
Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Montag, 05. Jan. 2004 21:30    Titel: Erneuerung der Bataille Antworten mit Zitat

<b>Erneuerung der Bataille
______________________

Kommentar

Das Urteil von Frankfurt

Die Rechtschreibreform hat bis auf weiteres die parallele Zirkulation von „daß“ und „dass“, „rau“ und rauh“ etc. eingeführt. Zur Buchmesse hat der abgeebbte Streit erneut Wellen geschlagen.</b>
Von Lothar Müller

Die Buchmesse hat ihre Tore geöffnet, Verträge werden gemacht, das Maul wird sich zerredet. Beides gehört zusammen. Seit alters her vergleicht man die Worte mit den Münzen: weil beide unablässig zirkulieren, und vielleicht auch, weil beiden nicht immer der aufgeprägte Wert innewohnt.

Es gibt aber trotz aller schönen Reden, in denen sich die Allgemeinheit und Universalität von Geld und Sprache ineinander spiegeln, einen wichtigen Unterschied: die Währungsumstellung. In Deutschland gilt seit dem 1.1.2002 der Euro, die schöne Übergangszeit der noch ungewohnten Begegnungen von alten und neuen Münzen in einer Hand ist vorbei.

In der Schriftsprache der Deutschen ist zum 1. August 1998 die neue Rechtschreibung in Kraft getreten, aber nach wie vor werden auf dem Buchmarkt die Worte in alter und neuer Währung den weißen Seiten aufgeprägt.

Die Rechtschreibreform hat bis auf weiteres die parallele Zirkulation von „daß“ und „dass“, „rau“ und rauh“ etc. eingeführt. Der Pulverdampf des Streites über die Einzelheiten wie das Ganze hatte sich in jüngster Zeit ein wenig verzogen. Schreibweisen und Interpunktionen zirkulierten eher unaufgeregt parallel, in ermattet friedlicher Koexistenz.

Gelegentlich las man Plädoyers für die alte in neuer Rechtschreibung. Umgekehrt seltener. Zwar herrscht in den Schulbüchern und der Kinder- und Jugendliteratur nahezu unumschränkt die neue Rechtschreibung, aber die alte hält laut einer Umfrage der zwischenstaatlichen Kommission für die deutsche Rechtschreibung bei den Sachbüchern etwa 30, bei der Belletristik nahezu 50 Prozent.

Nun ist die Frankfurter Buchmesse zum Anlass für eine Erneuerung der Bataille geworden. Zum ersten Mal haben deutsche und internationale Autoren gemeinsam für die alte Rechtschreibung plädiert, und nicht nur das: Die Unterzeichner des Aufrufs, darunter Hans Magnus Enzensberger, Günter Grass, György Konrád, Siegfried Lenz, Adolf Muschg, Patrick Süskind, Harry Mulisch und Martin Walser, fordern ihre Kollegen in aller Welt auf, bei Verhandlungen über die deutschsprachigen Ausgaben ihrer Bücher „auf der bewährten deutschen Orthographie zu bestehen“.

Die neuen Regeln seien „minderwertig“ und erschwerten den „präzisen sprachlichen Ausdruck“. Damit ist diesem Text das Urteil gesprochen.

Süddeutsche Zeitung vom 8. Oktober 2003
Es handelt sich um einen Artikel der Online-Redaktion - kultur-online@sueddeutsche.de
www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/202/19183/

Online-Redakteur Lothar Müller macht den Kultur-Redakteuren der Papierausgabe Konkurrenz.

Es gibt übrigens auch Diskussionsforen der SZ: www.sueddeutsche.de/app/service/forum/
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden Webseite dieses Benutzers besuchen
Beiträge vom vorherigen Thema anzeigen:   
Neuen Beitrag schreiben   Auf Beitrag antworten    VRS Foren-Übersicht -> Aktionen Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Seite 1 von 1

 
Gehe zu:  







Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group