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Die Autoren wollen die „Reform“ nicht

 
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Manfred Riebe



Registriert seit: 23.10.2002
Beiträge: 2840
Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg

Beitrag: Samstag, 03. Jan. 2004 11:29    Titel: Die Autoren wollen die „Reform“ nicht Antworten mit Zitat

<b>Autoren wollen die „Reform“ nicht
österreichische und deutsche Schriftsteller, u.a. Reich-Ranicki, Wallraff, Grass
_______________________________________________________________________

Re-Reform oder F.A.Zeitungsente?</b>

<b>Die Schulen haben schon. Die Zeitungen teilweise. Und die Autoren wollen nicht: Die Umsetzung der Rechtschreibreform wurde zum Sommerthema Nummer eins.</b>

Für jeden Topf einen Deckel, für jedes Sommerloch ein Sommerthema. Dieses Jahr liefern die Diskussionen über die Rechtschreibreform einen Dauerbrenner für das deutschsprachige Feuilleton, seit die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) zur alten Rechtschreibung zurückgekehrt ist.

Bei der Umsetzung der seit 1998 exekutierten Reform stehen die Fahnen derzeit auf Halbmast. Sämtliche Schulen und ein Großteil der Ämter haben sowohl in Österreich, als auch in Deutschland bereits voll auf die neuen Regeln umgestellt. Auch ein Großteil der Zeitungen und Zeitschriften schreibt bereits „dass“ statt „daß“, Ausnahmen wie die Presse oder eben die FAZ bestätigen die Regel.

<b>Autoren wollen, daß</b>

Die deutsche Literatur erscheint jedoch immer noch überwiegend in alter Rechtschreibung. Laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur AP überlassen es die Buchverlage den Schriftstellern, in welcher Schreibweise ihre Werke gedruckt werden.

Der Cheflektor des Deutschen Taschenbuchverlages (dtv), Lutz-W. Wolff über seine bisherigen Erfahrungen: „Die Autoren schreiben eigentlich alle in alter Rechtschreibung. Kinder- und Jugendbücher dagegen werden durchwegs in neuer Schreibweise verlegt, wie sie in den Schulen gelehrt wird.“

<b>Hauptsache Schluss(ß)verkauf</b>

Dem Durchschnittsbürger ist die Reform im Alltag jedenfalls vollkommen gleichgültig, meint Klaus Heller, Geschäftsführer der Rechtschreibkommission: „Viele merken beispielsweise beim Zeitung lesen gar nicht, dass sich etwas geändert hat.“ Auch in geografischen Bezeichnungen oder Straßennamen schlägt sich die neue Schreibweise bisher kaum nieder.

Ganz zu schweigen von der Werbung: „Schlußverkauf“ oder „Schlussverkauf“ - ob nun nach den alten oder neuen Schreibregeln für die Schnäppchenjagd geworben wird, ist den meisten Kunden egal. Hauptsache, der Preis stimmt.

<b>Orthografisches Sommertheater</b>

Ist die erneut aufgeflammte Diskussion also tatsächlich vollkommen „überflüssig“, wie das Institut für Deutsche Sprache (IDS/Mannheim) behauptet? Die zentrale wissenschaftliche Einrichtung zur Erforschung und Dokumentation der deutschen Sprache rät allen Schulen und Medien, die sich für die neue Rechtschreibung entschieden haben, sich nicht vom „aktuellen orthografischen Sommertheater beirren zu lassen“.

In der aktuellen Debatte seien außerdem keine neuen Sachargumente gegen die Reform angeführt worden, so das IDS: „Bisher haben sich nur die alten Gegner zu Wort gemeldet, also Personen und Organisationen, die die Reform schon vor Jahren verhindern wollten.“

<b>Reich-Ranicki? Dagegen, natürlich.</b>

Der Literaturkritiker und ZDF-Talkmaster Marcel Reich-Ranicki ist einer dieser entschiedenen Gegner der neuen Rechtschreibung. Er hält sie „für ein großes Unheil, beinahe für eine nationale Katastrophe“. Es sei besser, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, als an der gegenwärtigen, „völlig verkorksten“ Regelung festzuhalten. „Ich möchte nicht im heutigen Deutschland ein Lehrer sein, der den Kindern das Schreiben beibringen soll. Und ich möchte auch in diesem Land kein Kind sein, das heute in der Schule das Schreiben lernt.“

Ähnlich der Kölner Schriftsteller Günter Wallraff: „Hier wurde der deutschen Sprache von selbstherrlichen und dogmatischen Bürokraten in vielerlei Hinsicht Gewalt angetan. Die Wenigsten können diese von oben herab diktierten neuen Schreibverordnungen nachvollziehen. Resultat: Keine verbindlichen Regeln mehr und allgemeine Verunsicherung!“ Man könne jetzt nur hoffen, „dass die größten Schreib-Verhunzungen zurückgenommen werden“.

<b>Gegner Günter Grass</b>

Günter Grass fordert ebenfalls eine Rückkehr zur alten Rechtschreibung: „Dies entspricht dem längst bekannten und wohl begründeten Willen der Mehrheit der Bürger, mithin sehr vieler Zeitungsleser“, schrieb Grass in einem Sonntag Abend verbreiteten „Aufruf an die deutschsprachige Presse“. Die übrigen Blätter sollen dem Beispiel der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ folgen.

<b>Widerstand aus Österreich</b>

Mit „IG-Autorinnen Autoren“-Geschäftsführer Gerhard Ruiss schließen sich auch die österreichischen Schriftsteller der deutschen Kritik an: „Die Reform ist bestenfalls in einer bürokratischen Wirklichkeit 'gelungen'.“ Es zeige sich aber sogar im Schriftverkehr mit Ämtern und Behörden, dass sich die Anwendung der Reform auf die „ss-Neuschreibungen“ beschränke. Nach den neuerlichen Nachjustierungen der Rechtschreibkommission werde auch niemand mehr zu einem Einstieg in die Reform motiviert werden können, ist sich Ruiss sicher.

<b>Keine Änderungen in Sicht</b>

So emotional die Debatte geführt wird, so unbeeindruckt zeigen sich die politisch Verantwortlichen. Bildungsministerin Gehrer (ÖVP) hält an der neuen Rechtschreibung eisern fest: „Die FAZ ist eine angesehene Zeitung, aber sie bestimmt nicht, wie in Österreichs Schulen geschrieben wird.“ Die Reform habe sich überdies in den heimischen Schulen bereits bewährt, es gebe weniger Rechtschreib- und Beistrichfehler.

Auch die für das Bildungswesen in Deutschland zuständigen Kultusminister beharren auf der umstrittenen Rechtschreibreform. „Eine erneute Veränderung des Regelwerks ist nicht geplant“, stellte der Präsident der Kultusministerkonferenz und Bremer Bildungssenator Willi Lemke (SPD) letzten Donnerstag klar.

Die aktuelle, hitzig geführte Diskussion wird vor allem von einem Faktum relativiert: dass, wer nicht will, ohnehin nicht muss. Die deutsche Rechtschreibung beruht nicht auf verbindlichen Gesetzen, sondern auf einem Übereinkommen.

Österreichischer Rundfunk, 07.08.2000
http://kultur.orf.at//000807-3977/3979txt_story.html

Österreichischer Rundfunk
1136 Wien
Würzburggasse 30

Redaktionelle Leitung:
Gerald Heidegger gerald.heidegger@orf.at
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