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Mitteldeutsche Zeitung

 
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Samstag, 03. Jan. 2004 21:28    Titel: Mitteldeutsche Zeitung Antworten mit Zitat

<b>Mitteldeutsche Zeitung
Die allgemeine, ratlose Beliebigkeit ist eine Plage
Die Rechtschreibreform hat das Bewußtsein für die Schönheit der Sprache beschädigt.
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Rechtschreibreform
Eine Plage, die ohne Not über uns gekommen ist</b>
Von Andreas Montag

Halle/MZ. Die Unzufriedenheit bleibt, das Ergebnis der ungeliebten Reform auch. Das ist der Stand der Dinge, seit 1998 die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung in Kraft getreten ist. Ein Spiel, bei dem es anscheinend nur einen richtigen Gewinner gibt: Die Kommission, die sich all die bahnbrechenden Verbesserungen ausgedacht hat, die von den Kultusministern dann schließlich abgesegnet und auf die Menschheit losgelassen worden sind.

Wie kam es überhaupt dazu? Reformen setzen sich gerade in Deutschland gemeinhin doch nur gegen zähen Widerstand durch. Erst recht, wenn sie eigentlich keiner haben will. Oder wollten wir alle und haben es inzwischen nur verdrängt? Die Idee klingt ja zunächst ganz vernünftig: Das Schreiben soll erleichtert werden. Nur ist dieser Effekt eben leider nicht eingetreten, sondern offensichtlich das krasse Gegenteil - und damit auch das Gegenteil dessen, was der Begründer der deutschen Rechtschreib-Ordnung, Konrad Duden, schon Ende des 19. Jahrhunderts zu seinem Ziel erklärt hatte. Statt Einheitlichkeit herrscht ein fideles Chaos, die Anarchie hat gesiegt.

Man hat die Wirkungsgeschichte der Reform in mehreren Stufen im Selbstversuch beobachten können. Am Anfang war nicht das Licht, sondern die Irritation: Warum soll ich nun Portmonee schreiben, fragte man sich, wenn ich Portemonnaie endlich richtig zu Papier bringe? Warum Delfin statt Delphin? Und worin liegt der wirkliche Reiz, zwischen beiden Schreibweisen auch noch entscheiden zu können? Ist das die vollkommene Demokratie oder der vollkommene Blödsinn? Vieles spricht für die zweite Aussage.

Nach der Irritation formierte sich Widerstand, wir erinnern uns: Schriftsteller klopften zornig mit ihren Tabakspfeifen auf den Tisch und sagten: Nein, danke. Buch- und Zeitungsverlage schlossen sich an, zumindest einige. Das hat die heitere Folge, dass manche das „Dass“ mit Doppel-Ess, andere wie gehabt mit Ess-Zett schreiben - und lesen. Womit wir bei Stufe drei, dem alltäglichen Wahnsinn, angelangt wären.

Wie schreibt man denn nun richtig? Lehrer und Schüler plagen sich mit den Regeln. Wenn Kinder ihre Eltern um Rat fragen, muss das nicht zwingend hilfreich sein, denn die haben zu ihrer Zeit lesend und schreibend ihre Regeln gelernt. Wie Journalisten auch. Täglich hacken sie ihre Artikel in die Computer und sind von Zweifeln nicht frei: Schreibt man üblicherweise jetzt doch getrennt? (Man tut es nicht.) Und manche Findungen sehen einfach abscheulich aus, etwa die Abfolge von drei gleichen Konsonanten in zusammengesetzten Wörtern. Schifffahrt ist der Klassiker.

Tatsächlich hat die Rechtschreibreform also wohl eine Wirkung erzielt: Sie hat das Bewusstsein für die Schönheit der Sprache nicht nur nicht gefördert, sondern beschädigt. Das lag gewiss nicht in der Absicht der Urheber. Doch die allgemeine, ratlose Beliebigkeit, mit der Rechtschreibung nun oft praktiziert wird, ist ein Übel, das ohne Not, aber wie eine Plage über uns gekommen ist.

Mitteldeutsche Zeitung vom 03.01.2004

www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1072010913029
Herausgeber: Alfred Neven DuMont
Mitteldeutsches Druck- und Verlagshaus GmbH & Co. KG
Delitzscher Str. 65, 06112 Halle/Saale
service@mz-sao.de
Chefredakteurin: Dr. Monika Zimmermann

Kultur: Andreas Montag
Tel: 0345/565-4225
Fax: 0345/565-4249
E-Mail: Andreas.Montag@mz-sao.de
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Vgl. auch: Vater der Rechtschreibung: 175. Geburtstag von Konrad Duden
1880 legte er das «Vollständige Orthographische Wörterbuch» vor</b>
Von Bernd Glebe
Mitteldeutsche Zeitung vom 03.01.2004
www.vrs-ev.de/forum/posting.php?mode=editpost&p=543
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