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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Mittwoch, 31. Dez. 2003 19:38 Titel: Wolfgang Scheuermann: Die Eszett-Seite |
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Wolfgang Scheuermann: Die Eszett-Seite
Wieso eine „ß-Seite“?
Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung trifft bei den wichtigsten Schriftstellern, den Fachwissenschaftlern und der Mehrzahl der Bevölkerung nach wie vor auf Ablehnung. Einen Aufruhr deshalb gibt es aber nicht: „Es gibt Wichtigeres!” – dieser zentrale Satz in der Desinformationskampagne der Reformbetreiber erfüllt vollauf seinen Zweck.
Nun gibt es Punkte an der Rechtschreibreform, die kraß gegen die Grammatik verstoßen („heute Abend”, „es tut mir sehr Leid” usw.), die schon von daher keinen Bestand haben dürfen. Sie sind natürlich „wichtiger”. Wichtiger ist auch die Wortvernichtung der Reform und der damit einhergehende – und nicht hinnehmbare – Verlust von Differenzierungsmöglichkeiten. Die ss/ß-Regelung ist aber das quantitativ bedeutendste Element der Reform. Viele Mitbürger machen mit der Beachtung dieser Regel ihr einziges Zugeständnis an die Rechtschreibreform, wenn sie an Behörden oder Zeitungen schreiben. Andererseits ist die Beachtung dieser Regel so etwas wie ein Lackmus-Test: Wer sie mißachtet, lehnt die Reform grundsätzlich ab; wer sie hinnimmt, verbeugt sich vor der „Regelungsgewalt”. (1) Deshalb scheint eine separate Darstellung der Problematik geboten.
Aus Dr. Wolfgang Scheuermann, Universität Heidelberg: Die Eszett-Seite - Die Bedeutung des „ß“ im Rahmen der Rechtschreibreform
http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~ma8/eszet.html
1) Ickler, Theodor: REGELUNGSGEWALT. Hintergründe der Rechtschreibreform. St. Goar: Leibniz Verlag, 2001, 306 Seiten, ISBN 3-931155-18-8
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Mittwoch, 31. Dez. 2003 21:10 Titel: Das Eszett, der Schweizer „Geßlerhut“ bzw. „Gesslerhut“ |
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Der Schweizer „Geßlerhut“ bzw. „Gesslerhut“
Keine einheitliche ß/ss-Schreibung
Professor Dr. Jean-Marie Zemb, Coll*ge de France, Paris, stellt fest, daß bei den 3. Wiener Gesprächen keine einheitliche Schreibung des Deutschen beschlossen wurde, sondern eine österreichische, eine Schweizer und eine deutsche Rechtschreibung (Jean-Marie Zemb: Für eine sinnige Rechtschreibung. Eine Aufforderung zur Besinnung ohne Gesichtsverlust. Tübingen: Niemeyer Verlag, 1997, S. 53). Eines der Beispiele, die Zemb u.a. anführt, ist die durchgängige Schweizer ss-Schreibung, die ja 90 Prozent der Reform umfaßt (S. 72, 148 f.).
Dazu sagt der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg: „Ich komme, orthographisch betrachtet, aus dem Busch.“ www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=199
Die kleine viersprachige Schweiz mit etwa 7 Millionen Einwohnern wirkt gerade auf Grund ihrer Viersprachigkeit als Einfallstor für die internationalisierende, die nationalen Wurzeln verleugnende ss-Schreibung, mit der die Einheitlichkeit der deutschen Orthographie zerstört wird.
Vgl. Zur Schweizer ss-Schreibung: www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=105
Aber es gibt durchaus Schweizer, wie Adolf Muschg, die an der traditionellen Eszett-Schreibung festhalten. Siehe die Artikel in den <i>Schweizer Monatsheften</i>: www.vrs-ev.de/forum/themaschau.php?t=182
<b>Zum Schweizer „Geßlerhut“ bzw. „Gesslerhut“</b>
In Schillers Volksdrama „Wilhelm Tell“ (1802-1804) kommen einige Elemente vor, die auch in den Volksinitiativen und Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform zum Ausdruck kommen, u.a. die Auflehnung dagegen, den Hut des Landvogts Geßler zu grüßen. Hermann Geßler, Geßler v. Bruneck, ist der Sage nach ein tyrannischer Landvogt in Uri, der angeblich von Wilhelm Tell getötet wurde.
Dazu ein Auszug aus einem Interview von Moritz Schwarz, Junge Freiheit (JF) mit Theodor Icker
JF: Was halten Sie von den Zeitungen, die gar nicht erst auf die Neuschreibung umgestellt haben?
Ickler: Außer der bedeutenden österreichischen Zeitung <i>Die Presse</i> haben einige kleinere deutsche Zeitungen sich geweigert, vor diesem Geßlerhut das Knie zu beugen, übrigens auf allen Seiten des politischen Spektrums. Aber das zeigt nur, es ist keine ideologische, sondern einfach eine Frage der Eigenständigkeit. Man traut sich bei den Großen, Konzerngebundenen eben einfach nicht, eine unabhängige Linie zu fahren. Nehmen sie zum Beispiel den <i>Spiegel</i>: anfangs hatte man lauthals getönt, man werde nie umstellen, aber dann hat man sich einfach angepaßt. Zuletzt hat noch Geo umgestellt, weil Gruner & Jahr, also Bertelsmann, es so befahl. Das Medienkartell hält eben zusammen, und nur unter dieser Voraussetzung konnten und können die Zeitungen den klaren Wunsch ihrer Leser nach der herkömmlichen Orthographie derart mit Füßen treten. Deshalb jetzt auch dieser Aufschrei wegen der „verantwortungslosen“ <i>FAZ</i>.
Aus: Theodor Ickler: „Das ist ein Dammbruch“. Der Rechtschreibreformkritiker Theodor Ickler über die Rückkehr der FAZ zur alten Rechtschreibung und die politischen Hintergründe der Reform. In: Junge Freiheit 33/00 vom 11.8.2000
Aus einem Leserbrief von Sigmar Salzburg
Die Verdrängung des ß lässt das Schriftbild und eine gute deutsche Kulturtradition verkümmern. Sie ist der Geßlerhut, an dessen Betrachtung der Staat die Willfährigkeit seiner Bürger erkennen und disziplinieren kann, geradezu eine Verletzung des Datenschutzes. Sie ist das Denkmal für die Missachtung der Demokratie, die Geiselnahme der Schüler durch die Kultusminister, die Niederschlagung des Willens des Volkes durch seine Volksvertreter und das Signal für die mediale Zwangsmissionierung der Bürger.
Sigmar Salzburg: Denkmal für die Missachtung der Demokratie. In: Frankfurter Rundschau vom 5.9.2000 zu ,Es tut mir leid: ein Kompromiss“ (FR vom 28. August 2000)
Anmerkung:
In den Links wurde „viewtopic“ durch „themaschau“ ersetzt, damit sie wieder funktionieren.
Zuletzt bearbeitet von Manfred Riebe am Mittwoch, 22. Jun. 2005 15:01, insgesamt 2mal bearbeitet |
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Manfred Riebe
Registriert seit: 23.10.2002 Beiträge: 2840 Wohnort: 90571 Schwaig bei Nürnberg
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: Mittwoch, 11. Feb. 2004 23:20 Titel: Gedächtnisstärkende Eselsbrücke |
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<b>Gedächtnisstärkende Eselsbrücke</b>
Ein Rechtschreibreformer:
„Erleichtert wird die Rechtschreibung durch diese Neuregelung freilich nicht. Lehrer beobachten statt dessen viele neue Fehler und geben zu bedenken, die alte Regelung sei leichter zu vermitteln gewesen. Manche Eselsbrücke („Doppel-s am Schluß bringt Verdruß“) führt schneller zum Erfolg als der Nachvollzug linguistischer Begründungen.“
(Professor Dr. Horst Haider Munske: Scheitern oder weiterwursteln? Die Halbzeitbilanz der Rechtschreibreform. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 19.3.2002)
http://rechtschreibreform.com/Perlen/KraftBank/KraftBank.pl?TueMar1903:56:51GMT2002
Ein Hauptschullehrer:
„Unerträglich ist es für mich, daß man im Zusammenhang mit der Heyseschen Praxis von einer „Regel“ spricht. Hier handelt es sich nämlich um ein Prinzip, das auf der Rechtschreibmethodik von deutlichem Sprechen und Hören basiert. Dieses Prinzip ist völlig gegenläufig zur Regel („ss am Schluß bringt Verdruß“). Das heißt im Klartext: Man hat eine Regel (etwas, das zusätzlich Sicherheit verschaffen könnte) abgeschafft. Die gedächtnisstärkende Regel wurde eliminiert, und statt dessen hat man die ohnehin in der Schulwirklichkeit nicht funktionierende Methode des Hör- und Sprechsinns über Gebühr favorisiert.“
Norbert Schäbler: Mehrkomponententheorie, 02.08.2003 14.44
http://www.rechtschreibreform.de/php/einzelner_Datensatz.php?BeitragNr=18538
Ein Schulpsychologe:
Die Neuregelung führt zu mehr Fehlern in Schüleraufsätzen.
Vgl. Marx, Prof. Dr. Harald: Rechtschreibleistung vor und nach der Rechtschreibreform: Was ändert sich bei Grundschulkindern? In: Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, Göttingen: Hogrefe-Verlag, 31/1999, S. 180-189. Marx stellt einen signifikanten Fehleranstieg bei der neuen ß/ss-Schreibung fest. |
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